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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Des Bischof Alberts, neuntes Jahr,
vom Jahr Christi 1206 bis 1207.
§. 1.

Nachdem ganz Liefland sich nun hatte taufen lassen, so war im neun-1206
ten Jahr seines Bisthums die Kirche GOttes stille, und genoß der
Ruhe des Friedens, nur daß sie auf die Ankunft ihres Bischofs
wartete. Der Erzbischof von Lunden aber und der Kanzler mach-
ten sich mit allen den Jhrigen zur Rückreise fertig, erreichten auch am Palmen Son-
tage Gotland, und feierten das hochheilige Osterfest in ihrem Lande. Der Bi-
schof von Riga kam nun auf Pfingsten zu Riga an, ward von allen mit Freuden
empfangen, und hatte den Grafen von Peremunt, (Pyrmont), Gottschal-
ken,
und einen andern Grafen a), nebst vielen andern ausländischen Edlen, und
ehrbaren Männern bey sich, die an dem Frieden der Kirche mit Theil nahmen,
und die Mauer der Stadt so weit erhöheten, daß man nachher vor dem Anfal der
Heiden nichts zu befürchten hatte.

a) Vielleicht der Graf Marquard von Sladem aus dem Bisthum Hildesheim, der
beym Jahre 1209 n. 5 vorkomt.
§. 2.

Dem kleinen König von Kukonoys aber, Vesceka, kam die Ankunft des
Bischofs und der Pilger zu Ohren, daher machte er sich mit seinen Leuten auf,
ihnen entgegen zu gehen, ward auch bey seinem Eintrit in Riga von allen sehr
vornehm in Empfang genommen. Nachdem er in dem Hause des Bischofs viele
Tage sich aufgehalten und viel Liebe genossen, sprach er endlich den Bischof
gegen die Streifereyen der Litthauer um Hülfe an, mit dem Erbieten, ihm die
Helfte seines Landes und seines Schlosses abzustehen b). Der Bischof nahm das
an, verehrte diesem kleinen Könige viele Geschenke, sagte ihm Beystand an Mann-
schaft und Gewehr zu, und ließ ihn vergnügt nach Hause. Nachgehends hatte der
Bischof seine Freude über der Liven Bekehrung und Taufe; deswegen schickte er
Priester an alle, nach Thoreida, nach Metsepole, nach Ydumäa, und nach
der Dune, ließ Kirchen aufbauen, und setzte in diese Kirchspiele Prediger ein.

b) Chyträus Saxon. lib. 1 p. 18 schreibet bey diesem Jahre also: Anno 1206 residirte der
Russen Herzog, Viescus, zu Kokenhusen, und rief Alberten gegen die Litthauer
zu Hülfe, dafür er dem Bischof sein halbes Schloß und halbes Land pfandsweise zu be-
sitzen gab. Was unten n. 8 folget, zeiget, daß ihm der halbe Theil des Schlosses Ko-
kenhusen
nicht als eine Hypothek, sondern als ein Lehn angetragen worden.
§. 3.

Es begab sich aber zu der Zeit, daß der HErr von Tage zu Tage die Anzahl
und die Hausgenossen der Brüder von der Ritterschaft Christi vermehrte, daher
es ihnen gut schien, daß sie, so wie ihre Personen und Arbeiten sich häuften, auch
an Vermögen und Gütern bemittelter würden, damit sie, weil sie in Kriegen und
andern anhaltenden Strapazen des Tages Last und Hitze getragen, auch zusammen
den Trost ihrer Arbeit, einen Groschen zum Tagelohn erhielten. Sie baten dem-
nach den Herrn Bischof mit täglichem Ueberlaufen um den dritten Theil von Lief-
land,
wie auch von andern herumliegenden Ländern, und noch unbekehrten Völ-
kern, welche der HErr durch sie zugleich mit den übrigen aus Riga künftig hin
dem christlichen Glauben unterwerfen möchte; damit, gleichwie sie mit stärkern
Ausgaben beschweret würden, sie auch mehrere Einkünfte zu geniessen hätten. Der
Bischof aber, der gerne solche Männer, die sich für das Haus des HErrn Tag
und Nacht zur Mauer stelten, nach Art eines Vaters hegte, und ihre Zahl mehrte,
wolte ebenfals gerne ihre Mühe und Kosten ersetzen, und gestand ihnen den ganzen

dritten
P 2
Des Biſchof Alberts, neuntes Jahr,
vom Jahr Chriſti 1206 bis 1207.
§. 1.

