Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Die anorganischen Bestandtheile der Vegetabilien.
kungswerth, sie muß ersetzt sich vorfinden durch ein Aequivalent
von einer der andern Basen. Die Anzahl der Aequivalente dieser
Basen wären hiernach eine unveränderliche Größe, und hier-
aus würde von selbst die Regel gefolgert werden müssen, daß
die Sauerstoffmenge aller alkalischen Basen zusammengenommen
unter allen Umständen unveränderlich ist, -- auf welchem
Boden die Pflanze auch wachsen, welchen Boden sie auch er-
halten mag.

Dieser Schluß bezieht sich, wie sich von selbst versteht, nur
auf diejenigen alkalischen Basen, welche als pflanzensaure
Salze Bestandtheile der Pflanzen ausmachen, wir finden nun
grade diese in der Asche derselben als kohlensaure Salze wie-
der, deren Quantität leicht bestimmbar ist.

Es sind von Saussure und Berthier eine Reihe von
Analysen von Pflanzenaschen angestellt worden, aus denen sich
als unmittelbares Resultat ergab, daß der Boden einen ent-
schiedenen Einfluß auf den Gehalt der Pflanzen an diesen
Metalloxiden hat, daß Fichtenholzasche vom Mont Breven
z. B. Bittererde enthielt, welche in der Asche desselben Baumes
vom Gebirge La Salle fehlte, daß die Mengen des Kali's und
Kalks in den Bäumen der beiden Standorte ebenfalls sehr
verschieden war.

Man hat, wie ich glaube mit Unrecht, hieraus geschlossen,
daß die Gegenwart dieser Basen in den Pflanzen in keiner
besonderen Beziehung zu ihrer Entwickelung stehe, denn wenn
dieß wirklich wäre, so müßte man es für das sonderbarste
Spiel des Zufalls halten, daß gerade durch diese Analysen
der Beweis vom Gegentheil geführt werden kann.

Diese beiden Fichtenaschen von einer so ungleichen Zusam-
mensetzung enthalten nemlich nach de Saussure's Analyse
eine gleiche Anzahl von Aequivalenten von diesen Metalloxiden.

Die anorganiſchen Beſtandtheile der Vegetabilien.
kungswerth, ſie muß erſetzt ſich vorfinden durch ein Aequivalent
von einer der andern Baſen. Die Anzahl der Aequivalente dieſer
Baſen wären hiernach eine unveränderliche Größe, und hier-
aus würde von ſelbſt die Regel gefolgert werden müſſen, daß
die Sauerſtoffmenge aller alkaliſchen Baſen zuſammengenommen
unter allen Umſtänden unveränderlich iſt, — auf welchem
Boden die Pflanze auch wachſen, welchen Boden ſie auch er-
halten mag.

Dieſer Schluß bezieht ſich, wie ſich von ſelbſt verſteht, nur
auf diejenigen alkaliſchen Baſen, welche als pflanzenſaure
Salze Beſtandtheile der Pflanzen ausmachen, wir finden nun
grade dieſe in der Aſche derſelben als kohlenſaure Salze wie-
der, deren Quantität leicht beſtimmbar iſt.

Es ſind von Sauſſure und Berthier eine Reihe von
Analyſen von Pflanzenaſchen angeſtellt worden, aus denen ſich
als unmittelbares Reſultat ergab, daß der Boden einen ent-
ſchiedenen Einfluß auf den Gehalt der Pflanzen an dieſen
Metalloxiden hat, daß Fichtenholzaſche vom Mont Breven
z. B. Bittererde enthielt, welche in der Aſche deſſelben Baumes
vom Gebirge La Salle fehlte, daß die Mengen des Kali’s und
Kalks in den Bäumen der beiden Standorte ebenfalls ſehr
verſchieden war.

Man hat, wie ich glaube mit Unrecht, hieraus geſchloſſen,
daß die Gegenwart dieſer Baſen in den Pflanzen in keiner
beſonderen Beziehung zu ihrer Entwickelung ſtehe, denn wenn
dieß wirklich wäre, ſo müßte man es für das ſonderbarſte
Spiel des Zufalls halten, daß gerade durch dieſe Analyſen
der Beweis vom Gegentheil geführt werden kann.

