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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] und zergehen: weil nun die Solution als wie ein Gold aussieht, so geben sie dieselbe auch ungescheut für das wahrhaftige aurum potabile aus, unerachtet es nichts anders ist, als blos zertheiltes Gold, welches gar bald in seinen vorigen und ersten Zustand mag versetzet werden.

Ich kan im übrigen nicht sehen, warum doch das Gold, wegen seiner Vollkommenheit, soll in der Medicin den Vorzug über andere Metall erhalten, da vielmehr diese seine Vollkommenheit in einer überaus genauen Verbindung seiner Theile, und in einer ungemeinen Vestigkeit bestehet, daß dieserhalben es um so viel desto weniger verdauet, und durch die Gefässe im Leibe mag ausgetheilet werden. Das Eisen, das Quecksilber, zusamt denen übrigen Metallen, lassen viel besser mit ihnen umgehen: dann wir vermögen sie dergestalt zuzurichten und zu bereiten, daß sie überalle durchdringen, und sonderbare Wirckung können thun. Was bey den Künstlern und Handwerckern eine Vollkommenheit genennet wird, das ist dagegen gar zu ofte bey der Artzney nur unvollkommen: und wir bedienen uns weit besser der gemischten Sachen, deren principia und Theile, daraus sie von Anfang bestehen, dünne gemachet, und aufgelöset werden können, als solcher, die um ihrer allzugrossen Härte willen, so zu reden, unverderblich sind.

Der Name Aurum soll desjenigen sein Namen seyn, der das Gold zu allererst entdecket und gefunden. Im Hebräischen wird es ebenfalls, wie im frantzösischen, Or genennet. Auch sagt man, es sey darum Aurora betitelt worden, dieweil der Morgenröthe Glantz und Farbe, als wie Gold aussieht. Andere dagegen sprechen, Aurum komme von Aurora.

Sol wird es genennet, dieweil das Gold durch der Sonnen Einfluß soll bereitet worden seyn.

Rex metallorum aber, der König unter den Metallen, dieweil es unter ihnen das allerschönste und das vollkommenste ist.

Autour.

Autour ist eine Rinde, welche an Gestalt und Farbe dem Zimmt gar nahe kommt, iedoch ist sie ein wenig dicker und etwas bleicher, und siehet inwendig aus als wie zerbrochene Muscaten mit vielen gläntzenden Flitterlein. Sie ist bey nahe gäntzlich ohne Geschmack, und hat gar keinen Geruch. Sie wird uns aus Levante überbracht: und kommt zur Zubereitung des Carmins oder Carmesinfarbe.

Azarolus.

Azarolus, Caes. Cast.

Mespilus aronia Dioscoridis, Dod.

Mespilus proprie dicta, quae Tricoccos, Cord. in Dioscor.

Mespilut aronia Veterum, J.B.

Mespilus prima, Matth.

Mespilus Apii folio laciniato, C.B. Pit. Tournef.

Anthedon, Theophrasti & Plinii.

Paliurus Africana, Ruellio.

frantzösisch, Azarolier oder Azerolier.

Ist eine Mispelart, oder aber ein Baum, dessen Laub sich mit dem Petersilienkraute gut vergleichet, wiewol es ungleich grösser ist, und etwas roth wird, bevor es fällt. Seine Blüten stehen träubleinweis beysammen, und sehen grünlicht: eine iedwede bestehet aus vielen Blätterlein in Rosenform, und sitzen [Spaltenumbruch] auf einem oft zerkerbten Kelche. Wann die Blüte vergangen ist, so wird aus dem Kelche eine Frucht, die bey nahe gantz rund, fleischig, und viel kleiner ist, als eine gemeine Mispel, die hat ein Krönlein, welches die Spitzen des Kelches formiret. Zu Anfang ist die Frucht grün und hart, wenn sie aber reiffet, wird sie weich und roth, und bekommt einen süssen, gar angenehmen Geschmack: in ihrem Fleische stecken drey steinharte Kernlein. Der Baum wird in Italien, in Languedoc, und vielen andern warmen Landen mehr gezielet. Der nicht mit Fleiß gezogen wird, ist stachlicht. Die Frucht wird Azarole genennet: die führet viel Oel und Feuchtigkeit, nebst wenig saurem Saltz.

Sie ist anhaltend, stärcket den Magen, stillet das Brechen und den Durchfall, wann sie roh, oder eingemacht genossen wird.

Azarolus kommt von dem Neapolitanischen Azarolo.

Azedarach.

Azedarach, Dod. Pit. Tournef.

Pseudosycomorus, Matth.

Azadaracheni arbor, J.B.

Arbor Fraxini folio flore caeruleo, C.B.

Zizyphus alba, Matth.

