Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
pfen, wenn es nur die Bescheidenheit des Hn.
M. zuliesse, dasjenige, was unter ihnen ins-
geheim geredet worden, nach allen Umstän-
den bekannt zu machen.

Was meinest du, geehrter Leser? Solte
der Beyfall eines solchen Mannes nicht
mehr gelten, als das alberne Urtheil des bö-
sen und neidischen Menschen, der neulich
seine elenden Spöttereyen über die Anmer-
ckungen des Hn. M. Sievers in die Zeitun-
gen setzen lassen. Und muß man nicht be-
kennen, daß dieser Elende durch die
Schmäh-Schrifft, mit welcher er dem Hn.
M. wehe thun wollen, seine Einfalt, und sei-
nen verdorbenen Geschmack zu seiner eige-
nen Schande verrahten?

O daß er doch immer zu Hause geblieben
wäre! was hat er vor Ehre davon, daß er
über ein Werck spottet, so die gantze kluge
Welt mit Erstaunen ansiehet, und, als ein
anderer Midas, der eintzige ist, der nicht
zwar dem Apollo selbst, doch einem Lieb-
ling und Schooßkinde dieses Gottes Hohn
zu sprechen, das Hertze hat?

"Judicium sanctique placet sententia
montis
"Omnibus: arguitur tamen atque in-
justa vocatur

"Vnius

Vorrede.
pfen, wenn es nur die Beſcheidenheit des Hn.
M. zulieſſe, dasjenige, was unter ihnen ins-
geheim geredet worden, nach allen Umſtaͤn-
den bekannt zu machen.

Was meineſt du, geehrter Leſer? Solte
der Beyfall eines ſolchen Mannes nicht
mehr gelten, als das alberne Urtheil des boͤ-
ſen und neidiſchen Menſchen, der neulich
ſeine elenden Spoͤttereyen uͤber die Anmer-
ckungen des Hn. M. Sievers in die Zeitun-
gen ſetzen laſſen. Und muß man nicht be-
kennen, daß dieſer Elende durch die
Schmaͤh-Schrifft, mit welcher er dem Hn.
M. wehe thun wollen, ſeine Einfalt, und ſei-
nen verdorbenen Geſchmack zu ſeiner eige-
nen Schande verrahten?

O daß er doch immer zu Hauſe geblieben
waͤre! was hat er vor Ehre davon, daß er
uͤber ein Werck ſpottet, ſo die gantze kluge
Welt mit Erſtaunen anſiehet, und, als ein
anderer Midas, der eintzige iſt, der nicht
zwar dem Apollo ſelbſt, doch einem Lieb-
ling und Schooßkinde dieſes Gottes Hohn
zu ſprechen, das Hertze hat?

„Judicium ſanctique placet ſententia
montis
„Omnibus: arguitur tamen atque in-
juſta vocatur

„Vnius
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0103" n="13"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
pfen, wenn es nur die Be&#x017F;cheidenheit des Hn.<lb/>
M. zulie&#x017F;&#x017F;e, dasjenige, was unter ihnen ins-<lb/>
geheim geredet worden, nach allen Um&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
den bekannt zu machen.</p><lb/>
          <p>Was meine&#x017F;t du, geehrter Le&#x017F;er? Solte<lb/>
der Beyfall eines &#x017F;olchen Mannes nicht<lb/>
mehr gelten, als das alberne Urtheil des bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en und neidi&#x017F;chen Men&#x017F;chen, der neulich<lb/>
&#x017F;eine elenden Spo&#x0364;ttereyen u&#x0364;ber die Anmer-<lb/>
ckungen des Hn. M. Sievers in die Zeitun-<lb/>
gen &#x017F;etzen la&#x017F;&#x017F;en. Und muß man nicht be-<lb/>
kennen, daß die&#x017F;er Elende durch die<lb/>
Schma&#x0364;h-Schrifft, mit welcher er dem Hn.<lb/>
M. wehe thun wollen, &#x017F;eine Einfalt, und &#x017F;ei-<lb/>
nen verdorbenen Ge&#x017F;chmack zu &#x017F;einer eige-<lb/>
nen Schande verrahten?</p><lb/>
          <p>O daß er doch immer zu Hau&#x017F;e geblieben<lb/>
wa&#x0364;re! was hat er vor Ehre davon, daß er<lb/>
u&#x0364;ber ein Werck &#x017F;pottet, &#x017F;o die gantze kluge<lb/>
Welt mit Er&#x017F;taunen an&#x017F;iehet, und, als ein<lb/>
anderer Midas, der eintzige i&#x017F;t, der nicht<lb/>
zwar dem Apollo &#x017F;elb&#x017F;t, doch einem Lieb-<lb/>
ling und Schooßkinde die&#x017F;es Gottes Hohn<lb/>
zu &#x017F;prechen, das Hertze hat?</p><lb/>
          <cit>
            <quote> <hi rendition="#aq">&#x201E;Judicium &#x017F;anctique placet &#x017F;ententia<lb/><hi rendition="#et">montis</hi><lb/>
&#x201E;Omnibus: arguitur tamen atque in-<lb/><hi rendition="#et">ju&#x017F;ta vocatur</hi></hi><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">&#x201E;Vnius</hi> </fw><lb/>
            </quote>
          </cit>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0103] Vorrede. pfen, wenn es nur die Beſcheidenheit des Hn. M. zulieſſe, dasjenige, was unter ihnen ins- geheim geredet worden, nach allen Umſtaͤn- den bekannt zu machen. Was meineſt du, geehrter Leſer? Solte der Beyfall eines ſolchen Mannes nicht mehr gelten, als das alberne Urtheil des boͤ- ſen und neidiſchen Menſchen, der neulich ſeine elenden Spoͤttereyen uͤber die Anmer- ckungen des Hn. M. Sievers in die Zeitun- gen ſetzen laſſen. Und muß man nicht be- kennen, daß dieſer Elende durch die Schmaͤh-Schrifft, mit welcher er dem Hn. M. wehe thun wollen, ſeine Einfalt, und ſei- nen verdorbenen Geſchmack zu ſeiner eige- nen Schande verrahten? O daß er doch immer zu Hauſe geblieben waͤre! was hat er vor Ehre davon, daß er uͤber ein Werck ſpottet, ſo die gantze kluge Welt mit Erſtaunen anſiehet, und, als ein anderer Midas, der eintzige iſt, der nicht zwar dem Apollo ſelbſt, doch einem Lieb- ling und Schooßkinde dieſes Gottes Hohn zu ſprechen, das Hertze hat? „Judicium ſanctique placet ſententia montis „Omnibus: arguitur tamen atque in- juſta vocatur „Vnius

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/103
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/103>, abgerufen am 15.05.2024.