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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens.
in derartigen Fällen der Umstand hervorgehoben, dass dieselben die
Erzeugung eines brauchbaren Gasgemisches auch aus wasserreichen
Brennstoffen ermöglichen, sofern man in die Gasleitung einen Conden-
sationsapparat für den Wassergehalt des Gases einschaltet; und die hier-
durch herbeigeführte Abkühlung des Gases kommt für die Leistung des
Ofens weniger als bei anderen Gasöfen in Betracht, da dasselbe ohnehin
in den Regeneratoren aufs Neue erhitzt wird. Auch ohne Anwendung
der Condensation jedoch ermöglichen die Siemensöfen eben wegen der
stattfindenden starken Vorwärmung von Gas und Luft die Erzielung
höherer Verbrennungstemperaturen aus wasserhaltigen Brennstoffen als
andere Oefen; und die Beschaffenheit der zur Verwendung genommenen
Kohlen wird darüber entscheiden müssen, ob überhaupt Condensation
nothwendig ist oder nicht.

Die Abbildungen Fig. 286--288 auf S. 967 zeigen den Herd eines
Siemensschweissofens eines mitteldeutschen Eisenwerkes, welcher mit
Braunkohlengas geheizt wird und nach dem Muster derartiger, in den
österreichischen Alpen im Betriebe befindlicher Oefen gebaut wurde.
Der Ofen ist, wie der auf S. 862 (Fig. 254 und 255) abgebildete Sie-
mens-Martinofen mit liegenden Regeneratoren, stark gewölbter Decke
und einfach angeordneter Gas- und Luftzuführung versehen; er unter-
scheidet sich im Wesentlichen von jenem Ofen nur durch die flachere
Form des Herdes. Letzterer besteht, wie bei den Oefen mit directer
Feuerung, aus einer Lage Quarzsand und wird von eisernen Platten
getragen. Der Schlackenabfluss befindet sich an der Rückseite des
Ofens bei a, und der Herd fällt von allen Seiten her nach dieser Stelle
hin ab. Die Feuerbrücken sind durch Luftröhren gekühlt, welche mit
den kleinen Essenröhren b b (Fig. 287) in Verbindung stehen.

Statt der gewölbten Form der Decke des abgebildeten Ofens, welche
unleugbar Gewähr für eine grosse Dauerhaftigkeit giebt, findet man
häufig eine solche, welche der günstigeren Wärmeausnutzung halber,
wie die Decke des in Fig. 250 (S. 860) abgebildeten Martinofens, der
Form des Herdes folgt, also von den Enden des Ofens nach der Mitte
zu abfällt. Auch die Anordnung der Gas- und Lufteinströmungen zeigt,
wie bei den Siemensöfen für andere Zwecke, mannigfache Abweichungen
von der abgebildeten Form (vergl. unter andern die Anordnung der-
selben bei dem soeben erwähnten Ofen Fig. 251 und 252).


Das Arbeitsverfahren für die Bedienung der Schweissöfen ist
einfach. Die zu erhitzenden Packete oder Eisenstücke werden mit Hilfe
einer breiten Schaufel durch die geöffnete Thür in den Ofen geschoben
und an geeigneter Stelle der Flamme preisgegeben. Kurz vor dem
Herausnehmen pflegt man sie zu wenden, so dass die zu unterst befind-
liche weniger stark erhitzte Seite oben zu liegen kommt; dann werden
sie mit Hilfe einer Zange herausgeholt und auf einem eisernen Wagen
nach dem Walzwerke gefahren. Zuerst werden die an der heissesten
Stelle des Ofens (in der Nähe der Feuerbrücke) befindlichen Stücke
nach einander herausgenommen; während diese ausgewalzt werden,
bringt man, sofern es erforderlich ist, die übrigen an die von den

Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens.
in derartigen Fällen der Umstand hervorgehoben, dass dieselben die
Erzeugung eines brauchbaren Gasgemisches auch aus wasserreichen
Brennstoffen ermöglichen, sofern man in die Gasleitung einen Conden-
sationsapparat für den Wassergehalt des Gases einschaltet; und die hier-
durch herbeigeführte Abkühlung des Gases kommt für die Leistung des
Ofens weniger als bei anderen Gasöfen in Betracht, da dasselbe ohnehin
in den Regeneratoren aufs Neue erhitzt wird. Auch ohne Anwendung
der Condensation jedoch ermöglichen die Siemensöfen eben wegen der
stattfindenden starken Vorwärmung von Gas und Luft die Erzielung
höherer Verbrennungstemperaturen aus wasserhaltigen Brennstoffen als
andere Oefen; und die Beschaffenheit der zur Verwendung genommenen
Kohlen wird darüber entscheiden müssen, ob überhaupt Condensation
nothwendig ist oder nicht.

Die Abbildungen Fig. 286—288 auf S. 967 zeigen den Herd eines
Siemensschweissofens eines mitteldeutschen Eisenwerkes, welcher mit
Braunkohlengas geheizt wird und nach dem Muster derartiger, in den
österreichischen Alpen im Betriebe befindlicher Oefen gebaut wurde.
Der Ofen ist, wie der auf S. 862 (Fig. 254 und 255) abgebildete Sie-
mens-Martinofen mit liegenden Regeneratoren, stark gewölbter Decke
und einfach angeordneter Gas- und Luftzuführung versehen; er unter-
scheidet sich im Wesentlichen von jenem Ofen nur durch die flachere
Form des Herdes. Letzterer besteht, wie bei den Oefen mit directer
Feuerung, aus einer Lage Quarzsand und wird von eisernen Platten
getragen. Der Schlackenabfluss befindet sich an der Rückseite des
Ofens bei a, und der Herd fällt von allen Seiten her nach dieser Stelle
hin ab. Die Feuerbrücken sind durch Luftröhren gekühlt, welche mit
den kleinen Essenröhren b b (Fig. 287) in Verbindung stehen.

