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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] Saltz in ein und andere irdische Theilgen, die durch der Sonnen Hitze nicht genugsam sind gekochet worden, annoch verwickelt ist.

Hat dann die Traube mehr und mehr gewachsen, und ist dicker worden, so wird ihr Saft nicht mehr so herbe und anziehend seyn: und dieses heist alsdann der Verjus. Es ist damahls darbey eine gar geringe fermentation vorgangen, dadurch die Fäslein in der Frucht sind etwas dünn und zärter worden; dahero sind die sauern Theilgen nicht so sehr mehr in denen irdischen verwickelt: und aus eben dieser Ursache stechen sie mehr auf der Zunge, wie vorhin.

Ist nun die Traube reiff und zeitig, so wird sie süsse, da sie zuvor sauer war, weil durch die fermentation die ölichten particulgen, die vorher nicht zu spüren waren, ob sie schon in der Frucht bereits vorhanden, sich anjetzo mehr und mehr ausbreiten, die sauern Theilgen verwickeln, und verhindern, daß dieselbigen die Nerven in der Zunge nicht weiter so, als wie zuvorher, stechen mögen. Jedannoch sind dieselben sauern Theilgen, ob sie gleich noch so sehr verwickelt sind, gut und verhelffen zum Geschmack; dann, wann sie nicht vorhanden wären, würden die ölichten Theilgen gar zu geschwinde über die Zunge hinweg wischen, und keinen sonderlichen Schmack nicht machen. Daß also das saure allerdings gar nöthig ist, damit das Oel davon durchdringender gemachet werde, und der süsse Geschmack daraus entstehe. Dann es kan dieser Geschmack nie nicht zu wege gebracht werden, ohne durch solche Dinge, die zugleich saltzigt sind und sauer, anbey aber auch ölicht oder schwefelicht.

Es könten noch mehr Grade der fermentation in der Traube betrachtet und angeführet werden, welche sich begeben, wann die Traube zeitiger und zeitiger, daher auch süsser wird; dann das Oel verwickelt alsdann die sauern Theilgen immer mehr und mehr.

Der Saft der Traube fermentiret dannoch nicht genug, so lange als er in den Beeren stickt, daß Wein draus werden könne. Alleine, wann durchs pressen die Fäserlein der Frucht zerrissen, und die Ordnung ihrer Theilgen ist gebrochen worden, sodann geschiehet eine gewaltsame fermentation, dadurch das Oel verdünnert und rareficiret wird, und das saure Saltz überkommt einige Freyheit wieder, daß es so lieblich auf der Zunge kützeln kan, gleichwie am Weine zu verspüren.

Endlich kommt noch die letzte fermentation dazu, dieselbige figiret und zerstöret einiger massen den Schwefelgeist im Weine, und setzet die sauern Theilgen wiederum in völlige Freyheit, wie an dem Weineßig zu sehen. In solchem Stande bleiben diese sauren Theilgen eine gute Zeit, bis daß, nachdem sie von den geistigen und schwefeligten Theilgen, die sie gleichsam gebunden halten, sind lange genug und unaufhörlich bewegt worden, sie in die Luft verfliegen: daher der stärckeste Weineßig mit der Zeit gantz unschmackhaftig wird, oder verliehret wenigstens schier alle seinen Geschmack.

Der Weineßig hat viel saures Saltz bey sich, welches durch eine gnugsame Menge Schwefelgeist halbflüchtig ist gemachet; desgleichen etwas Oel und Erde, vor allen aber Feuchtigkeit genug.

Er hält an; widerstehet der bösen Luft: erfrischet indem er die allzuheftige Bewegung der humorum hemmet: und dienet wider die Bräune und Blutstürtzungen.

[Spaltenumbruch]

Wann man einen Löffel voll Weineßig unter 12. biß 15. Löffel Wassers schüttet, so wird ein Tranck daraus, Posca, Oxycratum, frantzösisch, Oxycrat, teutsch, Laur, genannt: den gebrauchet man auch zu Clystiren, Gurgelwasser und Bähungen.

Achates.

