Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] heist es Capillaire de Canada, Frauenhaar aus Canada. Es wächst auf Art, als wie das Farnkraut. Sein Stengel ist dünne, hart und glatt, von Farbe braunroth oder purpurfarben, und ziehet sich auf schwartz: er theilet sich in viele Seitenstengel, welche kleine Blättlein tragen, die dem gemeinen Frauenhaar nicht ungleich sind, jedennoch stumpfer, länglicht, und an der einen Seite ausgezackt, an der andern aber gantz; weich, zart, und riechen starck. Dieses Frauenhaar wird allem andern vorgezogen, dieweil es stärcker riecht.

An unterschiednen Orten in America, bevoraus in Canada, ist es also gemein, daß die Kauffleute ihre Waaren mit demselben, als wie mit Heu zu verwahren pflegen, wann sie dieselbigen weit weg versenden wollen: und auf diese Weise kommt dessen viel zu uns. Doch ist es besser, wann es in papiernen Säcken, oder auch in Büchsen kommt; dann dergestalt wird sein Geruch weit besser noch erhalten. Man soll aber dasjenige erwehlen, welches frisch, grün, wohlriechend, gantz, und lind anzufühlen ist.

Alles Frauenhaar führt wenig Feuchtigkeit, viel Oel, und noch so ziemlich vieles Saltz.

Sie dienen für die Brust, eröffnen, befördern das Auswerffen, mildern die Schärffe des Geblüts, und treiben der Weiber Monatblum.

Der Titel Capillaris ist auch sonsten noch vier andern Kräutern mitgetheilet worden, weil sie dem Adianto etwas ähnlich sehen, und gleiche Kräfte haben: nämlich der Filicula, dem Ceterach oder Asplenio, der Rutae murariae und dem Polytricho.

Adiantum komt von dem a privativo und diaino, humecto, ich befeuchte, mache naß, als ob man sprechen wolte, ein Gewächse oder Kraut, daß niemahls nicht naß wird: dann wircklich wird es gar nicht naß, ob man es gleich ins Wasser tauchet.

Der Name Capillaris ist diesem Kraute deshalben gegeben worden, weil seine Stengel nicht gar viel anders, als wie Haare sehen. Der Zuname Veneris aber ist ihm darum beygeleget worden, weil es das Reissen bey den Weibern, wenn sie nieder sind gekommen, lindert und stillet.

Adiantum aureum.

Adiantum aureum minus, Tab.

Polytrichum Apuleji aureum, vel 2. Lon.

Polytrichum aureum medium, C.B.

Polytrichum nobile, vel primum, Trago.

Muscus capillaris, Dod.

frantzösisch, Perce-Mousse.

teutsch, golden Wiederthon, golden Frauenhaar.

Das ist ein kleines Kräutlein, etwa des Fingers lang, das bringet viel Blättlein, die schier so zarte sind wie Haare, und gelb von Farbe. Die Stengel bringen oben auf den Spitzen länglichte Köpflein. Die Wurtzeln sind überaus dünne, und eitel Fasen. Dieses Kräutlein wächst in den Höltzern, an alten zerfallenen feuchten Mauern, und zwischem dem Moose an alten Bäumen. Es führet viel starckes Saltz und Oel bey sich.

Es ist ein sehr gutes Schweißtreibendes Mittel, wird in dem Seitenstechen gebraucht: man läßt ein Nösel siedend-heisses Wasser auf eine Handvoll dieses [Spaltenumbruch] Krautes giessen, es hernach abseihen, und giebt davon dem Patienten auf einmahl ein Glas voll ein.

Adiantum aureum, seu Polytrichum aureum wird es genennet, dieweil die Blätter dieses Kräutleins und der Capillaris einander ähnlich sehen, ihre Farbe aber als wie Gold aussieht.

Muscus capillaris wird es genennet, weil seine Blätlein mosicht sind, und fast wie Haar so hart.

Adrachne.

Adrachne Theophrasti, Clus. Hist.

Adrachnes, Bellonio.

Adrachna Cretensium, Hon. Belli.

Arbutus folio non serrato, C.B.

