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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofenbetrieb.

Rubrik 1--5 enthält die durch Analyse gefundene Menge der
in einer Gewichtseinheit des Erzes, der Zuschläge, der Koksasche ent-
haltenen schlackengebenden Bestandtheile. Ist zu erwarten, dass ein
Theil der Bestandtheile des Erzes ausser dem Eisen reducirt werde
-- z. B. ein Theil des Mangan- oder Siliciumgehaltes --, so ist hierauf
Rücksicht zu nehmen. In den meisten Fällen wird man der Wahrheit
ziemlich nahe kommen, wenn man annimmt, dass die Hälfte des Man-
gangehaltes verschlackt, die andere Hälfte reducirt werde. Die Reduction
des Siliciums kann bei Weisseisendarstellung vernachlässigt werden;
bei Graueisendarstellung wird man annehmen können, dass ein Kiesel-
säuregehalt, welcher 1/25 des Eisengehaltes im Erze ausmacht (ent-
sprechend etwa 2 Proc. Silicium im Roheisen) reducirt werde; bei
einigermaassen beträchtlicher Schlackenmenge wird man jedoch auch
hierbei die Reduction des Siliciums vernachlässigen können, da die
ganze Berechnung wegen der mancherlei vorkommenden unberechen-
baren Vorgänge im Hochofen (Verflüchtigung verschiedener Körper in
Form von Chloriden, Cyaniden, Sulfiden, Zurückbleiben unreducirten
Eisens in den Schlacken u. s. w.) immerhin nur Annäherungswerthe zu
liefern im Stande ist, welche später durch den praktischen Versuch
Ausgleichung finden müssen.

Rubrik 6 enthält die Summe sämmtlicher schlackenbildender Be-
standtheile, Rubrik 7 den Eisengehalt (welchem bei Reduction beträcht-
licher Mengen Mangan dieses hinzuzurechnen sein würde). Beide
Rubriken ermöglichen später eine leichte Ermittelung des Verhältnisses
zwischen Schlacke und Eisen in einer berechneten Beschickung sowie
des Eisenausbringens aus derselben.

In den Rubriken 8--13 folgen die Sauerstoffgehalte der in den
Rubriken 1--5 aufgeführten Gewichtsmengen der einzelnen Körper.
Eine Addition der in den Rubriken 8--11 enthaltenen Ziffern ergiebt
die Ziffer für Rubrik 12, d. h. den gesammten in Basen auftretenden
Sauerstoff (mit B bezeichnet), während Rubrik 13 (S) den Sauerstoff-
gehalt der Kieselsäure angiebt. Das Verhältniss [Formel 1] giebt offenbar den
Silicirungsgrad des betreffenden Erzes, Zuschlags u. s. w. an.

Hieraus lassen sich nun in sehr einfacher Weise die Ziffern für
Rubrik 14--17 berechnen, welche angeben, wie viel Sauerstoff ent-
weder
die Basen oder die Kieselsäure des betreffenden Erzes u. s. w.
überschüssig enthalten, wenn irgend ein vorgeschriebenes Silikat gebildet
werden soll. In der als Beispiel benutzten Tabelle ist die Rechnung
für Singulosilikat- und für Bisilikatbildung durchgeführt worden; mit
derselben Leichtigkeit würde sie für Subsilikat, Vierdrittelsilikat und
jede andere Silicirungsstufe, entsprechend der Zusammensetzung der zu
bildenden Schlacke, sich haben anstellen lassen.

Bei dem unter 1 aufgeführten Liaserze z. B. beträgt nach Rubrik
12 der Sauerstoff der Basen 0.0321, nach Rubrik 13 der Sauerstoff der
Kieselsäure 0.0832 Gewichtstheile in 1 Gewichtstheil Erz. Für Bildung
einer Singulosilikatschlacke, in welcher der Sauerstoffgehalt der Basen
gleich dem der Kieselsäure sein soll (S. 149), besitzt demnach das Erz
überschüssigen Sauerstoff der Kieselsäure und zwar 0.0832--0.0321 =

Der Hochofenbetrieb.

