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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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der da glaubte, er könne auch in honettere Gesellschaf-
ten gehen, wagte es einige Mal, an Oerter zu kom-
men, wo Branntwein geschenkt wurde, und wo Sol-
daten sich aufhielten; diesen ließ er tapfer einschen-
ken, und erhielt soviel, daß die Söhne des Mars ihn
ihrer Brüderschaft würdigten, und ihm ihren Schutz
wider jeden versprachen, der ihn angreifen würde.
Müller ward nun dreister, und erschien im Keller-
stübchen, welches ich im vorigen Bande beschrieben
habe. Hier waren lauter gesezte Männer, welche
zwar den Häscher nicht gern in ihrer Mitte sahen,
jedoch keinen Spektakel machten, und ihn sein Glas
Breyhan in Ruhe austrinken ließen. Als er aber
doch sahe, daß niemand mit ihm sprach, und kei-
ner von den Anwesenden auf sein Schwadronniren
zu merken schien, stand er auf und ging weg, aber
noch an selbigem Abend kam er an einen Ort, wo
man nicht so tolerant war, als im Kellerstübchen.
Dieß war in einer Branntweinschenke in der Märker-
straße, wo er einen rüstigen Mühlknappen antraf,
der den Herrn Oberhäscher Müller, mir nichts dir
nichts, zur Thüre hinausschmiß. Der Häscher schwur
den Philistern den Tod, und suchte sich Freunde unter
den Studenten. Zu diesem Ende fand er sich auf
der Egge ein, wo Studenten sich oft versammelten,
plauderte diesen ein Langes und ein Breites von
den vertrakten groben Philistern vor, und schwadron-

nirte

der da glaubte, er koͤnne auch in honettere Geſellſchaf-
ten gehen, wagte es einige Mal, an Oerter zu kom-
men, wo Branntwein geſchenkt wurde, und wo Sol-
daten ſich aufhielten; dieſen ließ er tapfer einſchen-
ken, und erhielt ſoviel, daß die Soͤhne des Mars ihn
ihrer Bruͤderſchaft wuͤrdigten, und ihm ihren Schutz
wider jeden verſprachen, der ihn angreifen wuͤrde.
Muͤller ward nun dreiſter, und erſchien im Keller-
ſtuͤbchen, welches ich im vorigen Bande beſchrieben
habe. Hier waren lauter geſezte Maͤnner, welche
zwar den Haͤſcher nicht gern in ihrer Mitte ſahen,
jedoch keinen Spektakel machten, und ihn ſein Glas
Breyhan in Ruhe austrinken ließen. Als er aber
doch ſahe, daß niemand mit ihm ſprach, und kei-
ner von den Anweſenden auf ſein Schwadronniren
zu merken ſchien, ſtand er auf und ging weg, aber
noch an ſelbigem Abend kam er an einen Ort, wo
man nicht ſo tolerant war, als im Kellerſtuͤbchen.
Dieß war in einer Branntweinſchenke in der Maͤrker-
ſtraße, wo er einen ruͤſtigen Muͤhlknappen antraf,
der den Herrn Oberhaͤſcher Muͤller, mir nichts dir
nichts, zur Thuͤre hinausſchmiß. Der Haͤſcher ſchwur
den Philiſtern den Tod, und ſuchte ſich Freunde unter
den Studenten. Zu dieſem Ende fand er ſich auf
der Egge ein, wo Studenten ſich oft verſammelten,
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den vertrakten groben Philiſtern vor, und ſchwadron-

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[64/0072] der da glaubte, er koͤnne auch in honettere Geſellſchaf- ten gehen, wagte es einige Mal, an Oerter zu kom- men, wo Branntwein geſchenkt wurde, und wo Sol- daten ſich aufhielten; dieſen ließ er tapfer einſchen- ken, und erhielt ſoviel, daß die Soͤhne des Mars ihn ihrer Bruͤderſchaft wuͤrdigten, und ihm ihren Schutz wider jeden verſprachen, der ihn angreifen wuͤrde. Muͤller ward nun dreiſter, und erſchien im Keller- ſtuͤbchen, welches ich im vorigen Bande beſchrieben habe. Hier waren lauter geſezte Maͤnner, welche zwar den Haͤſcher nicht gern in ihrer Mitte ſahen, jedoch keinen Spektakel machten, und ihn ſein Glas Breyhan in Ruhe austrinken ließen. Als er aber doch ſahe, daß niemand mit ihm ſprach, und kei- ner von den Anweſenden auf ſein Schwadronniren zu merken ſchien, ſtand er auf und ging weg, aber noch an ſelbigem Abend kam er an einen Ort, wo man nicht ſo tolerant war, als im Kellerſtuͤbchen. Dieß war in einer Branntweinſchenke in der Maͤrker- ſtraße, wo er einen ruͤſtigen Muͤhlknappen antraf, der den Herrn Oberhaͤſcher Muͤller, mir nichts dir nichts, zur Thuͤre hinausſchmiß. Der Haͤſcher ſchwur den Philiſtern den Tod, und ſuchte ſich Freunde unter den Studenten. Zu dieſem Ende fand er ſich auf der Egge ein, wo Studenten ſich oft verſammelten, plauderte dieſen ein Langes und ein Breites von den vertrakten groben Philiſtern vor, und ſchwadron- nirte

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/72>, abgerufen am 26.04.2024.