stets als den höchsten Idealismus, als die höchste weibliche Tugend hingestellt.
Sie war in wundersamer Stimmung. Bald grollte sie sich und ihren Schriften, und schwur sich, keine Zeile mehr zu schreiben, bald mußte sie lachen über sich und Samuel. Wie hatten sie sich so verblenden können? Weshalb hatte er nicht gesehen, daß sie ihn liebte, daß sie zu ihm gehörte? weshalb hatte er es ihr denn nicht gesagt? -- Jetzt gleich wollte sie zu ihm, ihm Alles selbst bekennen, sie war ja alt genug, um wahr zu sein.
Indeß, als sie dann gehen wollte, fand sie es unmöglich. Es war schon spät, Samuel war krank, er schlief gewiß seit Stunden. Sie dachte mit solcher Liebe an seinen stillen, sanften Schlaf.
Aber Samuel schlief nicht, sondern er lag wach auf seinem Lager. Er hätte weinen können, wäre das in seiner Art gewesen. Das also war das Ende deiser Reise, auf die er sich gefreut, auf die
stets als den höchsten Idealismus, als die höchste weibliche Tugend hingestellt.
Sie war in wundersamer Stimmung. Bald grollte sie sich und ihren Schriften, und schwur sich, keine Zeile mehr zu schreiben, bald mußte sie lachen über sich und Samuel. Wie hatten sie sich so verblenden können? Weshalb hatte er nicht gesehen, daß sie ihn liebte, daß sie zu ihm gehörte? weshalb hatte er es ihr denn nicht gesagt? — Jetzt gleich wollte sie zu ihm, ihm Alles selbst bekennen, sie war ja alt genug, um wahr zu sein.
Indeß, als sie dann gehen wollte, fand sie es unmöglich. Es war schon spät, Samuel war krank, er schlief gewiß seit Stunden. Sie dachte mit solcher Liebe an seinen stillen, sanften Schlaf.
Aber Samuel schlief nicht, sondern er lag wach auf seinem Lager. Er hätte weinen können, wäre das in seiner Art gewesen. Das also war das Ende deiser Reise, auf die er sich gefreut, auf die
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stets als den höchsten Idealismus, als die höchste weibliche Tugend hingestellt.</p><p> Sie war in wundersamer Stimmung. Bald grollte sie sich und ihren Schriften, und schwur sich, keine Zeile mehr zu schreiben, bald mußte sie lachen über sich und Samuel. Wie hatten sie sich so verblenden können? Weshalb hatte er nicht gesehen, daß sie ihn liebte, daß sie zu ihm gehörte? weshalb hatte er es ihr denn nicht gesagt? — Jetzt gleich wollte sie zu ihm, ihm Alles selbst bekennen, sie war ja alt genug, um wahr zu sein.</p><p> Indeß, als sie dann gehen wollte, fand sie es unmöglich. Es war schon spät, Samuel war krank, er schlief gewiß seit Stunden. Sie dachte mit solcher Liebe an seinen stillen, sanften Schlaf.</p><p> Aber Samuel schlief nicht, sondern er lag wach auf seinem Lager. Er hätte weinen können, wäre das in seiner Art gewesen. Das also war das Ende deiser Reise, auf die er sich gefreut, auf die
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stets als den höchsten Idealismus, als die höchste weibliche Tugend hingestellt.
Sie war in wundersamer Stimmung. Bald grollte sie sich und ihren Schriften, und schwur sich, keine Zeile mehr zu schreiben, bald mußte sie lachen über sich und Samuel. Wie hatten sie sich so verblenden können? Weshalb hatte er nicht gesehen, daß sie ihn liebte, daß sie zu ihm gehörte? weshalb hatte er es ihr denn nicht gesagt? — Jetzt gleich wollte sie zu ihm, ihm Alles selbst bekennen, sie war ja alt genug, um wahr zu sein.
Indeß, als sie dann gehen wollte, fand sie es unmöglich. Es war schon spät, Samuel war krank, er schlief gewiß seit Stunden. Sie dachte mit solcher Liebe an seinen stillen, sanften Schlaf.
Aber Samuel schlief nicht, sondern er lag wach auf seinem Lager. Er hätte weinen können, wäre das in seiner Art gewesen. Das also war das Ende deiser Reise, auf die er sich gefreut, auf die
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Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/263>, abgerufen am 17.06.2024.
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