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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] hartzige Materie zu Boden. Das Sal alkali thut bey dieser letztern operation und bey der Lacca eben dasjenige, was der Weinspiritus gethan, dann es zertheilt und löset dessen fett- und hartzigte Theile auf.

Hieraus ersiehet man, wie daß die schweflichten liquores, zusamt den alkalinischen und sauren liquoribus, das Gummi Laccae vermögen aufzulösen: doch stehet dabey auch zu mercken, wie daß die Lacca zwar den schwachen saueren liquoribus die Farbe giebet, nicht aber auch den stärckern sauern Dingen. Ich habe selbst den Vitriol- und Salpeterspiritus darauf gegossen, und viele Tage stehen lassen; so hat es sie nicht in dem mindesten gefärbet, iedoch die seinige dabey verlohren, und da es zuvorhero roth gewesen, ist es in einem ieden dieser sauren Spiritus gantz bleichgelb worden.

Das Lacgummi führet viel Oel, ein wenig flüchtiges Saltz, Erde und phlegma.

Es ist durchtringend, zertreibet, eröffnet und reiniget: es reiniget das Geblüte, treibet den Schweiß und der Weiber monatliche Reinigung: es machet einen freyen, leichten Athem, widerstehet den bösen Feuchtigkeiten, und bevestiget das Zahnfleisch.

Bey den Materialisten findet man ein Laccgummi, Plattlacc genannt, das ist vom andern sonst nicht unterschieden, ohne daß es von den Stöcklein abgenommen, gewaschen, geschmoltzen, und auf einen Marmelstein ausgegossen worden ist. Es siehet wie das Glas vom Antimonio.

Auch findet man eine körnigte Lacca, frantzösisch, Lacque en grain oder en petits morceaux, lateinisch, Lacca in granis, teutsch, granirte, granulirte Lacca genannt; allein, sie ist gemeiniglich von keiner solchen Güte, wie die andre: sondern sie ist nichts anders als der grobe Uberrest von diesem Gummi, aus dem die Holl- und Engländer das best- und reineste gesucht, davon sie ihre Farbe und Tinctur bereiten. Diese granulirte Lacca wird zum Siegelwachs gebraucht.

Das indianische Siegelwachs wird von Laccgummi bereitet, welches geschmoltzen und mit Zinnober angefärbet wird. Es ist um ein gar grosses besser als dasjenige, welches in Franckreich gemachet wird, dieweil es von gutem Gummi Lacca verfertigt wird. Dahingegen machen sie das frantzösische insgemein von schlecht- und liederlicher, granulirter Lacca, Hartz, Zinnober und einigen andern Dingen, darauf sich, die es machen, wol verstehen. Die Indianer machen ans ihrer gefärbeten Lacca, eine überaus harte, sehr schöne rothe Massa, und aus der elbigen Armbänder, welche sie Manilles nennen.

Das schwartze Siegelwachs wird mit Rus gefärbet.

Das gelbe Siegelwachs, welches siehet, als ob es mit Goldfüncklein durchworffen wäre, bekommet diese Farbe vom Operment, das sie darunter gemischet haben.

Das Siegelwachs soll man erwehlen, welches schön ist, fein dicht und gleich, sauber, von einer schönen hohen Farbe, gleissend, und das im Munde leicht weich wird, beym Feuer aber bald zerschmeltzet, auch dergestalt auf dem Papire veste klebt, daß man es unzerrissen nicht herunter bringen kan. Es wird auch spanisches Wachs, Cire d'Espagne, genennet.

Der Tittel Lacca, ist noch andern trocknen Massen [Spaltenumbruch] mehr gegeben worden, derer sich die Mahler in Mignatur und Oel bedienen. Die so genannte Lacque sine de Venise, feine Venedische Lacca, wird von dem Uberrest der Cochenilla Mesteca zugerichtet, nachdem sie den ersten Carmin daraus gezogen haben. In Paris wird sie sehr fein gemacht, daß man nicht ferner nöthig hat, sie von Venedig her zu bringen. Es werden aber gantz kleine Küchlein daraus bereitet, die sich gar leicht zerreiben lassen, und eine dunckelrothe Farbe haben.

