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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Construction der Cupolöfen.
erscheinen dürfte, sofern die übrigen Abmessungen des Ofens richtig
bemessen sind.

Herd (Sammelraum für das geschmolzene Roheisen). Derselbe
wird entweder in gleicher Weise wie bei Hochöfen mit geschlossener
Brust unmittelbar unter den Windöffnungen angeordnet; oder man
bringt neben dem Schachte einen sogenannten Vorherd an (vergl. unten
Fig. 149), in welchem die geschmolzenen Massen sich sammeln. Letztere
Einrichtung, von Krigar eingeführt, empfiehlt sich besonders dann,
wenn grosse Mengen Roheisen angesammelt werden sollen, ehe zum
Abstiche geschritten wird; der Schmelzprocess im Ofenschachte bleibt
alsdann ganz unbeeinflusst von dem höheren oder niedrigeren Stande
des Roheisens im Herde. Das an der tiefsten Stelle des Herdes befind-
liche Stichloch pflegt 50--90 cm über dem Fussboden der Hütte an-
gebracht zu werden. Soll, wie in den Eisengiessereien, das ausfliessende
Roheisen in einer Giesspfanne aufgefangen werden, so pflegt man eine
mit Lehm ausgekleidete eiserne Rinne vor dem Stichloche zu befestigen,
unter welche die Pfanne gestellt wird.

Ofenmantel und Schachtfutter. Kühlungen. Man pflegt
den Ofen mit einem Mantel zu umgeben, der, besonders bei kreis-
rundem Querschnitte des Ofens, am geeignetsten aus Eisenblech von
etwa 10 mm Stärke gefertigt wird. Die Stärke des, gewöhnlich aus
feuerfesten Thonziegeln gefertigten, Schachtfutters pflegt mindestens
150 mm, häufiger 200--400 mm im Schmelzraume zu betragen. Die
Zeitdauer, während welcher der Cupolofen im Betriebe erhalten wird,
spricht hierbei mit. Cupolöfen der Eisengiessereien pflegen täglich nur
einige Stunden im Betriebe zu sein und dann abzukühlen; Cupolöfen
der Bessemerwerke sollen mehrere Tage und Nächte hindurch im Be-
triebe bleiben. Erstere erhalten deshalb gewöhnlich schwächere Schacht-
stärken als letztere.

Kühlungen, ähnlich den Kühlungen der Hochöfen, sind bislang
nur vereinzelt zur Anwendung gebracht, obwohl sich mit grosser
Wahrscheinlichkeit annehmen lässt, dass die Kosten derselben durch
die längere Haltbarkeit der Ofenfutter bald ausgeglichen sein würden.
Dagegen wurde im Eisenwerke Gröditz vor mehreren Jahren ein Cupol-
ofen angelegt, dessen Schmelzraum, ohne Anwendung von Steinen,
nur aus gekühltem Eisenblech hergestellt war. 1) Zu diesem Zwecke
war der wasserdicht vernietete Eisenblechcylinder, welcher den Schmelz-
raum bildete, concentrisch von einem zweiten Eisenblechcylinder um-
geben, so dass zwischen beiden ein Zwischenraum von 90 mm blieb,
und dieser Zwischenraum war mit ununterbrochen zu- und abfliessen-
dem Wasser ausgefüllt. Die Höhe des gekühlten Theiles betrug 1.25 m;
darüber befand sich ein aus nicht gekühlten Gusseisensegmenten von
# förmigem Querschnitte hergestellter Aufsatz von 1.35 m Höhe; der Herd
dagegen war, wie es zur Vermeidung einer raschen Abkühlung des
sich sammelnden Roheisens zweifellos erforderlich ist, aus feuerfesten
Thonziegeln hergestellt. Als Windeinströmungen dienten cylindrische
Hülsen, welche durch den Kühlraum hindurch gingen und selbstver-

1) Berg- und hüttenm. Ztg. 1878, S. 149.

