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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofen.
herausgeschlagen wird, zerstösst und siebt dieselbe, versetzt sie mit so
viel feuerfestem Thon und Magerungsmitteln (gepochten Feuerstein-
knollen oder dergl.), als zur Herstellung der erforderlichen Bildsamkeit
einerseits und zum Ersatze des stattgehabten Verlustes an Masse anderer-
seits erforderlich ist, weicht das Gemenge in Wasser ein und lässt es
durch Treten auf einer Holzunterlage oder unter Benutzung einer Misch-
maschine sorgfältig vermengen. Die Menge des zugesetzten Wassers
darf nur eine solche sein, dass die Masse unter starkem Drucke eben
bildsam ist, ohne an den Händen zu kleben. 1)

Zunächst beginnt das Einstampfen des Bodens. Derselbe ist rings
herum von Ziegelmauerwerk in gleicher Höhe umgeben, welches bereits
fertig hergestellt sein muss, ehe das Stampfen beginnen kann. Nun
schüttet man von der fertig zubereiteten Masse eine Lage von mehreren
Centimetern Höhe in die Vertiefung, breitet sie flach aus und stampft
sie mit Hilfe eiserner, an hölzernen Stielen befestigter Stampfer, welche
zuvor etwas angewärmt wurden, allmählich so fest, bis sie vom Nagel
des Schuhes keinen Eindruck mehr annimmt. Dann kratzt man, damit
die folgende Schicht sich besser mit der ersten verbinde, die Oberfläche
mit einem scharfen Werkzeuge etwas rauh, schüttet eine frische Lage
Masse ein und fährt in dieser Weise fort, bis der Bodenstein in seiner
ganzen Höhe fertig zugestellt ist.

Auch das Gestell und die Rast, sofern letztere überhaupt in Masse
gefertigt werden soll 2), müssen äusserlich durch Mauerwerk aus feuer-
festen oder gewöhnlichen Ziegeln begrenzt sein, welches vorher fertig
gestellt und innerhalb dessen das Einstampfen vorgenommen wird. Man
bringt nun ein aus Brettern oder auch aus dünnen Gusseisenplatten
zusammengefügtes und gut versteiftes Modell, dessen äussere Umrisse
genau den inneren Umrissen des herzustellenden Gestelles u. s. w. ent-
spricht, in den Ofen, schüttet Masse rings herum und fährt nun in der-
selben Weise wie bei der Herstellung des Bodensteins mit dem Stampfen
fort. Zur Erleichterung des Einstampfens lässt man das Modell aus
mehreren Abtheilungen über einander bestehen, welche der Reihe nach
erst eingesetzt werden, wenn das untere Stück fertig umstampft ist.
Schliesslich zieht man das Modell, welches zu diesem Zwecke zerlegbar
sein muss, nach oben heraus.

Der Wallstein wird erst eingesetzt, beziehentlich eingestampft, wenn
alles Uebrige vollständig fertig ist.

Nun folgt ein sehr allmähliches Trocknen der Massezustellung
durch ein vor dem Ofen unterhaltenes Feuer, welches mehrere Wochen
hindurch ununterbrochen fortgesetzt wird. Trocknet man zu rasch, so
entstehen Risse, oder es werden wohl gar Theile der Zustellung durch
die sich entwickelnden Wasserdämpfe zum Abblättern veranlasst.

Erst wenn in solcher Weise das Wasser vollständig verflüchtigt
ist, kann man die Temperatur steigern, indem man die Feuerung in

1) Auf den Eisenwerken, wo man Massezustellungen verwendet, ist das beste
Mischungsverhältniss der einzelnen Bestandtheile gewöhnlich durch langjährige Er-
fahrung erprobt; z. B. 4 Maasstheile gepochter Quarz, 1 Maasstheil feuerfester Thon,
12 Thle. alte Masse; oder ähnlich.
2) Mitunter begnügt man sich, nur den Boden und das Gestell in Masse her-
zustellen, die Rast aber aus Chamottesteinen zu mauern.