Das ist eine Gattung des Erdbeerbaums, und ein Baum von mittelmäßiger Grösse. Dessen Rinde ist dichte, weiß, gläntzend, und springt im Sommer, wann es dürre, auf. Sein Holtz ist gar harte. Die Blüte und die Frucht sehen aus, wie die am Erdbeerbaum. Dieser Baum wächst auf den Gebürgen und an steinichten Orten. In Candien machen die Leineweber Spulen und ander Werckzeug aus dem Holtze. Das Laub soll gut seyn wider den Gift.

AErugo.

AErugo sive Viride aeris, frantzösisch Verdet, oder Verd de gris, teutsch Grünspan oder Kupfergrüne, ist der Rost vom Kupfer, oder Kupfer, das von dem sauren tartarischen Saltze des Weinsteins ist zerfressen und aufgelöset worden. Wann es bereitet werden soll, so werden Kupfer und Weintrester, nachdem der Most davon herunter ist gezogen worden, schichtweise über einander gelegt, und dergestalt so lange auf einander gelassen, bis daß sie sich zum Theil in blaulicht-grünen Rost verkehrt. Der wird hernach mit Messern abgeschabt, und Kuchen oder Brodte daraus gemacht. Der Uberrest wird drauf aufs neue in die Trester hingestellt, bis daß er völlig ist in Kupfergrün verkehret worden. Dieses ist insgemein eine Arbeit für die Weiber in Languedoc und in Provence, desgleichen in Italien, alwo die Trester so viel Kraft und Stärcke haben, daß sie das Kupfer zu durchdringen, und selben ihr Saltz mitzutheilen, wol vermögen.

Es reiniget mächtig, verzehret das wilde Fleisch, eröffnet und zertheilet. Doch wird es äusserlich allein gebraucht.

AEs.

AEs, Cuprum, Venus, frantzösisch Cuivre, teutsch Kupfer, ist ein schönes gläntzendes Metall, das einen Wiederschein von sich giebet, roth von Farbe ist, leichtlich wie mit Rost anläufft, und voller Vitriol ist. Es findet sich an vielen Orten in Europa, absonderlich in Schweden, und in Dänemarck. Es wird Nieren- oder Brockenweise aus dem Schacht gezogen, die waschen sie alsdann, damit die Erde, die annoch dran hangt, in etwas runter kommen möge: hernach wird es bey heftiger Glut geschmoltzen. Wobey zu mercken ist, daß diß Metall gar ungemeine schwer zum Fluß zu bringen ist: es wird alsdann von seinen Schlacken rein gemacht, und zu grossen Stücken gegossen. Wird es zwey bis dreymahl umgeschmoltzen, so wird es desto feiner und geschmeidiger; und das Kupfer, welches die Frantzosen Cuivre de rosette nennen, wird um so viel schöner. Lateinisch heißt es AEspolosum.

AEs ustum, frantzösisch, Cuivre brule, zu teutsch, gebranntes [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] heist es Capillaire de Canada, Frauenhaar aus Canada. Es wächst auf Art, als wie das Farnkraut. Sein Stengel ist dünne, hart und glatt, von Farbe braunroth oder purpurfarben, und ziehet sich auf schwartz: er theilet sich in viele Seitenstengel, welche kleine Blättlein tragen, die dem gemeinen Frauenhaar nicht ungleich sind, jedennoch stumpfer, länglicht, und an der einen Seite ausgezackt, an der andern aber gantz; weich, zart, und riechen starck. Dieses Frauenhaar wird allem andern vorgezogen, dieweil es stärcker riecht.

An unterschiednen Orten in America, bevoraus in Canada, ist es also gemein, daß die Kauffleute ihre Waaren mit demselben, als wie mit Heu zu verwahren pflegen, wann sie dieselbigen weit weg versenden wollen: und auf diese Weise kommt dessen viel zu uns. Doch ist es besser, wann es in papiernen Säcken, oder auch in Büchsen kommt; dann dergestalt wird sein Geruch weit besser noch erhalten. Man soll aber dasjenige erwehlen, welches frisch, grün, wohlriechend, gantz, und lind anzufühlen ist.

Alles Frauenhaar führt wenig Feuchtigkeit, viel Oel, und noch so ziemlich vieles Saltz.

Sie dienen für die Brust, eröffnen, befördern das Auswerffen, mildern die Schärffe des Geblüts, und treiben der Weiber Monatblum.

