Ich wußte, daß in Freyburg eine berühmte katholische Universität ist, und ich hatte Lust, sie näher kennen zu lernen. Zu diesem Ende erkun- digte ich mich bey einem Weinschenken nach dem Orte, wo die Studenten zusammen zu kommen pflegten, und erfuhr, daß auf einem Weinhause in der Nähe ihrer viele immer anzutreffen wären. Ich ging hin, und fand ohngefähr 20 wohlgeklei- dete, schöne, junge Leute, welche theils Billard spielten, theils Wein tranken, und Taback dazu rauchten. Ich ließ mir einen Schoppen Wein ge- ben, und schaute mich in aller Bescheidenheit nach allem um. Endlich redete mich ein Student -- Herr Sommer aus Villingen -- an, und frag- te, wo ich herkäme?
Ich: Das sehen Sie an meiner Kleidung: ich komme aus Frankreich, und bitte nur, mich Ihrer Gesellschaft zu würdigen. Ich mögte gern die hie- sige Universität etwas kennen lernen.
Student: Sind Sie vielleicht ein Litteratus?
Ich: So, so! Hab' auch einmal das Hand- werk begrüßt.
Student: (lacht) Bravo! Wo haben Sie denn studiert?
Ich: In Gießen, Göttingen und Halle.
Student: Ah, da sind Sie an rechten Orten gewesen. (Zu einigen andern) Ihr Herren Brü-
Ich wußte, daß in Freyburg eine beruͤhmte katholiſche Univerſitaͤt iſt, und ich hatte Luſt, ſie naͤher kennen zu lernen. Zu dieſem Ende erkun- digte ich mich bey einem Weinſchenken nach dem Orte, wo die Studenten zuſammen zu kommen pflegten, und erfuhr, daß auf einem Weinhauſe in der Naͤhe ihrer viele immer anzutreffen waͤren. Ich ging hin, und fand ohngefaͤhr 20 wohlgeklei- dete, ſchoͤne, junge Leute, welche theils Billard ſpielten, theils Wein tranken, und Taback dazu rauchten. Ich ließ mir einen Schoppen Wein ge- ben, und ſchaute mich in aller Beſcheidenheit nach allem um. Endlich redete mich ein Student — Herr Sommer aus Villingen — an, und frag- te, wo ich herkaͤme?
Ich: Das ſehen Sie an meiner Kleidung: ich komme aus Frankreich, und bitte nur, mich Ihrer Geſellſchaft zu wuͤrdigen. Ich moͤgte gern die hie- ſige Univerſitaͤt etwas kennen lernen.
Student: Sind Sie vielleicht ein Litteratus?
Ich: So, ſo! Hab' auch einmal das Hand- werk begruͤßt.
Student: (lacht) Bravo! Wo haben Sie denn ſtudiert?
Ich: In Gießen, Goͤttingen und Halle.
Student: Ah, da ſind Sie an rechten Orten geweſen. (Zu einigen andern) Ihr Herren Bruͤ-
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Ich wußte, daß in Freyburg eine beruͤhmte
katholiſche Univerſitaͤt iſt, und ich hatte Luſt, ſie
naͤher kennen zu lernen. Zu dieſem Ende erkun-
digte ich mich bey einem Weinſchenken nach dem
Orte, wo die Studenten zuſammen zu kommen
pflegten, und erfuhr, daß auf einem Weinhauſe
in der Naͤhe ihrer viele immer anzutreffen waͤren.
Ich ging hin, und fand ohngefaͤhr 20 wohlgeklei-
dete, ſchoͤne, junge Leute, welche theils Billard
ſpielten, theils Wein tranken, und Taback dazu
rauchten. Ich ließ mir einen Schoppen Wein ge-
ben, und ſchaute mich in aller Beſcheidenheit nach
allem um. Endlich redete mich ein Student —
Herr Sommer aus Villingen — an, und frag-
te, wo ich herkaͤme?
Ich: Das ſehen Sie an meiner Kleidung: ich
komme aus Frankreich, und bitte nur, mich Ihrer
Geſellſchaft zu wuͤrdigen. Ich moͤgte gern die hie-
ſige Univerſitaͤt etwas kennen lernen.
Student: Sind Sie vielleicht ein Litteratus?
Ich: So, ſo! Hab' auch einmal das Hand-
werk begruͤßt.
Student: (lacht) Bravo! Wo haben Sie
denn ſtudiert?
Ich: In Gießen, Goͤttingen und Halle.
Student: Ah, da ſind Sie an rechten Orten
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/177>, abgerufen am 13.05.2024.
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