Der Hochofen.
herausgeschlagen wird, zerstösst und siebt dieselbe, versetzt sie mit so
viel feuerfestem Thon und Magerungsmitteln (gepochten Feuerstein-
knollen oder dergl.), als zur Herstellung der erforderlichen Bildsamkeit
einerseits und zum Ersatze des stattgehabten Verlustes an Masse anderer-
seits erforderlich ist, weicht das Gemenge in Wasser ein und lässt es
durch Treten auf einer Holzunterlage oder unter Benutzung einer Misch-
maschine sorgfältig vermengen. Die Menge des zugesetzten Wassers
darf nur eine solche sein, dass die Masse unter starkem Drucke eben
bildsam ist, ohne an den Händen zu kleben. 1)

Zunächst beginnt das Einstampfen des Bodens. Derselbe ist rings
herum von Ziegelmauerwerk in gleicher Höhe umgeben, welches bereits
fertig hergestellt sein muss, ehe das Stampfen beginnen kann. Nun
schüttet man von der fertig zubereiteten Masse eine Lage von mehreren
Centimetern Höhe in die Vertiefung, breitet sie flach aus und stampft
sie mit Hilfe eiserner, an hölzernen Stielen befestigter Stampfer, welche
zuvor etwas angewärmt wurden, allmählich so fest, bis sie vom Nagel
des Schuhes keinen Eindruck mehr annimmt. Dann kratzt man, damit
die folgende Schicht sich besser mit der ersten verbinde, die Oberfläche
mit einem scharfen Werkzeuge etwas rauh, schüttet eine frische Lage
Masse ein und fährt in dieser Weise fort, bis der Bodenstein in seiner
ganzen Höhe fertig zugestellt ist.

Auch das Gestell und die Rast, sofern letztere überhaupt in Masse
gefertigt werden soll 2), müssen äusserlich durch Mauerwerk aus feuer-
festen oder gewöhnlichen Ziegeln begrenzt sein, welches vorher fertig
gestellt und innerhalb dessen das Einstampfen vorgenommen wird. Man
bringt nun ein aus Brettern oder auch aus dünnen Gusseisenplatten
zusammengefügtes und gut versteiftes Modell, dessen äussere Umrisse
genau den inneren Umrissen des herzustellenden Gestelles u. s. w. ent-
spricht, in den Ofen, schüttet Masse rings herum und fährt nun in der-
selben Weise wie bei der Herstellung des Bodensteins mit dem Stampfen
fort. Zur Erleichterung des Einstampfens lässt man das Modell aus
mehreren Abtheilungen über einander bestehen, welche der Reihe nach
erst eingesetzt werden, wenn das untere Stück fertig umstampft ist.
Schliesslich zieht man das Modell, welches zu diesem Zwecke zerlegbar
sein muss, nach oben heraus.

Der Wallstein wird erst eingesetzt, beziehentlich eingestampft, wenn
alles Uebrige vollständig fertig ist.

Nun folgt ein sehr allmähliches Trocknen der Massezustellung
durch ein vor dem Ofen unterhaltenes Feuer, welches mehrere Wochen
hindurch ununterbrochen fortgesetzt wird. Trocknet man zu rasch, so
entstehen Risse, oder es werden wohl gar Theile der Zustellung durch
die sich entwickelnden Wasserdämpfe zum Abblättern veranlasst.

Erst wenn in solcher Weise das Wasser vollständig verflüchtigt
ist, kann man die Temperatur steigern, indem man die Feuerung in