Achates, frantzösisch, Agate, teutsch, Agat, ist ein köstlicher oder Edelstein, der viel härter und glätter ist als der Jaspis, schön gläntzend, halb durchsichtig, von Farbe bald braun, bald grau, weiß oder roth, bald aber mit allerhand farbigen Maculn und Flecken ausgezieret, welche mancherley Dinge vorzustellen scheinen, Bäume, Früchte, Kräuter, Blumen, Thiere, Wolcken, und dergleichen mehr. Diese unterschiedenen Farben machen diesem Steine auch unterschiedene Namen. Dann der leibfarbene, oder, der wie Corallin aussieht, heist Sardachates, als ob man wolte sprechen, Agat mit Corallin vermischt. Der weisse heisset Levcachates, vom griechischen leuke, alba, weiß, und Achates, Agat. Der wie ein Bäumlein vorstellt, wird Dendrachtes genennet, von dendron, arbor, ein Baum, und Achates. Der rothe heist Corallachates, von Corallo, Corallen, und Achates, als ob man sagen wolte, Agat, der wie Corallen sieht.

Die schönst- und kostbarsten wachsen in Indien, und werden da heraus gebracht. Die gemeinen und schlechten aber kommen aus Teutschland und Böhmen zu uns nach Franckreich: auch sind sie von gar undterschiedner Grösse, und werden ihrer gefunden, die groß genug, daß man auch Geschirr und Instrumente draus bereiten lassen könte.

Dem Agat ward vor diesem eine sonderliche Kraft dem Gift zu widerstehen zugeschrieben, ingleichen das Hertz zu stärcken: alleine, diese Kraft bestund in der blossen Einbildung, und alles, was dem Stein kan zugeschrieben werden, mag etwa seyn, daß er alcalisch ist, und dienlich den Durchlauff und das Bluten zu stillen, wie etwan die Corallen thun, wann er, wie diese, zart gerieben wird und eingenommen.

Der Stein hat seinen Namen von einem Flusse in Sicilien, der Achates heist, erhalten, bey dem die ersten Agaten, der Sage nach, sollen seyn gefunden worden.

Achanaca.

Achanaca, Theveto & Lugd. ist ein indianisches Gewächse, dessen Blatt so groß ist wie der Kohl und auch so siehet, nur daß es nicht so dicke ist, und seine Strüncke sind viel zärter. Die Frucht ist so groß, als wie ein Ey, siehet gelb; wächst mitten aus dem Kraut heraus, und wird Alfard auch Lefach genennet, welche Titel auch eine Schlange von gleicher Farbe führet. Die Frucht ist bey den Indianern hochgeacht. Das Gewächse wächset in dem Königreiche Mely.

Das Gewächs zusamt der Frucht wird gesotten und wie das Guajacum wider die Frantzosen gebrauchet.

Achillea.

Achillea montana, Lugd. Tab.

Achillea montana Arthemisia tennifolia foliis, Ad. Lob.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Saltz in ein und andere irdische Theilgen, die durch der Sonnen Hitze nicht genugsam sind gekochet worden, annoch verwickelt ist.

Hat dann die Traube mehr und mehr gewachsen, und ist dicker worden, so wird ihr Saft nicht mehr so herbe und anziehend seyn: und dieses heist alsdann der Verjus. Es ist damahls darbey eine gar geringe fermentation vorgangen, dadurch die Fäslein in der Frucht sind etwas dünn und zärter worden; dahero sind die sauern Theilgen nicht so sehr mehr in denen irdischen verwickelt: und aus eben dieser Ursache stechen sie mehr auf der Zunge, wie vorhin.

