Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite
(o)

Jch eile zum Ende, und will dahero dasjeni-
ge, was ausser diesem noch an meiner Schrift
getadelt worden, nur mit ein paar Worten un-
tersuchen.

Einige haben mich desfalls einer Grobheit be-
schuldigen wollen, daß ich in meinen Anmer-
ckungen gesaget habe, was Küh-Mist und Un-
flat auf Niedersächsisch heisse. Die Sittsamkeit
dieser gar zu feinen Leute kömmt mir eben so
wunderlich vor, als die übergrosse Heiligkeit de-
rer, die sich einbilden, ich mißbrauche der
Schrifft: und ich wüste sie auch an meinem Bru-
der nicht zu billigen: Sehen sie dann nicht, daß
ich nichts mehr thue, als daß ich anführe, was
in meinem Codice Mst. stehet? Mich deucht nicht,
daß es billig ist, mir zu zumuthen, daß ich salva
venia
dabey setzen sollen.

Doch vielleicht ist ein solcher Codex MStus
nicht in der Welt? Jch weiß wohl, es giebt Leute,
welche vorgeben, ich äffe meine Leser, wenn ich
meinen Codicem anführe. Aber diese Herren müs-
sen andere Leute nach sich selbst beurtheilen. Jch
bin nicht der Mann, der andern etwas vorzulü-
gen fähig ist. Was ich sage, das kan man glau-
ben. Und wer meinen Worten nicht trauet, der
komme zu mir, so will ich ihm meinen Codicem
weisen.

Nach dem ich also alle ungleiche Urtheile, die von
meiner Schrift gefället worden, beantwortet habe,

so
J 3
(o)

Jch eile zum Ende, und will dahero dasjeni-
ge, was auſſer dieſem noch an meiner Schrift
getadelt worden, nur mit ein paar Worten un-
terſuchen.

Einige haben mich desfalls einer Grobheit be-
ſchuldigen wollen, daß ich in meinen Anmer-
ckungen geſaget habe, was Kuͤh-Miſt und Un-
flat auf Niederſaͤchſiſch heiſſe. Die Sittſamkeit
dieſer gar zu feinen Leute koͤmmt mir eben ſo
wunderlich vor, als die uͤbergroſſe Heiligkeit de-
rer, die ſich einbilden, ich mißbrauche der
Schrifft: und ich wuͤſte ſie auch an meinem Bru-
der nicht zu billigen: Sehen ſie dann nicht, daß
ich nichts mehr thue, als daß ich anfuͤhre, was
in meinem Codice Mst. ſtehet? Mich deucht nicht,
daß es billig iſt, mir zu zumuthen, daß ich ſalva
venia
dabey ſetzen ſollen.

Doch vielleicht iſt ein ſolcher Codex MStus
nicht in der Welt? Jch weiß wohl, es giebt Leute,
welche vorgeben, ich aͤffe meine Leſer, wenn ich
meinen Codicem anfuͤhre. Aber dieſe Herren muͤſ-
ſen andere Leute nach ſich ſelbſt beurtheilen. Jch
bin nicht der Mann, der andern etwas vorzuluͤ-
gen faͤhig iſt. Was ich ſage, das kan man glau-
ben. Und wer meinen Worten nicht trauet, der
komme zu mir, ſo will ich ihm meinen Codicem
weiſen.

Nach dem ich alſo alle ungleiche Urtheile, die von
meiner Schrift gefaͤllet worden, beantwortet habe,

