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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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wie er für gut fand, und niemand sagte was, wenn
auch einer einhertrat, wie es ging.

Unterwegs hier sah ich die ehemals berühmte
Abtey Chatillon, welche die Nation damals schon
verkauft und die Güter dazu, die gar beträchtlich
waren, unter die Nachbarn vertheilt hatte. Die
Abtey selbst nebst der Kirche wurde schon zusam-
mengerissen und aus den Steinen und dem Bau-
holze wurden Häuser und Scheunen erbaut.

Unsre Märsche von Longwy nach Verdun wa-
ren sehr stark, das Wetter war heiß und daher sind
sogar einige Soldaten hier liegen geblieben, und ge-
storben.

Eine Stunde von Verdun sah ich einen Auftritt,
der mich gar nicht erbaute. Ein Offizier, der ar-
gen Durst haben mogte, foderte von einem Weibe,
welches zur Thüre heraus sah, Wasser zum Trin-
ken. Das Weib hatte keins, und sagte das mit
Bedauren. Verfluchte Hexe, schrie der Offizier,
hole dich der Teufel, mit allen Patrioten; und schlug
ihr mit seinem Stock ins Gesicht, daß das Blut
heraus sprang. -- Im nämlichen Dorfe verging
sich auch ein Unteroffizier, von unsrer Kompagnie,
Namens Wernike, an einem Mädchen durch Ohr-
feigen, weil es ihm nicht schnell genug Wasser her-
ausbrachte. -- Männer sah man in diesen Dör-
fern beynahe gar nicht.


wie er fuͤr gut fand, und niemand ſagte was, wenn
auch einer einhertrat, wie es ging.

Unterwegs hier ſah ich die ehemals beruͤhmte
Abtey Chatillon, welche die Nation damals ſchon
verkauft und die Guͤter dazu, die gar betraͤchtlich
waren, unter die Nachbarn vertheilt hatte. Die
Abtey ſelbſt nebſt der Kirche wurde ſchon zuſam-
mengeriſſen und aus den Steinen und dem Bau-
holze wurden Haͤuſer und Scheunen erbaut.

Unſre Maͤrſche von Longwy nach Verdun wa-
ren ſehr ſtark, das Wetter war heiß und daher ſind
ſogar einige Soldaten hier liegen geblieben, und ge-
ſtorben.

Eine Stunde von Verdun ſah ich einen Auftritt,
der mich gar nicht erbaute. Ein Offizier, der ar-
gen Durſt haben mogte, foderte von einem Weibe,
welches zur Thuͤre heraus ſah, Waſſer zum Trin-
ken. Das Weib hatte keins, und ſagte das mit
Bedauren. Verfluchte Hexe, ſchrie der Offizier,
hole dich der Teufel, mit allen Patrioten; und ſchlug
ihr mit ſeinem Stock ins Geſicht, daß das Blut
heraus ſprang. — Im naͤmlichen Dorfe verging
ſich auch ein Unteroffizier, von unſrer Kompagnie,
Namens Wernike, an einem Maͤdchen durch Ohr-
feigen, weil es ihm nicht ſchnell genug Waſſer her-
ausbrachte. — Maͤnner ſah man in dieſen Doͤr-
fern beynahe gar nicht.


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[130/0142] wie er fuͤr gut fand, und niemand ſagte was, wenn auch einer einhertrat, wie es ging. Unterwegs hier ſah ich die ehemals beruͤhmte Abtey Chatillon, welche die Nation damals ſchon verkauft und die Guͤter dazu, die gar betraͤchtlich waren, unter die Nachbarn vertheilt hatte. Die Abtey ſelbſt nebſt der Kirche wurde ſchon zuſam- mengeriſſen und aus den Steinen und dem Bau- holze wurden Haͤuſer und Scheunen erbaut. Unſre Maͤrſche von Longwy nach Verdun wa- ren ſehr ſtark, das Wetter war heiß und daher ſind ſogar einige Soldaten hier liegen geblieben, und ge- ſtorben. Eine Stunde von Verdun ſah ich einen Auftritt, der mich gar nicht erbaute. Ein Offizier, der ar- gen Durſt haben mogte, foderte von einem Weibe, welches zur Thuͤre heraus ſah, Waſſer zum Trin- ken. Das Weib hatte keins, und ſagte das mit Bedauren. Verfluchte Hexe, ſchrie der Offizier, hole dich der Teufel, mit allen Patrioten; und ſchlug ihr mit ſeinem Stock ins Geſicht, daß das Blut heraus ſprang. — Im naͤmlichen Dorfe verging ſich auch ein Unteroffizier, von unſrer Kompagnie, Namens Wernike, an einem Maͤdchen durch Ohr- feigen, weil es ihm nicht ſchnell genug Waſſer her- ausbrachte. — Maͤnner ſah man in dieſen Doͤr- fern beynahe gar nicht.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/142>, abgerufen am 03.05.2024.