Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.
selben gegen die stattfindende Querschnittsverdünnung und strebt sie
emporzudrücken. Eine allzu starre Lagerung der Oberwalze würde
häufige Zapfenbrüche zur Folge haben, sobald jener Widerstand ein
bestimmtes Maass überschreitet. Man ertheilt daher der Oberwalze eine
gewisse Beweglichkeit in der Höhenrichtung, indem man das Oberlager
derselben durch eine Stell- oder Druckschraube festhält, welche durch
den Kopf des Ständers hindurchgeht (vergl. unten Fig. 185), bei über-
mässiger Steigerung des Druckes aber selbstthätig aufwärts gedreht
wird und dem Zapfenlager einen entsprechenden Spielraum zum An-
heben überlässt.

Hinsichtlich der Art und Weise aber, wie das Zapfenlager mit der
darin ruhenden Oberwalze getragen wird, lassen sich zwei verschiedene
Systeme unterscheiden.

Bei fast allen Kaliberwalzen kommt es darauf an, dass die Kaliber
der beiden zu einander gehörigen Walzen genau auf einander schliessen,
dass also auch die beiden Walzenachsen einen ganz bestimmten nor-
malen Abstand von einander erhalten. Jedes einzelne Kaliber dient
eben nur zur Ausbildung einer ganz bestimmten Querschnittsform, eine
Näherung oder Entfernung der Walzen findet -- abgesehen von jenem
selbstthätigen Heben der Oberwalze bei zu starkem Drucke -- nicht
statt. Es giebt also eine gewisse Normalstellung der Walzen gegen
einander, und es kommt darauf an, ihre Lagerung so einzurichten,
dass sie durch festes Anziehen der Druckschraube vor jedem Durch-
gange des Walzstückes ohne Weiteres in jene Normalstellung gebracht
werden.

Bei Duowalzwerken pflegt man daher den Walzenständern für
derartige Walzen mit unveränderlichen Kalibern die in Fig. 185--188
gezeichnete Einrichtung zu geben. 1) Das Oberwalzenlager besteht aus
den zwei Hälften c und d, in denen die aus Rothguss oder Hartblei
gefertigten Lagerpfannen eingelassen sind, und ist an den zwei Bolzen
h h aufgehängt, welche durch Bohrungen beider Lagerhälften wie des
Ständers hindurchgehen und oben durch Schraubenmuttern getragen
werden. Durch Drehung dieser Schraubenmuttern lässt sich die Höhen-
lage des Lagers, beziehentlich der Walze genau regeln, während andern-
theils das Emporsteigen bei zu starkem Drucke des Walzstückes nicht
behindert ist. e ist die erwähnte Stell- oder Druckschraube, oben mit
vierkantig geschmiedetem Kopfe zum Aufstecken eines Schlüssels ver-
sehen (in der Abbildung Fig. 183 auf S. 701 ist der Schlüssel an
dem rechtsseitig befindlichen Ständer sichtbar), durch dessen Drehung
die Schraube wieder in ihre richtige Stellung zurückgedreht wird, wenn
sie beim Durchgange des Walzstückes emporgedreht sein sollte. f ist
die zugehörige Schraubenmutter aus Flusseisen oder Bronze.

Zwischen Druckschraube und Oberlager schaltet man eine sogenannte
Brechkapsel i ein, aus einem kastenartigen Gussstücke bestehend,
welches zertrümmert wird und hierdurch den Walzenzapfen vor dem

1) Die Abbildung zeigt einen Walzenständer aus den sechziger Jahren dieses
Jahrhunderts, wie er noch heute bei zahlreichen Walzwerken gefunden wird. Auf
Abweichungen in den Einzelheiten, welche bei neueren Walzwerken eingeführt
wurden, wird später besonders aufmerksam gemacht werden.

Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.
selben gegen die stattfindende Querschnittsverdünnung und strebt sie
emporzudrücken. Eine allzu starre Lagerung der Oberwalze würde
häufige Zapfenbrüche zur Folge haben, sobald jener Widerstand ein
bestimmtes Maass überschreitet. Man ertheilt daher der Oberwalze eine
gewisse Beweglichkeit in der Höhenrichtung, indem man das Oberlager
derselben durch eine Stell- oder Druckschraube festhält, welche durch
den Kopf des Ständers hindurchgeht (vergl. unten Fig. 185), bei über-
mässiger Steigerung des Druckes aber selbstthätig aufwärts gedreht
wird und dem Zapfenlager einen entsprechenden Spielraum zum An-
heben überlässt.

Hinsichtlich der Art und Weise aber, wie das Zapfenlager mit der
darin ruhenden Oberwalze getragen wird, lassen sich zwei verschiedene
Systeme unterscheiden.

Bei fast allen Kaliberwalzen kommt es darauf an, dass die Kaliber
der beiden zu einander gehörigen Walzen genau auf einander schliessen,
dass also auch die beiden Walzenachsen einen ganz bestimmten nor-
malen Abstand von einander erhalten. Jedes einzelne Kaliber dient
eben nur zur Ausbildung einer ganz bestimmten Querschnittsform, eine
Näherung oder Entfernung der Walzen findet — abgesehen von jenem
selbstthätigen Heben der Oberwalze bei zu starkem Drucke — nicht
statt. Es giebt also eine gewisse Normalstellung der Walzen gegen
einander, und es kommt darauf an, ihre Lagerung so einzurichten,
dass sie durch festes Anziehen der Druckschraube vor jedem Durch-
gange des Walzstückes ohne Weiteres in jene Normalstellung gebracht
werden.

Bei Duowalzwerken pflegt man daher den Walzenständern für
derartige Walzen mit unveränderlichen Kalibern die in Fig. 185—188
gezeichnete Einrichtung zu geben. 1) Das Oberwalzenlager besteht aus
den zwei Hälften c und d, in denen die aus Rothguss oder Hartblei
gefertigten Lagerpfannen eingelassen sind, und ist an den zwei Bolzen
h h aufgehängt, welche durch Bohrungen beider Lagerhälften wie des
Ständers hindurchgehen und oben durch Schraubenmuttern getragen
werden. Durch Drehung dieser Schraubenmuttern lässt sich die Höhen-
lage des Lagers, beziehentlich der Walze genau regeln, während andern-
theils das Emporsteigen bei zu starkem Drucke des Walzstückes nicht
behindert ist. e ist die erwähnte Stell- oder Druckschraube, oben mit
vierkantig geschmiedetem Kopfe zum Aufstecken eines Schlüssels ver-
sehen (in der Abbildung Fig. 183 auf S. 701 ist der Schlüssel an
dem rechtsseitig befindlichen Ständer sichtbar), durch dessen Drehung
die Schraube wieder in ihre richtige Stellung zurückgedreht wird, wenn
sie beim Durchgange des Walzstückes emporgedreht sein sollte. f ist
die zugehörige Schraubenmutter aus Flusseisen oder Bronze.

Zwischen Druckschraube und Oberlager schaltet man eine sogenannte
Brechkapsel i ein, aus einem kastenartigen Gussstücke bestehend,
welches zertrümmert wird und hierdurch den Walzenzapfen vor dem