Der Titel Capillaris ist auch sonsten noch vier andern Kräutern mitgetheilet worden, weil sie dem Adianto etwas ähnlich sehen, und gleiche Kräfte haben: nämlich der Filicula, dem Ceterach oder Asplenio, der Rutæ murariæ und dem Polytricho.

Adiantum kom̅t von dem α privativo und διαίνω, humecto, ich befeuchte, mache naß, als ob man sprechen wolte, ein Gewächse oder Kraut, daß niemahls nicht naß wird: dann wircklich wird es gar nicht naß, ob man es gleich ins Wasser tauchet.

Der Name Capillaris ist diesem Kraute deshalben gegeben worden, weil seine Stengel nicht gar viel anders, als wie Haare sehen. Der Zuname Veneris aber ist ihm darum beygeleget worden, weil es das Reissen bey den Weibern, wenn sie nieder sind gekommen, lindert und stillet.

Adiantum aureum.

Adiantum aureum minus, Tab.

Polytrichum Apuleji aureum, vel 2. Lon.

Polytrichum aureum medium, C.B.

Polytrichum nobile, vel primum, Trago.

Muscus capillaris, Dod.

frantzösisch, Perce-Mousse.

teutsch, golden Wiederthon, golden Frauenhaar.

Das ist ein kleines Kräutlein, etwa des Fingers lang, das bringet viel Blättlein, die schier so zarte sind wie Haare, und gelb von Farbe. Die Stengel bringen oben auf den Spitzen länglichte Köpflein. Die Wurtzeln sind überaus dünne, und eitel Fasen. Dieses Kräutlein wächst in den Höltzern, an alten zerfallenen feuchten Mauern, und zwischem dem Moose an alten Bäumen. Es führet viel starckes Saltz und Oel bey sich.

Es ist ein sehr gutes Schweißtreibendes Mittel, wird in dem Seitenstechen gebraucht: man läßt ein Nösel siedend-heisses Wasser auf eine Handvoll dieses [Spaltenumbruch] Krautes giessen, es hernach abseihen, und giebt davon dem Patienten auf einmahl ein Glas voll ein.

Adiantum aureum, seu Polytrichum aureum wird es genennet, dieweil die Blätter dieses Kräutleins und der Capillaris einander ähnlich sehen, ihre Farbe aber als wie Gold aussieht.

Muscus capillaris wird es genennet, weil seine Blätlein mosicht sind, und fast wie Haar so hart.

Adrachne.

Adrachne Theophrasti, Clus. Hist.

Adrachnes, Bellonio.

Adrachna Cretensium, Hon. Belli.

Arbutus folio non serrato, C.B.

Das ist eine Gattung des Erdbeerbaums, und ein Baum von mittelmäßiger Grösse. Dessen Rinde ist dichte, weiß, gläntzend, und springt im Sommer, wann es dürre, auf. Sein Holtz ist gar harte. Die Blüte und die Frucht sehen aus, wie die am Erdbeerbaum. Dieser Baum wächst auf den Gebürgen und an steinichten Orten. In Candien machen die Leineweber Spulen und ander Werckzeug aus dem Holtze. Das Laub soll gut seyn wider den Gift.

Ærugo.

Ærugo sive Viride æris, frantzösisch Verdet, oder Verd de gris, teutsch Grünspan oder Kupfergrüne, ist der Rost vom Kupfer, oder Kupfer, das von dem sauren tartarischen Saltze des Weinsteins ist zerfressen und aufgelöset worden. Wann es bereitet werden soll, so werden Kupfer und Weintrester, nachdem der Most davon herunter ist gezogen worden, schichtweise über einander gelegt, und dergestalt so lange auf einander gelassen, bis daß sie sich zum Theil in blaulicht-grünen Rost verkehrt. Der wird hernach mit Messern abgeschabt, und Kuchen oder Brodte daraus gemacht. Der Uberrest wird drauf aufs neue in die Trester hingestellt, bis daß er völlig ist in Kupfergrün verkehret worden. Dieses ist insgemein eine Arbeit für die Weiber in Languedoc und in Provence, desgleichen in Italien, alwo die Trester so viel Kraft und Stärcke haben, daß sie das Kupfer zu durchdringen, und selben ihr Saltz mitzutheilen, wol vermögen.