Rubrik 1—5 enthält die durch Analyse gefundene Menge der
in einer Gewichtseinheit des Erzes, der Zuschläge, der Koksasche ent-
haltenen schlackengebenden Bestandtheile. Ist zu erwarten, dass ein
Theil der Bestandtheile des Erzes ausser dem Eisen reducirt werde
— z. B. ein Theil des Mangan- oder Siliciumgehaltes —, so ist hierauf
Rücksicht zu nehmen. In den meisten Fällen wird man der Wahrheit
ziemlich nahe kommen, wenn man annimmt, dass die Hälfte des Man-
gangehaltes verschlackt, die andere Hälfte reducirt werde. Die Reduction
des Siliciums kann bei Weisseisendarstellung vernachlässigt werden;
bei Graueisendarstellung wird man annehmen können, dass ein Kiesel-
säuregehalt, welcher 1/25 des Eisengehaltes im Erze ausmacht (ent-
sprechend etwa 2 Proc. Silicium im Roheisen) reducirt werde; bei
einigermaassen beträchtlicher Schlackenmenge wird man jedoch auch
hierbei die Reduction des Siliciums vernachlässigen können, da die
ganze Berechnung wegen der mancherlei vorkommenden unberechen-
baren Vorgänge im Hochofen (Verflüchtigung verschiedener Körper in
Form von Chloriden, Cyaniden, Sulfiden, Zurückbleiben unreducirten
Eisens in den Schlacken u. s. w.) immerhin nur Annäherungswerthe zu
liefern im Stande ist, welche später durch den praktischen Versuch
Ausgleichung finden müssen.

Rubrik 6 enthält die Summe sämmtlicher schlackenbildender Be-
standtheile, Rubrik 7 den Eisengehalt (welchem bei Reduction beträcht-
licher Mengen Mangan dieses hinzuzurechnen sein würde). Beide
Rubriken ermöglichen später eine leichte Ermittelung des Verhältnisses
zwischen Schlacke und Eisen in einer berechneten Beschickung sowie
des Eisenausbringens aus derselben.

In den Rubriken 8—13 folgen die Sauerstoffgehalte der in den
Rubriken 1—5 aufgeführten Gewichtsmengen der einzelnen Körper.
Eine Addition der in den Rubriken 8—11 enthaltenen Ziffern ergiebt
die Ziffer für Rubrik 12, d. h. den gesammten in Basen auftretenden
Sauerstoff (mit B bezeichnet), während Rubrik 13 (S) den Sauerstoff-
gehalt der Kieselsäure angiebt. Das Verhältniss [Formel 1] giebt offenbar den
Silicirungsgrad des betreffenden Erzes, Zuschlags u. s. w. an.

Hieraus lassen sich nun in sehr einfacher Weise die Ziffern für
Rubrik 14—17 berechnen, welche angeben, wie viel Sauerstoff ent-
weder
die Basen oder die Kieselsäure des betreffenden Erzes u. s. w.
überschüssig enthalten, wenn irgend ein vorgeschriebenes Silikat gebildet
werden soll. In der als Beispiel benutzten Tabelle ist die Rechnung
für Singulosilikat- und für Bisilikatbildung durchgeführt worden; mit
derselben Leichtigkeit würde sie für Subsilikat, Vierdrittelsilikat und
jede andere Silicirungsstufe, entsprechend der Zusammensetzung der zu
bildenden Schlacke, sich haben anstellen lassen.

