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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Brennstoffe.

Die zur Gewinnung des Torfes benutzten Maschinen sind ziemlich
mannigfacher Art. Während die älteren derselben sich darauf be-
schränken, den Torf zu stechen und herauszuheben, sind die neueren
mit Einrichtungen versehen, um die Fasern des herausgehobenen Torfes
mit Messern zu zerschneiden, die Masse -- ähnlich wie es bei der
Back- und Streichtorfanfertigung durch Handarbeit geschieht -- innig
durch einander zu mischen, in einzelnen Fällen auch wohl zu schläm-
men, wenn anorganische Beimengungen entfernt werden sollen, und
dann entweder unter mässigem Drucke in Stücke zu formen (Presstorf)
oder nach vorausgegangener Beimengung von Wasser auf einem Trocken-
felde gleichmässig auszubreiten, so dass dann später, wie bei der Hand-
arbeit, die einzelnen Stücke daraus geschnitten werden (Maschinenback-
torf). Hinsichtlich der Einrichtung dieser verschiedenen Maschinen muss
auf die unten gegebene Literatur verwiesen werden.

Vor dem Handtorfe zeichnet sich der mit Maschinen gewonnene
Torf (auch wohl Kunsttorf genannt) durch grössere Gleichmässigkeit
und Festigkeit aus, welche letztere den Transport auf grössere Ent-
fernungen ohne Gefahr für starke Verluste ermöglicht; vor dem gewöhn-
lichen Streichtorfe besitzt der Presstorf den Vorzug einer grösseren
Dichtigkeit (wodurch nicht nur ebenfalls der Transport erleichtert,
sondern auch die Verbrennung der gleichen Menge Torf auf einen
kleineren Raum beschränkt ist) und einer verringerten hygroskopischen
Beschaffenheit.

Die Zusammensetzung der reinen Torfsubstanz (excl. Wasser und
Asche) ist nach dem verschiedenen Alter des Torfes verschieden, beträgt
jedoch durchschnittlich:

Kohlenstoff     60 Proc.
Wasserstoff     6 "
Sauerstoff und Stickstoff     34 "

Ein Umstand, welcher sich der Verwendung des Torfes in solchen
Fällen, wo es sich um Hervorbringung hoher Temperaturen handelt,
hemmend entgegenstellt, ist sein beträchtlicher Wassergehalt und sein
oft sehr ansehnlicher Aschengehalt. Der Wassergehalt des frischen (nicht
getrockneten) Torfes pflegt mindestens 80 Proc. zu betragen; an der
Luft gut getrockneter Torf enthält gewöhnlich noch 25 Proc. Wasser;
durch Trocknen bei 100°C. lässt sich allerdings auch dieses Wasser
bis auf kleine Mengen austreiben, der gedarrte Torf aber nimmt, sobald
er der Luft ausgesetzt ist, rasch wieder die vorige Menge Wasser auf,
eine Eigenschaft, die er mit dem gedarrten Holze theilt. Bei Erhitzung
über 120°C. beginnt bereits die Zersetzung.

Der Aschengehalt des Torfes beträgt allerdings in einzelnen seltenen
Fällen nur 0.5 Proc. und man nennt diejenigen Torfe, deren Aschen-
gehalt unter 5 Procent bleibt, aschenarme; häufiger noch sind die-
jenigen mit 5--10 Proc. Asche (mittlerer Aschengehalt), und nicht selten
kommt ein Aschengehalt bis 20 Proc. und darüber vor (aschenreiche
Torfe). Steigt jedoch der Gehalt über 25 Proc., so dürfte es kaum mög-
lich sein, ihn als Brennstoff zu verwenden.

Die Asche besteht gewöhnlich zum grössten Theile aus Kiesel-
säure, Eisenoxyd, Thonerde und Kalk mit kleineren Mengen Alkalien,
Magnesia, Phosphorsäure. Der Phosphorsäuregehalt geht selten über

Die Brennstoffe.