Es reiniget mächtig, verzehret das wilde Fleisch, eröffnet und zertheilet. Doch wird es äusserlich allein gebraucht.

Æs.

Æs, Cuprum, Venus, frantzösisch Cuivre, teutsch Kupfer, ist ein schönes gläntzendes Metall, das einen Wiederschein von sich giebet, roth von Farbe ist, leichtlich wie mit Rost anläufft, und voller Vitriol ist. Es findet sich an vielen Orten in Europa, absonderlich in Schweden, und in Dänemarck. Es wird Nieren- oder Brockenweise aus dem Schacht gezogen, die waschen sie alsdann, damit die Erde, die annoch dran hangt, in etwas runter kommen möge: hernach wird es bey heftiger Glut geschmoltzen. Wobey zu mercken ist, daß diß Metall gar ungemeine schwer zum Fluß zu bringen ist: es wird alsdann von seinen Schlacken rein gemacht, und zu grossen Stücken gegossen. Wird es zwey bis dreymahl umgeschmoltzen, so wird es desto feiner und geschmeidiger; und das Kupfer, welches die Frantzosen Cuivre de rosette nennen, wird um so viel schöner. Lateinisch heißt es Æspolosum.

Æs ustum, frantzösisch, Cuivre brulé, zu teutsch, gebranntes [Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <p><pb facs="#f0030"/><cb type="start"/>
heist es <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Capillaire de Canada</hi></hi>, <hi rendition="#fr">Frauenhaar aus Canada.</hi> Es wächst auf Art, als wie das Farnkraut. Sein Stengel ist dünne, hart und glatt, von Farbe braunroth oder purpurfarben, und ziehet sich auf schwartz: er theilet sich in viele Seitenstengel, welche kleine Blättlein tragen, die dem gemeinen Frauenhaar nicht ungleich sind, jedennoch stumpfer, länglicht, und an der einen Seite ausgezackt, an der andern aber gantz; weich, zart, und riechen starck. Dieses Frauenhaar wird allem andern vorgezogen, dieweil es stärcker riecht.</p><lb/>
          <p>An unterschiednen Orten in America, bevoraus in <hi rendition="#fr">Canada,</hi> ist es also gemein, daß die Kauffleute ihre Waaren mit demselben, als wie mit Heu zu verwahren pflegen, wann sie dieselbigen weit weg versenden wollen: und auf diese Weise kommt dessen viel zu uns. Doch ist es besser, wann es in papiernen Säcken, oder auch in Büchsen kommt; dann dergestalt wird sein Geruch weit besser noch erhalten. Man soll aber dasjenige erwehlen, welches frisch, grün, wohlriechend, gantz, und lind anzufühlen ist.</p><lb/>
          <p>Alles Frauenhaar führt wenig Feuchtigkeit, viel Oel, und noch so ziemlich vieles Saltz.</p><lb/>
          <p>Sie dienen für die Brust, eröffnen, befördern das Auswerffen, mildern die Schärffe des Geblüts, und treiben der Weiber Monatblum.</p><lb/>
          <p>Der Titel <hi rendition="#i">Capillaris</hi> ist auch sonsten noch vier andern Kräutern mitgetheilet worden, weil sie dem <hi rendition="#i">Adianto</hi> etwas ähnlich sehen, und gleiche Kräfte haben: nämlich der <hi rendition="#i">Filicula,</hi> dem <hi rendition="#i">Ceterach</hi> oder <hi rendition="#i">Asplenio,</hi> der <hi rendition="#i">Rutæ murariæ</hi> und dem <hi rendition="#i">Polytricho.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Adiantum</hi> kom&#x0305;t von dem <hi rendition="#i">&#x03B1; privativo</hi> und <hi rendition="#i">&#x03B4;&#x03B9;&#x03B1;&#x1F77;&#x03BD;&#x03C9;, humecto,</hi> ich befeuchte, mache naß, als ob man sprechen wolte, ein Gewächse oder Kraut, daß niemahls nicht naß wird: dann wircklich wird es gar nicht naß, ob man es gleich ins Wasser tauchet.</p><lb/>