Statt der gewölbten Form der Decke des abgebildeten Ofens, welche
unleugbar Gewähr für eine grosse Dauerhaftigkeit giebt, findet man
häufig eine solche, welche der günstigeren Wärmeausnutzung halber,
wie die Decke des in Fig. 250 (S. 860) abgebildeten Martinofens, der
Form des Herdes folgt, also von den Enden des Ofens nach der Mitte
zu abfällt. Auch die Anordnung der Gas- und Lufteinströmungen zeigt,
wie bei den Siemensöfen für andere Zwecke, mannigfache Abweichungen
von der abgebildeten Form (vergl. unter andern die Anordnung der-
selben bei dem soeben erwähnten Ofen Fig. 251 und 252).


Das Arbeitsverfahren für die Bedienung der Schweissöfen ist
einfach. Die zu erhitzenden Packete oder Eisenstücke werden mit Hilfe
einer breiten Schaufel durch die geöffnete Thür in den Ofen geschoben
und an geeigneter Stelle der Flamme preisgegeben. Kurz vor dem
Herausnehmen pflegt man sie zu wenden, so dass die zu unterst befind-
liche weniger stark erhitzte Seite oben zu liegen kommt; dann werden
sie mit Hilfe einer Zange herausgeholt und auf einem eisernen Wagen
nach dem Walzwerke gefahren. Zuerst werden die an der heissesten
Stelle des Ofens (in der Nähe der Feuerbrücke) befindlichen Stücke
nach einander herausgenommen; während diese ausgewalzt werden,
bringt man, sofern es erforderlich ist, die übrigen an die von den

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[968/1056] Die Weiterverarbeitung des schmiedbaren Eisens. in derartigen Fällen der Umstand hervorgehoben, dass dieselben die Erzeugung eines brauchbaren Gasgemisches auch aus wasserreichen Brennstoffen ermöglichen, sofern man in die Gasleitung einen Conden- sationsapparat für den Wassergehalt des Gases einschaltet; und die hier- durch herbeigeführte Abkühlung des Gases kommt für die Leistung des Ofens weniger als bei anderen Gasöfen in Betracht, da dasselbe ohnehin in den Regeneratoren aufs Neue erhitzt wird. Auch ohne Anwendung der Condensation jedoch ermöglichen die Siemensöfen eben wegen der stattfindenden starken Vorwärmung von Gas und Luft die Erzielung höherer Verbrennungstemperaturen aus wasserhaltigen Brennstoffen als andere Oefen; und die Beschaffenheit der zur Verwendung genommenen Kohlen wird darüber entscheiden müssen, ob überhaupt Condensation nothwendig ist oder nicht. Die Abbildungen Fig. 286—288 auf S. 967 zeigen den Herd eines Siemensschweissofens eines mitteldeutschen Eisenwerkes, welcher mit Braunkohlengas geheizt wird und nach dem Muster derartiger, in den österreichischen Alpen im Betriebe befindlicher Oefen gebaut wurde. Der Ofen ist, wie der auf S. 862 (Fig. 254 und 255) abgebildete Sie- mens-Martinofen mit liegenden Regeneratoren, stark gewölbter Decke und einfach angeordneter Gas- und Luftzuführung versehen; er unter- scheidet sich im Wesentlichen von jenem Ofen nur durch die flachere Form des Herdes. Letzterer besteht, wie bei den Oefen mit directer Feuerung, aus einer Lage Quarzsand und wird von eisernen Platten getragen. Der Schlackenabfluss befindet sich an der Rückseite des Ofens bei a, und der Herd fällt von allen Seiten her nach dieser Stelle hin ab. Die Feuerbrücken sind durch Luftröhren gekühlt, welche mit den kleinen Essenröhren b b (Fig. 287) in Verbindung stehen. Statt der gewölbten Form der Decke des abgebildeten Ofens, welche unleugbar Gewähr für eine grosse Dauerhaftigkeit giebt, findet man häufig eine solche, welche der günstigeren Wärmeausnutzung halber, wie die Decke des in Fig. 250 (S. 860) abgebildeten Martinofens, der Form des Herdes folgt, also von den Enden des Ofens nach der Mitte zu abfällt. Auch die Anordnung der Gas- und Lufteinströmungen zeigt, wie bei den Siemensöfen für andere Zwecke, mannigfache Abweichungen von der abgebildeten Form (vergl. unter andern die Anordnung der- selben bei dem soeben erwähnten Ofen Fig. 251 und 252). Das Arbeitsverfahren für die Bedienung der Schweissöfen ist einfach. Die zu erhitzenden Packete oder Eisenstücke werden mit Hilfe einer breiten Schaufel durch die geöffnete Thür in den Ofen geschoben und an geeigneter Stelle der Flamme preisgegeben. Kurz vor dem Herausnehmen pflegt man sie zu wenden, so dass die zu unterst befind- liche weniger stark erhitzte Seite oben zu liegen kommt; dann werden sie mit Hilfe einer Zange herausgeholt und auf einem eisernen Wagen nach dem Walzwerke gefahren. Zuerst werden die an der heissesten Stelle des Ofens (in der Nähe der Feuerbrücke) befindlichen Stücke nach einander herausgenommen; während diese ausgewalzt werden, bringt man, sofern es erforderlich ist, die übrigen an die von den

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 968. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1056>, abgerufen am 07.05.2024.