Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite

der Luft und der daraus folgenden Trägheit abhängt. Für
die hier anzustellenden Betrachtungen genügt es, die Schwan-
kungen, denen die Dichtigkeit der Luft durch Temperatur und
Feuchtigkeit unterworfen ist, ausser acht zu lassen und die
schon erwähnte abgerundete Formel
[Formel 1] anzuwenden.

Die Umfangsform der ebenen Fläche sowohl wie ihre
Oberflächenbeschaffenheit, ob rauh oder glatt, ist, wie Versuche
ergeben haben, nur von verschwindendem Einfluss auf die
Grösse dieses Luftwiderstandes.

Die bei einer solchen, mit gleichmässiger Geschwindigkeit
bewegten Fläche auftretenden Vorgänge in der Luft sind be-
reits in dem Abschnitt 5 "Allgemeines über den Luftwider-
stand" erörtert.


14. Der Luftwiderstand der ebenen rotierenden Fläche.

Die Bewegung des Vogelflügels zum Vogelkörper gleicht
annähernd der Bewegung einer um eine Achse sich drehenden
Fläche. Für jeden mit der Drehachse parallelen Streifen einer
solchen Fläche A, A, B, B in Fig. 4 entsteht wegen der ver-
schiedenen Geschwindigkeit auch verschiedener Luftwiderstand.

Wenn ein Flügel von der Länge A B = L um die Achse
A A sich dreht, so wird, wenn der Flügel überall gleiche
Breite hat, der specifische Luftwiderstand mit dem Quadrat
der Entfernung von A zunehmen. Teilt man den Flügel
parallel der Achse in viele gleiche Streifen und trägt die ent-
sprechenden zu diesen Streifen gehörigen Luftwiderstände als
Ordinaten auf, so liegen deren Endpunkte, wie Fig. 5 veran-
schaulicht, in einer Parabel A D. Die durch C gehende
Schwerlinie der Parabelfläche A B D giebt in C das Centrum
des auf den Flügel wirkenden Luftwiderstandes. Der Punkt
C liegt auf 3/4 Flügellänge von A entfernt. Man kann, wie

3*

der Luft und der daraus folgenden Trägheit abhängt. Für
die hier anzustellenden Betrachtungen genügt es, die Schwan-
kungen, denen die Dichtigkeit der Luft durch Temperatur und
Feuchtigkeit unterworfen ist, auſser acht zu lassen und die
schon erwähnte abgerundete Formel
[Formel 1] anzuwenden.

Die Umfangsform der ebenen Fläche sowohl wie ihre
Oberflächenbeschaffenheit, ob rauh oder glatt, ist, wie Versuche
ergeben haben, nur von verschwindendem Einfluſs auf die
Gröſse dieses Luftwiderstandes.

Die bei einer solchen, mit gleichmäſsiger Geschwindigkeit
bewegten Fläche auftretenden Vorgänge in der Luft sind be-
reits in dem Abschnitt 5 „Allgemeines über den Luftwider-
stand“ erörtert.


14. Der Luftwiderstand der ebenen rotierenden Fläche.

Die Bewegung des Vogelflügels zum Vogelkörper gleicht
annähernd der Bewegung einer um eine Achse sich drehenden
Fläche. Für jeden mit der Drehachse parallelen Streifen einer
solchen Fläche A, A, B, B in Fig. 4 entsteht wegen der ver-
schiedenen Geschwindigkeit auch verschiedener Luftwiderstand.

Wenn ein Flügel von der Länge A B = L um die Achse
A A sich dreht, so wird, wenn der Flügel überall gleiche
Breite hat, der specifische Luftwiderstand mit dem Quadrat
der Entfernung von A zunehmen. Teilt man den Flügel
parallel der Achse in viele gleiche Streifen und trägt die ent-
sprechenden zu diesen Streifen gehörigen Luftwiderstände als
Ordinaten auf, so liegen deren Endpunkte, wie Fig. 5 veran-
schaulicht, in einer Parabel A D. Die durch C gehende
Schwerlinie der Parabelfläche A B D giebt in C das Centrum
des auf den Flügel wirkenden Luftwiderstandes. Der Punkt
C liegt auf ¾ Flügellänge von A entfernt. Man kann, wie

