Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Römisches

Brieffgen zum höchsten/ eröffnete hievon seinen Leuten nicht das
geringste/ sondern satzte des Nachts über den Po, und kam zu der
hierüber höchst erfreueten Hermengard in das Lager/ einen Lie-
bes-Sieg ohne Zeugen daselbst zu hohlen. Als am folgenden
Morgen seine hohe Kriegs-Bedienten nach Gewohnheit vor das
Königliche Gezelt kamen/ und niemand zu finden war/ wusten
sie vor Bestürtzung nicht/ was sie sagen solten/ biß ein Spion
ihnen die Nachricht brachte/ er sey in dem feindlichen Lager/ und
mache Anstalt seine eigene Leute unvermuthet zu überfallen.
Welches sie so erbitterte/ daß sie auffbrachen/ und sich nach Mi-
lano zurück zogen/ allwo Rudolph grosse Mühe fand/ sie zu be-
gütigen. Er merckte endlich die verdeckte List/ und nachdem
ihm die Liebes-Hitze vergangen/ ließ er/ nach gebüßter Lust/ die
Hermengard gar allein/ welche sich umbsonst bemühet hatte/
ihn zu bereden/ daß er seine Gemahlin/ Hertzog Burchards in
Schwaben Tochter/ verlassen/ und sich mit ihr vermählen solte.
Zur Rache wandte sie alle ihre Liebreitzungen bey den Jtaliäni-
schen Grossen so kräfftig an/ daß sie Rudolphen sämmtlich ver-
Frodoard.
ad h. a.liessen. Jn West-Franckreich war das Feuer auch noch nicht
gestillet. Denn Heribert/ Graff von Vermandois, nahm sich
des jungen Hugo, so des auffgeworffenen Königs Roberts
Sohn war/ an/ und brachte es dahin/ daß fast alles von Carln
dem Einfältigen absetzte/ und er gefangen genommen ward. Die-
ser verlassene Printz schickte hierauff an König Heinrichen in
Deutschland/ verehrte ihm die Hand des vermeinten Heiligen und
Patrons von Franckreich Dionysii, und bat recht flehentlich/
sich seiner anzunehmen. Der Graff Heribert schickte gleich-
falls an unsern Heinrich/ entschuldigte sich/ es sey wegen böser
Regierung geschehen/ gab auch den König zum Schein loß/ be-
hielt aber alle Macht in der Hand/ worzu Heinrich durch die
Finger sahe. Jndessen hielte er sich wieder die Wenden tapf-
fer/ indem er nicht nur die Dalamincier und Lausitzer Wenden
unter sich brachte/ sondern auch weiter in ihr Land biß an die Ha-
vel hinein drung/ und zu Brandeburg einen Marckgraffen einsetzte.

XIV.

Roͤmiſches

Brieffgen zum hoͤchſten/ eroͤffnete hievon ſeinen Leuten nicht das
geringſte/ ſondern ſatzte des Nachts uͤber den Po, und kam zu der
hieruͤber hoͤchſt erfreueten Hermengard in das Lager/ einen Lie-
bes-Sieg ohne Zeugen daſelbſt zu hohlen. Als am folgenden
Morgen ſeine hohe Kriegs-Bedienten nach Gewohnheit vor das
Koͤnigliche Gezelt kamen/ und niemand zu finden war/ wuſten
ſie vor Beſtuͤrtzung nicht/ was ſie ſagen ſolten/ biß ein Spion
ihnen die Nachricht brachte/ er ſey in dem feindlichen Lager/ und
mache Anſtalt ſeine eigene Leute unvermuthet zu uͤberfallen.
Welches ſie ſo erbitterte/ daß ſie auffbrachen/ und ſich nach Mi-
lano zuruͤck zogen/ allwo Rudolph groſſe Muͤhe fand/ ſie zu be-
guͤtigen. Er merckte endlich die verdeckte Liſt/ und nachdem
ihm die Liebes-Hitze vergangen/ ließ er/ nach gebuͤßter Luſt/ die
Hermengard gar allein/ welche ſich umbſonſt bemuͤhet hatte/
ihn zu bereden/ daß er ſeine Gemahlin/ Hertzog Burchards in
Schwaben Tochter/ verlaſſen/ und ſich mit ihr vermaͤhlen ſolte.
Zur Rache wandte ſie alle ihre Liebreitzungen bey den Jtaliaͤni-
ſchen Groſſen ſo kraͤfftig an/ daß ſie Rudolphen ſaͤmmtlich ver-
Frodoard.
ad h. a.lieſſen. Jn Weſt-Franckreich war das Feuer auch noch nicht
geſtillet. Denn Heribert/ Graff von Vermandois, nahm ſich
des jungen Hugo, ſo des auffgeworffenen Koͤnigs Roberts
Sohn war/ an/ und brachte es dahin/ daß faſt alles von Carln
dem Einfaͤltigen abſetzte/ und er gefangen genommen ward. Die-
ſer verlaſſene Printz ſchickte hierauff an Koͤnig Heinrichen in
Deutſchland/ verehrte ihm die Hand des vermeinten Heiligen und
Patrons von Franckreich Dionyſii, und bat recht flehentlich/
ſich ſeiner anzunehmen. Der Graff Heribert ſchickte gleich-
falls an unſern Heinrich/ entſchuldigte ſich/ es ſey wegen boͤſer
Regierung geſchehen/ gab auch den Koͤnig zum Schein loß/ be-
hielt aber alle Macht in der Hand/ worzu Heinrich durch die
Finger ſahe. Jndeſſen hielte er ſich wieder die Wenden tapf-
fer/ indem er nicht nur die Dalamincier und Lauſitzer Wenden
unter ſich brachte/ ſondern auch weiter in ihr Land biß an die Ha-
vel hinein drung/ und zu Brandeburg einen Marckgraffen einſetzte.