Welche Lacque colombine, Lacca columbina, und Lacque plate, Plattlacc genennet wird, dieselbige bereiten sie aus Scheerwolle von Scharlach, welche sie in einer Lauge von weisser Suda mit Kreide und Alaune sieden lassen. Aus dieser Massa machen sie kleine Täflein und lassen sie trocken werden. Zu Venedig wird sie besser, als sonst irgendswo gemacht.

Sie muß fein reine seyn, oder doch zum wenigsten, so wenig sandig, als es nur seyn will, und eine hohe Farbe haben.

Lacque liquide, Lacca liquida, flüßige Lacca, heist bey den Mahlern eine gewisse Tinctur, welche sie aus dem Brasilienholtze ausgezogen haben.

Lacertus.

Lacertus,

Lacerta.

frantzösisch, Laizard.

teutsch, eine Eydechs.

Ist ein Gewürm, in Gestalt einer Schlange, mit vier Beinen, die als wie Hände sehen. Es giebet ihrer zwey Hauptarten: eine die auf dem Lande sich aufhält, und eine die im Wasser lebet.

Die Eydechse, die sich auf dem Lande hält, die Landeydechs, versteckt sich in den Hölen, in den Kellern, unten an den Mauern und unter den Steinen. Man siehet ihrer von allerhand Farben und von unterschiedner Grösse. Indien bringt eine Art von gar entsetzlicher Grösse, welche mit gutem Fuge Crocodilles terrestres, Erd- oder Landcrocodile, und amphibtes, Crocodile, die beydes auf dem Lande und in dem Wasser sich aufhalten, möchten genennet werden; dann sie wohnen bald in Hölen, bald im Wasser.

Die Eydechse, die sich im Wasser aufzuhalten pflegt, die Wassereydechs, findet sich gemeiniglich gar nahe um und an den Klippen. Sie wird vergiftet erachtet, und gar nicht zur Artzney gebraucht.

Die gemeinen Eydechsen werden zur Artzney gebrauchet.

Man soll diejenigen erwehlen, die recht völlig sind und ziemlich dicke, von Farbe grün. Sie führen viel Oel und flüchtig Saltz.

Sie dienen gut zum zertheilen und Eröffnung der Schweißlöcher, zum reinigen, zu Stärckung der Glieder; sie machen das Haar wachsen: werden iedannoch äusserlich allein gebraucht.

Die Eydechse wird darum Lacertus oder Lacerta genannt, dieweil ihr Leib die Figur eines musculi, eines Mäusleins am Leibe hat, das gleichergestalt Lacertus genennet wird.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] hartzige Materie zu Boden. Das Sal alkali thut bey dieser letztern operation uñ bey der Lacca eben dasjenige, was der Weinspiritus gethan, dann es zertheilt und löset dessen fett- und hartzigte Theile auf.

Hieraus ersiehet man, wie daß die schweflichten liquores, zusamt den alkalinischen und sauren liquoribus, das Gummi Laccæ vermögen aufzulösen: doch stehet dabey auch zu mercken, wie daß die Lacca zwar den schwachen saueren liquoribus die Farbe giebet, nicht aber auch den stärckern sauern Dingen. Ich habe selbst den Vitriol- und Salpeterspiritus darauf gegossen, und viele Tage stehen lassen; so hat es sie nicht in dem mindesten gefärbet, iedoch die seinige dabey verlohren, und da es zuvorhero roth gewesen, ist es in einem ieden dieser sauren Spiritus gantz bleichgelb worden.

Das Lacgummi führet viel Oel, ein wenig flüchtiges Saltz, Erde und phlegma.

