Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

nachwies und wie er dadurch so wie durch eine ähnliche Darstellung des Organismus des Gehörs sein lauschendes Publikum zur Andacht und Bewunderung des Herrn erweckte. Damit gelang es ihm, seinen Vorträgen eine gewisse Weihe zu geben, und der ärztliche Unterricht hat schon seit jenen Tagen im Diaconissenhause in großem Ansehen gestanden. Der Beruf der Diaconissin erschien als heilig. Auch der Musikunterricht, für den man gleich anfangs einen für kirchliche Musik begeisterten Lehrer an Cantor Güttler gewann, war sehr wohl berathen, weil ja dem Diaconissenhause bedeutende Autoritäten helfend zur Seite standen. Der Psalmengesang erschien gleich anfangs, wie ein Eigenthum des Diaconissenhauses, weil Bezirksgerichtsrath Hommel, der als ein Vater des neuen Psalmengesangs angesehen werden konnte, in innigem Zusammenhange mit dem Diaconissenhause lebte, und demselben bis in die neueste Zeit mit Rath und That zur Seite stand. Die Art, wie man in Neuendettelsau die Psalmen singt, hat sich in verschiedenen Gegenden verbreitet und ihre Geltung gefunden, und Davids Psalmen haben gewiß von Anfang an die ganze Musik des Diaconissenhauses geheiligt, und dem Diaconissenhause selbst und seinen Gesang-Lehrern und -Lehrerinnen den edlen Ruf einer besondern Leistung erweckt. Die übrigen Lehrgegenstände im Diaconissenhause wurden sammt und sonders von allem Anfang von Einem Lehrer vorgetragen, der ganz der Meinung war, die Lehrer zukünftiger Geschlechter zu begeistern und ihnen Ideen an die Hand zu geben, die selige Frucht tragen sollten. Der Schreibunterricht wurde dadurch pastoral und eine Schule des Gehorsams; der Rechenunterricht gerieth mit aller Einfalt und Solidität, welche auf den Gymnasien von Nürnberg und Bayreuth zu jener Zeit die herrschende war, da der erste Rector und Vorstand des Diaconissenhauses auf Schulen war. Die natürliche Seite

nachwies und wie er dadurch so wie durch eine ähnliche Darstellung des Organismus des Gehörs sein lauschendes Publikum zur Andacht und Bewunderung des Herrn erweckte. Damit gelang es ihm, seinen Vorträgen eine gewisse Weihe zu geben, und der ärztliche Unterricht hat schon seit jenen Tagen im Diaconissenhause in großem Ansehen gestanden. Der Beruf der Diaconissin erschien als heilig. Auch der Musikunterricht, für den man gleich anfangs einen für kirchliche Musik begeisterten Lehrer an Cantor Güttler gewann, war sehr wohl berathen, weil ja dem Diaconissenhause bedeutende Autoritäten helfend zur Seite standen. Der Psalmengesang erschien gleich anfangs, wie ein Eigenthum des Diaconissenhauses, weil Bezirksgerichtsrath Hommel, der als ein Vater des neuen Psalmengesangs angesehen werden konnte, in innigem Zusammenhange mit dem Diaconissenhause lebte, und demselben bis in die neueste Zeit mit Rath und That zur Seite stand. Die Art, wie man in Neuendettelsau die Psalmen singt, hat sich in verschiedenen Gegenden verbreitet und ihre Geltung gefunden, und Davids Psalmen haben gewiß von Anfang an die ganze Musik des Diaconissenhauses geheiligt, und dem Diaconissenhause selbst und seinen Gesang-Lehrern und -Lehrerinnen den edlen Ruf einer besondern Leistung erweckt. Die übrigen Lehrgegenstände im Diaconissenhause wurden sammt und sonders von allem Anfang von Einem Lehrer vorgetragen, der ganz der Meinung war, die Lehrer zukünftiger Geschlechter zu begeistern und ihnen Ideen an die Hand zu geben, die selige Frucht tragen sollten. Der Schreibunterricht wurde dadurch pastoral und eine Schule des Gehorsams; der Rechenunterricht gerieth mit aller Einfalt und Solidität, welche auf den Gymnasien von Nürnberg und Bayreuth zu jener Zeit die herrschende war, da der erste Rector und Vorstand des Diaconissenhauses auf Schulen war. Die natürliche Seite

