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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofenbetrieb.
Magneteisenerze mit oft reichem Kupfergehalte, so dass einzelne der-
selben auf Kupfer verarbeitet werden. Die weniger kupferreichen werden
in den Hochöfen Pennsylvaniens verhüttet.

Die Eisenerze des Iron Mountain und Pilot Knob in
Missouri;
Eisenglanz, welcher zum geringen Theile in Holzkohlen-
hochöfen des eigenen Bezirks verarbeitet, in grösseren Mengen über
St. Louis auf dem Ohio nach Pennsylvanien verfrachtet wird.

Auch die Staaten Westvirginien, Alabama, Kentucky sind reich
an Eisenerzen mit theilweise grossem Eisengehalte; thonige Brauneisen-
erze finden sich am östlichen Abhange des Alleghanygebirges; Black-
bands und Sphärosiderite in Ohio.

Der grosse Eisengehalt der meisten nordamerikanischen Erze
erleichtert nicht wenig die Erzielung jener hohen, früher mehrfach
erwähnten Productionsziffern, welche für den Hochofenbetrieb Nord-
amerikas eigenthümlich sind; selten dagegen sind manganreichere Erze,
und manche sonst vorzügliche Erze enthalten mehrere Zehntel Procent
Phosphor, ein Umstand, der nicht unerheblich ihren Werth verringert.

Den grössten Reichthum an mineralischen Kohlen besitzt unter
allen Staaten Nordamerikas Pennsylvanien. Im Osten Pennsylvaniens
bilden die Anthracite (vergl. S. 46) eine fast unerschöpfliche Quelle des
Reichthums an Brennstoffen; im westlichen Theile finden sich mächtige
Lager sogenannter bituminöser Kohle, d. h. einer verkokungsfähigen
Steinkohle, deren Koks neben den Anthraciten das Hauptmaterial für
den Hochofenbetrieb bilden.

Einzelne gasreiche magere Kohlen des Staates Ohio werden wie
die Kohlen Schottlands im unverkokten Zustande theils allein, theils mit
Koks gemengt, für den Hochofenbetrieb benutzt.

In kohlenreichen Gegenden entwickelt sich naturgemäss eine leb-
hafte Industrie, welche wiederum einen erhöhten Verbrauch an Eisen,
sei es für den eigenen Bedarf, sei es für die Anlage und Unterhaltung
der Eisenbahnen nach sich zieht. Hieraus erklärt es sich denn, dass
auch die Roheisenerzeugung Nordamerikas sich vorzugsweise in den
kohlenreicheren Bezirken zusammendrängt, und man es vorzieht, die
Erze nach den Kohlen zu verfrachten statt den umgekehrten Weg ein-
zuschlagen. 1) Von der gesammten Eisenerzeugung der Vereinigten
Staaten, welche, wie oben mitgetheilt, im Jahre 1881 sich auf 4642000 t
bezifferte, lieferte allein Pennsylvanien 2191000 t, Ohio 710546 t; beide
benachbarte Staaten zusammen also mehr als die Hälfte.

Auch ein grosser Theil der gesammten Holzkohlenhochöfen be-
findet sich in den genannten beiden Staaten; Pennsylvanien besitzt
etwa 39 Holzkohlenhochöfen, Ohio 37. Die übrigen vertheilen sich vor-
zugsweise auf die Staaten Michigan (welcher Staat der Menge des

1) Sofern es nur darauf ankäme, billiges Roheisen darzustellen, würde der um-
gekehrte Weg der zweckmässigere sein, da man beim Hochofenbetriebe auf 1000 kg
Koks mindestens 2000 kg, häufiger 3000 kg Erze verbraucht, welche, ihrer grösseren
Menge entsprechend, auch höhere Frachtkosten verursachen. Die Weiterverarbeitung
des Roheisens aber verursacht abermals Kosten, und jener Unterschied in den Fracht-
kosten wird allein hierdurch oftmals ausgeglichen.

