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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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den wurden nicht nur nicht abgetragen, sondern
noch ansehnlich vermehrt; und die Auflagen blie-
ben. Beyher wurden von Seiten des Stifts große
Processe mit den Unterthanen geführt, welche dann,
wie sichs für diese Gegenden versteht, allemal zum
Nachtheil der leztern entschieden wurden.

Außerdem klagten die Speierischen Leute gar
sehr darüber, daß der Hr. Bischof alle Aemter
mit Ausländern, und größtentheils mit solchen
besezte, welche vom Pfälzischen und Maynzischen
Hofe empfohlen würden. An diesen Höfen wolle
nämlich der Hr. Bischof gern hoch angesehen seyn, --
suche also so viel von den dasigen Lieblingen unter-
zubringen, als er könne. Alle Hofbedienungen,
alle Civilstellen und andre wären demnach mit Aus-
ländern besezt. Um aber doch auch von seinen Un-
terthanen Einige zu Brod zu verhelfen, schenke
der Hr. Bischof von Zeit zu Zeit dem Kurfürsten
von der Pfalz so und so viel junges Bauervolk zu
Soldaten. Aus der Pfalz nehme man überflüßige
Kammerdiener, Jäger, Advokaten u. dgl. ins Land,
und versorge sie stattlich. Damit aber die Volks-
menge nicht zu groß werde, so schicke man arbeit-
same Landeskinder des geringern Standes weg, und
lasse sie bey fremden Fürsten die Muskete tragen.
Wer sich im Speierischen unterstehe, außer der Ehe
zur Bevölkerung beyzutragen, der müsse entweder

den wurden nicht nur nicht abgetragen, ſondern
noch anſehnlich vermehrt; und die Auflagen blie-
ben. Beyher wurden von Seiten des Stifts große
Proceſſe mit den Unterthanen gefuͤhrt, welche dann,
wie ſichs fuͤr dieſe Gegenden verſteht, allemal zum
Nachtheil der leztern entſchieden wurden.

Außerdem klagten die Speieriſchen Leute gar
ſehr daruͤber, daß der Hr. Biſchof alle Aemter
mit Auslaͤndern, und groͤßtentheils mit ſolchen
beſezte, welche vom Pfaͤlziſchen und Maynziſchen
Hofe empfohlen wuͤrden. An dieſen Hoͤfen wolle
naͤmlich der Hr. Biſchof gern hoch angeſehen ſeyn, —
ſuche alſo ſo viel von den daſigen Lieblingen unter-
zubringen, als er koͤnne. Alle Hofbedienungen,
alle Civilſtellen und andre waͤren demnach mit Aus-
laͤndern beſezt. Um aber doch auch von ſeinen Un-
terthanen Einige zu Brod zu verhelfen, ſchenke
der Hr. Biſchof von Zeit zu Zeit dem Kurfuͤrſten
von der Pfalz ſo und ſo viel junges Bauervolk zu
Soldaten. Aus der Pfalz nehme man uͤberfluͤßige
Kammerdiener, Jaͤger, Advokaten u. dgl. ins Land,
und verſorge ſie ſtattlich. Damit aber die Volks-
menge nicht zu groß werde, ſo ſchicke man arbeit-
ſame Landeskinder des geringern Standes weg, und
laſſe ſie bey fremden Fuͤrſten die Muskete tragen.
Wer ſich im Speieriſchen unterſtehe, außer der Ehe
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[452/0464] den wurden nicht nur nicht abgetragen, ſondern noch anſehnlich vermehrt; und die Auflagen blie- ben. Beyher wurden von Seiten des Stifts große Proceſſe mit den Unterthanen gefuͤhrt, welche dann, wie ſichs fuͤr dieſe Gegenden verſteht, allemal zum Nachtheil der leztern entſchieden wurden. Außerdem klagten die Speieriſchen Leute gar ſehr daruͤber, daß der Hr. Biſchof alle Aemter mit Auslaͤndern, und groͤßtentheils mit ſolchen beſezte, welche vom Pfaͤlziſchen und Maynziſchen Hofe empfohlen wuͤrden. An dieſen Hoͤfen wolle naͤmlich der Hr. Biſchof gern hoch angeſehen ſeyn, — ſuche alſo ſo viel von den daſigen Lieblingen unter- zubringen, als er koͤnne. Alle Hofbedienungen, alle Civilſtellen und andre waͤren demnach mit Aus- laͤndern beſezt. Um aber doch auch von ſeinen Un- terthanen Einige zu Brod zu verhelfen, ſchenke der Hr. Biſchof von Zeit zu Zeit dem Kurfuͤrſten von der Pfalz ſo und ſo viel junges Bauervolk zu Soldaten. Aus der Pfalz nehme man uͤberfluͤßige Kammerdiener, Jaͤger, Advokaten u. dgl. ins Land, und verſorge ſie ſtattlich. Damit aber die Volks- menge nicht zu groß werde, ſo ſchicke man arbeit- ſame Landeskinder des geringern Standes weg, und laſſe ſie bey fremden Fuͤrſten die Muskete tragen. Wer ſich im Speieriſchen unterſtehe, außer der Ehe zur Bevoͤlkerung beyzutragen, der muͤſſe entweder

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/464>, abgerufen am 27.04.2024.