Ist ein grosser Baum, dessen Laub als wie das Eschenlaub aussiehet, am Rande zerkerbet und dunckelgrüne ist. Die Blüte bestehet aus fünff kleinen Blätterlein in Rosenform. Die Frucht ist schier gantz rund, oder siehet wie die Brustbeeren, ist fleischig, blaßgelbe, und schmecket bitter und unangenehm. Sie beschliesset einen steinharten Kern, mit fünff Holkehlen oder tieffen Strichen, der theilt sich in fünff Fächlein, in deren iedem ein fast gantz rundes Samenkörnlein stickt. Der Stein wird zu Rosenkräntzen gebrauchet, um dessen willen einige den Baum auch Arbre saint, den heiligen Baum zu nennen pflegen. Er wächset vornehmlich in Italien und an vielen andern warmen Orten mehr.

Die Blüte eröffnet und trocknet, dienet wider die Verstopfungen, wann Wein drauf gegossen, oder sie auch abgesotten wird. Die Frucht wird für ein Gift gehalten, und erwecket heftiges Magenweh und Brustbeschwerung, wann man sie genossen hat. Aeusserlich wird sie gebraucht und abgesotten die Flöhe zu vertreiben, um das Haar wachsen zu machen.

Azedarach ist ein Arabisches Wort.

Azymus.

Azymus, frantzösisch, Azyme, Pain a chanter, teutsch, Oblaten, ist breites Brod, so dünne wie Papier, sehr weiß und leicht zu brechen: wird aber alsbald weich, wann es nur mit etwas nassen angefeuchtet wird, und gantz schleimig. Es wird aus dem besten Mehle, ohne Sauerteig bereitet; und gebrauchet, die Pillen und Bissen darein zu wickeln, welche die Patienten verschlucken sollen.

Es dienet die Schärffe auf der Brust zu mildern, die Blutstürtzung und den Durchlauff zu hemmen. Man kan es auch mit Milch als einen Brey geniessen.

Azymus kommt vom a privativo der Griechen, und zume, fermentum, Sauerteig, als ob man sprechen wolte, fermenti expers, ungesäuert: dann zu diesem Brod kommt kein Sauerteig.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] und zergehen: weil nun die Solution als wie ein Gold aussieht, so geben sie dieselbe auch ungescheut für das wahrhaftige aurum potabile aus, unerachtet es nichts anders ist, als blos zertheiltes Gold, welches gar bald in seinen vorigen und ersten Zustand mag versetzet werden.

Ich kan im übrigen nicht sehen, warum doch das Gold, wegen seiner Vollkommenheit, soll in der Medicin den Vorzug über andere Metall erhalten, da vielmehr diese seine Vollkommenheit in einer überaus genauen Verbindung seiner Theile, und in einer ungemeinen Vestigkeit bestehet, daß dieserhalben es um so viel desto weniger verdauet, und durch die Gefässe im Leibe mag ausgetheilet werden. Das Eisen, das Quecksilber, zusamt denen übrigen Metallen, lassen viel besser mit ihnen umgehen: dann wir vermögen sie dergestalt zuzurichten und zu bereiten, daß sie überalle durchdringen, und sonderbare Wirckung können thun. Was bey den Künstlern und Handwerckern eine Vollkommenheit genennet wird, das ist dagegen gar zu ofte bey der Artzney nur unvollkommen: und wir bedienen uns weit besser der gemischten Sachen, deren principia und Theile, daraus sie von Anfang bestehen, dünne gemachet, und aufgelöset werden können, als solcher, die um ihrer allzugrossen Härte willen, so zu reden, unverderblich sind.

Der Name Aurum soll desjenigen sein Namen seyn, der das Gold zu allererst entdecket und gefunden. Im Hebräischen wird es ebenfalls, wie im frantzösischen, Or genennet. Auch sagt man, es sey darum Aurora betitelt worden, dieweil der Morgenröthe Glantz und Farbe, als wie Gold aussieht. Andere dagegen sprechen, Aurum komme von Aurora.

Sol wird es genennet, dieweil das Gold durch der Sonnen Einfluß soll bereitet worden seyn.

Rex metallorum aber, der König unter den Metallen, dieweil es unter ihnen das allerschönste und das vollkommenste ist.

Autour.

Autour ist eine Rinde, welche an Gestalt und Farbe dem Zimmt gar nahe kommt, iedoch ist sie ein wenig dicker und etwas bleicher, und siehet inwendig aus als wie zerbrochene Muscaten mit vielen gläntzenden Flitterlein. Sie ist bey nahe gäntzlich ohne Geschmack, und hat gar keinen Geruch. Sie wird uns aus Levante überbracht: und kommt zur Zubereitung des Carmins oder Carmesinfarbe.

Azarolus.

Azarolus, Cæs. Cast.

Mespilus aronia Dioscoridis, Dod.

Mespilus proprie dicta, quæ Tricoccos, Cord. in Dioscor.

Mespilut aronia Veterum, J.B.

Mespilus prima, Matth.

Mespilus Apii folio laciniato, C.B. Pit. Tournef.

Anthedon, Theophrasti & Plinii.

Paliurus Africana, Ruellio.

frantzösisch, Azarolier oder Azerolier.