Bei dem unter 1 aufgeführten Liaserze z. B. beträgt nach Rubrik
12 der Sauerstoff der Basen 0.0321, nach Rubrik 13 der Sauerstoff der
Kieselsäure 0.0832 Gewichtstheile in 1 Gewichtstheil Erz. Für Bildung
einer Singulosilikatschlacke, in welcher der Sauerstoffgehalt der Basen
gleich dem der Kieselsäure sein soll (S. 149), besitzt demnach das Erz
überschüssigen Sauerstoff der Kieselsäure und zwar 0.0832—0.0321 =

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[526/0586] Der Hochofenbetrieb. Rubrik 1—5 enthält die durch Analyse gefundene Menge der in einer Gewichtseinheit des Erzes, der Zuschläge, der Koksasche ent- haltenen schlackengebenden Bestandtheile. Ist zu erwarten, dass ein Theil der Bestandtheile des Erzes ausser dem Eisen reducirt werde — z. B. ein Theil des Mangan- oder Siliciumgehaltes —, so ist hierauf Rücksicht zu nehmen. In den meisten Fällen wird man der Wahrheit ziemlich nahe kommen, wenn man annimmt, dass die Hälfte des Man- gangehaltes verschlackt, die andere Hälfte reducirt werde. Die Reduction des Siliciums kann bei Weisseisendarstellung vernachlässigt werden; bei Graueisendarstellung wird man annehmen können, dass ein Kiesel- säuregehalt, welcher 1/25 des Eisengehaltes im Erze ausmacht (ent- sprechend etwa 2 Proc. Silicium im Roheisen) reducirt werde; bei einigermaassen beträchtlicher Schlackenmenge wird man jedoch auch hierbei die Reduction des Siliciums vernachlässigen können, da die ganze Berechnung wegen der mancherlei vorkommenden unberechen- baren Vorgänge im Hochofen (Verflüchtigung verschiedener Körper in Form von Chloriden, Cyaniden, Sulfiden, Zurückbleiben unreducirten Eisens in den Schlacken u. s. w.) immerhin nur Annäherungswerthe zu liefern im Stande ist, welche später durch den praktischen Versuch Ausgleichung finden müssen. Rubrik 6 enthält die Summe sämmtlicher schlackenbildender Be- standtheile, Rubrik 7 den Eisengehalt (welchem bei Reduction beträcht- licher Mengen Mangan dieses hinzuzurechnen sein würde). Beide Rubriken ermöglichen später eine leichte Ermittelung des Verhältnisses zwischen Schlacke und Eisen in einer berechneten Beschickung sowie des Eisenausbringens aus derselben. In den Rubriken 8—13 folgen die Sauerstoffgehalte der in den Rubriken 1—5 aufgeführten Gewichtsmengen der einzelnen Körper. Eine Addition der in den Rubriken 8—11 enthaltenen Ziffern ergiebt die Ziffer für Rubrik 12, d. h. den gesammten in Basen auftretenden Sauerstoff (mit B bezeichnet), während Rubrik 13 (S) den Sauerstoff- gehalt der Kieselsäure angiebt. Das Verhältniss [FORMEL] giebt offenbar den Silicirungsgrad des betreffenden Erzes, Zuschlags u. s. w. an. Hieraus lassen sich nun in sehr einfacher Weise die Ziffern für Rubrik 14—17 berechnen, welche angeben, wie viel Sauerstoff ent- weder die Basen oder die Kieselsäure des betreffenden Erzes u. s. w. überschüssig enthalten, wenn irgend ein vorgeschriebenes Silikat gebildet werden soll. In der als Beispiel benutzten Tabelle ist die Rechnung für Singulosilikat- und für Bisilikatbildung durchgeführt worden; mit derselben Leichtigkeit würde sie für Subsilikat, Vierdrittelsilikat und jede andere Silicirungsstufe, entsprechend der Zusammensetzung der zu bildenden Schlacke, sich haben anstellen lassen. Bei dem unter 1 aufgeführten Liaserze z. B. beträgt nach Rubrik 12 der Sauerstoff der Basen 0.0321, nach Rubrik 13 der Sauerstoff der Kieselsäure 0.0832 Gewichtstheile in 1 Gewichtstheil Erz. Für Bildung einer Singulosilikatschlacke, in welcher der Sauerstoffgehalt der Basen gleich dem der Kieselsäure sein soll (S. 149), besitzt demnach das Erz überschüssigen Sauerstoff der Kieselsäure und zwar 0.0832—0.0321 =

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/586>, abgerufen am 23.05.2024.