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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

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Die Bewegungserscheinungen
bikzoll einnehmen, so verbindet sich 1 Kubikzoll Sauerstoff
sehr nahe mit 9 Kubikzoll Blut.

Nach den Untersuchungen von Denis, Richardson,
Nasse
(Handwörterbuch der Physiologie Bd. I. S. 138)
enthalten 10000 Blut 8 Theile Eisenoxyd. 76800 Gran
(10 Pfd.) Blut enthalten demnach 61,54 Gran Eisenoxyd
im arteriellen oder 55,14 Eisenoxydul im venösen Blut.

Nehmen wir nun an, das Eisen in den Blutkörperchen
des venösen Blutes sei als Eisenoxydul, das im arteriellen
Blut als Eisenoxyd enthalten, so nehmen 55,14 Gran Ei-
senoxydul bei ihrem Durchgang durch die Lunge in einer
Minute 6,40 Gran Sauerstoff auf; da nun in dieser Zeit
im Ganzen von 10 Pfund Blut 12 Gran Sauerstoff auf-
genommen werden, so treten von diesen 12 Gran, 5,6 Gran
an die anderen Bestandtheile des Blutes.

55,14 Gran Eisenoxydul verbinden sich nun mit 34,8
Gran Kohlensäure, welche den Raum von 73 Kubikzoll ein-
nehmen. Es ist deshalb klar, daß die in dem Blute vor-
handene Menge Eisen, als Eisenoxydul gedacht, hinreicht,
um den Träger der doppelten Menge Kohlensäure abzuge-
ben, welche überhaupt auf Kosten alles in der Lunge aufge-
nommenen Sauerstoffs erzeugbar ist.

Die eben entwickelte Hypothese stützt sich auf die bekann-
ten Beobachtungen und zwar erklärt sie den Respirations-
proceß, soweit er von den Blutkörperchen abhängig ist, voll-
kommen, sie schließt die Meinung nicht aus, daß auch auf
anderen Wegen Kohlensäure in die Lunge gelangen, daß gewisse

Die Bewegungserſcheinungen
bikzoll einnehmen, ſo verbindet ſich 1 Kubikzoll Sauerſtoff
ſehr nahe mit 9 Kubikzoll Blut.

Nach den Unterſuchungen von Denis, Richardſon,
Naſſe
(Handwörterbuch der Phyſiologie Bd. I. S. 138)
enthalten 10000 Blut 8 Theile Eiſenoxyd. 76800 Gran
(10 Pfd.) Blut enthalten demnach 61,54 Gran Eiſenoxyd
im arteriellen oder 55,14 Eiſenoxydul im venöſen Blut.

Nehmen wir nun an, das Eiſen in den Blutkörperchen
des venöſen Blutes ſei als Eiſenoxydul, das im arteriellen
Blut als Eiſenoxyd enthalten, ſo nehmen 55,14 Gran Ei-
ſenoxydul bei ihrem Durchgang durch die Lunge in einer
Minute 6,40 Gran Sauerſtoff auf; da nun in dieſer Zeit
im Ganzen von 10 Pfund Blut 12 Gran Sauerſtoff auf-
genommen werden, ſo treten von dieſen 12 Gran, 5,6 Gran
an die anderen Beſtandtheile des Blutes.

55,14 Gran Eiſenoxydul verbinden ſich nun mit 34,8
Gran Kohlenſäure, welche den Raum von 73 Kubikzoll ein-
nehmen. Es iſt deshalb klar, daß die in dem Blute vor-
handene Menge Eiſen, als Eiſenoxydul gedacht, hinreicht,
um den Träger der doppelten Menge Kohlenſäure abzuge-
ben, welche überhaupt auf Koſten alles in der Lunge aufge-
nommenen Sauerſtoffs erzeugbar iſt.

Die eben entwickelte Hypotheſe ſtützt ſich auf die bekann-
ten Beobachtungen und zwar erklärt ſie den Reſpirations-
proceß, ſoweit er von den Blutkörperchen abhängig iſt, voll-
kommen, ſie ſchließt die Meinung nicht aus, daß auch auf
anderen Wegen Kohlenſäure in die Lunge gelangen, daß gewiſſe

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[280/0304] Die Bewegungserſcheinungen bikzoll einnehmen, ſo verbindet ſich 1 Kubikzoll Sauerſtoff ſehr nahe mit 9 Kubikzoll Blut. Nach den Unterſuchungen von Denis, Richardſon, Naſſe (Handwörterbuch der Phyſiologie Bd. I. S. 138) enthalten 10000 Blut 8 Theile Eiſenoxyd. 76800 Gran (10 Pfd.) Blut enthalten demnach 61,54 Gran Eiſenoxyd im arteriellen oder 55,14 Eiſenoxydul im venöſen Blut. Nehmen wir nun an, das Eiſen in den Blutkörperchen des venöſen Blutes ſei als Eiſenoxydul, das im arteriellen Blut als Eiſenoxyd enthalten, ſo nehmen 55,14 Gran Ei- ſenoxydul bei ihrem Durchgang durch die Lunge in einer Minute 6,40 Gran Sauerſtoff auf; da nun in dieſer Zeit im Ganzen von 10 Pfund Blut 12 Gran Sauerſtoff auf- genommen werden, ſo treten von dieſen 12 Gran, 5,6 Gran an die anderen Beſtandtheile des Blutes. 55,14 Gran Eiſenoxydul verbinden ſich nun mit 34,8 Gran Kohlenſäure, welche den Raum von 73 Kubikzoll ein- nehmen. Es iſt deshalb klar, daß die in dem Blute vor- handene Menge Eiſen, als Eiſenoxydul gedacht, hinreicht, um den Träger der doppelten Menge Kohlenſäure abzuge- ben, welche überhaupt auf Koſten alles in der Lunge aufge- nommenen Sauerſtoffs erzeugbar iſt. Die eben entwickelte Hypotheſe ſtützt ſich auf die bekann- ten Beobachtungen und zwar erklärt ſie den Reſpirations- proceß, ſoweit er von den Blutkörperchen abhängig iſt, voll- kommen, ſie ſchließt die Meinung nicht aus, daß auch auf anderen Wegen Kohlenſäure in die Lunge gelangen, daß gewiſſe

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/304>, abgerufen am 12.05.2024.