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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] er möchte überlauffen, und Feuer fangen, so ist es nicht genug, daß man, dem vorzukommen, das Feuer unterm Kessel aufs behendeste vermindern will; dann er erhebt sich manchmahl so geschwinde, daß man sichs nicht versehen hätte: dahero darff man nur etliche Stücklein frische Butter darein werffen, so leget er sich alsobald.

Doch ist das Zuckerrohr nicht allein ein solches Gewächse, welches Zucker giebet; sondern zu Quebec bekommen sie auch eine grosse Menge desselben von den Baumwollenbäumen, welches starcke Bäumen sind: und in Canada bekommen sie dessen von einem Baume, den sie Ahorn zu nennen pflegen: es geben ihn auch sonsten noch viel andere Bäume, gleichwie der Sycomorus, der wilde Pomerantzenbaum.

Die Namen des Zuckers sind arabisch.

Cannamelle ist ein frantzösisches Wort, und aus dem lateinischen Canna und mel zusammengesetzet, als ob es heissen solte, Honigrohr. Die Alten haben dem Zuckerrohre diesen Namen deswegen gegeben, dieweil der Zucker bald einen solchen Geschmack hat als wie der Honig.

Bevor America entdecket worden, war der Zucker eine solche Waare, die nicht gar sehr bekannt, und von dem man nichts gewisses wuste. Doch darff man eben darum nicht glauben, wie einige der neuern Scribenten thun, daß sie gar nichts davon gewust hätten. Theophrastus, im fragmento vom Honig, redet davon und beschreibet dreyerley Sorten desselben, einen, der von den Blumen käme, das ist der gemeine Honig; einen andern, der aus der Luft kommt, das ist eine Gattung Manna; und noch einen, welcher aus Rohren, ek tois kalamois, gezogen würde, und das ist der rechte Zucker. Plinio ist er auch bekannt gewesen, und er redet davon unter dem Titel Sal Indum. Dioscorides und Galenus haben ihn Sacchar genennet. Das aber ist wol wahr, daß er zu ihrer Zeit sehr rar gewesen, und daß sie von der Kunst, wie er zu reinigen, hart und weiß, wie jetzt, zu machen, nichts gewust, dann diese ist eine neue Erfindung.

Sagapenum.

Sagapenum,

Serapinum,

Sacoponium.

Ist ein Gummi, das aussen braune sieht, inwendig weißlicht, von starcken, unannehmlichen Geruch, und scharffen Geschmack; das tringet durch die Risse, die in eine plante ferulacea oder in eine Art der Fetula mit gar kleinen Blättern, gemachet werden. Es führet viel Oel und Sal volatile. Im Weine, Eßig und im Saft von Kräutern läst sichs zwar gar wol auflösen; alleine, man thut besser, daß mans stossen läst, wann man es will zu ein und andern compositionen brauchen; dann, weil es nothwendig über dem Feuer muß aufgelöset und wieder [Spaltenumbruch] dick gemachet werden, so verfleugt und vergehet der meiste Theil von seinem flüchtigen Saltze, worinnen doch die gröste Kraft besteht. Man muß daher zu frieden seyn, wann man sich reines angeschaffet, daß man es trocken werden und dann stossen lasse.

Es zertreibet, ist durchtringend und eröffnend, purgiret ein wenig, treibet den Schweiß, hebet die Verstopfungen der Leber, des Gekröses und der Miltz, macht einen leichten Athem und stärcket die Nerven. Es wird zur fallenden Sucht gebrauchet, zur Lähmung der Glieder, zur Engbrüstigkeit, zu Beförderung der weiblichen Reinigung und den Harn zu treiben, die Dünste zu dämpfen, wann es innerlich gebrauchet wird. Es wird äusserlich gebraucht und die groben dicken Feuchtigkeiten dadurch zur Zeitigung gebracht; es reiniget und zertheilet.

Sagapenum kommt von sagire, acute sentire, scharff empfinden, und pinus, Fichte, weil dieses Gumi einen so starcken, scharffen Geruch hat, der, wie man sagen will, dem Geruch der Fichten gleich seyn soll. Serapinum heisset es um eben dieser Ursache willen.

Sagitta.

Sagitta major, Matth. Dod.

Sagitta aquatica major, C.B.

Sagittaria major, Ger.

Ranunculus palustris folio sagittate, Pit. Tournef.

teutsch, Pfeilkraut.