Die zur Gewinnung des Torfes benutzten Maschinen sind ziemlich
mannigfacher Art. Während die älteren derselben sich darauf be-
schränken, den Torf zu stechen und herauszuheben, sind die neueren
mit Einrichtungen versehen, um die Fasern des herausgehobenen Torfes
mit Messern zu zerschneiden, die Masse — ähnlich wie es bei der
Back- und Streichtorfanfertigung durch Handarbeit geschieht — innig
durch einander zu mischen, in einzelnen Fällen auch wohl zu schläm-
men, wenn anorganische Beimengungen entfernt werden sollen, und
dann entweder unter mässigem Drucke in Stücke zu formen (Presstorf)
oder nach vorausgegangener Beimengung von Wasser auf einem Trocken-
felde gleichmässig auszubreiten, so dass dann später, wie bei der Hand-
arbeit, die einzelnen Stücke daraus geschnitten werden (Maschinenback-
torf). Hinsichtlich der Einrichtung dieser verschiedenen Maschinen muss
auf die unten gegebene Literatur verwiesen werden.

Vor dem Handtorfe zeichnet sich der mit Maschinen gewonnene
Torf (auch wohl Kunsttorf genannt) durch grössere Gleichmässigkeit
und Festigkeit aus, welche letztere den Transport auf grössere Ent-
fernungen ohne Gefahr für starke Verluste ermöglicht; vor dem gewöhn-
lichen Streichtorfe besitzt der Presstorf den Vorzug einer grösseren
Dichtigkeit (wodurch nicht nur ebenfalls der Transport erleichtert,
sondern auch die Verbrennung der gleichen Menge Torf auf einen
kleineren Raum beschränkt ist) und einer verringerten hygroskopischen
Beschaffenheit.

Die Zusammensetzung der reinen Torfsubstanz (excl. Wasser und
Asche) ist nach dem verschiedenen Alter des Torfes verschieden, beträgt
jedoch durchschnittlich:

Kohlenstoff     60 Proc.
Wasserstoff     6 „
Sauerstoff und Stickstoff     34 „

Ein Umstand, welcher sich der Verwendung des Torfes in solchen
Fällen, wo es sich um Hervorbringung hoher Temperaturen handelt,
hemmend entgegenstellt, ist sein beträchtlicher Wassergehalt und sein
oft sehr ansehnlicher Aschengehalt. Der Wassergehalt des frischen (nicht
getrockneten) Torfes pflegt mindestens 80 Proc. zu betragen; an der
Luft gut getrockneter Torf enthält gewöhnlich noch 25 Proc. Wasser;
durch Trocknen bei 100°C. lässt sich allerdings auch dieses Wasser
bis auf kleine Mengen austreiben, der gedarrte Torf aber nimmt, sobald
er der Luft ausgesetzt ist, rasch wieder die vorige Menge Wasser auf,
eine Eigenschaft, die er mit dem gedarrten Holze theilt. Bei Erhitzung
über 120°C. beginnt bereits die Zersetzung.

Der Aschengehalt des Torfes beträgt allerdings in einzelnen seltenen
Fällen nur 0.5 Proc. und man nennt diejenigen Torfe, deren Aschen-
gehalt unter 5 Procent bleibt, aschenarme; häufiger noch sind die-
jenigen mit 5—10 Proc. Asche (mittlerer Aschengehalt), und nicht selten
kommt ein Aschengehalt bis 20 Proc. und darüber vor (aschenreiche
Torfe). Steigt jedoch der Gehalt über 25 Proc., so dürfte es kaum mög-
lich sein, ihn als Brennstoff zu verwenden.

