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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] Ihre öberste Schale, daraus Schnitten gemachet werden, stecket voll kräftiges Oel und flüchtiges Saltz, welche bey nahe allen Geruch der Frucht zuwege bringen. Ihr Saft ist sauer, und dannenhero auch voll Sal essentiale.

Die Schale der bittern Pomerantze wird dienlich erachtet zur Stärck- und Erfrischung des Magens und des Hirns, den bösen Feuchtigkeiten zu widerstehen, und die monatliche Blume zu befördern.

Der Saft von bittern Pomerantzen ist hertzstärckend und befeuchtend. Er wird mit Wasser und Zucker vermischet, und daraus ein Julep bereitet, welcher gar angenehme schmeckt und Orangeat geheissen wird.

Die süsse Pomerantze hat einen süssen lieblichen Saft, welcher aus viel Feuchtigkeit, ein wenig Oel und Sale acido essentiali bestehet.

Ihre Schale enthält viel ziemlich kräftiges Oel und dabey ein saures flüchtiges Saltz, auch in noch ziemlicher Menge.

Diese Frucht befeuchtet, stärcket das Hertz, erfrischet, und löschet den Durst in hitzigen Fiebern.

Der Samen hat eben solche Kraft, wie der Citronensamen: er wird aber nicht zur Artzney gebraucht.

Die besten Pomerantzen werden aus Portugall gebracht, ingleichen von dem Hieresinseln in Provence, von Nissa und Sioutat. Es kommen ihrer auch aus China und America. Die dicksten und schwersten soll man erwehlen, dann sie haben den meisten Saft, deren Schale dünne ist und wohlriechend, und die erst frisch gekommen sind.

Die Pomerantzenblüte stärcket das Haupt und den Magen, ist gut wider die Mutterbeschwerung und die Würmer.

Aurantium heist sie ab aureo colore, wegen der goldgelben Farbe, welche diese Früchte von aussen zeiget.

Aurichalcum.

Aurichalcum, frantzösisch, Cuivre jaune oder Leton, teutsch, Meßing, ist ein Gemenge von Kupfer und Gallmey, welches man in besonderen hierzu gemachten Oefen, und bey heftiger Glut hat fliessen lassen. Der Meßing ist von den Alchymisten entdecket und erfunden worden, welche getrachtet das Kupfer in Gold zu verwandeln, und ein Mittel ausgefunden, demselben eine gelbe Farbe zu geben. Der meiste Meßing wird in Flandern und in Teutschland bereitet. Der Gallmey verwickelt und breitet das scharffe Saltz dieses Metalls dermassen aus, daß es denen drauf gegossenen Säften und andern fliessenden Dingen nicht kan so sehr viel Schaden thun, als wie das Kupfer. Weil auch der Gallmey gar sehr wenig kostet, dahero ist der Meßing gleichfalls viel wohlfeiler als das Kupfer.

Aus dem Meßing werden viel und allerhand Gefäs und Instrumenten für die Künstler und Handwercker verfertiget.

Was Clinquant und Auripeau auf frantzösisch heist, wird im teutschen Lahn genennet, und ist Meßing, welcher zu gantz dünnen Blättern, wie Papier geschlagen worden: er dienet für die Passementirer.

Or d'Allemagne, teutsch Gold, ist meßingener [Spaltenumbruch] Lahn, welcher nachmahls geschlagen, biß er noch viel dünner worden: es wird zwischen papierne Büchlein geleget, dient für die Mahler, und heist auf teutsch geschlagener Meßing.

Bronze des Peintres, der Mahler Metall ist gerieben geschlagen Meßing; dasselbige wird in kleine Muschelschalen gethan, und alsdann Or en coquelle, Muschelgold benennet. Die Gypsbilder werden damit überzogen: es brauchen dasselbige auch die Mignaturarbeiter.

Die gemeine Bronze, welche bey den Handwercks-Leuten Metall, Metall, genennet wird, ist von Kupfer mit Meßing oder mit Zinn versetzet. Dessen werden unterschiedene Sorten bereitet, welche dannoch nur durch die Menge des Zinnes, das sie unter das Kupfer lauffen lassen, von einander unterschieden sind: nämlich von 12. bis 25. Pfund auf einen Centner Kupfer.

Dieses Metall wird zu Verfertigung der Mörsel und Glocken, wie auch zu vielen andern Dingen mehr gebraucht. Das beste ist, welches am stärcksten klinget, wann man drauf schlägt.

Das Corinthische Kupfer oder Ertz, welches ehedessen, und zwar nicht ohne Ursache, so sehr, wegen seiner Schönheit, Wichtigkeit und Dauerhaftigkeit gerühmet worden, war eine Art Kupfer, darein von ohngefehr etwas Gold und Silber gerathen: und dieses Gemenge mochte geworden seyn, als die Römer die Stadt Corinth einäscherten, dann es wurden dabey so vielerley Metall durch die Glut geschmoltzen, und auf allerhand Art und Weise unter einander gemenget; weil aber das Kupfer die Oberhand behielte, und das meiste ware, so behielte auch der meiste Theil von diesem Gemenge den Titel AEs Corinthiacum, Cuivre de Corinthe, Corinthisches Kupfer oder Ertz.

