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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Gebläse der Cupolöfen.
dem erwähnten Auslasse hinausgedrückt, während in der Nähe der
Achse frische Luft nachströmt.1)

Je geringer die zu erzeugende Windspannung ist, desto günstiger
ist der Wirkungsgrad der Centrifugalgebläse, desto vortheilhafter ist
ihre Anwendung. Die Windspannung aber, welche ein solches Gebläse
zu erzielen vermag, ist lediglich abhängig von der Umlaufsgeschwindig-
keit der Flügel und unabhängig von der Grösse des Ausflussquerschnittes.
Nur wenige Centrifugalgebläse vermögen höhere Windspannungen als
30 cm Wassersäule zu liefern; bei vielen bleibt die erreichbare Wind-
spannung nicht unerheblich hinter dieser Ziffer zurück. Mit wachsen-
der Umlaufsgeschwindigkeit der Flügel steigt auch die Gefahr, dass
durch ihre Centrifugalkraft eine Zertrümmerung der Maschine herbei-
geführt werde, ein Vorgang, durch welchen Menschenleben bedroht
werden können. Für rasches Schmelzen im Cupolofen, welches in Rück-
sicht auf den grösseren Widerstand, den die Gase beim Durchdringen
der Schmelzsäule finden, immerhin Windspannungen von mindestens
30 cm Wassersäule erforderlich macht, eignen sich deshalb Centrifugal-
gebläse nicht; bei lange andauerndem Betriebe pflegen häufige Repara-
turen erforderlich zu werden. In Bessemerhütten sind sie aus diesem
Grunde wenig oder gar nicht in Gebrauch. Ihre Anlagekosten aber
sind geringer als die aller übrigen Gebläse; und dieses ist der Grund,
weshalb sie trotz jener Mängel in Eisengiessereien mit beschränkter
Schmelzzeit auch jetzt noch vielfach in Anwendung sind.

Das Kapselgebläse oder Roots'sche Gebläse enthält zwei in
entgegengesetzter Richtung innerhalb eines gusseisernen Gehäuses um-
laufende Flügel, welche sich dicht an die Gehäusewand anlegen und
somit die vor ihnen befindliche Luft vor sich her und aus einem ent-
sprechend angeordneten Auslassstutzen hinaus drücken.2) Sie sind roti-
renden Kolben vergleichbar; und die Wirkung dieses Gebläses beruht
demnach nicht, wie die des Centrifugalgebläses, auf der durch grosse
Geschwindigkeit des Umlaufes erzeugten Verdichtung des Windes,
sondern sie ist, wie die eines Cylindergebläses abhängig von dem
räumlichen Inhalte des Gebläses, der Bewegungsgeschwindigkeit der
Flügel und der Dichtigkeit der Anschlüsse zwischen Gehäusewand und
Flügel. Hierdurch kommt der Hauptübelstand der Centrifugalgebläse,
die erforderliche ausserordentlich grosse Umfangsgeschwindigkeit, in
Wegfall. Das Kapselgebläse liefert auch bei mässiger Umfangsgeschwin-
digkeit (200--300 Umgänge per Minute) grössere Windspannungen als
das Centrifugalgebläse; aber allerdings verringert sich mit zunehmender
Windspannung der Wirkungsgrad dieses Gebläses nicht unerheblich,
da ein so dichter Abschluss zwischen den Flügeln unter sich wie mit
der Gehäusewand als zwischen dem Kolben und der Cylinderwand
eines Cylindergebläses niemals zu erreichen ist, und die Windverluste

1) Näheres über die Einrichtung dieser Gebläse: P. Rittinger, Centrifugal-
ventilatoren und Centrifugalpumpen 1858, S. 268; E. F. Dürre, Handbuch des Eisen-
giessereibetriebes 1870, Bd. I, S. 579; A. Ledebur, Handbuch der Eisengiesserei
1882, S. 65.
2) Näheres über die Einrichtung dieser Gebläse: B. Kerl, Grundriss der Allgem.
Hüttenkunde, 2. Aufl., S. 331; A. Ledebur, Handbuch der Eisengiesserei, S. 67.