Construction der Cupolöfen.
erscheinen dürfte, sofern die übrigen Abmessungen des Ofens richtig
bemessen sind.

Herd (Sammelraum für das geschmolzene Roheisen). Derselbe
wird entweder in gleicher Weise wie bei Hochöfen mit geschlossener
Brust unmittelbar unter den Windöffnungen angeordnet; oder man
bringt neben dem Schachte einen sogenannten Vorherd an (vergl. unten
Fig. 149), in welchem die geschmolzenen Massen sich sammeln. Letztere
Einrichtung, von Krigar eingeführt, empfiehlt sich besonders dann,
wenn grosse Mengen Roheisen angesammelt werden sollen, ehe zum
Abstiche geschritten wird; der Schmelzprocess im Ofenschachte bleibt
alsdann ganz unbeeinflusst von dem höheren oder niedrigeren Stande
des Roheisens im Herde. Das an der tiefsten Stelle des Herdes befind-
liche Stichloch pflegt 50—90 cm über dem Fussboden der Hütte an-
gebracht zu werden. Soll, wie in den Eisengiessereien, das ausfliessende
Roheisen in einer Giesspfanne aufgefangen werden, so pflegt man eine
mit Lehm ausgekleidete eiserne Rinne vor dem Stichloche zu befestigen,
unter welche die Pfanne gestellt wird.

Ofenmantel und Schachtfutter. Kühlungen. Man pflegt
den Ofen mit einem Mantel zu umgeben, der, besonders bei kreis-
rundem Querschnitte des Ofens, am geeignetsten aus Eisenblech von
etwa 10 mm Stärke gefertigt wird. Die Stärke des, gewöhnlich aus
feuerfesten Thonziegeln gefertigten, Schachtfutters pflegt mindestens
150 mm, häufiger 200—400 mm im Schmelzraume zu betragen. Die
Zeitdauer, während welcher der Cupolofen im Betriebe erhalten wird,
spricht hierbei mit. Cupolöfen der Eisengiessereien pflegen täglich nur
einige Stunden im Betriebe zu sein und dann abzukühlen; Cupolöfen
der Bessemerwerke sollen mehrere Tage und Nächte hindurch im Be-
triebe bleiben. Erstere erhalten deshalb gewöhnlich schwächere Schacht-
stärken als letztere.

Kühlungen, ähnlich den Kühlungen der Hochöfen, sind bislang
nur vereinzelt zur Anwendung gebracht, obwohl sich mit grosser
Wahrscheinlichkeit annehmen lässt, dass die Kosten derselben durch
die längere Haltbarkeit der Ofenfutter bald ausgeglichen sein würden.
Dagegen wurde im Eisenwerke Gröditz vor mehreren Jahren ein Cupol-
ofen angelegt, dessen Schmelzraum, ohne Anwendung von Steinen,
nur aus gekühltem Eisenblech hergestellt war. 1) Zu diesem Zwecke
war der wasserdicht vernietete Eisenblechcylinder, welcher den Schmelz-
raum bildete, concentrisch von einem zweiten Eisenblechcylinder um-
geben, so dass zwischen beiden ein Zwischenraum von 90 mm blieb,
und dieser Zwischenraum war mit ununterbrochen zu- und abfliessen-
dem Wasser ausgefüllt. Die Höhe des gekühlten Theiles betrug 1.25 m;
darüber befand sich ein aus nicht gekühlten Gusseisensegmenten von
□ förmigem Querschnitte hergestellter Aufsatz von 1.35 m Höhe; der Herd
dagegen war, wie es zur Vermeidung einer raschen Abkühlung des
sich sammelnden Roheisens zweifellos erforderlich ist, aus feuerfesten
Thonziegeln hergestellt. Als Windeinströmungen dienten cylindrische
Hülsen, welche durch den Kühlraum hindurch gingen und selbstver-