Es ist durchtringend, zertreibet, eröffnet und reiniget: es reiniget das Geblüte, treibet den Schweiß und der Weiber monatliche Reinigung: es machet einen freyen, leichten Athem, widerstehet den bösen Feuchtigkeiten, und bevestiget das Zahnfleisch.

Bey den Materialisten findet man ein Laccgummi, Plattlacc genannt, das ist vom andern sonst nicht unterschieden, ohne daß es von den Stöcklein abgenommen, gewaschen, geschmoltzen, und auf einen Marmelstein ausgegossen worden ist. Es siehet wie das Glas vom Antimonio.

Auch findet man eine körnigte Lacca, frantzösisch, Lacque en grain oder en petits morceaux, lateinisch, Lacca in granis, teutsch, granirte, granulirte Lacca genannt; allein, sie ist gemeiniglich von keiner solchen Güte, wie die andre: sondern sie ist nichts anders als der grobe Uberrest von diesem Gummi, aus dem die Holl- und Engländer das best- und reineste gesucht, davon sie ihre Farbe und Tinctur bereiten. Diese granulirte Lacca wird zum Siegelwachs gebraucht.

Das indianische Siegelwachs wird von Laccgummi bereitet, welches geschmoltzen und mit Zinnober angefärbet wird. Es ist um ein gar grosses besser als dasjenige, welches in Franckreich gemachet wird, dieweil es von gutem Gummi Lacca verfertigt wird. Dahingegen machen sie das frantzösische insgemein von schlecht- und liederlicher, granulirter Lacca, Hartz, Zinnober und einigen andern Dingen, darauf sich, die es machen, wol verstehen. Die Indianer machen ans ihrer gefärbeten Lacca, eine überaus harte, sehr schöne rothe Massa, und aus der elbigen Armbänder, welche sie Manilles nennen.

Das schwartze Siegelwachs wird mit Rus gefärbet.

Das gelbe Siegelwachs, welches siehet, als ob es mit Goldfüncklein durchworffen wäre, bekommet diese Farbe vom Operment, das sie darunter gemischet haben.

Das Siegelwachs soll man erwehlen, welches schön ist, fein dicht und gleich, sauber, von einer schönen hohen Farbe, gleissend, und das im Munde leicht weich wird, beym Feuer aber bald zerschmeltzet, auch dergestalt auf dem Papire veste klebt, daß man es unzerrissen nicht herunter bringen kan. Es wird auch spanisches Wachs, Cire d'Espagne, genennet.

Der Tittel Lacca, ist noch andern trocknen Massen [Spaltenumbruch] mehr gegeben worden, derer sich die Mahler in Mignatur und Oel bedienen. Die so genannte Lacque sine de Venise, feine Venedische Lacca, wird von dem Uberrest der Cochenilla Mesteca zugerichtet, nachdem sie den ersten Carmin daraus gezogen haben. In Paris wird sie sehr fein gemacht, daß man nicht ferner nöthig hat, sie von Venedig her zu bringen. Es werden aber gantz kleine Küchlein daraus bereitet, die sich gar leicht zerreiben lassen, und eine dunckelrothe Farbe haben.

Welche Lacque colombine, Lacca columbina, und Lacque plate, Plattlacc genennet wird, dieselbige bereiten sie aus Scheerwolle von Scharlach, welche sie in einer Lauge von weisser Suda mit Kreide und Alaune sieden lassen. Aus dieser Massa machen sie kleine Täflein und lassen sie trocken werden. Zu Venedig wird sie besser, als sonst irgendswo gemacht.

Sie muß fein reine seyn, oder doch zum wenigsten, so wenig sandig, als es nur seyn will, und eine hohe Farbe haben.

Lacque liquide, Lacca liquida, flüßige Lacca, heist bey den Mahlern eine gewisse Tinctur, welche sie aus dem Brasilienholtze ausgezogen haben.

Lacertus.

Lacertus,

Lacerta.

frantzösisch, Laizard.

teutsch, eine Eydechs.

