Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Neuntes Buch [Spaltenumbruch]
Himmel gefallen seyn/ und das Dardanus nachTroja/ Eneas aber in Jtalien gebracht haben soll/ glaubten: daß solches von niemanden/ aus- ser denen Vestalischen Jungfrauen/ ohne Be- schädigung gesehen werden könte/ und deßhal- ben in einem Fasse verdeckt gehalten würde. Sintemahl der oberste Priester Metellus/ als er selbtes aus dem Brande gerettet hätte/ nicht so wol von der ihn versehrenden Flamme/ als dem Ansehen dieses Schirm-Bildes sein Ge- sichte verlohren; und wegen seiner geheimen Krafft das Römische Reich/ so lange es zu Rom behalten blieben/ keines Untergangs sich zu be- sorgen hätte. Bey solcher Beschaffenheit würde er bey Entfremdung dieses Siegels nicht ver- antwortlicher thun/ als die geile Scylla/ die ih- rem Vater sein geweihtes Haar/ mit welchem sein Reich zugleich unversehrlich bleiben solte/ abschnitt/ und seinem Feinde einliefferte/ um nur seine Hold zu erwerben. Die Priesterin Alironia aber war so aufrichtig: daß sie meinem Bruder den von solchem Schutz-Tiegel einge- bildeten Aberglauben ausredete/ und behaupte- te: es wären alles diß/ was von derogleichen Schirmbildern geglaubt wür de/ blosse Getich- te/ und Larven/ darmit man den alberen Pöfel blendete. Denn wer könte glauben: daß die unaufhaltbare Gewalt des Verhängnüßes sich an einen Stein/ oder Stücke Ertzt/ das der Bildhauer nach seiner Willkühr ausgeetzt hat/ und der Gewalt des Feuers/ der Verzehrung der Lufft/ der Abnützung des Wassers unter- worffen ist/ angebunden/ und sich gleichsam zu einem Sclaven/ welcher ein Klotz an dem Fuße geschlept/ gemacht haben solte. Da aber auch diesem Bilde eine solche geheime Krafft einge- pflantzt wäre; würden die Römer solches eben so wol den Cimbern/ als Diomedes das Pallas- Bild dem Eneas wieder zu geben/ durch das Verhängnüs gezwungen werden. Denn dessen Lauff wäre so wenig durch irrdische Zufälle; als der Gestirne durch thörichte Beschwerungen; [Spaltenumbruch] wie ihnen die wahnsinnigen zuweilen träumen liessen/ aufzuhalten. Wiewol nun einige rie- then: daß König Frotho nach dem selbsteigenen Beyspiele der Römer/ welche nach dem Schil- de (der zu des Königs Numa Zeiten vom Him- mel gefallen seyn solte) viel andere machen lies- sen/ einen andern nachgegossenen Tiegel nach Rom schicken möchte/ so weigerte er doch die- sen Einschlag beständig/ meldende: daß einem Fürsten so wenig der Betrug/ als der Sonne eine Larve anständig wäre. Wormit er aber durch diß kostbare Lösegeld für mich seine gelieb- te Schwester nicht etwas von dem Cimbrischen Ansehen vergeben möchte/ brachte er es durch Unter handlung so weit: daß der Kayser hinge- gen den vom Marius wegen überwundener Cimbern aufgerichteten Siegs-Bogen einreis- sen/ die aufgehenckten Waffen dem Frotho zu- rück geben; und aus denen Marmelsteinen ei- ne Brücke über den Fluß Nar bauen ließ. Auf diese Art bin ich dem Römischen Gefängnüsse entkommen; und nehme nun auf diesem Schif- fe meinen Rückweg in mein geliebtes Vater- land; mit der unveränderlichen Entschlüssung: daß ich daselbst mich auf mein Lebetage zu dem Alironischen Frauenzimmer einsperren wolle. Diese treuhertzige Erzehlung der Tircha- süssete
