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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1343Rittern und Kriegesleuten in das revelsche Schlos zur Besatzung, und machte
auf seinem Rückzuge dem in Hapsal belagerten Bischof Luft, durch welche Ret-
tung Burchard dem deutschen Orden die Zuneigung der Estländer zu
wege brachte. Als indessen die finnischen Schüten in den revelschen Hafen
einliefen, die Stadt in Empfang zu nehmen, so war niemand mehr da, der ihnen
die Reise bezahlte. Denn die Rädelsführer waren schon nach Verdienst belohnet,
die Entwischten aber stacken in den Wäldern und Morästen verborgen, wo sie ih-
ren Hunger mit Wurzeln und Baumrinden stilten, weil keiner sich auf öffentli-
cher Strasse zeigen durfte. Das ganze Protocol von diesem Baurenkriege ist im
Brande zu Stockholm drauf gegangen.

1344

Bey diesem Lerm der abtrünnigen Bauerschaft sahe sich Estland nicht mehr
im Stande sich ohne Schutzherren zu behelfen. Also traten Joh. von Sorse-
vere, Herm.
von Thoys, Otto von Rosen, Heinr. und Joh. von Fah-
rensbeck, Heinr.
von Wirks, Heinr. von Lode, Dietr. Toltz, Ritter,
Joh. von Mekes, Joh. Wacke, Robert von Alwen, Christian von
Scharenbecke, Assverus von Neuenhoff, Tilo von Sorsevere Hinr.
von Bikirhovede, Wapener und Räthe des Königs und der Krone Dänne-
mark,
wie auch Heinr. Lechtes, Joh. von Fahrensbeke, Bernhard von
Thoreyde, Heinemann Risbyter, Lippold von Aydes nebst allen kö-
nigl. Vasallen, zusammen, und unterzeichneten zu Revel am Tage vor Christi
Himmelfart einen Vertrag, laut dessen sie dem Ordensmeister Revel und We-
senberg
zur Vormundschaft übergeben, um diese Plätze der Krone Dänne-
mark
zum Besten zu erhalten. Sie berufen sich auf ihr gut Gewissen, und be-
zeugen bey dem Worte der Warheit daß sie hiebey im geringsten nicht gewilliget seyn,
Dännemark nachtheilig zu fallen, sondern daß sie es nur darum thun, damit
das Land nicht auf ewig Dännemark entrissen werde. Wenn sie es einhellig
wiederfordern, sol es der Orden in Monatsfrist wieder räumen. Heinrich
von Bikshöveden, die Ritterschaft und revelschen Bürgermeister wiederholen
dieses am Tage vor Simonis und Judä noch einmal, und bezeugen zugleich,
daß sie nach dieser entsetzlichen Empörung, von der sie allein übrig geblieben, und
durch welche die Neubekehrten im Glauben wankend geworden, aus Noth
sich an den Ordensmeister in Liefland gewand, und obbesagte Länder ihm in
Schutz gegeben.

Dem König von Dännemark war mit dieser fremden Besatzung in Revel
wenig gedienet. Er schrieb daher am Johannistage dem Orden in Liefland,
daß er sich zwar für ihre Treue und Gehorsam bedanke, die sie jederzeit ihm und
seinen Vorfahren erwiesen, insbesondere daß sie in der grossen Gefahr seine
Schlösser in Schutz genommen; aber weil sie oft versichert, auf das erste Erfor-
dern dem König sie wieder auszuliefern, so schicke er seinen Rath und Ritter Hr.
Stigot Andersson als Stathalter nach Revel, in dessen Hände die Ueberga-
be geschehen solle. Geschrieben zu Aalburg d).

