Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Hochofenbetrieb.
in kleine Stücke, eine Eigenschaft welche, wie schon früher (S. 41)
erwähnt wurde, auch das Verkohlen derselben erschwert.

Dass überhaupt nur aschenarme Braunkohlen für die Benutzung
zum Hochofenprocesse in Frage kommen können, bedarf kaum einer
Erwähnung. Da der Kohlenstoffgehalt derselben den eigentlich nutz-
baren Bestandtheil beim Hochofenprocesse ausmacht, so ist der gleiche
Aschengehalt bei Braunkohlen nachtheiliger als bei Steinkohlen oder
Koks, welche reicher als jene an Kohlenstoff sind. Das Vorkommen
solcher aschenarmen Braunkohlen ist aber, so ausgedehnt auch das
Auftreten der Braunkohlen im Allgemeinen ist, nicht gerade häufig.

Besonders in den österreichischen Alpenländern ist man seit Jahr-
zehnten darauf bedacht gewesen, Braunkohle als theilweisen Ersatz
anderer Brennstoffe beim Hochofen zu verwerthen; auch in Ungarn
hat man zeitweise einzelne Holzkohlenhochöfen mit Zusatz von Braun-
kohle betrieben.

Es ergiebt sich aus den hierbei erlangten Resultaten, dass eine aus-
schliessliche Benutzung von Braunkohlen für den Hochofenbetrieb mit
grossen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, während allerdings ein Zusatz
von Braunkohlen zu anderen Materialien (in Zeltweg und Prävali zu
Koks, in Vordernberg zu Holzkohlen) zweckmässig sein kann, sofern
der Preis der Braunkohlen ausreichend billig ist. Auch bei dieser Art
der Benutzung hat sich jedoch ergeben, dass ein zuvoriges Abflammen
der Kohlen, d. h. eine theilweise Verkohlung nothwendig ist, um die
Nachtheile der allzu starken Gasentwickelung im Hochofen abzu-
mindern.

Die in Vordernberg verwendete Braunkohle (aus dem Köflacher
Revier), Lignit mit Holzstructur, enthielt:

Kohlenstoff     41.80 Proc.
Gase     28.86 "
Wasser     26.00 "
Asche     3.34 "

Nachdem sich herausgestellt hatte, dass eine einfache Trocknung
der Braunkohlen bei 70°C. nicht ausreichend sei, ihre Verwendung
im Hochofen als nützlich erscheinen zu lassen, ging man dazu über,
eine Verkohlung derselben in besonderen Kammern vorzunehmen,
welche eine Erhitzung bis zu 300°C. ermöglichten. 1) Das Ausbringen
an Kohle hierbei betrug 45--48 Proc. mit einem Kohlenstoffgehalt von
80.5 Proc. und 7.1 Proc. Asche; die Verkohlungskosten für Feuerung,
Arbeitslöhne und Amortisation stellten sich per 100 kg fertiger Kohle
auf ca. 25 Pfennig.

Von der erhaltenen Kohle, welche zum grossen Theile sich als
mürbe und zerreiblich erwies, waren etwa 130 kg erforderlich, um 100 kg
Fichtenholzkohle zu ersetzen. Die kleinstückige Beschaffenheit der
Braunkohlen steigerte die Schwierigkeiten des Betriebes, indess war es,
da der benutzte Ofen nicht sehr hoch war (10.8 m), möglich, bis 40 Proc.
der Holzkohlen durch Braunkohlen zu ersetzen.

1) Einrichtung und Betrieb dieser Kammern: Oestr. Zeitschr. für Berg- und
Hüttenwesen 1882, S. 45.

Der Hochofenbetrieb.
in kleine Stücke, eine Eigenschaft welche, wie schon früher (S. 41)
erwähnt wurde, auch das Verkohlen derselben erschwert.

Dass überhaupt nur aschenarme Braunkohlen für die Benutzung
zum Hochofenprocesse in Frage kommen können, bedarf kaum einer
Erwähnung. Da der Kohlenstoffgehalt derselben den eigentlich nutz-
baren Bestandtheil beim Hochofenprocesse ausmacht, so ist der gleiche
Aschengehalt bei Braunkohlen nachtheiliger als bei Steinkohlen oder
Koks, welche reicher als jene an Kohlenstoff sind. Das Vorkommen
solcher aschenarmen Braunkohlen ist aber, so ausgedehnt auch das
Auftreten der Braunkohlen im Allgemeinen ist, nicht gerade häufig.

Besonders in den österreichischen Alpenländern ist man seit Jahr-
zehnten darauf bedacht gewesen, Braunkohle als theilweisen Ersatz
anderer Brennstoffe beim Hochofen zu verwerthen; auch in Ungarn
hat man zeitweise einzelne Holzkohlenhochöfen mit Zusatz von Braun-
kohle betrieben.