          <p>Der Name <hi rendition="#i">Capillaris</hi> ist diesem Kraute deshalben gegeben worden, weil seine Stengel nicht gar viel anders, als wie Haare sehen. Der Zuname <hi rendition="#i">Veneris</hi> aber ist ihm darum beygeleget worden, weil es das Reissen bey den Weibern, wenn sie nieder sind gekommen, lindert und stillet.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Adiantum aureum.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Adiantum aureum minus,</hi> Tab.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Polytrichum Apuleji aureum, vel</hi> 2. Lon.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Polytrichum aureum medium,</hi> C.B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Polytrichum nobile, vel primum,</hi> Trago.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Muscus capillaris,</hi> Dod.</hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Perce-Mousse.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">golden Wiederthon, golden Frauenhaar.</hi></p><lb/>
          <p>Das ist ein kleines Kräutlein, etwa des Fingers lang, das bringet viel Blättlein, die schier so zarte sind wie Haare, und gelb von Farbe. Die Stengel bringen oben auf den Spitzen länglichte Köpflein. Die Wurtzeln sind überaus dünne, und eitel Fasen. Dieses Kräutlein wächst in den <hi rendition="#fr">Höltzern,</hi> an alten zerfallenen feuchten <hi rendition="#fr">Mauern,</hi> und zwischem dem <hi rendition="#fr">Moose</hi> an alten Bäumen. Es führet viel starckes Saltz und Oel bey sich.</p><lb/>
          <p>Es ist ein sehr gutes Schweißtreibendes Mittel, wird in dem Seitenstechen gebraucht: man läßt ein Nösel siedend-heisses Wasser auf eine Handvoll dieses <cb/>
Krautes giessen, es hernach abseihen, und giebt davon dem Patienten auf einmahl ein Glas voll ein.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Adiantum aureum, seu Polytrichum aureum</hi></hi> wird es genennet, dieweil die Blätter dieses Kräutleins und der <hi rendition="#i">Capillaris</hi> einander ähnlich sehen, ihre Farbe aber als wie Gold aussieht.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Muscus capillaris</hi> wird es genennet, weil seine Blätlein mosicht sind, und fast wie Haar so hart.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Adrachne.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Adrachne Theophrasti,</hi> Clus. Hist.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Adrachnes,</hi> Bellonio.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Adrachna Cretensium,</hi> Hon. Belli.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Arbutus folio non serrato,</hi> C.B.</hi> </p><lb/>
          <p>Das ist eine Gattung des Erdbeerbaums, und ein Baum von mittelmäßiger Grösse. Dessen Rinde ist dichte, weiß, gläntzend, und springt im Sommer, wann es dürre, auf. Sein Holtz ist gar harte. Die Blüte und die Frucht sehen aus, wie die am Erdbeerbaum. Dieser Baum wächst auf den <hi rendition="#fr">Gebürgen</hi> und an <hi rendition="#fr">steinichten Orten.</hi> In <hi rendition="#fr">Candien</hi> machen die Leineweber Spulen und ander Werckzeug aus dem Holtze. Das Laub soll gut seyn wider den Gift.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Ærugo.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Ærugo sive Viride æris</hi></hi>, frantzösisch <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Verdet</hi></hi>, oder <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Verd de gris</hi></hi>, teutsch <hi rendition="#fr">Grünspan</hi> oder <hi rendition="#fr">Kupfergrüne,</hi> ist der Rost vom Kupfer, oder Kupfer, das von dem sauren tartarischen Saltze des Weinsteins ist zerfressen und aufgelöset worden. Wann es bereitet werden soll, so werden Kupfer und Weintrester, nachdem der Most davon herunter ist gezogen worden, schichtweise über einander gelegt, und dergestalt so lange auf einander gelassen, bis daß sie sich zum Theil in blaulicht-grünen Rost verkehrt. Der wird hernach mit Messern abgeschabt, und Kuchen oder Brodte daraus gemacht. Der Uberrest wird drauf aufs neue in die Trester hingestellt, bis daß er völlig ist in Kupfergrün verkehret worden. Dieses ist insgemein eine Arbeit für die Weiber in <hi rendition="#fr">Languedoc</hi> und in <hi rendition="#fr">Provence,</hi> desgleichen in <hi rendition="#fr">Italien,</hi> alwo die Trester so viel Kraft und Stärcke haben, daß sie das Kupfer zu durchdringen, und selben ihr Saltz mitzutheilen, wol vermögen.</p><lb/>
