Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
einem Tage durch den oben erwähnten Gnomon oder sonst auf irgend eine Weise (s. oben S. 244 oder 293) gefunden, daß die Uhr um 2 Minuten 40 Sekunden gegen mittlere Zeit zu spät gehe. An demselben beobachtete man auf die eben angezeigte Art die Ver- schwindung eines Sterns, die z. B. in dem Augenblicke statt hatte, als die Uhr 8 Stunden 45 Minuten 36 Sekunden gab. Da aber diese Uhr um 2 Minuten 40 Sekunden zu spät geht, so ist die mittlere Zeit der Verschwindung des Sterns 8 Stun- den 48 Minuten 16 Sekunden.
Da derselbe Stern jeden folgenden Tag um 3 Minuten 55,908 Sekunden früher verschwindet, so wird er am zweiten Tag um 8 Stunden 44 Minuten 20 Sekunden, am dritten um 8 St. 40 Minuten 24,2 Sekunden mittlerer Zeit verschwinden. Hat man nun diese folgenden Verschwindungen ebenfalls beobachtet und z. B. gefunden, daß die des zweiten Tages um 8 Stunden 41 Mi- nuten 46 Sekunden und die des dritten um 8 Stunden 37 Mi- nuten 56 Sekunden Uhrzeit statt hatte, so findet man die Cor- rectionen der Uhr für diese drei Tage auf folgende einfache Weise
[Tabelle]
so daß man also jeden Tag den Fehler der Uhr und zugleich ihren täglichen Gang erhält, der in unserem Beispiele 5,9 Sekunden be- trägt, um welche die Uhr jeden Tag gegen die mittlere Zeit vor- ausgeht oder accelerirt. Die Uebereinstimmung des täglichen Gan- ges aus jedem Beobachtungspaare gibt zugleich einen Beweis von dem guten Gange der Uhr.
Wenn man bedenkt, wie einfach diese Beobachtungen sind und mit welcher großen Schärfe sie sich anstellen lassen, so daß sie selbst von Astronomen, die mit keinem Mittagsrohre versehen sind, mit Vortheil gebraucht und allen anderen bisher erwähnten Zeit- bestimmungen vorgezogen werden können, so muß man sich ver- wundern, daß diese Methode, selbst außer dem eigentlich wissen-
Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
einem Tage durch den oben erwähnten Gnomon oder ſonſt auf irgend eine Weiſe (ſ. oben S. 244 oder 293) gefunden, daß die Uhr um 2 Minuten 40 Sekunden gegen mittlere Zeit zu ſpät gehe. An demſelben beobachtete man auf die eben angezeigte Art die Ver- ſchwindung eines Sterns, die z. B. in dem Augenblicke ſtatt hatte, als die Uhr 8 Stunden 45 Minuten 36 Sekunden gab. Da aber dieſe Uhr um 2 Minuten 40 Sekunden zu ſpät geht, ſo iſt die mittlere Zeit der Verſchwindung des Sterns 8 Stun- den 48 Minuten 16 Sekunden.
Da derſelbe Stern jeden folgenden Tag um 3 Minuten 55,908 Sekunden früher verſchwindet, ſo wird er am zweiten Tag um 8 Stunden 44 Minuten 20 Sekunden, am dritten um 8 St. 40 Minuten 24,2 Sekunden mittlerer Zeit verſchwinden. Hat man nun dieſe folgenden Verſchwindungen ebenfalls beobachtet und z. B. gefunden, daß die des zweiten Tages um 8 Stunden 41 Mi- nuten 46 Sekunden und die des dritten um 8 Stunden 37 Mi- nuten 56 Sekunden Uhrzeit ſtatt hatte, ſo findet man die Cor- rectionen der Uhr für dieſe drei Tage auf folgende einfache Weiſe
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ſo daß man alſo jeden Tag den Fehler der Uhr und zugleich ihren täglichen Gang erhält, der in unſerem Beiſpiele 5,9 Sekunden be- trägt, um welche die Uhr jeden Tag gegen die mittlere Zeit vor- ausgeht oder accelerirt. Die Uebereinſtimmung des täglichen Gan- ges aus jedem Beobachtungspaare gibt zugleich einen Beweis von dem guten Gange der Uhr.
Wenn man bedenkt, wie einfach dieſe Beobachtungen ſind und mit welcher großen Schärfe ſie ſich anſtellen laſſen, ſo daß ſie ſelbſt von Aſtronomen, die mit keinem Mittagsrohre verſehen ſind, mit Vortheil gebraucht und allen anderen bisher erwähnten Zeit- beſtimmungen vorgezogen werden können, ſo muß man ſich ver- wundern, daß dieſe Methode, ſelbſt außer dem eigentlich wiſſen-
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Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
einem Tage durch den oben erwähnten Gnomon oder ſonſt auf
irgend eine Weiſe (ſ. oben S. 244 oder 293) gefunden, daß die Uhr
um 2 Minuten 40 Sekunden gegen mittlere Zeit zu ſpät gehe.
An demſelben beobachtete man auf die eben angezeigte Art die Ver-
ſchwindung eines Sterns, die z. B. in dem Augenblicke ſtatt
hatte, als die Uhr 8 Stunden 45 Minuten 36 Sekunden gab.
Da aber dieſe Uhr um 2 Minuten 40 Sekunden zu ſpät geht,
ſo iſt die mittlere Zeit der Verſchwindung des Sterns 8 Stun-
den 48 Minuten 16 Sekunden.
Da derſelbe Stern jeden folgenden Tag um 3 Minuten
55,908 Sekunden früher verſchwindet, ſo wird er am zweiten Tag
um 8 Stunden 44 Minuten 20 Sekunden, am dritten um 8 St.
40 Minuten 24,2 Sekunden mittlerer Zeit verſchwinden. Hat
man nun dieſe folgenden Verſchwindungen ebenfalls beobachtet und
z. B. gefunden, daß die des zweiten Tages um 8 Stunden 41 Mi-
nuten 46 Sekunden und die des dritten um 8 Stunden 37 Mi-
nuten 56 Sekunden Uhrzeit ſtatt hatte, ſo findet man die Cor-
rectionen der Uhr für dieſe drei Tage auf folgende einfache
Weiſe
ſo daß man alſo jeden Tag den Fehler der Uhr und zugleich ihren
täglichen Gang erhält, der in unſerem Beiſpiele 5,9 Sekunden be-
trägt, um welche die Uhr jeden Tag gegen die mittlere Zeit vor-
ausgeht oder accelerirt. Die Uebereinſtimmung des täglichen Gan-
ges aus jedem Beobachtungspaare gibt zugleich einen Beweis von
dem guten Gange der Uhr.
Wenn man bedenkt, wie einfach dieſe Beobachtungen ſind und
mit welcher großen Schärfe ſie ſich anſtellen laſſen, ſo daß ſie
ſelbſt von Aſtronomen, die mit keinem Mittagsrohre verſehen ſind,
mit Vortheil gebraucht und allen anderen bisher erwähnten Zeit-
beſtimmungen vorgezogen werden können, ſo muß man ſich ver-
wundern, daß dieſe Methode, ſelbſt außer dem eigentlich wiſſen-
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/312>, abgerufen am 17.06.2024.
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