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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die steinernen Winderhitzer oder Kammerapparate.
den Wind aber führt man in allen Fällen an der am wenig-
sten heissen Stelle, also da, wo die Gase austreten, ein und
lässt ihn den entgegengesetzten Weg als diese nehmen
. An
der Eintrittsstelle des Windes werden demnach die Ziegeln auf eine
niedrige Temperatur abgekühlt werden, während sie an dem entgegen-
gesetzten Ende, wo sie nur mit dem schon hoch erhitzten Winde in
Berührung kommen, verhältnissmässig wenig Wärme abgeben.

Es ist jedoch leicht zu ermessen, dass für die Leistung eines Appa-
rates nicht allein der räumliche Inhalt der in demselben angeordneten,
als Wärmesammler dienenden feuerfesten Ziegeln maassgebend ist, son-
dern dass auch die von den letzteren dargebotene Oberfläche eine sehr
wesentliche Rolle hierbei spielt. Denn immerhin wird an der Ober-
fläche der Ziegeln die stärkste Erhitzung stattfinden und je weiter
irgend eine Stelle von derselben entfernt ist, desto weniger hoch wird
sie erhitzt werden und desto langsamer wird sie ihre Wärme abgeben.
Die in den Kammerapparaten zur Erhitzung einer bestimmten Wind-
menge erforderliche Heizfläche muss entschieden beträchtlicher ausfallen
als bei den eisernen Röhrenapparaten, theils, weil ja nur die Hälfte der
in den zu einander gehörigen Apparaten überhaupt vorhandenen Heiz-
fläche innerhalb eines und desselben Zeitraumes zur Wärmeabgabe
benutzt werden kann, die andere Hälfte aber inzwischen erhitzt wird,
theils auch, weil man die Kammerapparate überhaupt nur dann anzu-
wenden pflegt, wenn eine stärkere Erhitzung beabsichtigt ist, als sich
in den Röhrenapparaten erreichen lässt. Man giebt daher per Cubik-
meter Wind in der Minute den zusammengehörigen Apparaten eine
Gesammtheizfläche von mindestens 10 Quadratmeter, mitunter 20 qm
und darüber.

Die Geschwindigkeit des durch den Apparat hindurchgehenden
Windes ist in allen Fällen erheblich geringer als bei den eisernen
Röhrenapparaten, ein Umstand, welcher schon durch die grösseren
Reibungswiderstände geboten ist. Bei den meisten hierher gehörigen
Apparaten dürfte die Geschwindigkeit des kalten Windes 1.5 bis höch-
stens 2 m per Secunde, des erhitzten Windes 5--8 m betragen.

Sämmtliche Apparate sind äusserlich durch einen luftdicht genieteten
Mantel aus Eisenblech umgeben, ohne welchen es nicht möglich sein
würde, beträchtliche Windverluste zu vermeiden. Da sich in den Zügen
regelmässig Staub ablagert, welcher von den Gichtgasen mitgeführt
wurde, auch wenn dieselben einer noch so sorgfältigen Reinigung unter-
zogen wurden, so sind Vorrichtungen unentbehrlich, durch welche von
Zeit zu Zeit eine Reinigung der Apparate vorgenommen werden kann.

Als Material für die Aufnahme der von den verbrennenden Gasen
entwickelten Wärme dienen ausschliesslich feuerfeste Ziegeln, mit denen
die Apparate in geeigneter Weise ausgesetzt und aus denen die von
den Gasen durchströmten Kanäle gebildet sind. Dieselben gewähren
den Vortheil, dass sie auch in hoher Temperatur wenig verändert wer-
den und deshalb lange benutzbar bleiben; und dass sie eine ziemlich
bedeutende specifische Wärme besitzen (Gruner fand dieselbe in
höheren Temperaturen = 0.23--0.26), mithin auch fähig sind, ent-
sprechend grosse Wärmemengen aufzunehmen und wieder abzugeben,
bevor erhebliche Aenderungen der Temperatur eintreten.