          <p>Es reiniget mächtig, verzehret das wilde Fleisch, eröffnet und zertheilet. Doch wird es äusserlich allein gebraucht.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Æs.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Æs, Cuprum, Venus,</hi> frantzösisch <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Cuivre</hi></hi>, teutsch <hi rendition="#fr">Kupfer,</hi> ist ein schönes gläntzendes Metall, das einen Wiederschein von sich giebet, roth von Farbe ist, leichtlich wie mit Rost anläufft, und voller Vitriol ist. Es findet sich an vielen Orten in Europa, absonderlich in Schweden, und in Dänemarck. Es wird Nieren- oder Brockenweise aus dem Schacht gezogen, die waschen sie alsdann, damit die Erde, die annoch dran hangt, in etwas runter kommen möge: hernach wird es bey heftiger Glut geschmoltzen. Wobey zu mercken ist, daß diß Metall gar ungemeine schwer zum Fluß zu bringen ist: es wird alsdann von seinen Schlacken rein gemacht, und zu grossen Stücken gegossen. Wird es zwey bis dreymahl umgeschmoltzen, so wird es desto feiner und geschmeidiger; und das Kupfer, welches die Frantzosen <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Cuivre de rosette</hi></hi> nennen, wird um so viel schöner. Lateinisch heißt es <hi rendition="#i">Æspolosum.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Æs ustum,</hi> frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Cuivre brulé</hi></hi>, zu teutsch, <hi rendition="#fr">gebranntes <cb type="end"/>
</hi></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0030] heist es Capillaire de Canada, Frauenhaar aus Canada. Es wächst auf Art, als wie das Farnkraut. Sein Stengel ist dünne, hart und glatt, von Farbe braunroth oder purpurfarben, und ziehet sich auf schwartz: er theilet sich in viele Seitenstengel, welche kleine Blättlein tragen, die dem gemeinen Frauenhaar nicht ungleich sind, jedennoch stumpfer, länglicht, und an der einen Seite ausgezackt, an der andern aber gantz; weich, zart, und riechen starck. Dieses Frauenhaar wird allem andern vorgezogen, dieweil es stärcker riecht. An unterschiednen Orten in America, bevoraus in Canada, ist es also gemein, daß die Kauffleute ihre Waaren mit demselben, als wie mit Heu zu verwahren pflegen, wann sie dieselbigen weit weg versenden wollen: und auf diese Weise kommt dessen viel zu uns. Doch ist es besser, wann es in papiernen Säcken, oder auch in Büchsen kommt; dann dergestalt wird sein Geruch weit besser noch erhalten. Man soll aber dasjenige erwehlen, welches frisch, grün, wohlriechend, gantz, und lind anzufühlen ist. Alles Frauenhaar führt wenig Feuchtigkeit, viel Oel, und noch so ziemlich vieles Saltz. Sie dienen für die Brust, eröffnen, befördern das Auswerffen, mildern die Schärffe des Geblüts, und treiben der Weiber Monatblum. Der Titel Capillaris ist auch sonsten noch vier andern Kräutern mitgetheilet worden, weil sie dem Adianto etwas ähnlich sehen, und gleiche Kräfte haben: nämlich der Filicula, dem Ceterach oder Asplenio, der Rutæ murariæ und dem Polytricho. Adiantum kom̅t von dem α privativo und διαίνω, humecto, ich befeuchte, mache naß, als ob man sprechen wolte, ein Gewächse oder Kraut, daß niemahls nicht naß wird: dann wircklich wird es gar nicht naß, ob man es gleich ins Wasser tauchet. Der Name Capillaris ist diesem Kraute deshalben gegeben worden, weil seine Stengel nicht gar viel anders, als wie Haare sehen. Der Zuname Veneris aber ist ihm darum beygeleget worden, weil es das Reissen bey den Weibern, wenn sie nieder sind gekommen, lindert und stillet. Adiantum aureum. Adiantum aureum minus, Tab. Polytrichum