XIV.

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[50/0060] Roͤmiſches Brieffgen zum hoͤchſten/ eroͤffnete hievon ſeinen Leuten nicht das geringſte/ ſondern ſatzte des Nachts uͤber den Po, und kam zu der hieruͤber hoͤchſt erfreueten Hermengard in das Lager/ einen Lie- bes-Sieg ohne Zeugen daſelbſt zu hohlen. Als am folgenden Morgen ſeine hohe Kriegs-Bedienten nach Gewohnheit vor das Koͤnigliche Gezelt kamen/ und niemand zu finden war/ wuſten ſie vor Beſtuͤrtzung nicht/ was ſie ſagen ſolten/ biß ein Spion ihnen die Nachricht brachte/ er ſey in dem feindlichen Lager/ und mache Anſtalt ſeine eigene Leute unvermuthet zu uͤberfallen. Welches ſie ſo erbitterte/ daß ſie auffbrachen/ und ſich nach Mi- lano zuruͤck zogen/ allwo Rudolph groſſe Muͤhe fand/ ſie zu be- guͤtigen. Er merckte endlich die verdeckte Liſt/ und nachdem ihm die Liebes-Hitze vergangen/ ließ er/ nach gebuͤßter Luſt/ die Hermengard gar allein/ welche ſich umbſonſt bemuͤhet hatte/ ihn zu bereden/ daß er ſeine Gemahlin/ Hertzog Burchards in Schwaben Tochter/ verlaſſen/ und ſich mit ihr vermaͤhlen ſolte. Zur Rache wandte ſie alle ihre Liebreitzungen bey den Jtaliaͤni- ſchen Groſſen ſo kraͤfftig an/ daß ſie Rudolphen ſaͤmmtlich ver- lieſſen. Jn Weſt-Franckreich war das Feuer auch noch nicht geſtillet. Denn Heribert/ Graff von Vermandois, nahm ſich des jungen Hugo, ſo des auffgeworffenen Koͤnigs Roberts Sohn war/ an/ und brachte es dahin/ daß faſt alles von Carln dem Einfaͤltigen abſetzte/ und er gefangen genommen ward. Die- ſer verlaſſene Printz ſchickte hierauff an Koͤnig Heinrichen in Deutſchland/ verehrte ihm die Hand des vermeinten Heiligen und Patrons von Franckreich Dionyſii, und bat recht flehentlich/ ſich ſeiner anzunehmen. Der Graff Heribert ſchickte gleich- falls an unſern Heinrich/ entſchuldigte ſich/ es ſey wegen boͤſer Regierung geſchehen/ gab auch den Koͤnig zum Schein loß/ be- hielt aber alle Macht in der Hand/ worzu Heinrich durch die Finger ſahe. Jndeſſen hielte er ſich wieder die Wenden tapf- fer/ indem er nicht nur die Dalamincier und Lauſitzer Wenden unter ſich brachte/ ſondern auch weiter in ihr Land biß an die Ha- vel hinein drung/ und zu Brandeburg einen Marckgraffen einſetzte. Frodoard. ad h. a. XIV.

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Zitationshilfe:	Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/60>, abgerufen am 27.04.2024.

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