Dieſe beiden Fichtenaſchen von einer ſo ungleichen Zuſam-
menſetzung enthalten nemlich nach de Sauſſure’s Analyſe
eine gleiche Anzahl von Aequivalenten von dieſen Metalloxiden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0106" n="88"/><fw place="top" type="header">Die anorgani&#x017F;chen Be&#x017F;tandtheile der Vegetabilien.</fw><lb/>
kungswerth, &#x017F;ie muß er&#x017F;etzt &#x017F;ich vorfinden durch ein Aequivalent<lb/>
von einer der andern Ba&#x017F;en. Die Anzahl der Aequivalente die&#x017F;er<lb/>
Ba&#x017F;en wären hiernach eine unveränderliche Größe, und hier-<lb/>
aus würde von &#x017F;elb&#x017F;t die Regel gefolgert werden mü&#x017F;&#x017F;en, daß<lb/>
die Sauer&#x017F;toffmenge aller alkali&#x017F;chen Ba&#x017F;en zu&#x017F;ammengenommen<lb/>
unter allen Um&#x017F;tänden unveränderlich i&#x017F;t, &#x2014; auf welchem<lb/>
Boden die Pflanze auch wach&#x017F;en, welchen Boden &#x017F;ie auch er-<lb/>
halten mag.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;er Schluß bezieht &#x017F;ich, wie &#x017F;ich von &#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;teht, nur<lb/>
auf diejenigen alkali&#x017F;chen Ba&#x017F;en, welche als pflanzen&#x017F;aure<lb/>
Salze Be&#x017F;tandtheile der Pflanzen ausmachen, wir finden nun<lb/>
grade die&#x017F;e in der A&#x017F;che der&#x017F;elben als kohlen&#x017F;aure Salze wie-<lb/>
der, deren Quantität leicht be&#x017F;timmbar i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Es &#x017F;ind von <hi rendition="#g">Sau&#x017F;&#x017F;ure</hi> und <hi rendition="#g">Berthier</hi> eine Reihe von<lb/>
Analy&#x017F;en von Pflanzena&#x017F;chen ange&#x017F;tellt worden, aus denen &#x017F;ich<lb/>
als unmittelbares Re&#x017F;ultat ergab, daß der Boden einen ent-<lb/>
&#x017F;chiedenen Einfluß auf den Gehalt der Pflanzen an die&#x017F;en<lb/>
Metalloxiden hat, daß Fichtenholza&#x017F;che vom Mont Breven<lb/>
z. B. Bittererde enthielt, welche in der A&#x017F;che de&#x017F;&#x017F;elben Baumes<lb/>
vom Gebirge La Salle fehlte, daß die Mengen des Kali&#x2019;s und<lb/>
Kalks in den Bäumen der beiden Standorte ebenfalls &#x017F;ehr<lb/>
ver&#x017F;chieden war.</p><lb/>
          <p>Man hat, wie ich glaube mit Unrecht, hieraus ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
daß die Gegenwart die&#x017F;er Ba&#x017F;en in den Pflanzen in keiner<lb/>
be&#x017F;onderen Beziehung zu ihrer Entwickelung &#x017F;tehe, denn wenn<lb/>
dieß wirklich wäre, &#x017F;o müßte man es für das &#x017F;onderbar&#x017F;te<lb/>
Spiel des Zufalls halten, daß gerade durch die&#x017F;e Analy&#x017F;en<lb/>
der Beweis vom Gegentheil geführt werden kann.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e beiden Fichtena&#x017F;chen von einer &#x017F;o ungleichen Zu&#x017F;am-<lb/>
men&#x017F;etzung enthalten nemlich nach <hi rendition="#g">de Sau&#x017F;&#x017F;ure</hi>&#x2019;s Analy&#x017F;e<lb/>
eine gleiche Anzahl von Aequivalenten von die&#x017F;en Metalloxiden.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0106] Die anorganiſchen Beſtandtheile der Vegetabilien. kungswerth, ſie muß erſetzt ſich vorfinden durch ein Aequivalent von einer der andern Baſen. Die Anzahl der Aequivalente dieſer Baſen wären hiernach eine unveränderliche Größe, und hier- aus würde von ſelbſt die Regel gefolgert werden müſſen, daß die Sauerſtoffmenge aller alkaliſchen Baſen zuſammengenommen unter allen Umſtänden unveränderlich iſt, — auf welchem Boden die Pflanze auch wachſen, welchen Boden ſie auch er- halten mag. Dieſer Schluß bezieht ſich, wie ſich von ſelbſt verſteht, nur auf diejenigen alkaliſchen Baſen, welche als pflanzenſaure Salze Beſtandtheile der Pflanzen ausmachen, wir finden nun grade dieſe in der Aſche derſelben als kohlenſaure Salze wie- der, deren Quantität leicht beſtimmbar iſt. Es ſind von Sauſſure und Berthier eine Reihe von Analyſen von Pflanzenaſchen angeſtellt worden, aus denen ſich als unmittelbares Reſultat ergab, daß der Boden einen ent- ſchiedenen Einfluß auf den Gehalt der Pflanzen an dieſen Metalloxiden hat, daß Fichtenholzaſche vom Mont Breven z. B. Bittererde enthielt, welche in der Aſche deſſelben Baumes vom Gebirge La Salle fehlte, daß die Mengen des Kali’s und Kalks in den Bäumen der beiden Standorte ebenfalls ſehr verſchieden war. Man hat, wie ich glaube mit Unrecht, hieraus geſchloſſen, daß die Gegenwart dieſer Baſen in den Pflanzen in keiner beſonderen Beziehung zu ihrer Entwickelung ſtehe, denn wenn dieß wirklich wäre, ſo müßte man es für das ſonderbarſte Spiel des Zufalls halten, daß gerade durch dieſe Analyſen der Beweis vom Gegentheil geführt werden kann. Dieſe beiden Fichtenaſchen von einer ſo ungleichen Zuſam- menſetzung enthalten nemlich nach de Sauſſure’s Analyſe eine gleiche Anzahl von Aequivalenten von dieſen Metalloxiden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/106
Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/106>, abgerufen am 28.04.2024.