Ist eine Gattung Wasserhanefuß, oder ein Kraut, das auf drey und vier Schuh hoch wird. Seine Blätter lassen sich insgemeine oben auf dem Wasser sehen, sind schön und glatt, lang und breit, spitzig und voller Adern, schier wie die am Asaro, jedoch viel länger und schmäler, haben eine Gestalt als wie ein Pfeil, und sind mit etlichen dunckeln Flecken gezeichnet, sitzen ein jedwedes auf einem langen Stiele, welcher aus der Wurtzel entspriesset, des kleinen Fingers dick und fast dreyeckigt ist, einen schleimigen, süßlichten Geschmack hat, mit etwas Schärffe begleitet. Es erheben sich auch aus der Wurtzel zwey oder drey Stengel, die werden etwas höher als die Blätter, sind dicke, fast gantz rund, hol und schwammig, tragen auf ihren Spitzen Blüten, die nicht gar groß sind und schön, bestehen jede aus drey weissen Blättern, in Rosenform, und vielen rothen Fäslein in der Mitten. Nach denenselben kommen die kleinen rundlichten Früchte zum Vorschein, die sind so groß wie die Erdbeeren, rauh und röthlicht grün. In einer jeden stecken, wie auf einem Köpflein, viel zarte, spitzige Samen bey einander, die sehen als wie Vogelklauen. Die Wurtzeln sind lang und dicke, schwammige, bleiche Zasern. Dieses Kraut wächst im Morast und Sümpfen, in Seen und Lachen, in den Bächen. Die Blüte lässet sich gemeiniglich im May sehen, und die Frucht im Julius. Sie führet viel phlegma und Oel, wenig Saltz.

Sie kühlet, hält an, macht dicke.

Sagitta, das heist ein Pfeil, ist dieses Kraut darum genennet worden, dieweil sein Blatt als wie ein Pfeil aussieht.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] er möchte überlauffen, und Feuer fangen, so ist es nicht genug, daß man, dem vorzukommen, das Feuer unterm Kessel aufs behendeste vermindern will; dann er erhebt sich manchmahl so geschwinde, daß man sichs nicht versehen hätte: dahero darff man nur etliche Stücklein frische Butter darein werffen, so leget er sich alsobald.

Doch ist das Zuckerrohr nicht allein ein solches Gewächse, welches Zucker giebet; sondern zu Quebec bekommen sie auch eine grosse Menge desselben von den Baumwollenbäumen, welches starcke Bäumen sind: und in Canada bekommen sie dessen von einem Baume, den sie Ahorn zu nennen pflegen: es geben ihn auch sonsten noch viel andere Bäume, gleichwie der Sycomorus, der wilde Pomerantzenbaum.

Die Namen des Zuckers sind arabisch.

Cannamelle ist ein frantzösisches Wort, und aus dem lateinischen Canna und mel zusammengesetzet, als ob es heissen solte, Honigrohr. Die Alten haben dem Zuckerrohre diesen Namen deswegen gegeben, dieweil der Zucker bald einen solchen Geschmack hat als wie der Honig.

Bevor America entdecket worden, war der Zucker eine solche Waare, die nicht gar sehr bekannt, und von dem man nichts gewisses wuste. Doch darff man eben darum nicht glauben, wie einige der neuern Scribenten thun, daß sie gar nichts davon gewust hätten. Theophrastus, im fragmento vom Honig, redet davon und beschreibet dreyerley Sorten desselben, einen, der von den Blumen käme, das ist der gemeine Honig; einen andern, der aus der Luft kommt, das ist eine Gattung Manna; und noch einen, welcher aus Rohren, ἐκ τοῖς καλάμοις, gezogen würde, und das ist der rechte Zucker. Plinio ist er auch bekannt gewesen, und er redet davon unter dem Titel Sal Indum. Dioscorides und Galenus haben ihn Sacchar genennet. Das aber ist wol wahr, daß er zu ihrer Zeit sehr rar gewesen, und daß sie von der Kunst, wie er zu reinigen, hart und weiß, wie jetzt, zu machen, nichts gewust, dann diese ist eine neue Erfindung.

Sagapenum.

Sagapenum,

Serapinum,

Sacoponium.

Ist ein Gummi, das aussen braune sieht, inwendig weißlicht, von starcken, unannehmlichen Geruch, und scharffen Geschmack; das tringet durch die Risse, die in eine plante ferulacea oder in eine Art der Fetula mit gar kleinen Blättern, gemachet werden. Es führet viel Oel und Sal volatile. Im Weine, Eßig und im Saft von Kräutern läst sichs zwar gar wol auflösen; alleine, man thut besser, daß mans stossen läst, wann man es will zu ein und andern compositionen brauchen; dann, weil es nothwendig über dem Feuer muß aufgelöset und wieder [Spaltenumbruch] dick gemachet werden, so verfleugt und vergehet der meiste Theil von seinem flüchtigen Saltze, worinnen doch die gröste Kraft besteht. Man muß daher zu frieden seyn, wann man sich reines angeschaffet, daß man es trocken werden und dann stossen lasse.

Es zertreibet, ist durchtringend und eröffnend, purgiret ein wenig, treibet den Schweiß, hebet die Verstopfungen der Leber, des Gekröses und der Miltz, macht einen leichten Athem und stärcket die Nerven. Es wird zur fallenden Sucht gebrauchet, zur Lähmung der Glieder, zur Engbrüstigkeit, zu Beförderung der weiblichen Reinigung und den Harn zu treiben, die Dünste zu dämpfen, wann es innerlich gebrauchet wird. Es wird äusserlich gebraucht und die groben dicken Feuchtigkeiten dadurch zur Zeitigung gebracht; es reiniget und zertheilet.

