Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
V. Abschnitt. IX. Fragment. Drey Nasen im Profil.

Der Physiognomist wird sicherlich auf den ersten Blick bey Gesichtern mit solchen Nasen
verweilen, sich ihnen, wenn ihm Weisheit, Talente, Geistesgaben nicht gleichgültig sind, nähern,
sich an sie schmiegen, und -- ihr Hörer und Schüler werden -- wenigstens allemal ihr Bewunderer
seyn.

Alle diese drey Nasen sind aus der Klasse der Beschnittenen -- (Jch weiß itzt noch keine
schicklichere Benennung.) Die erste d'Alemberts; die zweyte von der Karschinn; die dritte von
Bocacius. Das Aehnliche und Unähnliche in allen dreyen ist leicht bemerkbar. Jch sage nur:
Dergleichen gebrochne, ausgeschnittene, knorpelichte Nasen sah ich unter tausend Menschen nicht an
einem -- und wo ich sie sah, allemal, allemal an außerordentlichen Personen. Nicht eine einzige
Ausnahme bis auf diese Stunde. Jch setze hier noch eine Silhouette mit einer Nase, überhaupt
von eben dem Schnitte, bey, ebenfalls von einem in seiner Art ganz außerordentlichen Genie.

[Abbildung]

Des
V. Abſchnitt. IX. Fragment. Drey Naſen im Profil.

Der Phyſiognomiſt wird ſicherlich auf den erſten Blick bey Geſichtern mit ſolchen Naſen
verweilen, ſich ihnen, wenn ihm Weisheit, Talente, Geiſtesgaben nicht gleichguͤltig ſind, naͤhern,
ſich an ſie ſchmiegen, und — ihr Hoͤrer und Schuͤler werden — wenigſtens allemal ihr Bewunderer
ſeyn.

Alle dieſe drey Naſen ſind aus der Klaſſe der Beſchnittenen — (Jch weiß itzt noch keine
ſchicklichere Benennung.) Die erſte d’Alemberts; die zweyte von der Karſchinn; die dritte von
Bocacius. Das Aehnliche und Unaͤhnliche in allen dreyen iſt leicht bemerkbar. Jch ſage nur:
Dergleichen gebrochne, ausgeſchnittene, knorpelichte Naſen ſah ich unter tauſend Menſchen nicht an
einem — und wo ich ſie ſah, allemal, allemal an außerordentlichen Perſonen. Nicht eine einzige
Ausnahme bis auf dieſe Stunde. Jch ſetze hier noch eine Silhouette mit einer Naſe, uͤberhaupt
von eben dem Schnitte, bey, ebenfalls von einem in ſeiner Art ganz außerordentlichen Genie.

[Abbildung]

Des
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0210" n="132"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">V.</hi> Ab&#x017F;chnitt. <hi rendition="#aq">IX.</hi> Fragment. Drey Na&#x017F;en im Profil.</hi> </fw><lb/>
          <p>Der Phy&#x017F;iognomi&#x017F;t wird &#x017F;icherlich auf den er&#x017F;ten Blick bey Ge&#x017F;ichtern mit &#x017F;olchen Na&#x017F;en<lb/>
verweilen, &#x017F;ich ihnen, wenn ihm Weisheit, Talente, Gei&#x017F;tesgaben nicht gleichgu&#x0364;ltig &#x017F;ind, na&#x0364;hern,<lb/>
&#x017F;ich an &#x017F;ie &#x017F;chmiegen, und &#x2014; ihr Ho&#x0364;rer und Schu&#x0364;ler werden &#x2014; wenig&#x017F;tens allemal ihr Bewunderer<lb/>
&#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>Alle die&#x017F;e drey Na&#x017F;en &#x017F;ind aus der Kla&#x017F;&#x017F;e der <hi rendition="#fr">Be&#x017F;chnittenen</hi> &#x2014; (Jch weiß itzt noch keine<lb/>
&#x017F;chicklichere Benennung.) Die er&#x017F;te <hi rendition="#fr">d&#x2019;Alemberts;</hi> die zweyte von der <hi rendition="#fr">Kar&#x017F;chinn;</hi> die dritte von<lb/><hi rendition="#fr">Bocacius.</hi> Das Aehnliche und Una&#x0364;hnliche in allen dreyen i&#x017F;t leicht bemerkbar. Jch &#x017F;age nur:<lb/>
Dergleichen gebrochne, ausge&#x017F;chnittene, knorpelichte Na&#x017F;en &#x017F;ah ich unter tau&#x017F;end Men&#x017F;chen nicht an<lb/>
einem &#x2014; und wo ich &#x017F;ie &#x017F;ah, allemal, allemal an außerordentlichen Per&#x017F;onen. Nicht eine einzige<lb/>
Ausnahme bis auf die&#x017F;e Stunde. Jch &#x017F;etze hier noch eine Silhouette mit einer Na&#x017F;e, u&#x0364;berhaupt<lb/>
von eben dem Schnitte, bey, ebenfalls von einem in &#x017F;einer Art ganz außerordentlichen Genie.</p><lb/>
          <figure/>
        </div>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Des</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0210] V. Abſchnitt. IX. Fragment. Drey Naſen im Profil. Der Phyſiognomiſt wird ſicherlich auf den erſten Blick bey Geſichtern mit ſolchen Naſen verweilen, ſich ihnen, wenn ihm Weisheit, Talente, Geiſtesgaben nicht gleichguͤltig ſind, naͤhern, ſich an ſie ſchmiegen, und — ihr Hoͤrer und Schuͤler werden — wenigſtens allemal ihr Bewunderer ſeyn. Alle dieſe drey Naſen ſind aus der Klaſſe der Beſchnittenen — (Jch weiß itzt noch keine ſchicklichere Benennung.) Die erſte d’Alemberts; die zweyte von der Karſchinn; die dritte von Bocacius. Das Aehnliche und Unaͤhnliche in allen dreyen iſt leicht bemerkbar. Jch ſage nur: Dergleichen gebrochne, ausgeſchnittene, knorpelichte Naſen ſah ich unter tauſend Menſchen nicht an einem — und wo ich ſie ſah, allemal, allemal an außerordentlichen Perſonen. Nicht eine einzige Ausnahme bis auf dieſe Stunde. Jch ſetze hier noch eine Silhouette mit einer Naſe, uͤberhaupt von eben dem Schnitte, bey, ebenfalls von einem in ſeiner Art ganz außerordentlichen Genie. [Abbildung] Des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/210
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/210>, abgerufen am 28.04.2024.