1) Die Abbildung zeigt einen Walzenständer aus den sechziger Jahren dieses
Jahrhunderts, wie er noch heute bei zahlreichen Walzwerken gefunden wird. Auf
Abweichungen in den Einzelheiten, welche bei neueren Walzwerken eingeführt
wurden, wird später besonders aufmerksam gemacht werden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0774" n="704"/><fw place="top" type="header">Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.</fw><lb/>
selben gegen die stattfindende Querschnittsverdünnung und strebt sie<lb/>
emporzudrücken. Eine allzu starre Lagerung der Oberwalze würde<lb/>
häufige Zapfenbrüche zur Folge haben, sobald jener Widerstand ein<lb/>
bestimmtes Maass überschreitet. Man ertheilt daher der Oberwalze eine<lb/>
gewisse Beweglichkeit in der Höhenrichtung, indem man das Oberlager<lb/>
derselben durch eine Stell- oder Druckschraube festhält, welche durch<lb/>
den Kopf des Ständers hindurchgeht (vergl. unten Fig. 185), bei über-<lb/>
mässiger Steigerung des Druckes aber selbstthätig aufwärts gedreht<lb/>
wird und dem Zapfenlager einen entsprechenden Spielraum zum An-<lb/>
heben überlässt.</p><lb/>
                <p>Hinsichtlich der Art und Weise aber, wie das Zapfenlager mit der<lb/>
darin ruhenden Oberwalze getragen wird, lassen sich zwei verschiedene<lb/>
Systeme unterscheiden.</p><lb/>
                <p>Bei fast allen Kaliberwalzen kommt es darauf an, dass die Kaliber<lb/>
der beiden zu einander gehörigen Walzen genau auf einander schliessen,<lb/>
dass also auch die beiden Walzenachsen einen ganz bestimmten nor-<lb/>
malen Abstand von einander erhalten. Jedes einzelne Kaliber dient<lb/>
eben nur zur Ausbildung einer ganz bestimmten Querschnittsform, eine<lb/>
Näherung oder Entfernung der Walzen findet &#x2014; abgesehen von jenem<lb/>
selbstthätigen Heben der Oberwalze bei zu starkem Drucke &#x2014; nicht<lb/>
statt. Es giebt also eine gewisse Normalstellung der Walzen gegen<lb/>
einander, und es kommt darauf an, ihre Lagerung so einzurichten,<lb/>
dass sie durch festes Anziehen der Druckschraube vor jedem Durch-<lb/>
gange des Walzstückes ohne Weiteres in jene Normalstellung gebracht<lb/>
werden.</p><lb/>
                <p>Bei Duowalzwerken pflegt man daher den Walzenständern für<lb/>
derartige Walzen mit unveränderlichen Kalibern die in Fig. 185&#x2014;188<lb/>
gezeichnete Einrichtung zu geben. <note place="foot" n="1)">Die Abbildung zeigt einen Walzenständer aus den sechziger Jahren dieses<lb/>
Jahrhunderts, wie er noch heute bei zahlreichen Walzwerken gefunden wird. Auf<lb/>
Abweichungen in den Einzelheiten, welche bei neueren Walzwerken eingeführt<lb/>
wurden, wird später besonders aufmerksam gemacht werden.</note> Das Oberwalzenlager besteht aus<lb/>
den zwei Hälften <hi rendition="#i">c</hi> und <hi rendition="#i">d</hi>, in denen die aus Rothguss oder Hartblei<lb/>
gefertigten Lagerpfannen eingelassen sind, und ist an den zwei Bolzen<lb/><hi rendition="#i">h h</hi> aufgehängt, welche durch Bohrungen beider Lagerhälften wie des<lb/>
Ständers hindurchgehen und oben durch Schraubenmuttern getragen<lb/>
werden. Durch Drehung dieser Schraubenmuttern lässt sich die Höhen-<lb/>
lage des Lagers, beziehentlich der Walze genau regeln, während andern-<lb/>
theils das Emporsteigen bei zu starkem Drucke des Walzstückes nicht<lb/>
behindert ist. <hi rendition="#i">e</hi> ist die erwähnte Stell- oder Druckschraube, oben mit<lb/>
vierkantig geschmiedetem Kopfe zum Aufstecken eines Schlüssels ver-<lb/>
sehen (in der Abbildung Fig. 183 auf S. 701 ist der Schlüssel an<lb/>
dem rechtsseitig befindlichen Ständer sichtbar), durch dessen Drehung<lb/>
die Schraube wieder in ihre richtige Stellung zurückgedreht wird, wenn<lb/>
sie beim Durchgange des Walzstückes emporgedreht sein sollte. <hi rendition="#i">f</hi> ist<lb/>