Sagapenum kommt von sagire, acute sentire, scharff empfinden, und pinus, Fichte, weil dieses Gum̅i einen so starcken, scharffen Geruch hat, der, wie man sagen will, dem Geruch der Fichten gleich seyn soll. Serapinum heisset es um eben dieser Ursache willen.

Sagitta.

Sagitta major, Matth. Dod.

Sagitta aquatica major, C.B.

Sagittaria major, Ger.

Ranunculus palustris folio sagittate, Pit. Tournef.

teutsch, Pfeilkraut.

Ist eine Gattung Wasserhanefuß, oder ein Kraut, das auf drey und vier Schuh hoch wird. Seine Blätter lassen sich insgemeine oben auf dem Wasser sehen, sind schön und glatt, lang und breit, spitzig und voller Adern, schier wie die am Asaro, jedoch viel länger und schmäler, haben eine Gestalt als wie ein Pfeil, und sind mit etlichen dunckeln Flecken gezeichnet, sitzen ein jedwedes auf einem langen Stiele, welcher aus der Wurtzel entspriesset, des kleinen Fingers dick und fast dreyeckigt ist, einen schleimigen, süßlichten Geschmack hat, mit etwas Schärffe begleitet. Es erheben sich auch aus der Wurtzel zwey oder drey Stengel, die werden etwas höher als die Blätter, sind dicke, fast gantz rund, hol und schwammig, tragen auf ihren Spitzen Blüten, die nicht gar groß sind und schön, bestehen jede aus drey weissen Blättern, in Rosenform, und vielen rothen Fäslein in der Mitten. Nach denenselben kommen die kleinen rundlichten Früchte zum Vorschein, die sind so groß wie die Erdbeeren, rauh und röthlicht grün. In einer jeden stecken, wie auf einem Köpflein, viel zarte, spitzige Samen bey einander, die sehen als wie Vogelklauen. Die Wurtzeln sind lang und dicke, schwammige, bleiche Zasern. Dieses Kraut wächst im Morast und Sümpfen, in Seen und Lachen, in den Bächen. Die Blüte lässet sich gemeiniglich im May sehen, und die Frucht im Julius. Sie führet viel phlegma und Oel, wenig Saltz.

Sie kühlet, hält an, macht dicke.

Sagitta, das heist ein Pfeil, ist dieses Kraut darum genennet worden, dieweil sein Blatt als wie ein Pfeil aussieht.

[Ende Spaltensatz]
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Das aber ist wol wahr, daß er zu ihrer Zeit sehr rar gewesen, und daß sie von der Kunst, wie er zu reinigen, hart und weiß, wie jetzt, zu machen, nichts gewust, dann diese ist eine neue Erfindung. Sagapenum. Sagapenum, Serapinum, Sacoponium. Ist ein Gummi, das aussen braune sieht, inwendig weißlicht, von starcken, unannehmlichen Geruch, und scharffen Geschmack; das tringet durch die Risse, die in eine plante ferulacea oder in eine Art der Fetula mit gar kleinen Blättern, gemachet werden. Es führet viel Oel und Sal volatile. Im Weine, Eßig und im Saft von Kräutern läst sichs zwar gar wol auflösen; alleine, man thut besser, daß mans stossen läst, wann man es will zu ein und andern compositionen brauchen; dann, weil es nothwendig über dem Feuer muß aufgelöset und wieder dick gemachet werden, so verfleugt und vergehet der meiste Theil von seinem flüchtigen Saltze, worinnen doch die gröste Kraft besteht. 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Ranunculus palustris folio sagittate, Pit. Tournef. teutsch, Pfeilkraut. Ist eine Gattung Wasserhanefuß, oder ein Kraut, das auf drey und vier Schuh hoch wird. Seine Blätter lassen sich insgemeine oben auf dem Wasser sehen, sind schön und glatt, lang und breit, spitzig und voller Adern, schier wie die am Asaro, jedoch viel länger und schmäler, haben eine Gestalt als wie ein Pfeil, und sind mit etlichen dunckeln Flecken gezeichnet, sitzen ein jedwedes auf einem langen Stiele, welcher aus der Wurtzel entspriesset, des kleinen Fingers dick und fast dreyeckigt ist, einen schleimigen, süßlichten Geschmack hat, mit etwas Schärffe begleitet. Es erheben sich auch aus der Wurtzel zwey oder drey Stengel, die werden etwas höher als die Blätter, sind dicke, fast gantz rund, hol und schwammig, tragen auf ihren Spitzen Blüten, die nicht gar groß sind und schön, bestehen jede aus drey weissen Blättern, in Rosenform, und vielen rothen Fäslein in der Mitten. 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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/510>, abgerufen am 30.04.2024.