Aurichalcum kommt vom lateinischen Aurum das heist Gold, und vom Griechischen khalkos, Cuprum, das heist Kupfer, als ob man sagen wolte, vergoldet Kupfer.

Leton, hieß vor diesem Laton: das kommt von dem flandrischen Worte Latoen, welches eben soviel bedeutet.

Auricula Judae.

Auricula Judae, vulgo fungus ad Sambucum, Trag.

Fungus membranaceus auriculam referens, sive sambucinus, C.B.

Fungorum perniciosorum 1. genus. Clus.

Agaricus auriculae formae, Pit. Tournefort.

frantzösisch, Oreille de Judas.

teutsch, Judasöhrlein, Hollunderschwam.

Ist ein Biltz ohne Stiel, oder wie Tournefort haben will, eine Gattung Agarici, welcher an dem Hollunderstamme wächst und daran hangend befunden wird. Dieser Schwam hat die Gestalt und oftmahls auch die Grösse eines Mannes Ohrs, doch trifft man kleinere und grössere an. Sein Wesen [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Ihre öberste Schale, daraus Schnitten gemachet werden, stecket voll kräftiges Oel und flüchtiges Saltz, welche bey nahe allen Geruch der Frucht zuwege bringen. Ihr Saft ist sauer, und dannenhero auch voll Sal essentiale.

Die Schale der bittern Pomerantze wird dienlich erachtet zur Stärck- und Erfrischung des Magens und des Hirns, den bösen Feuchtigkeiten zu widerstehen, und die monatliche Blume zu befördern.

Der Saft von bittern Pomerantzen ist hertzstärckend und befeuchtend. Er wird mit Wasser und Zucker vermischet, und daraus ein Julep bereitet, welcher gar angenehme schmeckt und Orangeat geheissen wird.

Die süsse Pomerantze hat einen süssen lieblichen Saft, welcher aus viel Feuchtigkeit, ein wenig Oel und Sale acido essentiali bestehet.

Ihre Schale enthält viel ziemlich kräftiges Oel und dabey ein saures flüchtiges Saltz, auch in noch ziemlicher Menge.

Diese Frucht befeuchtet, stärcket das Hertz, erfrischet, und löschet den Durst in hitzigen Fiebern.

Der Samen hat eben solche Kraft, wie der Citronensamen: er wird aber nicht zur Artzney gebraucht.

Die besten Pomerantzen werden aus Portugall gebracht, ingleichen von dem Hieresinseln in Provence, von Nissa und Sioutat. Es kommen ihrer auch aus China und America. Die dicksten und schwersten soll man erwehlen, dann sie haben den meisten Saft, deren Schale dünne ist und wohlriechend, und die erst frisch gekommen sind.

Die Pomerantzenblüte stärcket das Haupt und den Magen, ist gut wider die Mutterbeschwerung und die Würmer.

Aurantium heist sie ab aureo colore, wegen der goldgelben Farbe, welche diese Früchte von aussen zeiget.

Aurichalcum.

Aurichalcum, frantzösisch, Cuivre jaune oder Leton, teutsch, Meßing, ist ein Gemenge von Kupfer und Gallmey, welches man in besonderen hierzu gemachten Oefen, und bey heftiger Glut hat fliessen lassen. Der Meßing ist von den Alchymisten entdecket und erfunden worden, welche getrachtet das Kupfer in Gold zu verwandeln, und ein Mittel ausgefunden, demselben eine gelbe Farbe zu geben. Der meiste Meßing wird in Flandern und in Teutschland bereitet. Der Gallmey verwickelt und breitet das scharffe Saltz dieses Metalls dermassen aus, daß es denen drauf gegossenen Säften und andern fliessenden Dingen nicht kan so sehr viel Schaden thun, als wie das Kupfer. Weil auch der Gallmey gar sehr wenig kostet, dahero ist der Meßing gleichfalls viel wohlfeiler als das Kupfer.

Aus dem Meßing werden viel und allerhand Gefäs und Instrumenten für die Künstler und Handwercker verfertiget.

Was Clinquant und Auripeau auf frantzösisch heist, wird im teutschen Lahn genennet, und ist Meßing, welcher zu gantz dünnen Blättern, wie Papier geschlagen worden: er dienet für die Passementirer.

Or d'Allemagne, teutsch Gold, ist meßingener [Spaltenumbruch] Lahn, welcher nachmahls geschlagen, biß er noch viel dünner worden: es wird zwischen papierne Büchlein geleget, dient für die Mahler, und heist auf teutsch geschlagener Meßing.