Nachdem ganz Liefland ſich nun hatte taufen laſſen, ſo war im neun-1206
ten Jahr ſeines Bisthums die Kirche GOttes ſtille, und genoß der
Ruhe des Friedens, nur daß ſie auf die Ankunft ihres Biſchofs
wartete. Der Erzbiſchof von Lunden aber und der Kanzler mach-
ten ſich mit allen den Jhrigen zur Ruͤckreiſe fertig, erreichten auch am Palmen Son-
tage Gotland, und feierten das hochheilige Oſterfeſt in ihrem Lande. Der Bi-
ſchof von Riga kam nun auf Pfingſten zu Riga an, ward von allen mit Freuden
empfangen, und hatte den Grafen von Peremunt, (Pyrmont), Gottſchal-
ken,
und einen andern Grafen a), nebſt vielen andern auslaͤndiſchen Edlen, und
ehrbaren Maͤnnern bey ſich, die an dem Frieden der Kirche mit Theil nahmen,
und die Mauer der Stadt ſo weit erhoͤheten, daß man nachher vor dem Anfal der
Heiden nichts zu befuͤrchten hatte.

a) Vielleicht der Graf Marquard von Sladem aus dem Bisthum Hildesheim, der
beym Jahre 1209 n. 5 vorkomt.
§. 2.

Dem kleinen Koͤnig von Kukonoys aber, Veſceka, kam die Ankunft des
Biſchofs und der Pilger zu Ohren, daher machte er ſich mit ſeinen Leuten auf,
ihnen entgegen zu gehen, ward auch bey ſeinem Eintrit in Riga von allen ſehr
vornehm in Empfang genommen. Nachdem er in dem Hauſe des Biſchofs viele
Tage ſich aufgehalten und viel Liebe genoſſen, ſprach er endlich den Biſchof
gegen die Streifereyen der Litthauer um Huͤlfe an, mit dem Erbieten, ihm die
Helfte ſeines Landes und ſeines Schloſſes abzuſtehen b). Der Biſchof nahm das
an, verehrte dieſem kleinen Koͤnige viele Geſchenke, ſagte ihm Beyſtand an Mann-
ſchaft und Gewehr zu, und ließ ihn vergnuͤgt nach Hauſe. Nachgehends hatte der
Biſchof ſeine Freude uͤber der Liven Bekehrung und Taufe; deswegen ſchickte er
Prieſter an alle, nach Thoreida, nach Metſepole, nach Ydumaͤa, und nach
der Dune, ließ Kirchen aufbauen, und ſetzte in dieſe Kirchſpiele Prediger ein.

b) Chytraͤus Saxon. lib. 1 p. 18 ſchreibet bey dieſem Jahre alſo: Anno 1206 reſidirte der
Ruſſen Herzog, Vieſcus, zu Kokenhuſen, und rief Alberten gegen die Litthauer
zu Huͤlfe, dafuͤr er dem Biſchof ſein halbes Schloß und halbes Land pfandsweiſe zu be-
ſitzen gab. Was unten n. 8 folget, zeiget, daß ihm der halbe Theil des Schloſſes Ko-
kenhuſen
nicht als eine Hypothek, ſondern als ein Lehn angetragen worden.
§. 3.

Es begab ſich aber zu der Zeit, daß der HErr von Tage zu Tage die Anzahl
und die Hausgenoſſen der Bruͤder von der Ritterſchaft Chriſti vermehrte, daher
es ihnen gut ſchien, daß ſie, ſo wie ihre Perſonen und Arbeiten ſich haͤuften, auch
an Vermoͤgen und Guͤtern bemittelter wuͤrden, damit ſie, weil ſie in Kriegen und
andern anhaltenden Strapazen des Tages Laſt und Hitze getragen, auch zuſammen
den Troſt ihrer Arbeit, einen Groſchen zum Tagelohn erhielten. Sie baten dem-
nach den Herrn Biſchof mit taͤglichem Ueberlaufen um den dritten Theil von Lief-
land,
wie auch von andern herumliegenden Laͤndern, und noch unbekehrten Voͤl-
kern, welche der HErr durch ſie zugleich mit den uͤbrigen aus Riga kuͤnftig hin
dem chriſtlichen Glauben unterwerfen moͤchte; damit, gleichwie ſie mit ſtaͤrkern
Ausgaben beſchweret wuͤrden, ſie auch mehrere Einkuͤnfte zu genieſſen haͤtten. Der
Biſchof aber, der gerne ſolche Maͤnner, die ſich fuͤr das Haus des HErrn Tag
und Nacht zur Mauer ſtelten, nach Art eines Vaters hegte, und ihre Zahl mehrte,
wolte ebenfals gerne ihre Muͤhe und Koſten erſetzen, und geſtand ihnen den ganzen

