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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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hen, welche vorher fest gemacht war. Hiehin wur-
den nun auch die Hand-Mühlen gebracht.

Diese Kirche war völlig leer, und die Bilder,
welche ehemals zur öffentlichen Verehrung gedient
hatten, waren alle in die Sakristey gebracht wor-
den. Die Volontärs, welche mit den Deserteurs
an den Handmühlen arbeiteten, witterten die Hei-
ligen-Bilder aus, und warfen sie nach und nach
in das Feuer, welches sie wegen der Kälte in der
Kirche Tag und Nacht zum Wärmen für sich und
die Arbeiter unterhielten. Da wurde denn der heil.
Stephan, der heilige Joseph, eine Mutter Gottes
und einige heil. Engel zum großen Aergerniß eini-
ger Kaiserlichen Deserteurs dem Vulkan aufge-
opfert. Die Volontärs machten jedesmal die spöt-
tischsten Anmerkungen, wenn so ein Heiligen-Klotz
zu brennen anfing. Die Kaiserlichen Deserteurs
vergaßen dagegen nicht zu bemerken, daß der liebe
Gott unmöglich einem Volk Glück und Segen ge-
ben könne, das so der Heiligen spotte, und ihre ge-
weihten Bilder so beschimpfe und zerstöre.

Ueberhaupt müssen die gutkatholischen, auch
manche gutprotestantischen Christen an der göttli-
chen Regierung bey der neuern französischen Ge-
schichte ganz irre geworden seyn. Sonst that der liebe
Gott und besonders seine Heiligen unzählige Wun-
der; ja, Himmel und Erde wurde oft um einer nichts-

hen, welche vorher feſt gemacht war. Hiehin wur-
den nun auch die Hand-Muͤhlen gebracht.

Dieſe Kirche war voͤllig leer, und die Bilder,
welche ehemals zur oͤffentlichen Verehrung gedient
hatten, waren alle in die Sakriſtey gebracht wor-
den. Die Volontaͤrs, welche mit den Deſerteurs
an den Handmuͤhlen arbeiteten, witterten die Hei-
ligen-Bilder aus, und warfen ſie nach und nach
in das Feuer, welches ſie wegen der Kaͤlte in der
Kirche Tag und Nacht zum Waͤrmen fuͤr ſich und
die Arbeiter unterhielten. Da wurde denn der heil.
Stephan, der heilige Joſeph, eine Mutter Gottes
und einige heil. Engel zum großen Aergerniß eini-
ger Kaiſerlichen Deſerteurs dem Vulkan aufge-
opfert. Die Volontaͤrs machten jedesmal die ſpoͤt-
tiſchſten Anmerkungen, wenn ſo ein Heiligen-Klotz
zu brennen anfing. Die Kaiſerlichen Deſerteurs
vergaßen dagegen nicht zu bemerken, daß der liebe
Gott unmoͤglich einem Volk Gluͤck und Segen ge-
ben koͤnne, das ſo der Heiligen ſpotte, und ihre ge-
weihten Bilder ſo beſchimpfe und zerſtoͤre.

Ueberhaupt muͤſſen die gutkatholiſchen, auch
manche gutproteſtantiſchen Chriſten an der goͤttli-
chen Regierung bey der neuern franzoͤſiſchen Ge-
ſchichte ganz irre geworden ſeyn. Sonſt that der liebe
Gott und beſonders ſeine Heiligen unzaͤhlige Wun-
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[128/0132] hen, welche vorher feſt gemacht war. Hiehin wur- den nun auch die Hand-Muͤhlen gebracht. Dieſe Kirche war voͤllig leer, und die Bilder, welche ehemals zur oͤffentlichen Verehrung gedient hatten, waren alle in die Sakriſtey gebracht wor- den. Die Volontaͤrs, welche mit den Deſerteurs an den Handmuͤhlen arbeiteten, witterten die Hei- ligen-Bilder aus, und warfen ſie nach und nach in das Feuer, welches ſie wegen der Kaͤlte in der Kirche Tag und Nacht zum Waͤrmen fuͤr ſich und die Arbeiter unterhielten. Da wurde denn der heil. Stephan, der heilige Joſeph, eine Mutter Gottes und einige heil. Engel zum großen Aergerniß eini- ger Kaiſerlichen Deſerteurs dem Vulkan aufge- opfert. Die Volontaͤrs machten jedesmal die ſpoͤt- tiſchſten Anmerkungen, wenn ſo ein Heiligen-Klotz zu brennen anfing. Die Kaiſerlichen Deſerteurs vergaßen dagegen nicht zu bemerken, daß der liebe Gott unmoͤglich einem Volk Gluͤck und Segen ge- ben koͤnne, das ſo der Heiligen ſpotte, und ihre ge- weihten Bilder ſo beſchimpfe und zerſtoͤre. Ueberhaupt muͤſſen die gutkatholiſchen, auch manche gutproteſtantiſchen Chriſten an der goͤttli- chen Regierung bey der neuern franzoͤſiſchen Ge- ſchichte ganz irre geworden ſeyn. Sonſt that der liebe Gott und beſonders ſeine Heiligen unzaͤhlige Wun- der; ja, Himmel und Erde wurde oft um einer nichts-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/132>, abgerufen am 15.05.2024.