Die Asche besteht gewöhnlich zum grössten Theile aus Kiesel-
säure, Eisenoxyd, Thonerde und Kalk mit kleineren Mengen Alkalien,
Magnesia, Phosphorsäure. Der Phosphorsäuregehalt geht selten über

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[36/0064] Die Brennstoffe. Die zur Gewinnung des Torfes benutzten Maschinen sind ziemlich mannigfacher Art. Während die älteren derselben sich darauf be- schränken, den Torf zu stechen und herauszuheben, sind die neueren mit Einrichtungen versehen, um die Fasern des herausgehobenen Torfes mit Messern zu zerschneiden, die Masse — ähnlich wie es bei der Back- und Streichtorfanfertigung durch Handarbeit geschieht — innig durch einander zu mischen, in einzelnen Fällen auch wohl zu schläm- men, wenn anorganische Beimengungen entfernt werden sollen, und dann entweder unter mässigem Drucke in Stücke zu formen (Presstorf) oder nach vorausgegangener Beimengung von Wasser auf einem Trocken- felde gleichmässig auszubreiten, so dass dann später, wie bei der Hand- arbeit, die einzelnen Stücke daraus geschnitten werden (Maschinenback- torf). Hinsichtlich der Einrichtung dieser verschiedenen Maschinen muss auf die unten gegebene Literatur verwiesen werden. Vor dem Handtorfe zeichnet sich der mit Maschinen gewonnene Torf (auch wohl Kunsttorf genannt) durch grössere Gleichmässigkeit und Festigkeit aus, welche letztere den Transport auf grössere Ent- fernungen ohne Gefahr für starke Verluste ermöglicht; vor dem gewöhn- lichen Streichtorfe besitzt der Presstorf den Vorzug einer grösseren Dichtigkeit (wodurch nicht nur ebenfalls der Transport erleichtert, sondern auch die Verbrennung der gleichen Menge Torf auf einen kleineren Raum beschränkt ist) und einer verringerten hygroskopischen Beschaffenheit. Die Zusammensetzung der reinen Torfsubstanz (excl. Wasser und Asche) ist nach dem verschiedenen Alter des Torfes verschieden, beträgt jedoch durchschnittlich: Kohlenstoff 60 Proc. Wasserstoff 6 „ Sauerstoff und Stickstoff 34 „ Ein Umstand, welcher sich der Verwendung des Torfes in solchen Fällen, wo es sich um Hervorbringung hoher Temperaturen handelt, hemmend entgegenstellt, ist sein beträchtlicher Wassergehalt und sein oft sehr ansehnlicher Aschengehalt. Der Wassergehalt des frischen (nicht getrockneten) Torfes pflegt mindestens 80 Proc. zu betragen; an der Luft gut getrockneter Torf enthält gewöhnlich noch 25 Proc. Wasser; durch Trocknen bei 100°C. lässt sich allerdings auch dieses Wasser bis auf kleine Mengen austreiben, der gedarrte Torf aber nimmt, sobald er der Luft ausgesetzt ist, rasch wieder die vorige Menge Wasser auf, eine Eigenschaft, die er mit dem gedarrten Holze theilt. Bei Erhitzung über 120°C. beginnt bereits die Zersetzung. Der Aschengehalt des Torfes beträgt allerdings in einzelnen seltenen Fällen nur 0.5 Proc. und man nennt diejenigen Torfe, deren Aschen- gehalt unter 5 Procent bleibt, aschenarme; häufiger noch sind die- jenigen mit 5—10 Proc. Asche (mittlerer Aschengehalt), und nicht selten kommt ein Aschengehalt bis 20 Proc. und darüber vor (aschenreiche Torfe). Steigt jedoch der Gehalt über 25 Proc., so dürfte es kaum mög- lich sein, ihn als Brennstoff zu verwenden. Die Asche besteht gewöhnlich zum grössten Theile aus Kiesel- säure, Eisenoxyd, Thonerde und Kalk mit kleineren Mengen Alkalien, Magnesia, Phosphorsäure. Der Phosphorsäuregehalt geht selten über

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/64>, abgerufen am 29.04.2024.