dritten
P 2
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[59/0091] Des Biſchof Alberts, neuntes Jahr, vom Jahr Chriſti 1206 bis 1207. §. 1. Nachdem ganz Liefland ſich nun hatte taufen laſſen, ſo war im neun- ten Jahr ſeines Bisthums die Kirche GOttes ſtille, und genoß der Ruhe des Friedens, nur daß ſie auf die Ankunft ihres Biſchofs wartete. Der Erzbiſchof von Lunden aber und der Kanzler mach- ten ſich mit allen den Jhrigen zur Ruͤckreiſe fertig, erreichten auch am Palmen Son- tage Gotland, und feierten das hochheilige Oſterfeſt in ihrem Lande. Der Bi- ſchof von Riga kam nun auf Pfingſten zu Riga an, ward von allen mit Freuden empfangen, und hatte den Grafen von Peremunt, (Pyrmont), Gottſchal- ken, und einen andern Grafen a⁾ , nebſt vielen andern auslaͤndiſchen Edlen, und ehrbaren Maͤnnern bey ſich, die an dem Frieden der Kirche mit Theil nahmen, und die Mauer der Stadt ſo weit erhoͤheten, daß man nachher vor dem Anfal der Heiden nichts zu befuͤrchten hatte. 1206 a⁾ Vielleicht der Graf Marquard von Sladem aus dem Bisthum Hildesheim, der beym Jahre 1209 n. 5 vorkomt. §. 2. Dem kleinen Koͤnig von Kukonoys aber, Veſceka, kam die Ankunft des Biſchofs und der Pilger zu Ohren, daher machte er ſich mit ſeinen Leuten auf, ihnen entgegen zu gehen, ward auch bey ſeinem Eintrit in Riga von allen ſehr vornehm in Empfang genommen. Nachdem er in dem Hauſe des Biſchofs viele Tage ſich aufgehalten und viel Liebe genoſſen, ſprach er endlich den Biſchof gegen die Streifereyen der Litthauer um Huͤlfe an, mit dem Erbieten, ihm die Helfte ſeines Landes und ſeines Schloſſes abzuſtehen b⁾ . Der Biſchof nahm das an, verehrte dieſem kleinen Koͤnige viele Geſchenke, ſagte ihm Beyſtand an Mann- ſchaft und Gewehr zu, und ließ ihn vergnuͤgt nach Hauſe. Nachgehends hatte der Biſchof ſeine Freude uͤber der Liven Bekehrung und Taufe; deswegen ſchickte er Prieſter an alle, nach Thoreida, nach Metſepole, nach Ydumaͤa, und nach der Dune, ließ Kirchen aufbauen, und ſetzte in dieſe Kirchſpiele Prediger ein. b⁾ Chytraͤus Saxon. lib. 1 p. 18 ſchreibet bey dieſem Jahre alſo: Anno 1206 reſidirte der Ruſſen Herzog, Vieſcus, zu Kokenhuſen, und rief Alberten gegen die Litthauer zu Huͤlfe, dafuͤr er dem Biſchof ſein halbes Schloß und halbes Land pfandsweiſe zu be- ſitzen gab. Was unten n. 8 folget, zeiget, daß ihm der halbe Theil des Schloſſes Ko- kenhuſen nicht als eine Hypothek, ſondern als ein Lehn angetragen worden. §. 3. Es begab ſich aber zu der Zeit, daß der HErr von Tage zu Tage die Anzahl und die Hausgenoſſen der Bruͤder von der Ritterſchaft Chriſti vermehrte, daher es ihnen gut ſchien, daß ſie, ſo wie ihre Perſonen und Arbeiten ſich haͤuften, auch an Vermoͤgen und Guͤtern bemittelter wuͤrden, damit ſie, weil ſie in Kriegen und andern anhaltenden Strapazen des Tages Laſt und Hitze getragen, auch zuſammen den Troſt ihrer Arbeit, einen Groſchen zum Tagelohn erhielten. Sie baten dem- nach den Herrn Biſchof mit taͤglichem Ueberlaufen um den dritten Theil von Lief- land, wie auch von andern herumliegenden Laͤndern, und noch unbekehrten Voͤl- kern, welche der HErr durch ſie zugleich mit den uͤbrigen aus Riga kuͤnftig hin dem chriſtlichen Glauben unterwerfen moͤchte; damit, gleichwie ſie mit ſtaͤrkern Ausgaben beſchweret wuͤrden, ſie auch mehrere Einkuͤnfte zu genieſſen haͤtten. Der Biſchof aber, der gerne ſolche Maͤnner, die ſich fuͤr das Haus des HErrn Tag und Nacht zur Mauer ſtelten, nach Art eines Vaters hegte, und ihre Zahl mehrte, wolte ebenfals gerne ihre Muͤhe und Koſten erſetzen, und geſtand ihnen den ganzen dritten P 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/91>, abgerufen am 29.04.2024.