Ist ein Gewürm, in Gestalt einer Schlange, mit vier Beinen, die als wie Hände sehen. Es giebet ihrer zwey Hauptarten: eine die auf dem Lande sich aufhält, und eine die im Wasser lebet.

Die Eydechse, die sich auf dem Lande hält, die Landeydechs, versteckt sich in den Hölen, in den Kellern, unten an den Mauern und unter den Steinen. Man siehet ihrer von allerhand Farben und von unterschiedner Grösse. Indien bringt eine Art von gar entsetzlicher Grösse, welche mit gutem Fuge Crocodillès terrestres, Erd- oder Landcrocodile, und amphibtes, Crocodile, die beydes auf dem Lande und in dem Wasser sich aufhalten, möchten genennet werden; dann sie wohnen bald in Hölen, bald im Wasser.

Die Eydechse, die sich im Wasser aufzuhalten pflegt, die Wassereydechs, findet sich gemeiniglich gar nahe um und an den Klippen. Sie wird vergiftet erachtet, und gar nicht zur Artzney gebraucht.

Die gemeinen Eydechsen werden zur Artzney gebrauchet.

Man soll diejenigen erwehlen, die recht völlig sind und ziemlich dicke, von Farbe grün. Sie führen viel Oel und flüchtig Saltz.

Sie dienen gut zum zertheilen und Eröffnung der Schweißlöcher, zum reinigen, zu Stärckung der Glieder; sie machen das Haar wachsen: werden iedannoch äusserlich allein gebraucht.

Die Eydechse wird darum Lacertus oder Lacerta genannt, dieweil ihr Leib die Figur eines musculi, eines Mäusleins am Leibe hat, das gleichergestalt Lacertus genennet wird.

[Ende Spaltensatz]
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Es ist durchtringend, zertreibet, eröffnet und reiniget: es reiniget das Geblüte, treibet den Schweiß und der Weiber monatliche Reinigung: es machet einen freyen, leichten Athem, widerstehet den bösen Feuchtigkeiten, und bevestiget das Zahnfleisch. Bey den Materialisten findet man ein Laccgummi, Plattlacc genannt, das ist vom andern sonst nicht unterschieden, ohne daß es von den Stöcklein abgenommen, gewaschen, geschmoltzen, und auf einen Marmelstein ausgegossen worden ist. Es siehet wie das Glas vom Antimonio. Auch findet man eine körnigte Lacca, frantzösisch, Lacque en grain oder en petits morceaux, lateinisch, Lacca in granis, teutsch, granirte, granulirte Lacca genannt; allein, sie ist gemeiniglich von keiner solchen Güte, wie die andre: sondern sie ist nichts anders als der grobe Uberrest von diesem Gummi, aus dem die Holl- und Engländer das best- und reineste gesucht, davon sie ihre Farbe und Tinctur bereiten. Diese granulirte Lacca wird zum Siegelwachs gebraucht. 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Die Eydechse, die sich auf dem Lande hält, die Landeydechs, versteckt sich in den Hölen, in den Kellern, unten an den Mauern und unter den Steinen. Man siehet ihrer von allerhand Farben und von unterschiedner Grösse. Indien bringt eine Art von gar entsetzlicher Grösse, welche mit gutem Fuge Crocodillès terrestres, Erd- oder Landcrocodile, und amphibtes, Crocodile, die beydes auf dem Lande und in dem Wasser sich aufhalten, möchten genennet werden; dann sie wohnen bald in Hölen, bald im Wasser. Die Eydechse, die sich im Wasser aufzuhalten pflegt, die Wassereydechs, findet sich gemeiniglich gar nahe um und an den Klippen. Sie wird vergiftet erachtet, und gar nicht zur Artzney gebraucht. Die gemeinen Eydechsen werden zur Artzney gebrauchet. Man soll diejenigen erwehlen, die recht völlig sind und ziemlich dicke, von Farbe grün. Sie führen viel Oel und flüchtig Saltz. 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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/319>, abgerufen am 29.04.2024.