zu denken gewohnt sind, welche nichts sehen und hören wollen, als Fürsten und Sklaven.
Pr: Schön, das ist brav! Aber glaubt Er denn, daß die Franzosen jezt auf dem lezten Loche blasen?
Ich: Nein, das glaube ich nicht. Die Fran- zosen haben noch zu viele Hülfsmittel, sich zu be- haupten, und es wird noch schwer halten, sie zu bezwingen, geschweige denn, ihre Macht ganz und gar zu tilgen.
Pr: Er hat doch die römische Historie studiert, Laukhard?
Ich: Ja, gnädigster Herr!
Pr: Nun, so weis Er ja auch, daß die Sol- daten, welche an der Wohlfahrt des Vaterlandes zweifelten, gestraft wurden.
Ich: Ey, gnädigster Herr, ich zweifle an der Wohlfahrt des Vaterlandes gar nicht; ich wünsche und hoffe, daß es Deutschland und besonders Preu- ßen recht gut gehen möge: aber ich kann doch auch nicht behaupten, was unmöglich, und was un- wahrscheinlich ist: und von dieser Art wäre die gänzliche Niederlage der Franzosen durch uns.
Pr: Lassen wir das jezt. Es denkt ein jeder, was er will; man muß nur ein ehrlicher Mann seyn. -- Aber a propos Laukhard, ich habe gehört, Er kenne den Repräsentant zu Landau, den Dentzel?
zu denken gewohnt ſind, welche nichts ſehen und hoͤren wollen, als Fuͤrſten und Sklaven.
Pr: Schoͤn, das iſt brav! Aber glaubt Er denn, daß die Franzoſen jezt auf dem lezten Loche blaſen?
Ich: Nein, das glaube ich nicht. Die Fran- zoſen haben noch zu viele Huͤlfsmittel, ſich zu be- haupten, und es wird noch ſchwer halten, ſie zu bezwingen, geſchweige denn, ihre Macht ganz und gar zu tilgen.
Pr: Er hat doch die roͤmiſche Hiſtorie ſtudiert, Laukhard?
Ich: Ja, gnaͤdigſter Herr!
Pr: Nun, ſo weis Er ja auch, daß die Sol- daten, welche an der Wohlfahrt des Vaterlandes zweifelten, geſtraft wurden.
Ich: Ey, gnaͤdigſter Herr, ich zweifle an der Wohlfahrt des Vaterlandes gar nicht; ich wuͤnſche und hoffe, daß es Deutſchland und beſonders Preu- ßen recht gut gehen moͤge: aber ich kann doch auch nicht behaupten, was unmoͤglich, und was un- wahrſcheinlich iſt: und von dieſer Art waͤre die gaͤnzliche Niederlage der Franzoſen durch uns.
Pr: Laſſen wir das jezt. Es denkt ein jeder, was er will; man muß nur ein ehrlicher Mann ſeyn. — Aber à propos Laukhard, ich habe gehoͤrt, Er kenne den Repraͤſentant zu Landau, den Dentzel?
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0504"n="492"/>
zu denken gewohnt ſind, welche nichts ſehen und<lb/>
hoͤren wollen, als Fuͤrſten und Sklaven.</p><lb/><p><hirendition="#g">Pr</hi>: Schoͤn, das iſt brav! Aber glaubt Er<lb/>
denn, daß die Franzoſen jezt auf dem lezten Loche<lb/>
blaſen?</p><lb/><p><hirendition="#g">Ich</hi>: Nein, das glaube ich nicht. Die Fran-<lb/>
zoſen haben noch zu viele Huͤlfsmittel, ſich zu be-<lb/>
haupten, und es wird noch ſchwer halten, ſie zu<lb/>
bezwingen, geſchweige denn, ihre Macht ganz und<lb/>
gar zu tilgen.</p><lb/><p><hirendition="#g">Pr</hi>: Er hat doch die roͤmiſche Hiſtorie ſtudiert,<lb/>
Laukhard?</p><lb/><p><hirendition="#g">Ich</hi>: Ja, gnaͤdigſter Herr!</p><lb/><p><hirendition="#g">Pr</hi>: Nun, ſo weis Er ja auch, daß die Sol-<lb/>
daten, welche an der Wohlfahrt des Vaterlandes<lb/>
zweifelten, geſtraft wurden.</p><lb/><p><hirendition="#g">Ich</hi>: Ey, gnaͤdigſter Herr, ich zweifle an der<lb/>
Wohlfahrt des Vaterlandes gar nicht; ich wuͤnſche<lb/>
und hoffe, daß es Deutſchland und beſonders Preu-<lb/>
ßen recht gut gehen moͤge: aber ich kann doch auch<lb/>
nicht behaupten, was unmoͤglich, und was un-<lb/>
wahrſcheinlich iſt: und von dieſer Art waͤre die<lb/>
gaͤnzliche Niederlage der Franzoſen durch uns.</p><lb/><p><hirendition="#g">Pr</hi>: Laſſen wir das jezt. Es denkt ein jeder,<lb/>
was er will; man muß nur ein ehrlicher Mann<lb/>ſeyn. — Aber <hirendition="#aq">à propos</hi> Laukhard, ich habe gehoͤrt, Er<lb/>
kenne den Repraͤſentant zu Landau, den <hirendition="#g">Dentzel</hi>?</p><lb/></div></body></text></TEI>
[492/0504]
zu denken gewohnt ſind, welche nichts ſehen und
hoͤren wollen, als Fuͤrſten und Sklaven.
Pr: Schoͤn, das iſt brav! Aber glaubt Er
denn, daß die Franzoſen jezt auf dem lezten Loche
blaſen?
Ich: Nein, das glaube ich nicht. Die Fran-
zoſen haben noch zu viele Huͤlfsmittel, ſich zu be-
haupten, und es wird noch ſchwer halten, ſie zu
bezwingen, geſchweige denn, ihre Macht ganz und
gar zu tilgen.
Pr: Er hat doch die roͤmiſche Hiſtorie ſtudiert,
Laukhard?
Ich: Ja, gnaͤdigſter Herr!
Pr: Nun, ſo weis Er ja auch, daß die Sol-
daten, welche an der Wohlfahrt des Vaterlandes
zweifelten, geſtraft wurden.
Ich: Ey, gnaͤdigſter Herr, ich zweifle an der
Wohlfahrt des Vaterlandes gar nicht; ich wuͤnſche
und hoffe, daß es Deutſchland und beſonders Preu-
ßen recht gut gehen moͤge: aber ich kann doch auch
nicht behaupten, was unmoͤglich, und was un-
wahrſcheinlich iſt: und von dieſer Art waͤre die
gaͤnzliche Niederlage der Franzoſen durch uns.
Pr: Laſſen wir das jezt. Es denkt ein jeder,
was er will; man muß nur ein ehrlicher Mann
ſeyn. — Aber à propos Laukhard, ich habe gehoͤrt, Er
kenne den Repraͤſentant zu Landau, den Dentzel?
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/504>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.