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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.

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II. Abschnitt. VI. Fragment.
Die Schwebfliege (15) voll Ausdruck von Leichtigkeit, Schnelligkeit -- und Harmlo-
sigkeit.
Jn der Spinne (8) -- welcher Ausdruck von Raubsucht, und Unfestigkeit und bewegsa-
mer Begierlichkeit gegen den Schmetterling!
Die Heuschrecke (9) -- springend, leicht, unedel, -- und zum Fressen und Verkauen ge-
bildet.
Welche kräftige, leichte, hartnäckige Geschäfftigkeit und Unverdrossenheit in der
Ameise! (17)
Der Kiefenfuß (13) eine lebende Schaale -- Krebsartig, ohn' alle Raubsucht und Wi-
derstandskraft.
Die Wanze (Cimex cristatus) blutdürstig, gedörrt, bepanzert, verworfen -- gewiß
unfähig zu lieben und geliebt zu werden.
Der Holzkäfer (7) wie offenbar gebaut, sich einzuhaken, durchzuarbeiten! wie hart
und liebelos!
Der Mistkäfer (10) welcher Ausdruck von Niedrigkeit; roher planloser Zerarbeitung des
Koths -- und Mistes!
Der Krebs (20) wie auffallend die schwerfälligste Unbehülflichkeit; und dumm einfache
Rachsüchtigkeit!

Unter den verworfenen Gestalten, welche eine Mißverhältnißvolle Physiognomie das wan-
delnde Blatt,
(2) wie listig, mit seinen langen Füßen die Beute zu erhaschen; seltsam in Stel-
lungen und Gebärden -- doch räuberisch.

Endlich -- der ungeheure Nashornkäfer (6) welch ein bepanzertes, vollkommen lieblo-
ses, dumm schadendes Wesen!



Jnsekten.
II. Abſchnitt. VI. Fragment.
Die Schwebfliege (15) voll Ausdruck von Leichtigkeit, Schnelligkeit — und Harmlo-
ſigkeit.
Jn der Spinne (8) — welcher Ausdruck von Raubſucht, und Unfeſtigkeit und bewegſa-
mer Begierlichkeit gegen den Schmetterling!
Die Heuſchrecke (9) — ſpringend, leicht, unedel, — und zum Freſſen und Verkauen ge-
bildet.
Welche kraͤftige, leichte, hartnaͤckige Geſchaͤfftigkeit und Unverdroſſenheit in der
Ameiſe! (17)
Der Kiefenfuß (13) eine lebende Schaale — Krebsartig, ohn’ alle Raubſucht und Wi-
derſtandskraft.
Die Wanze (Cimex criſtatus) blutduͤrſtig, gedoͤrrt, bepanzert, verworfen — gewiß
unfaͤhig zu lieben und geliebt zu werden.
Der Holzkaͤfer (7) wie offenbar gebaut, ſich einzuhaken, durchzuarbeiten! wie hart
und liebelos!
Der Miſtkaͤfer (10) welcher Ausdruck von Niedrigkeit; roher planloſer Zerarbeitung des
Koths — und Miſtes!
Der Krebs (20) wie auffallend die ſchwerfaͤlligſte Unbehuͤlflichkeit; und dumm einfache
Rachſuͤchtigkeit!

Unter den verworfenen Geſtalten, welche eine Mißverhaͤltnißvolle Phyſiognomie das wan-
delnde Blatt,
(2) wie liſtig, mit ſeinen langen Fuͤßen die Beute zu erhaſchen; ſeltſam in Stel-
lungen und Gebaͤrden — doch raͤuberiſch.

Endlich — der ungeheure Nashornkaͤfer (6) welch ein bepanzertes, vollkommen lieblo-
ſes, dumm ſchadendes Weſen!



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[82/0130] II. Abſchnitt. VI. Fragment. Die Schwebfliege (15) voll Ausdruck von Leichtigkeit, Schnelligkeit — und Harmlo- ſigkeit. Jn der Spinne (8) — welcher Ausdruck von Raubſucht, und Unfeſtigkeit und bewegſa- mer Begierlichkeit gegen den Schmetterling! Die Heuſchrecke (9) — ſpringend, leicht, unedel, — und zum Freſſen und Verkauen ge- bildet. Welche kraͤftige, leichte, hartnaͤckige Geſchaͤfftigkeit und Unverdroſſenheit in der Ameiſe! (17) Der Kiefenfuß (13) eine lebende Schaale — Krebsartig, ohn’ alle Raubſucht und Wi- derſtandskraft. Die Wanze (Cimex criſtatus) blutduͤrſtig, gedoͤrrt, bepanzert, verworfen — gewiß unfaͤhig zu lieben und geliebt zu werden. Der Holzkaͤfer (7) wie offenbar gebaut, ſich einzuhaken, durchzuarbeiten! wie hart und liebelos! Der Miſtkaͤfer (10) welcher Ausdruck von Niedrigkeit; roher planloſer Zerarbeitung des Koths — und Miſtes! Der Krebs (20) wie auffallend die ſchwerfaͤlligſte Unbehuͤlflichkeit; und dumm einfache Rachſuͤchtigkeit! Unter den verworfenen Geſtalten, welche eine Mißverhaͤltnißvolle Phyſiognomie das wan- delnde Blatt, (2) wie liſtig, mit ſeinen langen Fuͤßen die Beute zu erhaſchen; ſeltſam in Stel- lungen und Gebaͤrden — doch raͤuberiſch. Endlich — der ungeheure Nashornkaͤfer (6) welch ein bepanzertes, vollkommen lieblo- ſes, dumm ſchadendes Weſen! Jnſekten.

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/130>, abgerufen am 05.05.2024.