Nichts
heimische Geschichtschreiber sind hier nicht einmal anzuführen, weil Russov noch viel
zu verantworten hat. GOtt lob! daß in unsern Tagen ein so schmälicher Vorwurf
Liefland nicht treffen kan.
d) Jn Estland kam dieses Schreiben in keine sonderliche Betrachtung, und weil keine
Flotte mit Hülfsvölkern nachkam, musten die estländischen Räthe auch Narva den
Liefländern verpfänden. Also lies Dännemark seine Vasallen im Stiche, der Or-
den aber machte sich durch behende und nachbarliche Hülfe immer mehr bey ihnen be-
liebter. Die Ausdrücke im Schlus des königl. Briefes scheinen wol nicht nach dem
Geschmack der Liefländer zu seyn. Sie lauten also: Tenemini etiam familiarius et
vltra alios nobis et coronae Dacianae fidelitatis obsequia impendere, ad quod vos
inducat non solum vestra praeexperta fidelitas, verum etiam debita nobis reuerentia.
Estis enim ad hoc nobis, si vultis advertere, obligati.
Ohne Zweifel zielte Wolde-
mar
auf den Beistand, welchen die Liefländer von seinen Vorfahren zur Bezwin-
gung des Landes genossen, und verweiset sie zu einer dankbarlichen Erkentlichkeit.

Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1343Rittern und Kriegesleuten in das revelſche Schlos zur Beſatzung, und machte
auf ſeinem Ruͤckzuge dem in Hapſal belagerten Biſchof Luft, durch welche Ret-
tung Burchard dem deutſchen Orden die Zuneigung der Eſtlaͤnder zu
wege brachte. Als indeſſen die finniſchen Schuͤten in den revelſchen Hafen
einliefen, die Stadt in Empfang zu nehmen, ſo war niemand mehr da, der ihnen
die Reiſe bezahlte. Denn die Raͤdelsfuͤhrer waren ſchon nach Verdienſt belohnet,
die Entwiſchten aber ſtacken in den Waͤldern und Moraͤſten verborgen, wo ſie ih-
ren Hunger mit Wurzeln und Baumrinden ſtilten, weil keiner ſich auf oͤffentli-
cher Straſſe zeigen durfte. Das ganze Protocol von dieſem Baurenkriege iſt im
Brande zu Stockholm drauf gegangen.

1344

Bey dieſem Lerm der abtruͤnnigen Bauerſchaft ſahe ſich Eſtland nicht mehr
im Stande ſich ohne Schutzherren zu behelfen. Alſo traten Joh. von Sorſe-
vere, Herm.
von Thoys, Otto von Roſen, Heinr. und Joh. von Fah-
rensbeck, Heinr.
von Wirks, Heinr. von Lode, Dietr. Toltz, Ritter,
Joh. von Mekes, Joh. Wacke, Robert von Alwen, Chriſtian von
Scharenbecke, Aſſverus von Neuenhoff, Tilo von Sorſevere Hinr.
von Bikirhovede, Wapener und Raͤthe des Koͤnigs und der Krone Daͤnne-
mark,
wie auch Heinr. Lechtes, Joh. von Fahrensbeke, Bernhard von
Thoreyde, Heinemann Risbyter, Lippold von Aydes nebſt allen koͤ-
nigl. Vaſallen, zuſammen, und unterzeichneten zu Revel am Tage vor Chriſti
Himmelfart einen Vertrag, laut deſſen ſie dem Ordensmeiſter Revel und We-
ſenberg
zur Vormundſchaft uͤbergeben, um dieſe Plaͤtze der Krone Daͤnne-
mark
zum Beſten zu erhalten. Sie berufen ſich auf ihr gut Gewiſſen, und be-
zeugen bey dem Worte der Warheit daß ſie hiebey im geringſten nicht gewilliget ſeyn,
Daͤnnemark nachtheilig zu fallen, ſondern daß ſie es nur darum thun, damit
das Land nicht auf ewig Daͤnnemark entriſſen werde. Wenn ſie es einhellig
wiederfordern, ſol es der Orden in Monatsfriſt wieder raͤumen. Heinrich
von Bikshoͤveden, die Ritterſchaft und revelſchen Buͤrgermeiſter wiederholen
dieſes am Tage vor Simonis und Judaͤ noch einmal, und bezeugen zugleich,
daß ſie nach dieſer entſetzlichen Empoͤrung, von der ſie allein uͤbrig geblieben, und
durch welche die Neubekehrten im Glauben wankend geworden, aus Noth
ſich an den Ordensmeiſter in Liefland gewand, und obbeſagte Laͤnder ihm in
Schutz gegeben.