Apuleji aureum, vel 2. Lon. Polytrichum aureum medium, C.B. Polytrichum nobile, vel primum, Trago. Muscus capillaris, Dod. frantzösisch, Perce-Mousse. teutsch, golden Wiederthon, golden Frauenhaar. Das ist ein kleines Kräutlein, etwa des Fingers lang, das bringet viel Blättlein, die schier so zarte sind wie Haare, und gelb von Farbe. Die Stengel bringen oben auf den Spitzen länglichte Köpflein. Die Wurtzeln sind überaus dünne, und eitel Fasen. Dieses Kräutlein wächst in den Höltzern, an alten zerfallenen feuchten Mauern, und zwischem dem Moose an alten Bäumen. Es führet viel starckes Saltz und Oel bey sich. Es ist ein sehr gutes Schweißtreibendes Mittel, wird in dem Seitenstechen gebraucht: man läßt ein Nösel siedend-heisses Wasser auf eine Handvoll dieses Krautes giessen, es hernach abseihen, und giebt davon dem Patienten auf einmahl ein Glas voll ein. Adiantum aureum, seu Polytrichum aureum wird es genennet, dieweil die Blätter dieses Kräutleins und der Capillaris einander ähnlich sehen, ihre Farbe aber als wie Gold aussieht. Muscus capillaris wird es genennet, weil seine Blätlein mosicht sind, und fast wie Haar so hart. Adrachne. Adrachne Theophrasti, Clus. Hist. Adrachnes, Bellonio. Adrachna Cretensium, Hon. Belli. Arbutus folio non serrato, C.B. Das ist eine Gattung des Erdbeerbaums, und ein Baum von mittelmäßiger Grösse. Dessen Rinde ist dichte, weiß, gläntzend, und springt im Sommer, wann es dürre, auf. Sein Holtz ist gar harte. Die Blüte und die Frucht sehen aus, wie die am Erdbeerbaum. Dieser Baum wächst auf den Gebürgen und an steinichten Orten. In Candien machen die Leineweber Spulen und ander Werckzeug aus dem Holtze. Das Laub soll gut seyn wider den Gift. Ærugo. Ærugo sive Viride æris, frantzösisch Verdet, oder Verd de gris, teutsch Grünspan oder Kupfergrüne, ist der Rost vom Kupfer, oder Kupfer, das von dem sauren tartarischen Saltze des Weinsteins ist zerfressen und aufgelöset worden. Wann es bereitet werden soll, so werden Kupfer und Weintrester, nachdem der Most davon herunter ist gezogen worden, schichtweise über einander gelegt, und dergestalt so lange auf einander gelassen, bis daß sie sich zum Theil in blaulicht-grünen Rost verkehrt. Der wird hernach mit Messern abgeschabt, und Kuchen oder Brodte daraus gemacht. Der Uberrest wird drauf aufs neue in die Trester hingestellt, bis daß er völlig ist in Kupfergrün verkehret worden. Dieses ist insgemein eine Arbeit für die Weiber in Languedoc und in Provence, desgleichen in Italien, alwo die Trester so viel Kraft und Stärcke haben, daß sie das Kupfer zu durchdringen, und selben ihr Saltz mitzutheilen, wol vermögen. Es reiniget mächtig, verzehret das wilde Fleisch, eröffnet und zertheilet. Doch wird es äusserlich allein gebraucht. Æs. Æs, Cuprum, Venus, frantzösisch Cuivre, teutsch Kupfer, ist ein schönes gläntzendes Metall, das einen Wiederschein von sich giebet, roth von Farbe ist, leichtlich wie mit Rost anläufft, und voller Vitriol ist. Es findet sich an vielen Orten in Europa, absonderlich in Schweden, und in Dänemarck. Es wird Nieren- oder Brockenweise aus dem Schacht gezogen, die waschen sie alsdann, damit die Erde, die annoch dran hangt, in etwas runter kommen möge: hernach wird es bey heftiger Glut geschmoltzen. Wobey zu mercken ist, daß diß Metall gar ungemeine schwer zum Fluß zu bringen ist: es wird alsdann von seinen Schlacken rein gemacht, und zu grossen Stücken gegossen. Wird es zwey bis dreymahl umgeschmoltzen, so wird es desto feiner und geschmeidiger; und das Kupfer, welches die Frantzosen Cuivre de rosette nennen, wird um so viel schöner. Lateinisch heißt es Æspolosum. Æs ustum, frantzösisch, Cuivre brulé, zu teutsch, gebranntes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/30
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/30>, abgerufen am 29.04.2024.