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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die australischen Gewässer.
reizenden Cottages, umrankt von blumigen Gewinden inmitten lieb-
licher Gärten oder vorüber an den anspruchsvolleren Villen reicher
Kaufleute und Schafbarone, deren Equipagen oder Yachten ihre
Besitzer allabendlich in diese glückliche Zurückgezogenheit tragen.
Namentlich ist es die letztere Art, welche man in Sydney liebt, und
nicht nur an den häufigen Festtagen bedeckt sich die Fläche von
Port Jackson mit den zahlreichen bewimpelten Booten der Ver-
gnügungssucher, auch in die gewöhnliche Arbeitszeit der Woche
wird wohl eine Lücke durch die beliebten Picknickpartieen gerissen,
die sich gerne zusammenthun, um von dem Strande die Austern zum
gemeinschaftlichen Mahle zu sammeln."

Sydney führt seinen Namen nach dem Staatssecretär Viscount
Sydney, welcher die erste Anregung zur Gründung dieser Colonie in
Neusüdwales gab.

Der Hafen Sydneys, Port Jackson, der geräumigste und sicherste
Australiens, könnte alle Kriegsflotten Europas beherbergen; auch ist er
nicht nur bei Tag, sondern, Dank sehr gut gewählter Leucht- und Hafen-
feuer, auch bei Nacht ziemlich leicht zugänglich. Es besteht übrigens die
streng beachtete Vorschrift, dass Dampfer innerhalb des Hafens nur
mit nicht mehr als sechs Seemeilen Fahrt laufen dürfen. An der Einfahrt
(Watson Bay) sind immer Lootsen und ein Lifeboat, eventuell auch
Schleppdampfer für Segelschiffe bereit. Kriegsschiffe ankern zumeist
in dem Farm Cove benannten Einschnitt, wo auch Bojen (für
britische Kriegsschiffe) liegen, und in dem Theile des Hafens
zwischen Fort Macquarie und Garven Island, wo sich Depots und
Werkstätten für Gouvernementsschiffe befinden. Handelsschiffe bis zu
9 m Tiefgang legen an den Ufern an, und werden die bezüglichen
Anlegestellen vom Hafenamte zugewiesen.

Sehr tief (über 9 m) tauchende Schiffe können der in der Ein-
fahrt befindlichen Untiefen wegen nur bei ruhigem Wetter ein- oder
auslaufen.

Sydney besteht aus der eigentlichen Stadt und einer grossen
Anzahl von Vororten, welche zwar selbständige Municipien bilden,
jedoch mit dem Leben und Treiben der Stadt, als ihres festen Kernes,
auf das innigste verbunden sind. Die Bevölkerung der Stadt mit
den Vororten beläuft sich bereits auf die stattliche Ziffer (1891) von
386.400 Einwohnern, während 1800 kaum 2600 Einwohner vor-
handen waren.

Die Stadt entwickelt sich zunächst von der Sydney Cove ge-
nannten Einbuchtung aus, welche zugleich den Centralpunkt des

Die australischen Gewässer.
reizenden Cottages, umrankt von blumigen Gewinden inmitten lieb-
licher Gärten oder vorüber an den anspruchsvolleren Villen reicher
Kaufleute und Schafbarone, deren Equipagen oder Yachten ihre
Besitzer allabendlich in diese glückliche Zurückgezogenheit tragen.
Namentlich ist es die letztere Art, welche man in Sydney liebt, und
nicht nur an den häufigen Festtagen bedeckt sich die Fläche von
Port Jackson mit den zahlreichen bewimpelten Booten der Ver-
gnügungssucher, auch in die gewöhnliche Arbeitszeit der Woche
wird wohl eine Lücke durch die beliebten Picknickpartieen gerissen,
die sich gerne zusammenthun, um von dem Strande die Austern zum
gemeinschaftlichen Mahle zu sammeln.“

Sydney führt seinen Namen nach dem Staatssecretär Viscount
Sydney, welcher die erste Anregung zur Gründung dieser Colonie in
Neusüdwales gab.

