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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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enthüllte, und Clara, vor der er es am lieb-
sten gethan, war seit einigen Stunden bei
Jenny. Er fragte nach ihr, er wolle und
müsse Abschied von ihr nehmen.

"Beruhige Dich, lieber William", sagte
die Commerzienräthin, "ich lasse sie sogleich
holen, und sie soll den Rest des Abends mit
Dir verbringen. Sie wird außer sich sein."
Sie schellte und befahl dem eintretenden
Diener, anspannen zu lassen und das Fräu-
lein zu holen, weil Herr Hughes morgen
verreise.

"Morgen? Tante! ehe ich kam, waren
die Pferde bestellt, mein Diener bereitet mein
Gepäck, und mit bebender Angst harre ich auf
den Ton des Posthorns. Ich reise gleich; je-
der Augenblick, den ich zögere, kann mich um
den Trost bringen, meinen Vater noch zu sehen,
noch ein Wort von seinem Munde zu hören --
nur in der höchsten Eile ist Hoffnung!"

enthüllte, und Clara, vor der er es am lieb-
ſten gethan, war ſeit einigen Stunden bei
Jenny. Er fragte nach ihr, er wolle und
müſſe Abſchied von ihr nehmen.

„Beruhige Dich, lieber William“, ſagte
die Commerzienräthin, „ich laſſe ſie ſogleich
holen, und ſie ſoll den Reſt des Abends mit
Dir verbringen. Sie wird außer ſich ſein.“
Sie ſchellte und befahl dem eintretenden
Diener, anſpannen zu laſſen und das Fräu-
lein zu holen, weil Herr Hughes morgen
verreiſe.

„Morgen? Tante! ehe ich kam, waren
die Pferde beſtellt, mein Diener bereitet mein
Gepäck, und mit bebender Angſt harre ich auf
den Ton des Poſthorns. Ich reiſe gleich; je-
der Augenblick, den ich zögere, kann mich um
den Troſt bringen, meinen Vater noch zu ſehen,
noch ein Wort von ſeinem Munde zu hören —
nur in der höchſten Eile iſt Hoffnung!“

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[288/0300] enthüllte, und Clara, vor der er es am lieb- ſten gethan, war ſeit einigen Stunden bei Jenny. Er fragte nach ihr, er wolle und müſſe Abſchied von ihr nehmen. „Beruhige Dich, lieber William“, ſagte die Commerzienräthin, „ich laſſe ſie ſogleich holen, und ſie ſoll den Reſt des Abends mit Dir verbringen. Sie wird außer ſich ſein.“ Sie ſchellte und befahl dem eintretenden Diener, anſpannen zu laſſen und das Fräu- lein zu holen, weil Herr Hughes morgen verreiſe. „Morgen? Tante! ehe ich kam, waren die Pferde beſtellt, mein Diener bereitet mein Gepäck, und mit bebender Angſt harre ich auf den Ton des Poſthorns. Ich reiſe gleich; je- der Augenblick, den ich zögere, kann mich um den Troſt bringen, meinen Vater noch zu ſehen, noch ein Wort von ſeinem Munde zu hören — nur in der höchſten Eile iſt Hoffnung!“

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/300>, abgerufen am 09.05.2024.