Die Gebläse der Cupolöfen.
dem erwähnten Auslasse hinausgedrückt, während in der Nähe der
Achse frische Luft nachströmt.1)

Je geringer die zu erzeugende Windspannung ist, desto günstiger
ist der Wirkungsgrad der Centrifugalgebläse, desto vortheilhafter ist
ihre Anwendung. Die Windspannung aber, welche ein solches Gebläse
zu erzielen vermag, ist lediglich abhängig von der Umlaufsgeschwindig-
keit der Flügel und unabhängig von der Grösse des Ausflussquerschnittes.
Nur wenige Centrifugalgebläse vermögen höhere Windspannungen als
30 cm Wassersäule zu liefern; bei vielen bleibt die erreichbare Wind-
spannung nicht unerheblich hinter dieser Ziffer zurück. Mit wachsen-
der Umlaufsgeschwindigkeit der Flügel steigt auch die Gefahr, dass
durch ihre Centrifugalkraft eine Zertrümmerung der Maschine herbei-
geführt werde, ein Vorgang, durch welchen Menschenleben bedroht
werden können. Für rasches Schmelzen im Cupolofen, welches in Rück-
sicht auf den grösseren Widerstand, den die Gase beim Durchdringen
der Schmelzsäule finden, immerhin Windspannungen von mindestens
30 cm Wassersäule erforderlich macht, eignen sich deshalb Centrifugal-
gebläse nicht; bei lange andauerndem Betriebe pflegen häufige Repara-
turen erforderlich zu werden. In Bessemerhütten sind sie aus diesem
Grunde wenig oder gar nicht in Gebrauch. Ihre Anlagekosten aber
sind geringer als die aller übrigen Gebläse; und dieses ist der Grund,
weshalb sie trotz jener Mängel in Eisengiessereien mit beschränkter
Schmelzzeit auch jetzt noch vielfach in Anwendung sind.

Das Kapselgebläse oder Roots’sche Gebläse enthält zwei in
entgegengesetzter Richtung innerhalb eines gusseisernen Gehäuses um-
laufende Flügel, welche sich dicht an die Gehäusewand anlegen und
somit die vor ihnen befindliche Luft vor sich her und aus einem ent-
sprechend angeordneten Auslassstutzen hinaus drücken.2) Sie sind roti-
renden Kolben vergleichbar; und die Wirkung dieses Gebläses beruht
demnach nicht, wie die des Centrifugalgebläses, auf der durch grosse
Geschwindigkeit des Umlaufes erzeugten Verdichtung des Windes,
sondern sie ist, wie die eines Cylindergebläses abhängig von dem
räumlichen Inhalte des Gebläses, der Bewegungsgeschwindigkeit der
Flügel und der Dichtigkeit der Anschlüsse zwischen Gehäusewand und
Flügel. Hierdurch kommt der Hauptübelstand der Centrifugalgebläse,
die erforderliche ausserordentlich grosse Umfangsgeschwindigkeit, in
Wegfall. Das Kapselgebläse liefert auch bei mässiger Umfangsgeschwin-
digkeit (200—300 Umgänge per Minute) grössere Windspannungen als
das Centrifugalgebläse; aber allerdings verringert sich mit zunehmender
Windspannung der Wirkungsgrad dieses Gebläses nicht unerheblich,
da ein so dichter Abschluss zwischen den Flügeln unter sich wie mit
der Gehäusewand als zwischen dem Kolben und der Cylinderwand
eines Cylindergebläses niemals zu erreichen ist, und die Windverluste

