so folget doch nicht daraus, daß ihre Unschuld sich auf eine Vollkommenheit ihrer Natur gegründet habe, die hernach durch einen gewaltsamen Zufall verloh- ren. Jch habe gewiesen, daß sie dieselbe gewissen Um- ständen zu dancken gehabt, die sich nohtwendig ver- liehren müssen. Daß wir demnach ietzo in einem an- dern Zustande leben, als unsere erste Eltern, das ist ein Zeichen, daß sich die Umstände geändert haben; nicht aber, daß durch ein Versehen derselben eine Verände- rung in unserer Natur vorgegangen sey. Dieses hätte der Hr. Prof. Manzel beweisen sollen: Da er es nun nicht gethan hat, so fällt sein gantz Systema Juris Na- turae vere talis übern Haufen; seine gantze Beschrei- bung des Zustandes, in welchem der erste Mensch sich befunden haben soll, fasset Dinge in sich, davon die Vernunft nichts weiß: Sie siehet einer platonischen Republick sehr ähnlich, und ist also gar nicht geschickt, ein Eckstein des Rechts der Natur zu seyn.
Der Hr. Prof. Manzel hätte also, der Mühe über- hoben seyn können, welche er auf die Einrichtung sei- ner Novae, oder vielmehr Antiquae Atlantidis gewen- det hat, und würde mich insonderheit ihm sehr verbun- den haben, wenn er nur mit ein paar Worten gemel- det hätte, warum Er davor hält, daß es nöthig sey, die Augen auf den verlohrnen Stand der Unschuld zu richten, und aus demselben die Sätze des wahren Rechts der Natur herzuleiten. Je mehr ich darauf sinne, je weniger begreife ich, was ihn bewogen, die Verbesserung des Rechts der Natur auf diese Art anzugreifen.
Er verdenckt es ja (§. 12.) dem seel. Alberti, daß er
den
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ſo folget doch nicht daraus, daß ihre Unſchuld ſich auf eine Vollkommenheit ihrer Natur gegruͤndet habe, die hernach durch einen gewaltſamen Zufall verloh- ren. Jch habe gewieſen, daß ſie dieſelbe gewiſſen Um- ſtaͤnden zu dancken gehabt, die ſich nohtwendig ver- liehren muͤſſen. Daß wir demnach ietzo in einem an- dern Zuſtande leben, als unſere erſte Eltern, das iſt ein Zeichen, daß ſich die Umſtaͤnde geaͤndert haben; nicht aber, daß durch ein Verſehen derſelben eine Veraͤnde- rung in unſerer Natur vorgegangen ſey. Dieſes haͤtte der Hr. Prof. Manzel beweiſen ſollen: Da er es nun nicht gethan hat, ſo faͤllt ſein gantz Syſtema Juris Na- turæ verè talis uͤbern Haufen; ſeine gantze Beſchrei- bung des Zuſtandes, in welchem der erſte Menſch ſich befunden haben ſoll, faſſet Dinge in ſich, davon die Vernunft nichts weiß: Sie ſiehet einer platoniſchen Republick ſehr aͤhnlich, und iſt alſo gar nicht geſchickt, ein Eckſtein des Rechts der Natur zu ſeyn.
Der Hr. Prof. Manzel haͤtte alſo, der Muͤhe uͤber- hoben ſeyn koͤnnen, welche er auf die Einrichtung ſei- ner Novæ, oder vielmehr Antiquæ Atlantidis gewen- det hat, und wuͤrde mich inſonderheit ihm ſehr verbun- den haben, wenn er nur mit ein paar Worten gemel- det haͤtte, warum Er davor haͤlt, daß es noͤthig ſey, die Augen auf den verlohrnen Stand der Unſchuld zu richten, und aus demſelben die Saͤtze des wahren Rechts der Natur herzuleiten. Je mehr ich darauf ſinne, je weniger begreife ich, was ihn bewogen, die Verbeſſerung des Rechts der Natur auf dieſe Art anzugreifen.
Er verdenckt es ja (§. 12.) dem ſeel. Alberti, daß er
den
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ſo folget doch nicht daraus, daß ihre Unſchuld ſich auf
eine Vollkommenheit ihrer Natur gegruͤndet habe,
die hernach durch einen gewaltſamen Zufall verloh-
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ſtaͤnden zu dancken gehabt, die ſich nohtwendig ver-
liehren muͤſſen. Daß wir demnach ietzo in einem an-
dern Zuſtande leben, als unſere erſte Eltern, das iſt ein
Zeichen, daß ſich die Umſtaͤnde geaͤndert haben; nicht
aber, daß durch ein Verſehen derſelben eine Veraͤnde-
rung in unſerer Natur vorgegangen ſey. Dieſes haͤtte
der Hr. Prof. Manzel beweiſen ſollen: Da er es nun
nicht gethan hat, ſo faͤllt ſein gantz Syſtema Juris Na-
turæ verè talis uͤbern Haufen; ſeine gantze Beſchrei-
bung des Zuſtandes, in welchem der erſte Menſch ſich
befunden haben ſoll, faſſet Dinge in ſich, davon die
Vernunft nichts weiß: Sie ſiehet einer platoniſchen
Republick ſehr aͤhnlich, und iſt alſo gar nicht geſchickt,
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Der Hr. Prof. Manzel haͤtte alſo, der Muͤhe uͤber-
hoben ſeyn koͤnnen, welche er auf die Einrichtung ſei-
ner Novæ, oder vielmehr Antiquæ Atlantidis gewen-
det hat, und wuͤrde mich inſonderheit ihm ſehr verbun-
den haben, wenn er nur mit ein paar Worten gemel-
det haͤtte, warum Er davor haͤlt, daß es noͤthig ſey, die
Augen auf den verlohrnen Stand der Unſchuld zu
richten, und aus demſelben die Saͤtze des wahren
Rechts der Natur herzuleiten. Je mehr ich darauf
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 717. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/809>, abgerufen am 01.11.2024.
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