Der Hochofenbetrieb.
Magneteisenerze mit oft reichem Kupfergehalte, so dass einzelne der-
selben auf Kupfer verarbeitet werden. Die weniger kupferreichen werden
in den Hochöfen Pennsylvaniens verhüttet.

Die Eisenerze des Iron Mountain und Pilot Knob in
Missouri;
Eisenglanz, welcher zum geringen Theile in Holzkohlen-
hochöfen des eigenen Bezirks verarbeitet, in grösseren Mengen über
St. Louis auf dem Ohio nach Pennsylvanien verfrachtet wird.

Auch die Staaten Westvirginien, Alabama, Kentucky sind reich
an Eisenerzen mit theilweise grossem Eisengehalte; thonige Brauneisen-
erze finden sich am östlichen Abhange des Alleghanygebirges; Black-
bands und Sphärosiderite in Ohio.

Der grosse Eisengehalt der meisten nordamerikanischen Erze
erleichtert nicht wenig die Erzielung jener hohen, früher mehrfach
erwähnten Productionsziffern, welche für den Hochofenbetrieb Nord-
amerikas eigenthümlich sind; selten dagegen sind manganreichere Erze,
und manche sonst vorzügliche Erze enthalten mehrere Zehntel Procent
Phosphor, ein Umstand, der nicht unerheblich ihren Werth verringert.

Den grössten Reichthum an mineralischen Kohlen besitzt unter
allen Staaten Nordamerikas Pennsylvanien. Im Osten Pennsylvaniens
bilden die Anthracite (vergl. S. 46) eine fast unerschöpfliche Quelle des
Reichthums an Brennstoffen; im westlichen Theile finden sich mächtige
Lager sogenannter bituminöser Kohle, d. h. einer verkokungsfähigen
Steinkohle, deren Koks neben den Anthraciten das Hauptmaterial für
den Hochofenbetrieb bilden.

Einzelne gasreiche magere Kohlen des Staates Ohio werden wie
die Kohlen Schottlands im unverkokten Zustande theils allein, theils mit
Koks gemengt, für den Hochofenbetrieb benutzt.

In kohlenreichen Gegenden entwickelt sich naturgemäss eine leb-
hafte Industrie, welche wiederum einen erhöhten Verbrauch an Eisen,
sei es für den eigenen Bedarf, sei es für die Anlage und Unterhaltung
der Eisenbahnen nach sich zieht. Hieraus erklärt es sich denn, dass
auch die Roheisenerzeugung Nordamerikas sich vorzugsweise in den
kohlenreicheren Bezirken zusammendrängt, und man es vorzieht, die
Erze nach den Kohlen zu verfrachten statt den umgekehrten Weg ein-
zuschlagen. 1) Von der gesammten Eisenerzeugung der Vereinigten
Staaten, welche, wie oben mitgetheilt, im Jahre 1881 sich auf 4642000 t
bezifferte, lieferte allein Pennsylvanien 2191000 t, Ohio 710546 t; beide
benachbarte Staaten zusammen also mehr als die Hälfte.

Auch ein grosser Theil der gesammten Holzkohlenhochöfen be-
findet sich in den genannten beiden Staaten; Pennsylvanien besitzt
etwa 39 Holzkohlenhochöfen, Ohio 37. Die übrigen vertheilen sich vor-
zugsweise auf die Staaten Michigan (welcher Staat der Menge des