Ist eine Mispelart, oder aber ein Baum, dessen Laub sich mit dem Petersilienkraute gut vergleichet, wiewol es ungleich grösser ist, und etwas roth wird, bevor es fällt. Seine Blüten stehen träubleinweis beysammen, und sehen grünlicht: eine iedwede bestehet aus vielen Blätterlein in Rosenform, und sitzen [Spaltenumbruch] auf einem oft zerkerbten Kelche. Wann die Blüte vergangen ist, so wird aus dem Kelche eine Frucht, die bey nahe gantz rund, fleischig, und viel kleiner ist, als eine gemeine Mispel, die hat ein Krönlein, welches die Spitzen des Kelches formiret. Zu Anfang ist die Frucht grün und hart, wenn sie aber reiffet, wird sie weich und roth, und bekommt einen süssen, gar angenehmen Geschmack: in ihrem Fleische stecken drey steinharte Kernlein. Der Baum wird in Italien, in Languedoc, und vielen andern warmen Landen mehr gezielet. Der nicht mit Fleiß gezogen wird, ist stachlicht. Die Frucht wird Azarole genennet: die führet viel Oel und Feuchtigkeit, nebst wenig saurem Saltz.

Sie ist anhaltend, stärcket den Magen, stillet das Brechen und den Durchfall, wann sie roh, oder eingemacht genossen wird.

Azarolus kommt von dem Neapolitanischen Azarolo.

Azedarach.

Azedarach, Dod. Pit. Tournef.

Pseudosycomorus, Matth.

Azadaracheni arbor, J.B.

Arbor Fraxini folio flore cæruleo, C.B.

Zizyphus alba, Matth.

Ist ein grosser Baum, dessen Laub als wie das Eschenlaub aussiehet, am Rande zerkerbet und dunckelgrüne ist. Die Blüte bestehet aus fünff kleinen Blätterlein in Rosenform. Die Frucht ist schier gantz rund, oder siehet wie die Brustbeeren, ist fleischig, blaßgelbe, und schmecket bitter und unangenehm. Sie beschliesset einen steinharten Kern, mit fünff Holkehlen oder tieffen Strichen, der theilt sich in fünff Fächlein, in deren iedem ein fast gantz rundes Samenkörnlein stickt. Der Stein wird zu Rosenkräntzen gebrauchet, um dessen willen einige den Baum auch Arbre saint, den heiligen Baum zu nennen pflegen. Er wächset vornehmlich in Italien und an vielen andern warmen Orten mehr.

Die Blüte eröffnet und trocknet, dienet wider die Verstopfungen, wann Wein drauf gegossen, oder sie auch abgesotten wird. Die Frucht wird für ein Gift gehalten, und erwecket heftiges Magenweh und Brustbeschwerung, wann man sie genossen hat. Aeusserlich wird sie gebraucht und abgesotten die Flöhe zu vertreiben, um das Haar wachsen zu machen.

Azedarach ist ein Arabisches Wort.

Azymus.

Azymus, frantzösisch, Azyme, Pain à chanter, teutsch, Oblaten, ist breites Brod, so dünne wie Papier, sehr weiß und leicht zu brechen: wird aber alsbald weich, wann es nur mit etwas nassen angefeuchtet wird, und gantz schleimig. Es wird aus dem besten Mehle, ohne Sauerteig bereitet; und gebrauchet, die Pillen und Bissen darein zu wickeln, welche die Patienten verschlucken sollen.

Es dienet die Schärffe auf der Brust zu mildern, die Blutstürtzung und den Durchlauff zu hemmen. Man kan es auch mit Milch als einen Brey geniessen.

Azymus kommt vom α privativo der Griechen, und ζύμη, fermentum, Sauerteig, als ob man sprechen wolte, fermenti expers, ungesäuert: dann zu diesem Brod kommt kein Sauerteig.

[Ende Spaltensatz]
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Die Frucht wird für ein Gift gehalten, und erwecket heftiges Magenweh und Brustbeschwerung, wann man sie genossen hat. Aeusserlich wird sie gebraucht und abgesotten die Flöhe zu vertreiben, um das Haar wachsen zu machen. Azedarach ist ein Arabisches Wort. Azymus. Azymus, frantzösisch, Azyme, Pain à chanter, teutsch, Oblaten, ist breites Brod, so dünne wie Papier, sehr weiß und leicht zu brechen: wird aber alsbald weich, wann es nur mit etwas nassen angefeuchtet wird, und gantz schleimig. Es wird aus dem besten Mehle, ohne Sauerteig bereitet; und gebrauchet, die Pillen und Bissen darein zu wickeln, welche die Patienten verschlucken sollen. Es dienet die Schärffe auf der Brust zu mildern, die Blutstürtzung und den Durchlauff zu hemmen. Man kan es auch mit Milch als einen Brey geniessen. Azymus kommt vom α privativo der Griechen, und ζύμη, fermentum, Sauerteig, als ob man sprechen wolte, fermenti expers, ungesäuert: dann zu diesem Brod kommt kein Sauerteig.

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/90>, abgerufen am 08.05.2024.