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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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einzuholen. Einer Bemerkung kann ich mich je-
doch hier nicht enthalten.

Cüstine, dessen sonderbares Benehmen man
durch van Heldens Briefe in Girtanners poli-
tischen Annalen ziemlich kennen lernt, hat dem
Nationalkonvente zu Paris eine falsche, meist un-
gegründete Nachricht von dem Betragen der Frank-
furter Bürger gemacht, indem er sie beschuldigte,
daß sie, während der Wiedereroberung, drey Ba-
taillons Franzosen mit gewissen, dazu besonders
gemachten Messern ermordet hätten. Das that
Cüstine, um sein Versehen der Frankfurter Bür-
gerschaft zuzuschieben. Aber obgleich der Bericht
des Cüstine hier und da falsch ist, ja, obgleich
van Helden und einige seiner Offiziere, durch
ihren Unwillen über Cüstine, und die Lage ihrer
Gefangenschaft, vielleicht auch durch ihre Unwissen-
heit in diesem Punkte bestimmt, Cüstinen wider-
sprachen, und die Frankfurter zu rechtfertigen schie-
nen: so ist doch auch gewiß, daß der Bericht, wel-
chen die Frankfurter zu ihrer Vertheidigung an den
Konvent nachschickten, auch nicht ganz richtig ist,
und es sind, wie mir selbst Frankfurter Augenzeugen
erzählt haben, und ich erst noch vor kurzem auf
dem Weidenhofe zu Frankfurt hörte, viele Barba-
reyen selbst von Bürgern, folglich nicht allein von
Handwerksburschen, gegen die Franzosen verübt wor-

einzuholen. Einer Bemerkung kann ich mich je-
doch hier nicht enthalten.

Cuͤſtine, deſſen ſonderbares Benehmen man
durch van Heldens Briefe in Girtanners poli-
tiſchen Annalen ziemlich kennen lernt, hat dem
Nationalkonvente zu Paris eine falſche, meiſt un-
gegruͤndete Nachricht von dem Betragen der Frank-
furter Buͤrger gemacht, indem er ſie beſchuldigte,
daß ſie, waͤhrend der Wiedereroberung, drey Ba-
taillons Franzoſen mit gewiſſen, dazu beſonders
gemachten Meſſern ermordet haͤtten. Das that
Cuͤſtine, um ſein Verſehen der Frankfurter Buͤr-
gerſchaft zuzuſchieben. Aber obgleich der Bericht
des Cuͤſtine hier und da falſch iſt, ja, obgleich
van Helden und einige ſeiner Offiziere, durch
ihren Unwillen uͤber Cuͤſtine, und die Lage ihrer
Gefangenſchaft, vielleicht auch durch ihre Unwiſſen-
heit in dieſem Punkte beſtimmt, Cuͤſtinen wider-
ſprachen, und die Frankfurter zu rechtfertigen ſchie-
nen: ſo iſt doch auch gewiß, daß der Bericht, wel-
chen die Frankfurter zu ihrer Vertheidigung an den
Konvent nachſchickten, auch nicht ganz richtig iſt,
und es ſind, wie mir ſelbſt Frankfurter Augenzeugen
erzaͤhlt haben, und ich erſt noch vor kurzem auf
dem Weidenhofe zu Frankfurt hoͤrte, viele Barba-
reyen ſelbſt von Buͤrgern, folglich nicht allein von
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[276/0288] einzuholen. Einer Bemerkung kann ich mich je- doch hier nicht enthalten. Cuͤſtine, deſſen ſonderbares Benehmen man durch van Heldens Briefe in Girtanners poli- tiſchen Annalen ziemlich kennen lernt, hat dem Nationalkonvente zu Paris eine falſche, meiſt un- gegruͤndete Nachricht von dem Betragen der Frank- furter Buͤrger gemacht, indem er ſie beſchuldigte, daß ſie, waͤhrend der Wiedereroberung, drey Ba- taillons Franzoſen mit gewiſſen, dazu beſonders gemachten Meſſern ermordet haͤtten. Das that Cuͤſtine, um ſein Verſehen der Frankfurter Buͤr- gerſchaft zuzuſchieben. Aber obgleich der Bericht des Cuͤſtine hier und da falſch iſt, ja, obgleich van Helden und einige ſeiner Offiziere, durch ihren Unwillen uͤber Cuͤſtine, und die Lage ihrer Gefangenſchaft, vielleicht auch durch ihre Unwiſſen- heit in dieſem Punkte beſtimmt, Cuͤſtinen wider- ſprachen, und die Frankfurter zu rechtfertigen ſchie- nen: ſo iſt doch auch gewiß, daß der Bericht, wel- chen die Frankfurter zu ihrer Vertheidigung an den Konvent nachſchickten, auch nicht ganz richtig iſt, und es ſind, wie mir ſelbſt Frankfurter Augenzeugen erzaͤhlt haben, und ich erſt noch vor kurzem auf dem Weidenhofe zu Frankfurt hoͤrte, viele Barba- reyen ſelbſt von Buͤrgern, folglich nicht allein von Handwerksburſchen, gegen die Franzoſen veruͤbt wor-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/288>, abgerufen am 27.04.2024.