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0087" n="87"/>
nachwies und wie er dadurch so wie durch eine ähnliche Darstellung des Organismus des Gehörs sein lauschendes Publikum zur Andacht und Bewunderung des Herrn erweckte. Damit gelang es ihm, seinen Vorträgen eine gewisse Weihe zu geben, und der ärztliche Unterricht hat schon seit jenen Tagen im Diaconissenhause in großem Ansehen gestanden. Der Beruf der Diaconissin erschien als heilig. Auch der Musikunterricht, für den man gleich anfangs einen für kirchliche Musik begeisterten Lehrer an Cantor <hi rendition="#g">Güttler</hi> gewann, war sehr wohl berathen, weil ja dem Diaconissenhause bedeutende Autoritäten helfend zur Seite standen. Der <hi rendition="#g">Psalmengesang</hi> erschien gleich anfangs, wie ein Eigenthum des Diaconissenhauses, weil Bezirksgerichtsrath <hi rendition="#g">Hommel</hi>, der als ein Vater des neuen Psalmengesangs angesehen werden konnte, in innigem Zusammenhange mit dem Diaconissenhause lebte, und demselben bis in die neueste Zeit mit Rath und That zur Seite stand. Die Art, wie man in Neuendettelsau die Psalmen singt, hat sich in verschiedenen Gegenden verbreitet und ihre Geltung gefunden, und Davids Psalmen haben gewiß von Anfang an die ganze Musik des Diaconissenhauses geheiligt, und dem Diaconissenhause selbst und seinen Gesang-Lehrern und -Lehrerinnen den edlen Ruf einer besondern Leistung erweckt. Die übrigen Lehrgegenstände im Diaconissenhause wurden sammt und sonders von allem Anfang von Einem Lehrer vorgetragen, der ganz der Meinung war, die Lehrer zukünftiger Geschlechter zu begeistern und ihnen Ideen an die Hand zu geben, die selige Frucht tragen sollten. Der <hi rendition="#g">Schreibunterricht</hi> wurde dadurch pastoral und eine Schule des Gehorsams; der <hi rendition="#g">Rechenunterricht</hi> gerieth mit aller Einfalt und Solidität, welche auf den Gymnasien von Nürnberg und Bayreuth zu jener Zeit die herrschende war, da der erste Rector und Vorstand des Diaconissenhauses auf Schulen war. Die <hi rendition="#g">natürliche</hi> Seite
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0087] nachwies und wie er dadurch so wie durch eine ähnliche Darstellung des Organismus des Gehörs sein lauschendes Publikum zur Andacht und Bewunderung des Herrn erweckte. Damit gelang es ihm, seinen Vorträgen eine gewisse Weihe zu geben, und der ärztliche Unterricht hat schon seit jenen Tagen im Diaconissenhause in großem Ansehen gestanden. Der Beruf der Diaconissin erschien als heilig. Auch der Musikunterricht, für den man gleich anfangs einen für kirchliche Musik begeisterten Lehrer an Cantor Güttler gewann, war sehr wohl berathen, weil ja dem Diaconissenhause bedeutende Autoritäten helfend zur Seite standen. Der Psalmengesang erschien gleich anfangs, wie ein Eigenthum des Diaconissenhauses, weil Bezirksgerichtsrath Hommel, der als ein Vater des neuen Psalmengesangs angesehen werden konnte, in innigem Zusammenhange mit dem Diaconissenhause lebte, und demselben bis in die neueste Zeit mit Rath und That zur Seite stand. Die Art, wie man in Neuendettelsau die Psalmen singt, hat sich in verschiedenen Gegenden verbreitet und ihre Geltung gefunden, und Davids Psalmen haben gewiß von Anfang an die ganze Musik des Diaconissenhauses geheiligt, und dem Diaconissenhause selbst und seinen Gesang-Lehrern und -Lehrerinnen den edlen Ruf einer besondern Leistung erweckt. Die übrigen Lehrgegenstände im Diaconissenhause wurden sammt und sonders von allem Anfang von Einem Lehrer vorgetragen, der ganz der Meinung war, die Lehrer zukünftiger Geschlechter zu begeistern und ihnen Ideen an die Hand zu geben, die selige Frucht tragen sollten. Der Schreibunterricht wurde dadurch pastoral und eine Schule des Gehorsams; der Rechenunterricht gerieth mit aller Einfalt und Solidität, welche auf den Gymnasien von Nürnberg und Bayreuth zu jener Zeit die herrschende war, da der erste Rector und Vorstand des Diaconissenhauses auf Schulen war. Die natürliche Seite

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-03T16:04:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-03T16:04:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-03T16:04:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/87
Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/87>, abgerufen am 26.04.2024.