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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofen.
96, 97) werden auch die in unmittelbarer Nachbarschaft befindlichen
Gestellsteine in gewissem Maasse kühl erhalten. Bei grösseren mit Koks
und heissem Winde betriebenen Hochöfen aber reichen diese Vorrich-
tungen allein nicht immer aus, das Gestell vor rascher Erweiterung zu
schützen, und man bringt deshalb ausser denselben häufig noch be-
sondere Kühlvorrichtungen zur längeren Erhaltung des Ofengemäuers an.

Dieser Zweck lässt sich in verschiedener Weise erreichen.

Die eine Methode der Kühlung beruht auf der Anwendung eiserner
Kühlkästen, welche an verschiedenen Stellen des Ofengemäuers, ähnlich
wie die früher besprochenen Formkühlkästen, eingelassen und ununter-
brochen durch zugeleitetes Wasser kühl erhalten werden. Die Abbildung
Fig. 83 auf S. 343 lässt mehrere solcher Kühlkästen erkennen. Die-
selben werden aus Gusseisen oder aus Schmiedeeisen gefertigt. Damit
nicht die Gefahr einer Explosion bei etwaiger Dampfentwickelung ent-
stehe, empfiehlt es sich, an der Rückseite derselben einen Spalt offen
zu lassen, durch welchen der Dampf entweichen kann. Zwischen der
Wand des Kühlkastens und dem Ofeninnern pflegt man eine 30--40 cm
starke Steinschicht zu lassen, während an der äusseren Seite der Kasten
mit der Gestellwand abschneidet.

Bei einer andern Methode werden die Gestellsteine von aussen
mit Wasser bespritzt, welches aus rings herum laufenden, mit feinen
Oeffnungen versehenen Rohren ausströmt. Da jedoch die feuerfesten
Steine durch diese unmittelbare Berieselung häufig stark angegriffen
werden, so hat man sie mitunter mit einer Schicht hydraulischen Kalkes
überzogen.

Endlich hat man auch in einzelnen Fällen Rinnen aus Eisenblech,
welche oben offen sind und deren innere Seite durch die Gestellwand
gebildet wird, rings um das Gestell herum gelegt und mit Wasser ge-
füllt erhalten, so dass das ganze Gestell von Wasser umgeben ist. Eine
häufige Anwendung hat jedoch diese sehr energische Kühlvorrichtung
nicht gefunden.

Den Bodenstein sucht man nicht selten zu kühlen, indem man in
einem Abstande von etwa 10 cm von der Gestellwand einen ringförmigen
oben offenen Kanal, etwa 20 cm tief, in demselben anbringt und diesen
mit Wasser gefüllt erhält.

Die Rast ist der Erhitzung in geringerem Maasse als das Gestell
preisgegeben und eine Kühlung derselben seltener erforderlich. Man
pflegt alsdann Kühlkästen, wie für die Kühlung des Gestelles, dafür zu
benutzen.

Noch seltener als die Rast bedarf der Schacht einer Kühlung.

Wasserbedarf für die Kühlung. Da das Kühlwasser herbei ge-
schafft, gehoben und nach den einzelnen gekühlten Theilen des Hoch-
ofens hin vertheilt werden muss, so ist die Frage nach der erforder-
lichen Menge desselben voll berechtigt. Man pflegt den Zufluss so zu
regeln, dass die Temperatur des abfliessenden Wassers nicht mehr als
etwa 40°C. beträgt. Nach der Grösse der gekühlten Theile selbst, nach
der Temperatur, welcher dieselben ausgesetzt sind, und nach der ver-
schiedenen Einrichtung der Kühlvorrichtungen kann nun allerdings der
Wasserbedarf für diesen Zweck ein ziemlich verschiedener sein. Eine

Der Hochofen.
96, 97) werden auch die in unmittelbarer Nachbarschaft befindlichen
Gestellsteine in gewissem Maasse kühl erhalten. Bei grösseren mit Koks
und heissem Winde betriebenen Hochöfen aber reichen diese Vorrich-
tungen allein nicht immer aus, das Gestell vor rascher Erweiterung zu
schützen, und man bringt deshalb ausser denselben häufig noch be-
sondere Kühlvorrichtungen zur längeren Erhaltung des Ofengemäuers an.

Dieser Zweck lässt sich in verschiedener Weise erreichen.

Die eine Methode der Kühlung beruht auf der Anwendung eiserner
Kühlkästen, welche an verschiedenen Stellen des Ofengemäuers, ähnlich
wie die früher besprochenen Formkühlkästen, eingelassen und ununter-
brochen durch zugeleitetes Wasser kühl erhalten werden. Die Abbildung
Fig. 83 auf S. 343 lässt mehrere solcher Kühlkästen erkennen. Die-
selben werden aus Gusseisen oder aus Schmiedeeisen gefertigt. Damit
nicht die Gefahr einer Explosion bei etwaiger Dampfentwickelung ent-
stehe, empfiehlt es sich, an der Rückseite derselben einen Spalt offen
zu lassen, durch welchen der Dampf entweichen kann. Zwischen der
Wand des Kühlkastens und dem Ofeninnern pflegt man eine 30—40 cm
starke Steinschicht zu lassen, während an der äusseren Seite der Kasten
mit der Gestellwand abschneidet.

Bei einer andern Methode werden die Gestellsteine von aussen
mit Wasser bespritzt, welches aus rings herum laufenden, mit feinen
Oeffnungen versehenen Rohren ausströmt. Da jedoch die feuerfesten
Steine durch diese unmittelbare Berieselung häufig stark angegriffen
werden, so hat man sie mitunter mit einer Schicht hydraulischen Kalkes
überzogen.

