Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

In den Schreiben der Belagerer war gewöhnlich
ein sehr imposanter Ton, der einen üblen Eindruck
auf die Garnison und auf die Bürgerschaft gemacht
hat.

Wenn -- hieß es darin -- der General jezt,
da es noch Zeit wäre, die Stadt übergeben würde,
so sollte er, mit der ganzen Garnison freyen Ehr-
vollen Abzug haben: auch sollte das Eigenthum
der Einwohner, die Einrichtung der Regierungs-
form geschüzt und gesichert seyn. Man versprach,
die Gesetze der Republik zu respektiren, und die
Stadt Landau, als eine Stadt, welche man in de-
positum
genommen habe, nicht aber als einen ero-
berten Platz zu betrachten, und zu behandeln.
Würde aber -- so hieß es in allen Briefen weiter --
der General dieses nicht thun, und das Aeußerste
abwarten, so würde man hernach nicht mehr kapi-
tuliren, sondern nach der Strenge des Kriegsrechts
mit der Garnison und der Stadt verfahren. Ueber-
haupt sey es ihnen nicht möglich, Landau länger
zu behalten: Entsatz sey vollends gar nicht zu er-
warten: denn die Armeen der Republik würden al-
ler Orten geschlagen, und seyen beynahe ganz ver-
nichtet: die Engländer hätten Toulon: Lyon
sey nicht mehr republikanisch, und Paris würde
von der Veudee nächstens verschlungen werden,

In den Schreiben der Belagerer war gewoͤhnlich
ein ſehr impoſanter Ton, der einen uͤblen Eindruck
auf die Garniſon und auf die Buͤrgerſchaft gemacht
hat.

Wenn — hieß es darin — der General jezt,
da es noch Zeit waͤre, die Stadt uͤbergeben wuͤrde,
ſo ſollte er, mit der ganzen Garniſon freyen Ehr-
vollen Abzug haben: auch ſollte das Eigenthum
der Einwohner, die Einrichtung der Regierungs-
form geſchuͤzt und geſichert ſeyn. Man verſprach,
die Geſetze der Republik zu reſpektiren, und die
Stadt Landau, als eine Stadt, welche man in de-
poſitum
genommen habe, nicht aber als einen ero-
berten Platz zu betrachten, und zu behandeln.
Wuͤrde aber — ſo hieß es in allen Briefen weiter —
der General dieſes nicht thun, und das Aeußerſte
abwarten, ſo wuͤrde man hernach nicht mehr kapi-
tuliren, ſondern nach der Strenge des Kriegsrechts
mit der Garniſon und der Stadt verfahren. Ueber-
haupt ſey es ihnen nicht moͤglich, Landau laͤnger
zu behalten: Entſatz ſey vollends gar nicht zu er-
warten: denn die Armeen der Republik wuͤrden al-
ler Orten geſchlagen, und ſeyen beynahe ganz ver-
nichtet: die Englaͤnder haͤtten Toulon: Lyon
ſey nicht mehr republikaniſch, und Paris wuͤrde
von der Veudée naͤchſtens verſchlungen werden,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0150" n="146"/>
In den Schreiben der Belagerer war gewo&#x0364;hnlich<lb/>
ein &#x017F;ehr impo&#x017F;anter Ton, der einen u&#x0364;blen Eindruck<lb/>
auf die Garni&#x017F;on und auf die Bu&#x0364;rger&#x017F;chaft gemacht<lb/>
hat.</p><lb/>
        <p>Wenn &#x2014; hieß es darin &#x2014; der General jezt,<lb/>
da es noch Zeit wa&#x0364;re, die Stadt u&#x0364;bergeben wu&#x0364;rde,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ollte er, mit der ganzen Garni&#x017F;on freyen Ehr-<lb/>
vollen Abzug haben: auch &#x017F;ollte das Eigenthum<lb/>
der Einwohner, die Einrichtung der Regierungs-<lb/>
form ge&#x017F;chu&#x0364;zt und ge&#x017F;ichert &#x017F;eyn. Man ver&#x017F;prach,<lb/>
die Ge&#x017F;etze der Republik zu re&#x017F;pektiren, und die<lb/>
Stadt Landau, als eine Stadt, welche man <hi rendition="#aq">in de-<lb/>
po&#x017F;itum</hi> genommen habe, nicht aber als einen ero-<lb/>
berten Platz zu betrachten, und zu behandeln.<lb/>
Wu&#x0364;rde aber &#x2014; &#x017F;o hieß es in allen Briefen weiter &#x2014;<lb/>
der General die&#x017F;es nicht thun, und das Aeußer&#x017F;te<lb/>
abwarten, &#x017F;o wu&#x0364;rde man hernach nicht mehr kapi-<lb/>
tuliren, &#x017F;ondern nach der Strenge des Kriegsrechts<lb/>
mit der Garni&#x017F;on und der Stadt verfahren. Ueber-<lb/>
haupt &#x017F;ey es ihnen nicht mo&#x0364;glich, Landau la&#x0364;nger<lb/>
zu behalten: Ent&#x017F;atz &#x017F;ey vollends gar nicht zu er-<lb/>
warten: denn die Armeen der Republik wu&#x0364;rden al-<lb/>
ler Orten ge&#x017F;chlagen, und &#x017F;eyen beynahe ganz ver-<lb/>
nichtet: die Engla&#x0364;nder ha&#x0364;tten <hi rendition="#g">Toulon</hi>: <hi rendition="#g">Lyon</hi><lb/>
&#x017F;ey nicht mehr republikani&#x017F;ch, und <hi rendition="#g">Paris</hi> wu&#x0364;rde<lb/>
von der <hi rendition="#g">Veud<hi rendition="#aq">é</hi>e</hi> na&#x0364;ch&#x017F;tens ver&#x017F;chlungen werden,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0150] In den Schreiben der Belagerer war gewoͤhnlich ein ſehr impoſanter Ton, der einen uͤblen Eindruck auf die Garniſon und auf die Buͤrgerſchaft gemacht hat. Wenn — hieß es darin — der General jezt, da es noch Zeit waͤre, die Stadt uͤbergeben wuͤrde, ſo ſollte er, mit der ganzen Garniſon freyen Ehr- vollen Abzug haben: auch ſollte das Eigenthum der Einwohner, die Einrichtung der Regierungs- form geſchuͤzt und geſichert ſeyn. Man verſprach, die Geſetze der Republik zu reſpektiren, und die Stadt Landau, als eine Stadt, welche man in de- poſitum genommen habe, nicht aber als einen ero- berten Platz zu betrachten, und zu behandeln. Wuͤrde aber — ſo hieß es in allen Briefen weiter — der General dieſes nicht thun, und das Aeußerſte abwarten, ſo wuͤrde man hernach nicht mehr kapi- tuliren, ſondern nach der Strenge des Kriegsrechts mit der Garniſon und der Stadt verfahren. Ueber- haupt ſey es ihnen nicht moͤglich, Landau laͤnger zu behalten: Entſatz ſey vollends gar nicht zu er- warten: denn die Armeen der Republik wuͤrden al- ler Orten geſchlagen, und ſeyen beynahe ganz ver- nichtet: die Englaͤnder haͤtten Toulon: Lyon ſey nicht mehr republikaniſch, und Paris wuͤrde von der Veudée naͤchſtens verſchlungen werden,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/150
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/150>, abgerufen am 04.05.2024.