Leyser, Polycarp: Eine Christliche Leichpredigt/ Bey der Begräbnuß/ deß ... Fritzen von der Schullenburg ... Frankfurt (Main), 1589.gen thun? Solches sollen sie nicht allein jren Erben zu wenden / sondern auch den Erben Gottes / das ist / frommen dürfftigen Menschen. Dann was man in dieser Welt hat / das muß zu letzt verderben vnd verbrennen / was man aber armen Leuten mittheilet / das wirt gleichsam auß dieser Welt geflehet / daß man desselben noch im ewigen Leben geniessen kan. Solches haben die Alten mit diesen Exempeln erkläret. Es ist mit diesem Leben beschaffen / als wann einer in einen schönen herr lichen Lustgarten eyngelassen würde / da jm erläubet / alles was jngelüstet / abzubrechen / zu essen vnd zu geniessen / so lang er im Garten bliebe / allein wenn er wider herauß gehen würde / so solte er nichts mit sich auß dem Garten tragen. Nun aber waren die Früchte deß Gartens also schön / lustig vnd lieblich / daß er gern derselben auch etliche haben wolte / wann er ausser dem Garten käme / vnd wüste doch daß er nichts zur Thür herauß tragen dörffte / da erdachte derselb Mensch ein solche List / daß er etliche Frücht vber die Mauren außwerffe / auff daß / wann er auß dem Garten gegangen were / er sich an den selben ort finden / solche Frucht wider holen / vnd derselben geniessen möchte. Also werden wir alle / besonders aber die Reichen vnd Vermöglichen / in dieses zeitliche Leben / als in ein Paradiß vnnd Lustgarten eyngelassen / aber allein mit diesem Gedinge / wir solten der Güter dieser Welt gebrauchen / so lange wir lebten / nach dem Leben aber / solten wir durch den Todt / welcher die Thür vnnd Außgang auß diesem Leben ist / nicht das geringste widerumb herauß tragen / sondern alles zurück in diesem Leben lassen. Wer nun jetzo so klug ist auß Gottes Wort worden / daß er auch den Armen von seinen Gütern mittheilet / der thut nichts anderß / dann als wann er die Frucht seines Gartens vber die Mauren außwerffe / daß er nach seinem Todt in jenem Leben auch etwas finden möchte. Dann wann die andern Güter alle mit Himmel vnnd Erden verbrannt / vnnd mit den El- gen thun? Solches sollen sie nicht allein jren Erben zu wenden / sondern auch den Erben Gottes / das ist / from̃en dürfftigen Menschen. Dañ was man in dieser Welt hat / das muß zu letzt verderben vñ verbreñen / was man aber armen Leutẽ mittheilet / das wirt gleichsam auß dieser Welt geflehet / daß man desselben noch im ewigen Leben geniessen kan. Solches haben die Alten mit diesen Exempeln erkläret. Es ist mit diesem Leben beschaffen / als wann einer in einen schönen herr lichen Lustgarten eyngelassen würde / da jm erläubet / alles was jngelüstet / abzubrechẽ / zu essen vnd zu geniessen / so lang er im Garten bliebe / allein wenn er wider herauß gehen würde / so solte er nichts mit sich auß dem Garten tragen. Nun aber waren die Früchte deß Gartens also schön / lustig vñ lieblich / daß er gern derselben auch etliche haben wolte / wann er ausser dem Garten käme / vñ wüste doch daß er nichts zur Thür herauß tragen dörffte / da erdachte derselb Mensch ein solche List / daß er etliche Frücht vber die Mauren außwerffe / auff daß / wañ er auß dem Garten gegangen were / er sich an den selben ort finden / solche Frucht wider holen / vnd derselben geniessen möchte. Also werden wir alle / besonders aber die Reichen vnd Vermöglichen / in dieses zeitliche Leben / als in ein Paradiß vnnd Lustgarten eyngelassen / aber allein mit diesem Gedinge / wir solten der Güter dieser Welt gebrauchen / so lange wir lebten / nach dem Leben aber / solten wir durch den Todt / welcher die Thür vnnd Außgang auß diesem Leben ist / nicht das geringste widerumb herauß tragen / sondern alles zurück in diesem Leben lassen. Wer nun jetzo so klug ist auß Gottes Wort worden / daß er auch den Armen von seinen Gütern mittheilet / der thut nichts anderß / dann als wann er die Frucht seines Gartens vber die Mauren außwerffe / daß er nach seinem Todt in jenem Leben auch etwas finden möchte. Dann wann die andern Güter alle mit Himmel vnnd Erden verbrannt / vnnd mit den El- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0033" n="31"/> gen thun? Solches sollen sie nicht allein jren Erben zu wenden / sondern auch den Erben Gottes / das ist / from̃en dürfftigen Menschen. 