Es ergiebt sich aus den hierbei erlangten Resultaten, dass eine aus-
schliessliche Benutzung von Braunkohlen für den Hochofenbetrieb mit
grossen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, während allerdings ein Zusatz
von Braunkohlen zu anderen Materialien (in Zeltweg und Prävali zu
Koks, in Vordernberg zu Holzkohlen) zweckmässig sein kann, sofern
der Preis der Braunkohlen ausreichend billig ist. Auch bei dieser Art
der Benutzung hat sich jedoch ergeben, dass ein zuvoriges Abflammen
der Kohlen, d. h. eine theilweise Verkohlung nothwendig ist, um die
Nachtheile der allzu starken Gasentwickelung im Hochofen abzu-
mindern.

Die in Vordernberg verwendete Braunkohle (aus dem Köflacher
Revier), Lignit mit Holzstructur, enthielt:

Kohlenstoff     41.80 Proc.
Gase     28.86 „
Wasser     26.00 „
Asche     3.34 „

Nachdem sich herausgestellt hatte, dass eine einfache Trocknung
der Braunkohlen bei 70°C. nicht ausreichend sei, ihre Verwendung
im Hochofen als nützlich erscheinen zu lassen, ging man dazu über,
eine Verkohlung derselben in besonderen Kammern vorzunehmen,
welche eine Erhitzung bis zu 300°C. ermöglichten. 1) Das Ausbringen
an Kohle hierbei betrug 45—48 Proc. mit einem Kohlenstoffgehalt von
80.5 Proc. und 7.1 Proc. Asche; die Verkohlungskosten für Feuerung,
Arbeitslöhne und Amortisation stellten sich per 100 kg fertiger Kohle
auf ca. 25 Pfennig.

Von der erhaltenen Kohle, welche zum grossen Theile sich als
mürbe und zerreiblich erwies, waren etwa 130 kg erforderlich, um 100 kg
Fichtenholzkohle zu ersetzen. Die kleinstückige Beschaffenheit der
Braunkohlen steigerte die Schwierigkeiten des Betriebes, indess war es,
da der benutzte Ofen nicht sehr hoch war (10.8 m), möglich, bis 40 Proc.
der Holzkohlen durch Braunkohlen zu ersetzen.

