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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
werden leicht erkennbar sein. Jede Schubstange treibt eine entsprechend
gekröpfte Kurbelwelle, auf deren Enden zwei Schwungräder befindlich
sind, eine Einrichtung, welche die Erzielung eines gleichmässigeren
Ganges zum Zwecke hat, nicht aber allgemein gebräuchlich ist.

Aus der gegebenen, durch Fig. 118 ergänzten Charakteristik der
Clevelandgebläse folgt, dass sie in ihrer Wirkungsweise mit den Seraing-
gebläsen viele Aehnlichkeit besitzen; der hauptsächlichste Unterschied
liegt in dem Umstande, dass hier der Angriffspunkt der Kurbelstange
unterhalb beider Cylinder, bei den Serainggebläsen zwischen denselben
liegt, welcher Umstand eben bei letzteren die Anwendung eines breiten
Querhauptes mit zwei Kurbelstangen erforderlich macht. Dem geringen
Vortheile, welchen in dieser Beziehung die Construction der Cleveland-
gebläse gewährt, steht jedoch der grössere Nachtheil gegenüber, dass
bei gleichen Hublängen beider Gebläsesysteme die Gesammthöhe des
Clevelandgebläses noch beträchtlicher ausfällt als bei den Seraing-
gebläsen. Die Ursache hierfür ist bei einem Vergleiche der beiden ver-
schiedenen Anordnungen leicht erkennbar; bei den Serainggebläsen
befinden sich die Kurbelstangen, deren Länge in einem bestimmten
Verhältnisse zu der Hublänge stehen muss, neben dem Dampfcylinder
und mit der Höhe der Cylinder nimmt auch, was schon oben als ein
Vortheil jener Gebläse bezeichnet wurde, die Länge der Schubstangen
zu, bei den Clevelandgebläsen muss unterhalb der Führungen für den
Kreuzkopf noch eine der Länge der Kurbelstange entsprechende Höhen-
abmessung zugegeben werden.

Man giebt deshalb diesen Clevelandgebläsen geringere Hubhöhen,
damit die Gesammthöhe des Gebläses nicht allzu beträchtlich ausfalle,
und hieraus ergiebt sich dann die eigenthümliche gedrückte Form, durch
welche die Cylinder dieser Gebläse gekennzeichnet zu sein pflegen. Die
Nachtheile kurzer Hublängen wurden schon mehrfach erörtert.

Wenn aus diesen Gründen eincylindrige Clevelandgebläse kaum
den Vorzug vor Serainggebläsen beanspruchen können, so ist doch nicht
zu verkennen, dass, sofern man mehrcylindrige Gebläse bauen will,
sich das Clevelandsystem hierfür besser eignet als das Seraingsystem.
Man hat deshalb auf verschiedenen Eisenwerken zweicylindrige, mit-
unter sogar dreicylindrige Clevelandgebläse in Anwendung, welche vor
mehrcylindrigen Balanciergebläsen den Vortheil grösserer Billigkeit, ein-
facherer Fundamentirung und directer Kraftübertragung, vor mehr-
cylindrigen liegenden Gebläsen alle die schon früher erörterten Vortheile
der stehenden Gebläse voraus haben.

Ist das Gebläse zweicylindrig, so pflegt man die Kurbeln an den
Enden der Schwungradwelle und das Schwungrad in der Mitte zwischen
beiden Kurbeln und Gerüsten anzuordnen. Stellt man hierbei, wie es
bei liegenden und Balanciergebläsen üblich ist, die Kurbeln unter
90 Grad gegen einander, so findet zwar Ausgleichung der Ungleich-
mässigkeiten des Windstromes statt, nicht aber völlige Ausgleichung der
durch das Gewicht der bewegten Theile verursachten Ungleichmässig-
keiten in der Benutzung der von der Dampfmaschine geleisteten Arbeit;
stellt man dagegen, wie es üblicher und jedenfalls auch wohl zweck-
mässiger ist, die Kurbeln um einen Winkel von 180 Grad gegen ein-

Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
werden leicht erkennbar sein. Jede Schubstange treibt eine entsprechend
gekröpfte Kurbelwelle, auf deren Enden zwei Schwungräder befindlich
sind, eine Einrichtung, welche die Erzielung eines gleichmässigeren
Ganges zum Zwecke hat, nicht aber allgemein gebräuchlich ist.