Dem Koͤnig von Daͤnnemark war mit dieſer fremden Beſatzung in Revel
wenig gedienet. Er ſchrieb daher am Johannistage dem Orden in Liefland,
daß er ſich zwar fuͤr ihre Treue und Gehorſam bedanke, die ſie jederzeit ihm und
ſeinen Vorfahren erwieſen, insbeſondere daß ſie in der groſſen Gefahr ſeine
Schloͤſſer in Schutz genommen; aber weil ſie oft verſichert, auf das erſte Erfor-
dern dem Koͤnig ſie wieder auszuliefern, ſo ſchicke er ſeinen Rath und Ritter Hr.
Stigot Anderſſon als Stathalter nach Revel, in deſſen Haͤnde die Ueberga-
be geſchehen ſolle. Geſchrieben zu Aalburg d).

Nichts
heimiſche Geſchichtſchreiber ſind hier nicht einmal anzufuͤhren, weil Ruſſov noch viel
zu verantworten hat. GOtt lob! daß in unſern Tagen ein ſo ſchmaͤlicher Vorwurf
Liefland nicht treffen kan.
d) Jn Eſtland kam dieſes Schreiben in keine ſonderliche Betrachtung, und weil keine
Flotte mit Huͤlfsvoͤlkern nachkam, muſten die eſtlaͤndiſchen Raͤthe auch Narva den
Lieflaͤndern verpfaͤnden. Alſo lies Daͤnnemark ſeine Vaſallen im Stiche, der Or-
den aber machte ſich durch behende und nachbarliche Huͤlfe immer mehr bey ihnen be-
liebter. Die Ausdruͤcke im Schlus des koͤnigl. Briefes ſcheinen wol nicht nach dem
Geſchmack der Lieflaͤnder zu ſeyn. Sie lauten alſo: Tenemini etiam familiarius et
vltra alios nobis et coronae Dacianae fidelitatis obſequia impendere, ad quod vos
inducat non ſolum veſtra praeexperta fidelitas, verum etiam debita nobis reuerentia.
Eſtis enim ad hoc nobis, ſi vultis advertere, obligati.
Ohne Zweifel zielte Wolde-
mar
auf den Beiſtand, welchen die Lieflaͤnder von ſeinen Vorfahren zur Bezwin-
gung des Landes genoſſen, und verweiſet ſie zu einer dankbarlichen Erkentlichkeit.
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[96/0114] Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, Rittern und Kriegesleuten in das revelſche Schlos zur Beſatzung, und machte auf ſeinem Ruͤckzuge dem in Hapſal belagerten Biſchof Luft, durch welche Ret- tung Burchard dem deutſchen Orden die Zuneigung der Eſtlaͤnder zu wege brachte. Als indeſſen die finniſchen Schuͤten in den revelſchen Hafen einliefen, die Stadt in Empfang zu nehmen, ſo war niemand mehr da, der ihnen die Reiſe bezahlte. Denn die Raͤdelsfuͤhrer waren ſchon nach Verdienſt belohnet, die Entwiſchten aber ſtacken in den Waͤldern und Moraͤſten verborgen, wo ſie ih- ren Hunger mit Wurzeln und Baumrinden ſtilten, weil keiner ſich auf oͤffentli- cher Straſſe zeigen durfte. Das ganze Protocol von dieſem Baurenkriege iſt im Brande zu Stockholm drauf gegangen. 