Ist nun die Traube reiff und zeitig, so wird sie süsse, da sie zuvor sauer war, weil durch die fermentation die ölichten particulgen, die vorher nicht zu spüren waren, ob sie schon in der Frucht bereits vorhanden, sich anjetzo mehr und mehr ausbreiten, die sauern Theilgen verwickeln, und verhindern, daß dieselbigen die Nerven in der Zunge nicht weiter so, als wie zuvorher, stechen mögen. Jedannoch sind dieselben sauern Theilgen, ob sie gleich noch so sehr verwickelt sind, gut und verhelffen zum Geschmack; dann, wann sie nicht vorhanden wären, würden die ölichten Theilgen gar zu geschwinde über die Zunge hinweg wischen, und keinen sonderlichen Schmack nicht machen. Daß also das saure allerdings gar nöthig ist, damit das Oel davon durchdringender gemachet werde, und der süsse Geschmack daraus entstehe. Dann es kan dieser Geschmack nie nicht zu wege gebracht werden, ohne durch solche Dinge, die zugleich saltzigt sind und sauer, anbey aber auch ölicht oder schwefelicht.

Es könten noch mehr Grade der fermentation in der Traube betrachtet und angeführet werden, welche sich begeben, wann die Traube zeitiger und zeitiger, daher auch süsser wird; dann das Oel verwickelt alsdann die sauern Theilgen immer mehr und mehr.

Der Saft der Traube fermentiret dannoch nicht genug, so lange als er in den Beeren stickt, daß Wein draus werden könne. Alleine, wann durchs pressen die Fäserlein der Frucht zerrissen, und die Ordnung ihrer Theilgen ist gebrochen worden, sodann geschiehet eine gewaltsame fermentation, dadurch das Oel verdünnert und rareficiret wird, und das saure Saltz überkommt einige Freyheit wieder, daß es so lieblich auf der Zunge kützeln kan, gleichwie am Weine zu verspüren.

Endlich kommt noch die letzte fermentation dazu, dieselbige figiret und zerstöret einiger massen den Schwefelgeist im Weine, und setzet die sauern Theilgen wiederum in völlige Freyheit, wie an dem Weineßig zu sehen. In solchem Stande bleiben diese sauren Theilgen eine gute Zeit, bis daß, nachdem sie von den geistigen und schwefeligten Theilgen, die sie gleichsam gebunden halten, sind lange genug und unaufhörlich bewegt worden, sie in die Luft verfliegen: daher der stärckeste Weineßig mit der Zeit gantz unschmackhaftig wird, oder verliehret wenigstens schier alle seinen Geschmack.

Der Weineßig hat viel saures Saltz bey sich, welches durch eine gnugsame Menge Schwefelgeist halbflüchtig ist gemachet; desgleichen etwas Oel und Erde, vor allen aber Feuchtigkeit genug.

Er hält an; widerstehet der bösen Luft: erfrischet indem er die allzuheftige Bewegung der humorum hemmet: und dienet wider die Bräune und Blutstürtzungen.

[Spaltenumbruch]

Wann man einen Löffel voll Weineßig unter 12. biß 15. Löffel Wassers schüttet, so wird ein Tranck daraus, Posca, Oxycratum, frantzösisch, Oxycrat, teutsch, Laur, genannt: den gebrauchet man auch zu Clystiren, Gurgelwasser und Bähungen.

Achates.

Achates, frantzösisch, Agate, teutsch, Agat, ist ein köstlicher oder Edelstein, der viel härter und glätter ist als der Jaspis, schön gläntzend, halb durchsichtig, von Farbe bald braun, bald grau, weiß oder roth, bald aber mit allerhand farbigen Maculn und Flecken ausgezieret, welche mancherley Dinge vorzustellen scheinen, Bäume, Früchte, Kräuter, Blumen, Thiere, Wolcken, und dergleichen mehr. Diese unterschiedenen Farben machen diesem Steine auch unterschiedene Namen. Dann der leibfarbene, oder, der wie Corallin aussieht, heist Sardachates, als ob man wolte sprechen, Agat mit Corallin vermischt. Der weisse heisset Levcachates, vom griechischen λευκὴ, alba, weiß, und Achates, Agat. Der wie ein Bäumlein vorstellt, wird Dendrachtes genennet, von δένδρον, arbor, ein Baum, und Achates. Der rothe heist Corallachates, von Corallo, Corallen, und Achates, als ob man sagen wolte, Agat, der wie Corallen sieht.

Die schönst- und kostbarsten wachsen in Indien, und werden da heraus gebracht. Die gemeinen und schlechten aber kommen aus Teutschland und Böhmen zu uns nach Franckreich: auch sind sie von gar uñterschiedner Grösse, und werden ihrer gefunden, die groß genug, daß man auch Geschirr und Instrumente draus bereiten lassen könte.