Aus der gegebenen, durch Fig. 118 ergänzten Charakteristik der
Clevelandgebläse folgt, dass sie in ihrer Wirkungsweise mit den Seraing-
gebläsen viele Aehnlichkeit besitzen; der hauptsächlichste Unterschied
liegt in dem Umstande, dass hier der Angriffspunkt der Kurbelstange
unterhalb beider Cylinder, bei den Serainggebläsen zwischen denselben
liegt, welcher Umstand eben bei letzteren die Anwendung eines breiten
Querhauptes mit zwei Kurbelstangen erforderlich macht. Dem geringen
Vortheile, welchen in dieser Beziehung die Construction der Cleveland-
gebläse gewährt, steht jedoch der grössere Nachtheil gegenüber, dass
bei gleichen Hublängen beider Gebläsesysteme die Gesammthöhe des
Clevelandgebläses noch beträchtlicher ausfällt als bei den Seraing-
gebläsen. Die Ursache hierfür ist bei einem Vergleiche der beiden ver-
schiedenen Anordnungen leicht erkennbar; bei den Serainggebläsen
befinden sich die Kurbelstangen, deren Länge in einem bestimmten
Verhältnisse zu der Hublänge stehen muss, neben dem Dampfcylinder
und mit der Höhe der Cylinder nimmt auch, was schon oben als ein
Vortheil jener Gebläse bezeichnet wurde, die Länge der Schubstangen
zu, bei den Clevelandgebläsen muss unterhalb der Führungen für den
Kreuzkopf noch eine der Länge der Kurbelstange entsprechende Höhen-
abmessung zugegeben werden.

Man giebt deshalb diesen Clevelandgebläsen geringere Hubhöhen,
damit die Gesammthöhe des Gebläses nicht allzu beträchtlich ausfalle,
und hieraus ergiebt sich dann die eigenthümliche gedrückte Form, durch
welche die Cylinder dieser Gebläse gekennzeichnet zu sein pflegen. Die
Nachtheile kurzer Hublängen wurden schon mehrfach erörtert.

Wenn aus diesen Gründen eincylindrige Clevelandgebläse kaum
den Vorzug vor Serainggebläsen beanspruchen können, so ist doch nicht
zu verkennen, dass, sofern man mehrcylindrige Gebläse bauen will,
sich das Clevelandsystem hierfür besser eignet als das Seraingsystem.
Man hat deshalb auf verschiedenen Eisenwerken zweicylindrige, mit-
unter sogar dreicylindrige Clevelandgebläse in Anwendung, welche vor
mehrcylindrigen Balanciergebläsen den Vortheil grösserer Billigkeit, ein-
facherer Fundamentirung und directer Kraftübertragung, vor mehr-
cylindrigen liegenden Gebläsen alle die schon früher erörterten Vortheile
der stehenden Gebläse voraus haben.

Ist das Gebläse zweicylindrig, so pflegt man die Kurbeln an den
Enden der Schwungradwelle und das Schwungrad in der Mitte zwischen
beiden Kurbeln und Gerüsten anzuordnen. Stellt man hierbei, wie es
bei liegenden und Balanciergebläsen üblich ist, die Kurbeln unter
90 Grad gegen einander, so findet zwar Ausgleichung der Ungleich-
mässigkeiten des Windstromes statt, nicht aber völlige Ausgleichung der
durch das Gewicht der bewegten Theile verursachten Ungleichmässig-
keiten in der Benutzung der von der Dampfmaschine geleisteten Arbeit;
stellt man dagegen, wie es üblicher und jedenfalls auch wohl zweck-
mässiger ist, die Kurbeln um einen Winkel von 180 Grad gegen ein-