Bronze des Peintres, der Mahler Metall ist gerieben geschlagen Meßing; dasselbige wird in kleine Muschelschalen gethan, und alsdann Or en coquelle, Muschelgold benennet. Die Gypsbilder werden damit überzogen: es brauchen dasselbige auch die Mignaturarbeiter.

Die gemeine Bronze, welche bey den Handwercks-Leuten Metall, Metall, genennet wird, ist von Kupfer mit Meßing oder mit Zinn versetzet. Dessen werden unterschiedene Sorten bereitet, welche dannoch nur durch die Menge des Zinnes, das sie unter das Kupfer lauffen lassen, von einander unterschieden sind: nämlich von 12. bis 25. Pfund auf einen Centner Kupfer.

Dieses Metall wird zu Verfertigung der Mörsel und Glocken, wie auch zu vielen andern Dingen mehr gebraucht. Das beste ist, welches am stärcksten klinget, wann man drauf schlägt.

Das Corinthische Kupfer oder Ertz, welches ehedessen, und zwar nicht ohne Ursache, so sehr, wegen seiner Schönheit, Wichtigkeit und Dauerhaftigkeit gerühmet worden, war eine Art Kupfer, darein von ohngefehr etwas Gold und Silber gerathen: und dieses Gemenge mochte geworden seyn, als die Römer die Stadt Corinth einäscherten, dann es wurden dabey so vielerley Metall durch die Glut geschmoltzen, und auf allerhand Art und Weise unter einander gemenget; weil aber das Kupfer die Oberhand behielte, und das meiste ware, so behielte auch der meiste Theil von diesem Gemenge den Titel Æs Corinthiacum, Cuivre de Corinthe, Corinthisches Kupfer oder Ertz.

Aurichalcum kommt vom lateinischen Aurum das heist Gold, und vom Griechischen χαλκὸς, Cuprum, das heist Kupfer, als ob man sagen wolte, vergoldet Kupfer.

Léton, hieß vor diesem Laton: das kommt von dem flandrischen Worte Latoen, welches eben soviel bedeutet.

Auricula Judæ.

Auricula Judæ, vulgo fungus ad Sambucum, Trag.

Fungus membranaceus auriculam referens, sive sambucinus, C.B.

Fungorum perniciosorum 1. genus. Clus.

Agaricus auriculæ formæ, Pit. Tournefort.

frantzösisch, Oreille de Judas.

teutsch, Judasöhrlein, Hollunderschwam̅.

Ist ein Biltz ohne Stiel, oder wie Tournefort haben will, eine Gattung Agarici, welcher an dem Hollunderstamme wächst und daran hangend befunden wird. Dieser Schwam̅ hat die Gestalt und oftmahls auch die Grösse eines Mannes Ohrs, doch trifft man kleinere und grössere an. Sein Wesen [Ende Spaltensatz]

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[0084] Ihre öberste Schale, daraus Schnitten gemachet werden, stecket voll kräftiges Oel und flüchtiges Saltz, welche bey nahe allen Geruch der Frucht zuwege bringen. Ihr Saft ist sauer, und dannenhero auch voll Sal essentiale. Die Schale der bittern Pomerantze wird dienlich erachtet zur Stärck- und Erfrischung des Magens und des Hirns, den bösen Feuchtigkeiten zu widerstehen, und die monatliche Blume zu befördern. Der Saft von bittern Pomerantzen ist hertzstärckend und befeuchtend. Er wird mit Wasser und Zucker vermischet, und daraus ein Julep bereitet, welcher gar angenehme schmeckt und Orangeat geheissen wird. Die süsse Pomerantze hat einen süssen lieblichen Saft, welcher aus viel Feuchtigkeit, ein wenig Oel und Sale acido essentiali bestehet. Ihre Schale enthält viel ziemlich kräftiges Oel und dabey ein saures flüchtiges Saltz, auch in noch ziemlicher Menge. Diese Frucht befeuchtet, stärcket das Hertz, erfrischet, und löschet den Durst in hitzigen Fiebern. 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Auricula Judæ, vulgo fungus ad Sambucum, Trag. Fungus membranaceus auriculam referens, sive sambucinus, C.B. Fungorum perniciosorum 1. genus. Clus. Agaricus auriculæ formæ, Pit. Tournefort. frantzösisch, Oreille de Judas. teutsch, Judasöhrlein, Hollunderschwam̅. Ist ein Biltz ohne Stiel, oder wie Tournefort haben will, eine Gattung Agarici, welcher an dem Hollunderstamme wächst und daran hangend befunden wird. Dieser Schwam̅ hat die Gestalt und oftmahls auch die Grösse eines Mannes Ohrs, doch trifft man kleinere und grössere an. Sein Wesen

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/84>, abgerufen am 29.04.2024.