1) Auf den Eisenwerken, wo man Massezustellungen verwendet, ist das beste
Mischungsverhältniss der einzelnen Bestandtheile gewöhnlich durch langjährige Er-
fahrung erprobt; z. B. 4 Maasstheile gepochter Quarz, 1 Maasstheil feuerfester Thon,
12 Thle. alte Masse; oder ähnlich.
2) Mitunter begnügt man sich, nur den Boden und das Gestell in Masse her-
zustellen, die Rast aber aus Chamottesteinen zu mauern.
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[356/0410] Der Hochofen. herausgeschlagen wird, zerstösst und siebt dieselbe, versetzt sie mit so viel feuerfestem Thon und Magerungsmitteln (gepochten Feuerstein- knollen oder dergl.), als zur Herstellung der erforderlichen Bildsamkeit einerseits und zum Ersatze des stattgehabten Verlustes an Masse anderer- seits erforderlich ist, weicht das Gemenge in Wasser ein und lässt es durch Treten auf einer Holzunterlage oder unter Benutzung einer Misch- maschine sorgfältig vermengen. Die Menge des zugesetzten Wassers darf nur eine solche sein, dass die Masse unter starkem Drucke eben bildsam ist, ohne an den Händen zu kleben. 1) Zunächst beginnt das Einstampfen des Bodens. Derselbe ist rings herum von Ziegelmauerwerk in gleicher Höhe umgeben, welches bereits fertig hergestellt sein muss, ehe das Stampfen beginnen kann. Nun schüttet man von der fertig zubereiteten Masse eine Lage von mehreren Centimetern Höhe in die Vertiefung, breitet sie flach aus und stampft sie mit Hilfe eiserner, an hölzernen Stielen befestigter Stampfer, welche zuvor etwas angewärmt wurden, allmählich so fest, bis sie vom Nagel des Schuhes keinen Eindruck mehr annimmt. Dann kratzt man, damit die folgende Schicht sich besser mit der ersten verbinde, die Oberfläche mit einem scharfen Werkzeuge etwas rauh, schüttet eine frische Lage Masse ein und fährt in dieser Weise fort, bis der Bodenstein in seiner ganzen Höhe fertig zugestellt ist. Auch das Gestell und die Rast, sofern letztere überhaupt in Masse gefertigt werden soll 2), müssen äusserlich durch Mauerwerk aus feuer- festen oder gewöhnlichen Ziegeln begrenzt sein, welches vorher fertig gestellt und innerhalb dessen das Einstampfen vorgenommen wird. Man bringt nun ein aus Brettern oder auch aus dünnen Gusseisenplatten zusammengefügtes und gut versteiftes Modell, dessen äussere Umrisse genau den inneren Umrissen des herzustellenden Gestelles u. s. w. ent- spricht, in den Ofen, schüttet Masse rings herum und fährt nun in der- selben Weise wie bei der Herstellung des Bodensteins mit dem Stampfen fort. Zur Erleichterung des Einstampfens lässt man das Modell aus mehreren Abtheilungen über einander bestehen, welche der Reihe nach erst eingesetzt werden, wenn das untere Stück fertig umstampft ist. Schliesslich zieht man das Modell, welches zu diesem Zwecke zerlegbar sein muss, nach oben heraus. Der Wallstein wird erst eingesetzt, beziehentlich eingestampft, wenn alles Uebrige vollständig fertig ist. Nun folgt ein sehr allmähliches Trocknen der Massezustellung durch ein vor dem Ofen unterhaltenes Feuer, welches mehrere Wochen hindurch ununterbrochen fortgesetzt wird. Trocknet man zu rasch, so entstehen Risse, oder es werden wohl gar Theile der Zustellung durch die sich entwickelnden Wasserdämpfe zum Abblättern veranlasst. Erst wenn in solcher Weise das Wasser vollständig verflüchtigt ist, kann man die Temperatur steigern, indem man die Feuerung in 1) Auf den Eisenwerken, wo man Massezustellungen verwendet, ist das beste Mischungsverhältniss der einzelnen Bestandtheile gewöhnlich durch langjährige Er- fahrung erprobt; z. B. 4 Maasstheile gepochter Quarz, 1 Maasstheil feuerfester Thon, 12 Thle. alte Masse; oder ähnlich. 2) Mitunter begnügt man sich, nur den Boden und das Gestell in Masse her- zustellen, die Rast aber aus Chamottesteinen zu mauern.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/410>, abgerufen am 29.04.2024.