1343 Bey dieſem Lerm der abtruͤnnigen Bauerſchaft ſahe ſich Eſtland nicht mehr im Stande ſich ohne Schutzherren zu behelfen. Alſo traten Joh. von Sorſe- vere, Herm. von Thoys, Otto von Roſen, Heinr. und Joh. von Fah- rensbeck, Heinr. von Wirks, Heinr. von Lode, Dietr. Toltz, Ritter, Joh. von Mekes, Joh. Wacke, Robert von Alwen, Chriſtian von Scharenbecke, Aſſverus von Neuenhoff, Tilo von Sorſevere Hinr. von Bikirhovede, Wapener und Raͤthe des Koͤnigs und der Krone Daͤnne- mark, wie auch Heinr. Lechtes, Joh. von Fahrensbeke, Bernhard von Thoreyde, Heinemann Risbyter, Lippold von Aydes nebſt allen koͤ- nigl. Vaſallen, zuſammen, und unterzeichneten zu Revel am Tage vor Chriſti Himmelfart einen Vertrag, laut deſſen ſie dem Ordensmeiſter Revel und We- ſenberg zur Vormundſchaft uͤbergeben, um dieſe Plaͤtze der Krone Daͤnne- mark zum Beſten zu erhalten. Sie berufen ſich auf ihr gut Gewiſſen, und be- zeugen bey dem Worte der Warheit daß ſie hiebey im geringſten nicht gewilliget ſeyn, Daͤnnemark nachtheilig zu fallen, ſondern daß ſie es nur darum thun, damit das Land nicht auf ewig Daͤnnemark entriſſen werde. Wenn ſie es einhellig wiederfordern, ſol es der Orden in Monatsfriſt wieder raͤumen. Heinrich von Bikshoͤveden, die Ritterſchaft und revelſchen Buͤrgermeiſter wiederholen dieſes am Tage vor Simonis und Judaͤ noch einmal, und bezeugen zugleich, daß ſie nach dieſer entſetzlichen Empoͤrung, von der ſie allein uͤbrig geblieben, und durch welche die Neubekehrten im Glauben wankend geworden, aus Noth ſich an den Ordensmeiſter in Liefland gewand, und obbeſagte Laͤnder ihm in Schutz gegeben. Dem Koͤnig von Daͤnnemark war mit dieſer fremden Beſatzung in Revel wenig gedienet. Er ſchrieb daher am Johannistage dem Orden in Liefland, daß er ſich zwar fuͤr ihre Treue und Gehorſam bedanke, die ſie jederzeit ihm und ſeinen Vorfahren erwieſen, insbeſondere daß ſie in der groſſen Gefahr ſeine Schloͤſſer in Schutz genommen; aber weil ſie oft verſichert, auf das erſte Erfor- dern dem Koͤnig ſie wieder auszuliefern, ſo ſchicke er ſeinen Rath und Ritter Hr. Stigot Anderſſon als Stathalter nach Revel, in deſſen Haͤnde die Ueberga- be geſchehen ſolle. Geſchrieben zu Aalburg d). Nichts c) d) Jn Eſtland kam dieſes Schreiben in keine ſonderliche Betrachtung, und weil keine Flotte mit Huͤlfsvoͤlkern nachkam, muſten die eſtlaͤndiſchen Raͤthe auch Narva den Lieflaͤndern verpfaͤnden. Alſo lies Daͤnnemark ſeine Vaſallen im Stiche, der Or- den aber machte ſich durch behende und nachbarliche Huͤlfe immer mehr bey ihnen be- liebter. Die Ausdruͤcke im Schlus des koͤnigl. Briefes ſcheinen wol nicht nach dem Geſchmack der Lieflaͤnder zu ſeyn. Sie lauten alſo: Tenemini etiam familiarius et vltra alios nobis et coronae Dacianae fidelitatis obſequia impendere, ad quod vos inducat non ſolum veſtra praeexperta fidelitas, verum etiam debita nobis reuerentia. Eſtis enim ad hoc nobis, ſi vultis advertere, obligati. Ohne Zweifel zielte Wolde- mar auf den Beiſtand, welchen die Lieflaͤnder von ſeinen Vorfahren zur Bezwin- gung des Landes genoſſen, und verweiſet ſie zu einer dankbarlichen Erkentlichkeit. c) heimiſche Geſchichtſchreiber ſind hier nicht einmal anzufuͤhren, weil Ruſſov noch viel zu verantworten hat. GOtt lob! daß in unſern Tagen ein ſo ſchmaͤlicher Vorwurf Liefland nicht treffen kan.

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/114>, abgerufen am 28.04.2024.