Dem Agat ward vor diesem eine sonderliche Kraft dem Gift zu widerstehen zugeschrieben, ingleichen das Hertz zu stärcken: alleine, diese Kraft bestund in der blossen Einbildung, und alles, was dem Stein kan zugeschrieben werden, mag etwa seyn, daß er alcalisch ist, und dienlich den Durchlauff und das Bluten zu stillen, wie etwan die Corallen thun, wann er, wie diese, zart gerieben wird und eingenommen.

Der Stein hat seinen Namen von einem Flusse in Sicilien, der Achates heist, erhalten, bey dem die ersten Agaten, der Sage nach, sollen seyn gefunden worden.

Achanaca.

Achanaca, Theveto & Lugd. ist ein indianisches Gewächse, dessen Blatt so groß ist wie der Kohl und auch so siehet, nur daß es nicht so dicke ist, und seine Strüncke sind viel zärter. Die Frucht ist so groß, als wie ein Ey, siehet gelb; wächst mitten aus dem Kraut heraus, und wird Alfard auch Lefach genennet, welche Titel auch eine Schlange von gleicher Farbe führet. Die Frucht ist bey den Indianern hochgeacht. Das Gewächse wächset in dem Königreiche Mely.

Das Gewächs zusamt der Frucht wird gesotten und wie das Guajacum wider die Frantzosen gebrauchet.

Achillea.

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Achillea montana Arthemisia tennifolia foliis, Ad. Lob.

[Ende Spaltensatz]
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[0027] Saltz in ein und andere irdische Theilgen, die durch der Sonnen Hitze nicht genugsam sind gekochet worden, annoch verwickelt ist. Hat dann die Traube mehr und mehr gewachsen, und ist dicker worden, so wird ihr Saft nicht mehr so herbe und anziehend seyn: und dieses heist alsdann der Verjus. Es ist damahls darbey eine gar geringe fermentation vorgangen, dadurch die Fäslein in der Frucht sind etwas dünn und zärter worden; dahero sind die sauern Theilgen nicht so sehr mehr in denen irdischen verwickelt: und aus eben dieser Ursache stechen sie mehr auf der Zunge, wie vorhin. Ist nun die Traube reiff und zeitig, so wird sie süsse, da sie zuvor sauer war, weil durch die fermentation die ölichten particulgen, die vorher nicht zu spüren waren, ob sie schon in der Frucht bereits vorhanden, sich anjetzo mehr und mehr ausbreiten, die sauern Theilgen verwickeln, und verhindern, daß dieselbigen die Nerven in der Zunge nicht weiter so, als wie zuvorher, stechen mögen. 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Diese unterschiedenen Farben machen diesem Steine auch unterschiedene Namen. Dann der leibfarbene, oder, der wie Corallin aussieht, heist Sardachates, als ob man wolte sprechen, Agat mit Corallin vermischt. Der weisse heisset Levcachates, vom griechischen λευκὴ, alba, weiß, und Achates, Agat. Der wie ein Bäumlein vorstellt, wird Dendrachtes genennet, von δένδρον, arbor, ein Baum, und Achates. Der rothe heist Corallachates, von Corallo, Corallen, und Achates, als ob man sagen wolte, Agat, der wie Corallen sieht. Die schönst- und kostbarsten wachsen in Indien, und werden da heraus gebracht. Die gemeinen und schlechten aber kommen aus Teutschland und Böhmen zu uns nach Franckreich: auch sind sie von gar uñterschiedner Grösse, und werden ihrer gefunden, die groß genug, daß man auch Geschirr und Instrumente draus bereiten lassen könte. 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Das Gewächse wächset in dem Königreiche Mely. Das Gewächs zusamt der Frucht wird gesotten und wie das Guajacum wider die Frantzosen gebrauchet. Achillea. Achillea montana, Lugd. Tab. Achillea montana Arthemisia tennifolia foliis, Ad. Lob.

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/27>, abgerufen am 28.04.2024.