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Die steinernen Winderhitzer oder Kammerapparate.
den Wind aber führt man in allen Fällen an der am wenig-
sten heissen Stelle, also da, wo die Gase austreten, ein und
lässt ihn den entgegengesetzten Weg als diese nehmen
. An
der Eintrittsstelle des Windes werden demnach die Ziegeln auf eine
niedrige Temperatur abgekühlt werden, während sie an dem entgegen-
gesetzten Ende, wo sie nur mit dem schon hoch erhitzten Winde in
Berührung kommen, verhältnissmässig wenig Wärme abgeben.

Es ist jedoch leicht zu ermessen, dass für die Leistung eines Appa-
rates nicht allein der räumliche Inhalt der in demselben angeordneten,
als Wärmesammler dienenden feuerfesten Ziegeln maassgebend ist, son-
dern dass auch die von den letzteren dargebotene Oberfläche eine sehr
wesentliche Rolle hierbei spielt. Denn immerhin wird an der Ober-
fläche der Ziegeln die stärkste Erhitzung stattfinden und je weiter
irgend eine Stelle von derselben entfernt ist, desto weniger hoch wird
sie erhitzt werden und desto langsamer wird sie ihre Wärme abgeben.
Die in den Kammerapparaten zur Erhitzung einer bestimmten Wind-
menge erforderliche Heizfläche muss entschieden beträchtlicher ausfallen
als bei den eisernen Röhrenapparaten, theils, weil ja nur die Hälfte der
in den zu einander gehörigen Apparaten überhaupt vorhandenen Heiz-
fläche innerhalb eines und desselben Zeitraumes zur Wärmeabgabe
benutzt werden kann, die andere Hälfte aber inzwischen erhitzt wird,
theils auch, weil man die Kammerapparate überhaupt nur dann anzu-
wenden pflegt, wenn eine stärkere Erhitzung beabsichtigt ist, als sich
in den Röhrenapparaten erreichen lässt. Man giebt daher per Cubik-
meter Wind in der Minute den zusammengehörigen Apparaten eine
Gesammtheizfläche von mindestens 10 Quadratmeter, mitunter 20 qm
und darüber.

Die Geschwindigkeit des durch den Apparat hindurchgehenden
Windes ist in allen Fällen erheblich geringer als bei den eisernen
Röhrenapparaten, ein Umstand, welcher schon durch die grösseren
Reibungswiderstände geboten ist. Bei den meisten hierher gehörigen
Apparaten dürfte die Geschwindigkeit des kalten Windes 1.5 bis höch-
stens 2 m per Secunde, des erhitzten Windes 5—8 m betragen.

Sämmtliche Apparate sind äusserlich durch einen luftdicht genieteten
Mantel aus Eisenblech umgeben, ohne welchen es nicht möglich sein
würde, beträchtliche Windverluste zu vermeiden. Da sich in den Zügen
regelmässig Staub ablagert, welcher von den Gichtgasen mitgeführt
wurde, auch wenn dieselben einer noch so sorgfältigen Reinigung unter-
zogen wurden, so sind Vorrichtungen unentbehrlich, durch welche von
Zeit zu Zeit eine Reinigung der Apparate vorgenommen werden kann.

Als Material für die Aufnahme der von den verbrennenden Gasen
entwickelten Wärme dienen ausschliesslich feuerfeste Ziegeln, mit denen
die Apparate in geeigneter Weise ausgesetzt und aus denen die von
den Gasen durchströmten Kanäle gebildet sind. Dieselben gewähren
den Vortheil, dass sie auch in hoher Temperatur wenig verändert wer-
den und deshalb lange benutzbar bleiben; und dass sie eine ziemlich
bedeutende specifische Wärme besitzen (Gruner fand dieselbe in
höheren Temperaturen = 0.23—0.26), mithin auch fähig sind, ent-
sprechend grosse Wärmemengen aufzunehmen und wieder abzugeben,
bevor erhebliche Aenderungen der Temperatur eintreten.