3*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0051" n="35"/>
der Luft und der daraus folgenden Trägheit abhängt. Für<lb/>
die hier anzustellenden Betrachtungen genügt es, die Schwan-<lb/>
kungen, denen die Dichtigkeit der Luft durch Temperatur und<lb/>
Feuchtigkeit unterworfen ist, au&#x017F;ser acht zu lassen und die<lb/>
schon erwähnte abgerundete Formel<lb/><formula/> anzuwenden.</p><lb/>
        <p>Die Umfangsform der ebenen Fläche sowohl wie ihre<lb/>
Oberflächenbeschaffenheit, ob rauh oder glatt, ist, wie Versuche<lb/>
ergeben haben, nur von verschwindendem Einflu&#x017F;s auf die<lb/>
Grö&#x017F;se dieses Luftwiderstandes.</p><lb/>
        <p>Die bei einer solchen, mit gleichmä&#x017F;siger Geschwindigkeit<lb/>
bewegten Fläche auftretenden Vorgänge in der Luft sind be-<lb/>
reits in dem Abschnitt 5 &#x201E;Allgemeines über den Luftwider-<lb/>
stand&#x201C; erörtert.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">14. Der Luftwiderstand der ebenen rotierenden Fläche.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>Die Bewegung des Vogelflügels zum Vogelkörper gleicht<lb/>
annähernd der Bewegung einer um eine Achse sich drehenden<lb/>
Fläche. Für jeden mit der Drehachse parallelen Streifen einer<lb/>
solchen Fläche <hi rendition="#i">A, A, B, B</hi> in Fig. 4 entsteht wegen der ver-<lb/>
schiedenen Geschwindigkeit auch verschiedener Luftwiderstand.</p><lb/>
        <p>Wenn ein Flügel von der Länge <hi rendition="#i">A B</hi> = <hi rendition="#fr">L</hi> um die Achse<lb/><hi rendition="#i">A A</hi> sich dreht, so wird, wenn der Flügel überall gleiche<lb/>
Breite hat, der specifische Luftwiderstand mit dem Quadrat<lb/>
der Entfernung von <hi rendition="#i">A</hi> zunehmen. Teilt man den Flügel<lb/>
parallel der Achse in viele gleiche Streifen und trägt die ent-<lb/>
sprechenden zu diesen Streifen gehörigen Luftwiderstände als<lb/>
Ordinaten auf, so liegen deren Endpunkte, wie Fig. 5 veran-<lb/>
schaulicht, in einer Parabel <hi rendition="#i">A D.</hi> Die durch <hi rendition="#i">C</hi> gehende<lb/>
Schwerlinie der Parabelfläche <hi rendition="#i">A B D</hi> giebt in <hi rendition="#i">C</hi> das Centrum<lb/>
des auf den Flügel wirkenden Luftwiderstandes. Der Punkt<lb/><hi rendition="#i">C</hi> liegt auf ¾ Flügellänge von <hi rendition="#i">A</hi> entfernt. Man kann, wie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">3*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0051] der Luft und der daraus folgenden Trägheit abhängt. Für die hier anzustellenden Betrachtungen genügt es, die Schwan- kungen, denen die Dichtigkeit der Luft durch Temperatur und Feuchtigkeit unterworfen ist, auſser acht zu lassen und die schon erwähnte abgerundete Formel [FORMEL] anzuwenden. Die Umfangsform der ebenen Fläche sowohl wie ihre Oberflächenbeschaffenheit, ob rauh oder glatt, ist, wie Versuche ergeben haben, nur von verschwindendem Einfluſs auf die Gröſse dieses Luftwiderstandes. Die bei einer solchen, mit gleichmäſsiger Geschwindigkeit bewegten Fläche auftretenden Vorgänge in der Luft sind be- reits in dem Abschnitt 5 „Allgemeines über den Luftwider- stand“ erörtert. 14. Der Luftwiderstand der ebenen rotierenden Fläche. Die Bewegung des Vogelflügels zum Vogelkörper gleicht annähernd der Bewegung einer um eine Achse sich drehenden Fläche. Für jeden mit der Drehachse parallelen Streifen einer solchen Fläche A, A, B, B in Fig. 4 entsteht wegen der ver- schiedenen Geschwindigkeit auch verschiedener Luftwiderstand. Wenn ein Flügel von der Länge A B = L um die Achse A A sich dreht, so wird, wenn der Flügel überall gleiche Breite hat, der specifische Luftwiderstand mit dem Quadrat der Entfernung von A zunehmen. Teilt man den Flügel parallel der Achse in viele gleiche Streifen und trägt die ent- sprechenden zu diesen Streifen gehörigen Luftwiderstände als Ordinaten auf, so liegen deren Endpunkte, wie Fig. 5 veran- schaulicht, in einer Parabel A D. Die durch C gehende Schwerlinie der Parabelfläche A B D giebt in C das Centrum des auf den Flügel wirkenden Luftwiderstandes. Der Punkt C liegt auf ¾ Flügellänge von A entfernt. Man kann, wie 3*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/51
Zitationshilfe: Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/51>, abgerufen am 28.03.2024.