1) Sofern es nur darauf ankäme, billiges Roheisen darzustellen, würde der um-
gekehrte Weg der zweckmässigere sein, da man beim Hochofenbetriebe auf 1000 kg
Koks mindestens 2000 kg, häufiger 3000 kg Erze verbraucht, welche, ihrer grösseren
Menge entsprechend, auch höhere Frachtkosten verursachen. Die Weiterverarbeitung
des Roheisens aber verursacht abermals Kosten, und jener Unterschied in den Fracht-
kosten wird allein hierdurch oftmals ausgeglichen.
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[570/0630] Der Hochofenbetrieb. Magneteisenerze mit oft reichem Kupfergehalte, so dass einzelne der- selben auf Kupfer verarbeitet werden. Die weniger kupferreichen werden in den Hochöfen Pennsylvaniens verhüttet. Die Eisenerze des Iron Mountain und Pilot Knob in Missouri; Eisenglanz, welcher zum geringen Theile in Holzkohlen- hochöfen des eigenen Bezirks verarbeitet, in grösseren Mengen über St. Louis auf dem Ohio nach Pennsylvanien verfrachtet wird. Auch die Staaten Westvirginien, Alabama, Kentucky sind reich an Eisenerzen mit theilweise grossem Eisengehalte; thonige Brauneisen- erze finden sich am östlichen Abhange des Alleghanygebirges; Black- bands und Sphärosiderite in Ohio. Der grosse Eisengehalt der meisten nordamerikanischen Erze erleichtert nicht wenig die Erzielung jener hohen, früher mehrfach erwähnten Productionsziffern, welche für den Hochofenbetrieb Nord- amerikas eigenthümlich sind; selten dagegen sind manganreichere Erze, und manche sonst vorzügliche Erze enthalten mehrere Zehntel Procent Phosphor, ein Umstand, der nicht unerheblich ihren Werth verringert. Den grössten Reichthum an mineralischen Kohlen besitzt unter allen Staaten Nordamerikas Pennsylvanien. Im Osten Pennsylvaniens bilden die Anthracite (vergl. S. 46) eine fast unerschöpfliche Quelle des Reichthums an Brennstoffen; im westlichen Theile finden sich mächtige Lager sogenannter bituminöser Kohle, d. h. einer verkokungsfähigen Steinkohle, deren Koks neben den Anthraciten das Hauptmaterial für den Hochofenbetrieb bilden. Einzelne gasreiche magere Kohlen des Staates Ohio werden wie die Kohlen Schottlands im unverkokten Zustande theils allein, theils mit Koks gemengt, für den Hochofenbetrieb benutzt. In kohlenreichen Gegenden entwickelt sich naturgemäss eine leb- hafte Industrie, welche wiederum einen erhöhten Verbrauch an Eisen, sei es für den eigenen Bedarf, sei es für die Anlage und Unterhaltung der Eisenbahnen nach sich zieht. Hieraus erklärt es sich denn, dass auch die Roheisenerzeugung Nordamerikas sich vorzugsweise in den kohlenreicheren Bezirken zusammendrängt, und man es vorzieht, die Erze nach den Kohlen zu verfrachten statt den umgekehrten Weg ein- zuschlagen. 1) Von der gesammten Eisenerzeugung der Vereinigten Staaten, welche, wie oben mitgetheilt, im Jahre 1881 sich auf 4642000 t bezifferte, lieferte allein Pennsylvanien 2191000 t, Ohio 710546 t; beide benachbarte Staaten zusammen also mehr als die Hälfte. Auch ein grosser Theil der gesammten Holzkohlenhochöfen be- findet sich in den genannten beiden Staaten; Pennsylvanien besitzt etwa 39 Holzkohlenhochöfen, Ohio 37. Die übrigen vertheilen sich vor- zugsweise auf die Staaten Michigan (welcher Staat der Menge des 1) Sofern es nur darauf ankäme, billiges Roheisen darzustellen, würde der um- gekehrte Weg der zweckmässigere sein, da man beim Hochofenbetriebe auf 1000 kg Koks mindestens 2000 kg, häufiger 3000 kg Erze verbraucht, welche, ihrer grösseren Menge entsprechend, auch höhere Frachtkosten verursachen. Die Weiterverarbeitung des Roheisens aber verursacht abermals Kosten, und jener Unterschied in den Fracht- kosten wird allein hierdurch oftmals ausgeglichen.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/630>, abgerufen am 29.04.2024.