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[419/0479] Die steinernen Winderhitzer oder Kammerapparate. den Wind aber führt man in allen Fällen an der am wenig- sten heissen Stelle, also da, wo die Gase austreten, ein und lässt ihn den entgegengesetzten Weg als diese nehmen. An der Eintrittsstelle des Windes werden demnach die Ziegeln auf eine niedrige Temperatur abgekühlt werden, während sie an dem entgegen- gesetzten Ende, wo sie nur mit dem schon hoch erhitzten Winde in Berührung kommen, verhältnissmässig wenig Wärme abgeben. Es ist jedoch leicht zu ermessen, dass für die Leistung eines Appa- rates nicht allein der räumliche Inhalt der in demselben angeordneten, als Wärmesammler dienenden feuerfesten Ziegeln maassgebend ist, son- dern dass auch die von den letzteren dargebotene Oberfläche eine sehr wesentliche Rolle hierbei spielt. Denn immerhin wird an der Ober- fläche der Ziegeln die stärkste Erhitzung stattfinden und je weiter irgend eine Stelle von derselben entfernt ist, desto weniger hoch wird sie erhitzt werden und desto langsamer wird sie ihre Wärme abgeben. Die in den Kammerapparaten zur Erhitzung einer bestimmten Wind- menge erforderliche Heizfläche muss entschieden beträchtlicher ausfallen als bei den eisernen Röhrenapparaten, theils, weil ja nur die Hälfte der in den zu einander gehörigen Apparaten überhaupt vorhandenen Heiz- fläche innerhalb eines und desselben Zeitraumes zur Wärmeabgabe benutzt werden kann, die andere Hälfte aber inzwischen erhitzt wird, theils auch, weil man die Kammerapparate überhaupt nur dann anzu- wenden pflegt, wenn eine stärkere Erhitzung beabsichtigt ist, als sich in den Röhrenapparaten erreichen lässt. Man giebt daher per Cubik- meter Wind in der Minute den zusammengehörigen Apparaten eine Gesammtheizfläche von mindestens 10 Quadratmeter, mitunter 20 qm und darüber. Die Geschwindigkeit des durch den Apparat hindurchgehenden Windes ist in allen Fällen erheblich geringer als bei den eisernen Röhrenapparaten, ein Umstand, welcher schon durch die grösseren Reibungswiderstände geboten ist. Bei den meisten hierher gehörigen Apparaten dürfte die Geschwindigkeit des kalten Windes 1.5 bis höch- stens 2 m per Secunde, des erhitzten Windes 5—8 m betragen. Sämmtliche Apparate sind äusserlich durch einen luftdicht genieteten Mantel aus Eisenblech umgeben, ohne welchen es nicht möglich sein würde, beträchtliche Windverluste zu vermeiden. Da sich in den Zügen regelmässig Staub ablagert, welcher von den Gichtgasen mitgeführt wurde, auch wenn dieselben einer noch so sorgfältigen Reinigung unter- zogen wurden, so sind Vorrichtungen unentbehrlich, durch welche von Zeit zu Zeit eine Reinigung der Apparate vorgenommen werden kann. Als Material für die Aufnahme der von den verbrennenden Gasen entwickelten Wärme dienen ausschliesslich feuerfeste Ziegeln, mit denen die Apparate in geeigneter Weise ausgesetzt und aus denen die von den Gasen durchströmten Kanäle gebildet sind. Dieselben gewähren den Vortheil, dass sie auch in hoher Temperatur wenig verändert wer- den und deshalb lange benutzbar bleiben; und dass sie eine ziemlich bedeutende specifische Wärme besitzen (Gruner fand dieselbe in höheren Temperaturen = 0.23—0.26), mithin auch fähig sind, ent- sprechend grosse Wärmemengen aufzunehmen und wieder abzugeben, bevor erhebliche Aenderungen der Temperatur eintreten. 27*

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/479>, abgerufen am 01.05.2024.