ſo
J 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0225" n="133"/>
          <fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
          <p>Jch eile zum Ende, und will dahero dasjeni-<lb/>
ge, was au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;em noch an meiner Schrift<lb/>
getadelt worden, nur mit ein paar Worten un-<lb/>
ter&#x017F;uchen.</p><lb/>
          <p>Einige haben mich desfalls einer Grobheit be-<lb/>
&#x017F;chuldigen wollen, daß ich in meinen Anmer-<lb/>
ckungen ge&#x017F;aget habe, was Ku&#x0364;h-Mi&#x017F;t und Un-<lb/>
flat auf Nieder&#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;ch hei&#x017F;&#x017F;e. Die Sitt&#x017F;amkeit<lb/>
die&#x017F;er gar zu feinen Leute ko&#x0364;mmt mir eben &#x017F;o<lb/>
wunderlich vor, als die u&#x0364;bergro&#x017F;&#x017F;e Heiligkeit de-<lb/>
rer, die &#x017F;ich einbilden, ich mißbrauche der<lb/>
Schrifft: und ich wu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ie auch an meinem Bru-<lb/>
der nicht zu billigen: Sehen &#x017F;ie dann nicht, daß<lb/>
ich nichts mehr thue, als daß ich anfu&#x0364;hre, was<lb/>
in meinem <hi rendition="#aq">Codice Mst.</hi> &#x017F;tehet? Mich deucht nicht,<lb/>
daß es billig i&#x017F;t, mir zu zumuthen, daß ich <hi rendition="#aq">&#x017F;alva<lb/>
venia</hi> dabey &#x017F;etzen &#x017F;ollen.</p><lb/>
          <p>Doch vielleicht i&#x017F;t ein &#x017F;olcher <hi rendition="#aq">Codex MStus</hi><lb/>
nicht in der Welt? Jch weiß wohl, es giebt Leute,<lb/>
welche vorgeben, ich a&#x0364;ffe meine Le&#x017F;er, wenn ich<lb/>
meinen <hi rendition="#aq">Codicem</hi> anfu&#x0364;hre. Aber die&#x017F;e Herren mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en andere Leute nach &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t beurtheilen. Jch<lb/>
bin nicht der Mann, der andern etwas vorzulu&#x0364;-<lb/>
gen fa&#x0364;hig i&#x017F;t. Was ich &#x017F;age, das kan man glau-<lb/>
ben. Und wer meinen Worten nicht trauet, der<lb/>
komme zu mir, &#x017F;o will ich ihm meinen <hi rendition="#aq">Codicem</hi><lb/>
wei&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Nach dem ich al&#x017F;o alle ungleiche Urtheile, die von<lb/>
meiner Schrift gefa&#x0364;llet worden, beantwortet habe,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0225] (o) Jch eile zum Ende, und will dahero dasjeni- ge, was auſſer dieſem noch an meiner Schrift getadelt worden, nur mit ein paar Worten un- terſuchen. Einige haben mich desfalls einer Grobheit be- ſchuldigen wollen, daß ich in meinen Anmer- ckungen geſaget habe, was Kuͤh-Miſt und Un- flat auf Niederſaͤchſiſch heiſſe. Die Sittſamkeit dieſer gar zu feinen Leute koͤmmt mir eben ſo wunderlich vor, als die uͤbergroſſe Heiligkeit de- rer, die ſich einbilden, ich mißbrauche der Schrifft: und ich wuͤſte ſie auch an meinem Bru- der nicht zu billigen: Sehen ſie dann nicht, daß ich nichts mehr thue, als daß ich anfuͤhre, was in meinem Codice Mst. ſtehet? Mich deucht nicht, daß es billig iſt, mir zu zumuthen, daß ich ſalva venia dabey ſetzen ſollen. Doch vielleicht iſt ein ſolcher Codex MStus nicht in der Welt? Jch weiß wohl, es giebt Leute, welche vorgeben, ich aͤffe meine Leſer, wenn ich meinen Codicem anfuͤhre. Aber dieſe Herren muͤſ- ſen andere Leute nach ſich ſelbſt beurtheilen. Jch bin nicht der Mann, der andern etwas vorzuluͤ- gen faͤhig iſt. Was ich ſage, das kan man glau- ben. Und wer meinen Worten nicht trauet, der komme zu mir, ſo will ich ihm meinen Codicem weiſen. Nach dem ich alſo alle ungleiche Urtheile, die von meiner Schrift gefaͤllet worden, beantwortet habe, ſo J 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/225
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/225>, abgerufen am 28.04.2024.