Endlich hat man auch in einzelnen Fällen Rinnen aus Eisenblech,
welche oben offen sind und deren innere Seite durch die Gestellwand
gebildet wird, rings um das Gestell herum gelegt und mit Wasser ge-
füllt erhalten, so dass das ganze Gestell von Wasser umgeben ist. Eine
häufige Anwendung hat jedoch diese sehr energische Kühlvorrichtung
nicht gefunden.

Den Bodenstein sucht man nicht selten zu kühlen, indem man in
einem Abstande von etwa 10 cm von der Gestellwand einen ringförmigen
oben offenen Kanal, etwa 20 cm tief, in demselben anbringt und diesen
mit Wasser gefüllt erhält.

Die Rast ist der Erhitzung in geringerem Maasse als das Gestell
preisgegeben und eine Kühlung derselben seltener erforderlich. Man
pflegt alsdann Kühlkästen, wie für die Kühlung des Gestelles, dafür zu
benutzen.

Noch seltener als die Rast bedarf der Schacht einer Kühlung.

Wasserbedarf für die Kühlung. Da das Kühlwasser herbei ge-
schafft, gehoben und nach den einzelnen gekühlten Theilen des Hoch-
ofens hin vertheilt werden muss, so ist die Frage nach der erforder-
lichen Menge desselben voll berechtigt. Man pflegt den Zufluss so zu
regeln, dass die Temperatur des abfliessenden Wassers nicht mehr als
etwa 40°C. beträgt. Nach der Grösse der gekühlten Theile selbst, nach
der Temperatur, welcher dieselben ausgesetzt sind, und nach der ver-
schiedenen Einrichtung der Kühlvorrichtungen kann nun allerdings der
Wasserbedarf für diesen Zweck ein ziemlich verschiedener sein. Eine

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[366/0420] Der Hochofen. 96, 97) werden auch die in unmittelbarer Nachbarschaft befindlichen Gestellsteine in gewissem Maasse kühl erhalten. Bei grösseren mit Koks und heissem Winde betriebenen Hochöfen aber reichen diese Vorrich- tungen allein nicht immer aus, das Gestell vor rascher Erweiterung zu schützen, und man bringt deshalb ausser denselben häufig noch be- sondere Kühlvorrichtungen zur längeren Erhaltung des Ofengemäuers an. Dieser Zweck lässt sich in verschiedener Weise erreichen. Die eine Methode der Kühlung beruht auf der Anwendung eiserner Kühlkästen, welche an verschiedenen Stellen des Ofengemäuers, ähnlich wie die früher besprochenen Formkühlkästen, eingelassen und ununter- brochen durch zugeleitetes Wasser kühl erhalten werden. Die Abbildung Fig. 83 auf S. 343 lässt mehrere solcher Kühlkästen erkennen. Die- selben werden aus Gusseisen oder aus Schmiedeeisen gefertigt. Damit nicht die Gefahr einer Explosion bei etwaiger Dampfentwickelung ent- stehe, empfiehlt es sich, an der Rückseite derselben einen Spalt offen zu lassen, durch welchen der Dampf entweichen kann. Zwischen der Wand des Kühlkastens und dem Ofeninnern pflegt man eine 30—40 cm starke Steinschicht zu lassen, während an der äusseren Seite der Kasten mit der Gestellwand abschneidet. Bei einer andern Methode werden die Gestellsteine von aussen mit Wasser bespritzt, welches aus rings herum laufenden, mit feinen Oeffnungen versehenen Rohren ausströmt. Da jedoch die feuerfesten Steine durch diese unmittelbare Berieselung häufig stark angegriffen werden, so hat man sie mitunter mit einer Schicht hydraulischen Kalkes überzogen. Endlich hat man auch in einzelnen Fällen Rinnen aus Eisenblech, welche oben offen sind und deren innere Seite durch die Gestellwand gebildet wird, rings um das Gestell herum gelegt und mit Wasser ge- füllt erhalten, so dass das ganze Gestell von Wasser umgeben ist. Eine häufige Anwendung hat jedoch diese sehr energische Kühlvorrichtung nicht gefunden. Den Bodenstein sucht man nicht selten zu kühlen, indem man in einem Abstande von etwa 10 cm von der Gestellwand einen ringförmigen oben offenen Kanal, etwa 20 cm tief, in demselben anbringt und diesen mit Wasser gefüllt erhält. Die Rast ist der Erhitzung in geringerem Maasse als das Gestell preisgegeben und eine Kühlung derselben seltener erforderlich. Man pflegt alsdann Kühlkästen, wie für die Kühlung des Gestelles, dafür zu benutzen. Noch seltener als die Rast bedarf der Schacht einer Kühlung. Wasserbedarf für die Kühlung. Da das Kühlwasser herbei ge- schafft, gehoben und nach den einzelnen gekühlten Theilen des Hoch- ofens hin vertheilt werden muss, so ist die Frage nach der erforder- lichen Menge desselben voll berechtigt. Man pflegt den Zufluss so zu regeln, dass die Temperatur des abfliessenden Wassers nicht mehr als etwa 40°C. beträgt. Nach der Grösse der gekühlten Theile selbst, nach der Temperatur, welcher dieselben ausgesetzt sind, und nach der ver- schiedenen Einrichtung der Kühlvorrichtungen kann nun allerdings der Wasserbedarf für diesen Zweck ein ziemlich verschiedener sein. Eine

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/420>, abgerufen am 03.05.2024.