Der Hafen Sydneys, Port Jackson, der geräumigste und sicherste
Australiens, könnte alle Kriegsflotten Europas beherbergen; auch ist er
nicht nur bei Tag, sondern, Dank sehr gut gewählter Leucht- und Hafen-
feuer, auch bei Nacht ziemlich leicht zugänglich. Es besteht übrigens die
streng beachtete Vorschrift, dass Dampfer innerhalb des Hafens nur
mit nicht mehr als sechs Seemeilen Fahrt laufen dürfen. An der Einfahrt
(Watson Bay) sind immer Lootsen und ein Lifeboat, eventuell auch
Schleppdampfer für Segelschiffe bereit. Kriegsschiffe ankern zumeist
in dem Farm Cove benannten Einschnitt, wo auch Bojen (für
britische Kriegsschiffe) liegen, und in dem Theile des Hafens
zwischen Fort Macquarie und Garven Island, wo sich Dépôts und
Werkstätten für Gouvernementsschiffe befinden. Handelsschiffe bis zu
9 m Tiefgang legen an den Ufern an, und werden die bezüglichen
Anlegestellen vom Hafenamte zugewiesen.

Sehr tief (über 9 m) tauchende Schiffe können der in der Ein-
fahrt befindlichen Untiefen wegen nur bei ruhigem Wetter ein- oder
auslaufen.

Sydney besteht aus der eigentlichen Stadt und einer grossen
Anzahl von Vororten, welche zwar selbständige Municipien bilden,
jedoch mit dem Leben und Treiben der Stadt, als ihres festen Kernes,
auf das innigste verbunden sind. Die Bevölkerung der Stadt mit
den Vororten beläuft sich bereits auf die stattliche Ziffer (1891) von
386.400 Einwohnern, während 1800 kaum 2600 Einwohner vor-
handen waren.

Die Stadt entwickelt sich zunächst von der Sydney Cove ge-
nannten Einbuchtung aus, welche zugleich den Centralpunkt des

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[782/0798] Die australischen Gewässer. reizenden Cottages, umrankt von blumigen Gewinden inmitten lieb- licher Gärten oder vorüber an den anspruchsvolleren Villen reicher Kaufleute und Schafbarone, deren Equipagen oder Yachten ihre Besitzer allabendlich in diese glückliche Zurückgezogenheit tragen. Namentlich ist es die letztere Art, welche man in Sydney liebt, und nicht nur an den häufigen Festtagen bedeckt sich die Fläche von Port Jackson mit den zahlreichen bewimpelten Booten der Ver- gnügungssucher, auch in die gewöhnliche Arbeitszeit der Woche wird wohl eine Lücke durch die beliebten Picknickpartieen gerissen, die sich gerne zusammenthun, um von dem Strande die Austern zum gemeinschaftlichen Mahle zu sammeln.“ Sydney führt seinen Namen nach dem Staatssecretär Viscount Sydney, welcher die erste Anregung zur Gründung dieser Colonie in Neusüdwales gab. Der Hafen Sydneys, Port Jackson, der geräumigste und sicherste Australiens, könnte alle Kriegsflotten Europas beherbergen; auch ist er nicht nur bei Tag, sondern, Dank sehr gut gewählter Leucht- und Hafen- feuer, auch bei Nacht ziemlich leicht zugänglich. Es besteht übrigens die streng beachtete Vorschrift, dass Dampfer innerhalb des Hafens nur mit nicht mehr als sechs Seemeilen Fahrt laufen dürfen. An der Einfahrt (Watson Bay) sind immer Lootsen und ein Lifeboat, eventuell auch Schleppdampfer für Segelschiffe bereit. Kriegsschiffe ankern zumeist in dem Farm Cove benannten Einschnitt, wo auch Bojen (für britische Kriegsschiffe) liegen, und in dem Theile des Hafens zwischen Fort Macquarie und Garven Island, wo sich Dépôts und Werkstätten für Gouvernementsschiffe befinden. Handelsschiffe bis zu 9 m Tiefgang legen an den Ufern an, und werden die bezüglichen Anlegestellen vom Hafenamte zugewiesen. Sehr tief (über 9 m) tauchende Schiffe können der in der Ein- fahrt befindlichen Untiefen wegen nur bei ruhigem Wetter ein- oder auslaufen. Sydney besteht aus der eigentlichen Stadt und einer grossen Anzahl von Vororten, welche zwar selbständige Municipien bilden, jedoch mit dem Leben und Treiben der Stadt, als ihres festen Kernes, auf das innigste verbunden sind. Die Bevölkerung der Stadt mit den Vororten beläuft sich bereits auf die stattliche Ziffer (1891) von 386.400 Einwohnern, während 1800 kaum 2600 Einwohner vor- handen waren. Die Stadt entwickelt sich zunächst von der Sydney Cove ge- nannten Einbuchtung aus, welche zugleich den Centralpunkt des

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 782. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/798>, abgerufen am 03.05.2024.