die zugehörige Schraubenmutter aus Flusseisen oder Bronze.</p><lb/>
                <p>Zwischen Druckschraube und Oberlager schaltet man eine sogenannte<lb/>
Brechkapsel <hi rendition="#i">i</hi> ein, aus einem kastenartigen Gussstücke bestehend,<lb/>
welches zertrümmert wird und hierdurch den Walzenzapfen vor dem<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[704/0774] Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung. selben gegen die stattfindende Querschnittsverdünnung und strebt sie emporzudrücken. Eine allzu starre Lagerung der Oberwalze würde häufige Zapfenbrüche zur Folge haben, sobald jener Widerstand ein bestimmtes Maass überschreitet. Man ertheilt daher der Oberwalze eine gewisse Beweglichkeit in der Höhenrichtung, indem man das Oberlager derselben durch eine Stell- oder Druckschraube festhält, welche durch den Kopf des Ständers hindurchgeht (vergl. unten Fig. 185), bei über- mässiger Steigerung des Druckes aber selbstthätig aufwärts gedreht wird und dem Zapfenlager einen entsprechenden Spielraum zum An- heben überlässt. Hinsichtlich der Art und Weise aber, wie das Zapfenlager mit der darin ruhenden Oberwalze getragen wird, lassen sich zwei verschiedene Systeme unterscheiden. Bei fast allen Kaliberwalzen kommt es darauf an, dass die Kaliber der beiden zu einander gehörigen Walzen genau auf einander schliessen, dass also auch die beiden Walzenachsen einen ganz bestimmten nor- malen Abstand von einander erhalten. Jedes einzelne Kaliber dient eben nur zur Ausbildung einer ganz bestimmten Querschnittsform, eine Näherung oder Entfernung der Walzen findet — abgesehen von jenem selbstthätigen Heben der Oberwalze bei zu starkem Drucke — nicht statt. Es giebt also eine gewisse Normalstellung der Walzen gegen einander, und es kommt darauf an, ihre Lagerung so einzurichten, dass sie durch festes Anziehen der Druckschraube vor jedem Durch- gange des Walzstückes ohne Weiteres in jene Normalstellung gebracht werden. Bei Duowalzwerken pflegt man daher den Walzenständern für derartige Walzen mit unveränderlichen Kalibern die in Fig. 185—188 gezeichnete Einrichtung zu geben. 1) Das Oberwalzenlager besteht aus den zwei Hälften c und d, in denen die aus Rothguss oder Hartblei gefertigten Lagerpfannen eingelassen sind, und ist an den zwei Bolzen h h aufgehängt, welche durch Bohrungen beider Lagerhälften wie des Ständers hindurchgehen und oben durch Schraubenmuttern getragen werden. Durch Drehung dieser Schraubenmuttern lässt sich die Höhen- lage des Lagers, beziehentlich der Walze genau regeln, während andern- theils das Emporsteigen bei zu starkem Drucke des Walzstückes nicht behindert ist. e ist die erwähnte Stell- oder Druckschraube, oben mit vierkantig geschmiedetem Kopfe zum Aufstecken eines Schlüssels ver- sehen (in der Abbildung Fig. 183 auf S. 701 ist der Schlüssel an dem rechtsseitig befindlichen Ständer sichtbar), durch dessen Drehung die Schraube wieder in ihre richtige Stellung zurückgedreht wird, wenn sie beim Durchgange des Walzstückes emporgedreht sein sollte. f ist die zugehörige Schraubenmutter aus Flusseisen oder Bronze. Zwischen Druckschraube und Oberlager schaltet man eine sogenannte Brechkapsel i ein, aus einem kastenartigen Gussstücke bestehend, welches zertrümmert wird und hierdurch den Walzenzapfen vor dem 1) Die Abbildung zeigt einen Walzenständer aus den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts, wie er noch heute bei zahlreichen Walzwerken gefunden wird. Auf Abweichungen in den Einzelheiten, welche bei neueren Walzwerken eingeführt wurden, wird später besonders aufmerksam gemacht werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/774
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 704. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/774>, abgerufen am 08.05.2024.