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Nun aber waren die Früchte deß Gartens also schön / lustig vñ lieblich / daß er gern derselben auch etliche haben wolte / wann er ausser dem Garten käme / vñ wüste doch daß er nichts zur Thür herauß tragen dörffte / da erdachte derselb Mensch ein solche List / daß er etliche Frücht vber die Mauren außwerffe / auff daß / wañ er auß dem Garten gegangen were / er sich an den selben ort finden / solche Frucht wider holen / vnd derselben geniessen möchte. Also werden wir alle / besonders aber die Reichen vnd Vermöglichen / in dieses zeitliche Leben / als in ein Paradiß vnnd Lustgarten eyngelassen / aber allein mit diesem Gedinge / wir solten der Güter dieser Welt gebrauchen / so lange wir lebten / nach dem Leben aber / solten wir durch den Todt / welcher die Thür vnnd Außgang auß diesem Leben ist / nicht das geringste widerumb herauß tragen / sondern alles zurück in diesem Leben lassen. Wer nun jetzo so klug ist auß Gottes Wort worden / daß er auch den Armen von seinen Gütern mittheilet / der thut nichts anderß / dann als wann er die Frucht seines Gartens vber die Mauren außwerffe / daß er nach seinem Todt in jenem Leben auch etwas finden möchte. Dann wann die andern Güter alle mit Himmel vnnd Erden verbrannt / vnnd mit den El- </p> </div> </body> </text> </TEI> [31/0033]
gen thun? Solches sollen sie nicht allein jren Erben zu wenden / sondern auch den Erben Gottes / das ist / from̃en dürfftigen Menschen. Dañ was man in dieser Welt hat / das muß zu letzt verderben vñ verbreñen / was man aber armen Leutẽ mittheilet / das wirt gleichsam auß dieser Welt geflehet / daß man desselben noch im ewigen Leben geniessen kan.
Solches haben die Alten mit diesen Exempeln erkläret. Es ist mit diesem Leben beschaffen / als wann einer in einen schönen herr lichen Lustgarten eyngelassen würde / da jm erläubet / alles was jngelüstet / abzubrechẽ / zu essen vnd zu geniessen / so lang er im Garten bliebe / allein wenn er wider herauß gehen würde / so solte er nichts mit sich auß dem Garten tragen. Nun aber waren die Früchte deß Gartens also schön / lustig vñ lieblich / daß er gern derselben auch etliche haben wolte / wann er ausser dem Garten käme / vñ wüste doch daß er nichts zur Thür herauß tragen dörffte / da erdachte derselb Mensch ein solche List / daß er etliche Frücht vber die Mauren außwerffe / auff daß / wañ er auß dem Garten gegangen were / er sich an den selben ort finden / solche Frucht wider holen / vnd derselben geniessen möchte. Also werden wir alle / besonders aber die Reichen vnd Vermöglichen / in dieses zeitliche Leben / als in ein Paradiß vnnd Lustgarten eyngelassen / aber allein mit diesem Gedinge / wir solten der Güter dieser Welt gebrauchen / so lange wir lebten / nach dem Leben aber / solten wir durch den Todt / welcher die Thür vnnd Außgang auß diesem Leben ist / nicht das geringste widerumb herauß tragen / sondern alles zurück in diesem Leben lassen. Wer nun jetzo so klug ist auß Gottes Wort worden / daß er auch den Armen von seinen Gütern mittheilet / der thut nichts anderß / dann als wann er die Frucht seines Gartens vber die Mauren außwerffe / daß er nach seinem Todt in jenem Leben auch etwas finden möchte. Dann wann die andern Güter alle mit Himmel vnnd Erden verbrannt / vnnd mit den El-
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Zitationshilfe: | Leyser, Polycarp: Eine Christliche Leichpredigt/ Bey der Begräbnuß/ deß ... Fritzen von der Schullenburg ... Frankfurt (Main), 1589, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leyser_leichpredigt_1589/33>, abgerufen am 17.06.2024. |