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[402/0456] Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes. werden leicht erkennbar sein. Jede Schubstange treibt eine entsprechend gekröpfte Kurbelwelle, auf deren Enden zwei Schwungräder befindlich sind, eine Einrichtung, welche die Erzielung eines gleichmässigeren Ganges zum Zwecke hat, nicht aber allgemein gebräuchlich ist. Aus der gegebenen, durch Fig. 118 ergänzten Charakteristik der Clevelandgebläse folgt, dass sie in ihrer Wirkungsweise mit den Seraing- gebläsen viele Aehnlichkeit besitzen; der hauptsächlichste Unterschied liegt in dem Umstande, dass hier der Angriffspunkt der Kurbelstange unterhalb beider Cylinder, bei den Serainggebläsen zwischen denselben liegt, welcher Umstand eben bei letzteren die Anwendung eines breiten Querhauptes mit zwei Kurbelstangen erforderlich macht. Dem geringen Vortheile, welchen in dieser Beziehung die Construction der Cleveland- gebläse gewährt, steht jedoch der grössere Nachtheil gegenüber, dass bei gleichen Hublängen beider Gebläsesysteme die Gesammthöhe des Clevelandgebläses noch beträchtlicher ausfällt als bei den Seraing- gebläsen. Die Ursache hierfür ist bei einem Vergleiche der beiden ver- schiedenen Anordnungen leicht erkennbar; bei den Serainggebläsen befinden sich die Kurbelstangen, deren Länge in einem bestimmten Verhältnisse zu der Hublänge stehen muss, neben dem Dampfcylinder und mit der Höhe der Cylinder nimmt auch, was schon oben als ein Vortheil jener Gebläse bezeichnet wurde, die Länge der Schubstangen zu, bei den Clevelandgebläsen muss unterhalb der Führungen für den Kreuzkopf noch eine der Länge der Kurbelstange entsprechende Höhen- abmessung zugegeben werden. Man giebt deshalb diesen Clevelandgebläsen geringere Hubhöhen, damit die Gesammthöhe des Gebläses nicht allzu beträchtlich ausfalle, und hieraus ergiebt sich dann die eigenthümliche gedrückte Form, durch welche die Cylinder dieser Gebläse gekennzeichnet zu sein pflegen. Die Nachtheile kurzer Hublängen wurden schon mehrfach erörtert. Wenn aus diesen Gründen eincylindrige Clevelandgebläse kaum den Vorzug vor Serainggebläsen beanspruchen können, so ist doch nicht zu verkennen, dass, sofern man mehrcylindrige Gebläse bauen will, sich das Clevelandsystem hierfür besser eignet als das Seraingsystem. Man hat deshalb auf verschiedenen Eisenwerken zweicylindrige, mit- unter sogar dreicylindrige Clevelandgebläse in Anwendung, welche vor mehrcylindrigen Balanciergebläsen den Vortheil grösserer Billigkeit, ein- facherer Fundamentirung und directer Kraftübertragung, vor mehr- cylindrigen liegenden Gebläsen alle die schon früher erörterten Vortheile der stehenden Gebläse voraus haben. Ist das Gebläse zweicylindrig, so pflegt man die Kurbeln an den Enden der Schwungradwelle und das Schwungrad in der Mitte zwischen beiden Kurbeln und Gerüsten anzuordnen. Stellt man hierbei, wie es bei liegenden und Balanciergebläsen üblich ist, die Kurbeln unter 90 Grad gegen einander, so findet zwar Ausgleichung der Ungleich- mässigkeiten des Windstromes statt, nicht aber völlige Ausgleichung der durch das Gewicht der bewegten Theile verursachten Ungleichmässig- keiten in der Benutzung der von der Dampfmaschine geleisteten Arbeit; stellt man dagegen, wie es üblicher und jedenfalls auch wohl zweck- mässiger ist, die Kurbeln um einen Winkel von 180 Grad gegen ein-

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/456>, abgerufen am 28.04.2024.