1) Einrichtung und Betrieb dieser Kammern: Oestr. Zeitschr. für Berg- und
Hüttenwesen 1882, S. 45.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0610" n="550"/><fw place="top" type="header">Der Hochofenbetrieb.</fw><lb/>
in kleine Stücke, eine Eigenschaft welche, wie schon früher (S. 41)<lb/>
erwähnt wurde, auch das Verkohlen derselben erschwert.</p><lb/>
              <p>Dass überhaupt nur aschenarme Braunkohlen für die Benutzung<lb/>
zum Hochofenprocesse in Frage kommen können, bedarf kaum einer<lb/>
Erwähnung. Da der Kohlenstoffgehalt derselben den eigentlich nutz-<lb/>
baren Bestandtheil beim Hochofenprocesse ausmacht, so ist der gleiche<lb/>
Aschengehalt bei Braunkohlen nachtheiliger als bei Steinkohlen oder<lb/>
Koks, welche reicher als jene an Kohlenstoff sind. Das Vorkommen<lb/>
solcher aschenarmen Braunkohlen ist aber, so ausgedehnt auch das<lb/>
Auftreten der Braunkohlen im Allgemeinen ist, nicht gerade häufig.</p><lb/>
              <p>Besonders in den österreichischen Alpenländern ist man seit Jahr-<lb/>
zehnten darauf bedacht gewesen, Braunkohle als theilweisen Ersatz<lb/>
anderer Brennstoffe beim Hochofen zu verwerthen; auch in Ungarn<lb/>
hat man zeitweise einzelne Holzkohlenhochöfen mit Zusatz von Braun-<lb/>
kohle betrieben.</p><lb/>
              <p>Es ergiebt sich aus den hierbei erlangten Resultaten, dass eine aus-<lb/>
schliessliche Benutzung von Braunkohlen für den Hochofenbetrieb mit<lb/>
grossen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, während allerdings ein Zusatz<lb/>
von Braunkohlen zu anderen Materialien (in Zeltweg und Prävali zu<lb/>
Koks, in Vordernberg zu Holzkohlen) zweckmässig sein kann, sofern<lb/>
der Preis der Braunkohlen ausreichend billig ist. Auch bei dieser Art<lb/>
der Benutzung hat sich jedoch ergeben, dass ein zuvoriges Abflammen<lb/>
der Kohlen, d. h. eine theilweise Verkohlung nothwendig ist, um die<lb/>
Nachtheile der allzu starken Gasentwickelung im Hochofen abzu-<lb/>
mindern.</p><lb/>
              <p>Die in Vordernberg verwendete Braunkohle (aus dem Köflacher<lb/>
Revier), Lignit mit Holzstructur, enthielt:</p><lb/>
              <list>
                <item>Kohlenstoff <space dim="horizontal"/> 41.80 Proc.</item><lb/>
                <item>Gase <space dim="horizontal"/> 28.86 &#x201E;</item><lb/>
                <item>Wasser <space dim="horizontal"/> 26.00 &#x201E;</item><lb/>
                <item>Asche <space dim="horizontal"/> 3.34 &#x201E;</item>
              </list><lb/>
              <p>Nachdem sich herausgestellt hatte, dass eine einfache Trocknung<lb/>
der Braunkohlen bei 70°C. nicht ausreichend sei, ihre Verwendung<lb/>
im Hochofen als nützlich erscheinen zu lassen, ging man dazu über,<lb/>
eine Verkohlung derselben in besonderen Kammern vorzunehmen,<lb/>
welche eine Erhitzung bis zu 300°C. ermöglichten. <note place="foot" n="1)">Einrichtung und Betrieb dieser Kammern: Oestr. Zeitschr. für Berg- und<lb/>
Hüttenwesen 1882, S. 45.</note> Das Ausbringen<lb/>
an Kohle hierbei betrug 45&#x2014;48 Proc. mit einem Kohlenstoffgehalt von<lb/>
80.<hi rendition="#sub">5</hi> Proc. und 7.<hi rendition="#sub">1</hi> Proc. Asche; die Verkohlungskosten für Feuerung,<lb/>
Arbeitslöhne und Amortisation stellten sich per 100 kg fertiger Kohle<lb/>
auf ca. 25 Pfennig.</p><lb/>
              <p>Von der erhaltenen Kohle, welche zum grossen Theile sich als<lb/>
mürbe und zerreiblich erwies, waren etwa 130 kg erforderlich, um 100 kg<lb/>
Fichtenholzkohle zu ersetzen. Die kleinstückige Beschaffenheit der<lb/>
Braunkohlen steigerte die Schwierigkeiten des Betriebes, indess war es,<lb/>
da der benutzte Ofen nicht sehr hoch war (10.<hi rendition="#sub">8</hi> m), möglich, bis 40 Proc.<lb/>
der Holzkohlen durch Braunkohlen zu ersetzen.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[550/0610] Der Hochofenbetrieb. in kleine Stücke, eine Eigenschaft welche, wie schon früher (S. 41) erwähnt wurde, auch das Verkohlen derselben erschwert. Dass überhaupt nur aschenarme Braunkohlen für die Benutzung zum Hochofenprocesse in Frage kommen können, bedarf kaum einer Erwähnung. Da der Kohlenstoffgehalt derselben den eigentlich nutz- baren Bestandtheil beim Hochofenprocesse ausmacht, so ist der gleiche Aschengehalt bei Braunkohlen nachtheiliger als bei Steinkohlen oder Koks, welche reicher als jene an Kohlenstoff sind. Das Vorkommen solcher aschenarmen Braunkohlen ist aber, so ausgedehnt auch das Auftreten der Braunkohlen im Allgemeinen ist, nicht gerade häufig. Besonders in den österreichischen Alpenländern ist man seit Jahr- zehnten darauf bedacht gewesen, Braunkohle als theilweisen Ersatz anderer Brennstoffe beim Hochofen zu verwerthen; auch in Ungarn hat man zeitweise einzelne Holzkohlenhochöfen mit Zusatz von Braun- kohle betrieben. Es ergiebt sich aus den hierbei erlangten Resultaten, dass eine aus- schliessliche Benutzung von Braunkohlen für den Hochofenbetrieb mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, während allerdings ein Zusatz von Braunkohlen zu anderen Materialien (in Zeltweg und Prävali zu Koks, in Vordernberg zu Holzkohlen) zweckmässig sein kann, sofern der Preis der Braunkohlen ausreichend billig ist. Auch bei dieser Art der Benutzung hat sich jedoch ergeben, dass ein zuvoriges Abflammen der Kohlen, d. h. eine theilweise Verkohlung nothwendig ist, um die Nachtheile der allzu starken Gasentwickelung im Hochofen abzu- mindern. Die in Vordernberg verwendete Braunkohle (aus dem Köflacher Revier), Lignit mit Holzstructur, enthielt: Kohlenstoff 41.80 Proc. Gase 28.86 „ Wasser 26.00 „ Asche 3.34 „ Nachdem sich herausgestellt hatte, dass eine einfache Trocknung der Braunkohlen bei 70°C. nicht ausreichend sei, ihre Verwendung im Hochofen als nützlich erscheinen zu lassen, ging man dazu über, eine Verkohlung derselben in besonderen Kammern vorzunehmen, welche eine Erhitzung bis zu 300°C. ermöglichten. 1) Das Ausbringen an Kohle hierbei betrug 45—48 Proc. mit einem Kohlenstoffgehalt von 80.5 Proc. und 7.1 Proc. Asche; die Verkohlungskosten für Feuerung, Arbeitslöhne und Amortisation stellten sich per 100 kg fertiger Kohle auf ca. 25 Pfennig. Von der erhaltenen Kohle, welche zum grossen Theile sich als mürbe und zerreiblich erwies, waren etwa 130 kg erforderlich, um 100 kg Fichtenholzkohle zu ersetzen. Die kleinstückige Beschaffenheit der Braunkohlen steigerte die Schwierigkeiten des Betriebes, indess war es, da der benutzte Ofen nicht sehr hoch war (10.8 m), möglich, bis 40 Proc. der Holzkohlen durch Braunkohlen zu ersetzen. 1) Einrichtung und Betrieb dieser Kammern: Oestr. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1882, S. 45.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/610
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/610>, abgerufen am 01.05.2024.