1) Berg- und hüttenm. Ztg. 1878, S. 149.
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[607/0667] Construction der Cupolöfen. erscheinen dürfte, sofern die übrigen Abmessungen des Ofens richtig bemessen sind. Herd (Sammelraum für das geschmolzene Roheisen). Derselbe wird entweder in gleicher Weise wie bei Hochöfen mit geschlossener Brust unmittelbar unter den Windöffnungen angeordnet; oder man bringt neben dem Schachte einen sogenannten Vorherd an (vergl. unten Fig. 149), in welchem die geschmolzenen Massen sich sammeln. Letztere Einrichtung, von Krigar eingeführt, empfiehlt sich besonders dann, wenn grosse Mengen Roheisen angesammelt werden sollen, ehe zum Abstiche geschritten wird; der Schmelzprocess im Ofenschachte bleibt alsdann ganz unbeeinflusst von dem höheren oder niedrigeren Stande des Roheisens im Herde. Das an der tiefsten Stelle des Herdes befind- liche Stichloch pflegt 50—90 cm über dem Fussboden der Hütte an- gebracht zu werden. Soll, wie in den Eisengiessereien, das ausfliessende Roheisen in einer Giesspfanne aufgefangen werden, so pflegt man eine mit Lehm ausgekleidete eiserne Rinne vor dem Stichloche zu befestigen, unter welche die Pfanne gestellt wird. Ofenmantel und Schachtfutter. Kühlungen. Man pflegt den Ofen mit einem Mantel zu umgeben, der, besonders bei kreis- rundem Querschnitte des Ofens, am geeignetsten aus Eisenblech von etwa 10 mm Stärke gefertigt wird. Die Stärke des, gewöhnlich aus feuerfesten Thonziegeln gefertigten, Schachtfutters pflegt mindestens 150 mm, häufiger 200—400 mm im Schmelzraume zu betragen. Die Zeitdauer, während welcher der Cupolofen im Betriebe erhalten wird, spricht hierbei mit. Cupolöfen der Eisengiessereien pflegen täglich nur einige Stunden im Betriebe zu sein und dann abzukühlen; Cupolöfen der Bessemerwerke sollen mehrere Tage und Nächte hindurch im Be- triebe bleiben. Erstere erhalten deshalb gewöhnlich schwächere Schacht- stärken als letztere. Kühlungen, ähnlich den Kühlungen der Hochöfen, sind bislang nur vereinzelt zur Anwendung gebracht, obwohl sich mit grosser Wahrscheinlichkeit annehmen lässt, dass die Kosten derselben durch die längere Haltbarkeit der Ofenfutter bald ausgeglichen sein würden. Dagegen wurde im Eisenwerke Gröditz vor mehreren Jahren ein Cupol- ofen angelegt, dessen Schmelzraum, ohne Anwendung von Steinen, nur aus gekühltem Eisenblech hergestellt war. 1) Zu diesem Zwecke war der wasserdicht vernietete Eisenblechcylinder, welcher den Schmelz- raum bildete, concentrisch von einem zweiten Eisenblechcylinder um- geben, so dass zwischen beiden ein Zwischenraum von 90 mm blieb, und dieser Zwischenraum war mit ununterbrochen zu- und abfliessen- dem Wasser ausgefüllt. Die Höhe des gekühlten Theiles betrug 1.25 m; darüber befand sich ein aus nicht gekühlten Gusseisensegmenten von □ förmigem Querschnitte hergestellter Aufsatz von 1.35 m Höhe; der Herd dagegen war, wie es zur Vermeidung einer raschen Abkühlung des sich sammelnden Roheisens zweifellos erforderlich ist, aus feuerfesten Thonziegeln hergestellt. Als Windeinströmungen dienten cylindrische Hülsen, welche durch den Kühlraum hindurch gingen und selbstver- 1) Berg- und hüttenm. Ztg. 1878, S. 149.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/667>, abgerufen am 29.04.2024.