1) Näheres über die Einrichtung dieser Gebläse: P. Rittinger, Centrifugal-
ventilatoren und Centrifugalpumpen 1858, S. 268; E. F. Dürre, Handbuch des Eisen-
giessereibetriebes 1870, Bd. I, S. 579; A. Ledebur, Handbuch der Eisengiesserei
1882, S. 65.
2) Näheres über die Einrichtung dieser Gebläse: B. Kerl, Grundriss der Allgem.
Hüttenkunde, 2. Aufl., S. 331; A. Ledebur, Handbuch der Eisengiesserei, S. 67.
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[613/0677] Die Gebläse der Cupolöfen. dem erwähnten Auslasse hinausgedrückt, während in der Nähe der Achse frische Luft nachströmt. 1) Je geringer die zu erzeugende Windspannung ist, desto günstiger ist der Wirkungsgrad der Centrifugalgebläse, desto vortheilhafter ist ihre Anwendung. Die Windspannung aber, welche ein solches Gebläse zu erzielen vermag, ist lediglich abhängig von der Umlaufsgeschwindig- keit der Flügel und unabhängig von der Grösse des Ausflussquerschnittes. Nur wenige Centrifugalgebläse vermögen höhere Windspannungen als 30 cm Wassersäule zu liefern; bei vielen bleibt die erreichbare Wind- spannung nicht unerheblich hinter dieser Ziffer zurück. Mit wachsen- der Umlaufsgeschwindigkeit der Flügel steigt auch die Gefahr, dass durch ihre Centrifugalkraft eine Zertrümmerung der Maschine herbei- geführt werde, ein Vorgang, durch welchen Menschenleben bedroht werden können. Für rasches Schmelzen im Cupolofen, welches in Rück- sicht auf den grösseren Widerstand, den die Gase beim Durchdringen der Schmelzsäule finden, immerhin Windspannungen von mindestens 30 cm Wassersäule erforderlich macht, eignen sich deshalb Centrifugal- gebläse nicht; bei lange andauerndem Betriebe pflegen häufige Repara- turen erforderlich zu werden. In Bessemerhütten sind sie aus diesem Grunde wenig oder gar nicht in Gebrauch. Ihre Anlagekosten aber sind geringer als die aller übrigen Gebläse; und dieses ist der Grund, weshalb sie trotz jener Mängel in Eisengiessereien mit beschränkter Schmelzzeit auch jetzt noch vielfach in Anwendung sind. Das Kapselgebläse oder Roots’sche Gebläse enthält zwei in entgegengesetzter Richtung innerhalb eines gusseisernen Gehäuses um- laufende Flügel, welche sich dicht an die Gehäusewand anlegen und somit die vor ihnen befindliche Luft vor sich her und aus einem ent- sprechend angeordneten Auslassstutzen hinaus drücken. 2) Sie sind roti- renden Kolben vergleichbar; und die Wirkung dieses Gebläses beruht demnach nicht, wie die des Centrifugalgebläses, auf der durch grosse Geschwindigkeit des Umlaufes erzeugten Verdichtung des Windes, sondern sie ist, wie die eines Cylindergebläses abhängig von dem räumlichen Inhalte des Gebläses, der Bewegungsgeschwindigkeit der Flügel und der Dichtigkeit der Anschlüsse zwischen Gehäusewand und Flügel. Hierdurch kommt der Hauptübelstand der Centrifugalgebläse, die erforderliche ausserordentlich grosse Umfangsgeschwindigkeit, in Wegfall. Das Kapselgebläse liefert auch bei mässiger Umfangsgeschwin- digkeit (200—300 Umgänge per Minute) grössere Windspannungen als das Centrifugalgebläse; aber allerdings verringert sich mit zunehmender Windspannung der Wirkungsgrad dieses Gebläses nicht unerheblich, da ein so dichter Abschluss zwischen den Flügeln unter sich wie mit der Gehäusewand als zwischen dem Kolben und der Cylinderwand eines Cylindergebläses niemals zu erreichen ist, und die Windverluste 1) Näheres über die Einrichtung dieser Gebläse: P. Rittinger, Centrifugal- ventilatoren und Centrifugalpumpen 1858, S. 268; E. F. Dürre, Handbuch des Eisen- giessereibetriebes 1870, Bd. I, S. 579; A. Ledebur, Handbuch der Eisengiesserei 1882, S. 65. 2) Näheres über die Einrichtung dieser Gebläse: B. Kerl, Grundriss der Allgem. Hüttenkunde, 2. Aufl., S. 331; A. Ledebur, Handbuch der Eisengiesserei, S. 67.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/677>, abgerufen am 07.05.2024.