Neuntes Buch [Spaltenumbruch]
Himmel gefallen ſeyn/ und das Dardanus nachTroja/ Eneas aber in Jtalien gebracht haben ſoll/ glaubten: daß ſolches von niemanden/ auſ- ſer denen Veſtaliſchen Jungfrauen/ ohne Be- ſchaͤdigung geſehen werden koͤnte/ und deßhal- ben in einem Faſſe verdeckt gehalten wuͤrde. Sintemahl der oberſte Prieſter Metellus/ als er ſelbtes aus dem Brande gerettet haͤtte/ nicht ſo wol von der ihn verſehrenden Flamme/ als dem Anſehen dieſes Schirm-Bildes ſein Ge- ſichte verlohren; und wegen ſeiner geheimen Krafft das Roͤmiſche Reich/ ſo lange es zu Rom behalten blieben/ keines Untergangs ſich zu be- ſorgen haͤtte. Bey ſolcher Beſchaffenheit wuͤrde er bey Entfremdung dieſes Siegels nicht ver- antwortlicher thun/ als die geile Scylla/ die ih- rem Vater ſein geweihtes Haar/ mit welchem ſein Reich zugleich unverſehrlich bleiben ſolte/ abſchnitt/ und ſeinem Feinde einliefferte/ um nur ſeine Hold zu erwerben. Die Prieſterin Alironia aber war ſo aufrichtig: daß ſie meinem Bruder den von ſolchem Schutz-Tiegel einge- bildeten Aberglauben ausredete/ und behaupte- te: es waͤren alles diß/ was von derogleichen Schirmbildern geglaubt wuͤr de/ bloſſe Getich- te/ und Larven/ darmit man den alberen Poͤfel blendete. Denn wer koͤnte glauben: daß die unaufhaltbare Gewalt des Verhaͤngnuͤßes ſich an einen Stein/ oder Stuͤcke Ertzt/ das der Bildhauer nach ſeiner Willkuͤhr ausgeetzt hat/ und der Gewalt des Feuers/ der Verzehrung der Lufft/ der Abnuͤtzung des Waſſers unter- worffen iſt/ angebunden/ und ſich gleichſam zu einem Sclaven/ welcher ein Klotz an dem Fuße geſchlept/ gemacht haben ſolte. Da aber auch dieſem Bilde eine ſolche geheime Krafft einge- pflantzt waͤre; wuͤrden die Roͤmer ſolches eben ſo wol den Cimbern/ als Diomedes das Pallas- Bild dem Eneas wieder zu geben/ durch das Verhaͤngnuͤs gezwungen werden. Denn deſſen Lauff waͤre ſo wenig durch irrdiſche Zufaͤlle; als der Geſtirne durch thoͤrichte Beſchwerungen; [Spaltenumbruch] wie ihnen die wahnſinnigen zuweilen traͤumen lieſſen/ aufzuhalten. Wiewol nun einige rie- then: daß Koͤnig Frotho nach dem ſelbſteigenen Beyſpiele der Roͤmer/ welche nach dem Schil- de (der zu des Koͤnigs Numa Zeiten vom Him- mel gefallen ſeyn ſolte) viel andere machen lieſ- ſen/ einen andern nachgegoſſenen Tiegel nach Rom ſchicken moͤchte/ ſo weigerte er doch die- ſen Einſchlag beſtaͤndig/ meldende: daß einem Fuͤrſten ſo wenig der Betrug/ als der Sonne eine Larve anſtaͤndig waͤre. Wormit er aber durch diß koſtbare Loͤſegeld fuͤr mich ſeine gelieb- te Schweſter nicht etwas von dem Cimbriſchen Anſehen vergeben moͤchte/ brachte er es durch Unter handlung ſo weit: daß der Kayſer hinge- gen den vom Marius wegen uͤberwundener Cimbern aufgerichteten Siegs-Bogen einreiſ- ſen/ die aufgehenckten Waffen dem Frotho zu- ruͤck geben; und aus denen Marmelſteinen ei- ne Bruͤcke uͤber den Fluß Nar bauen ließ. Auf dieſe Art bin ich dem Roͤmiſchen Gefaͤngnuͤſſe entkommen; und nehme nun auf dieſem Schif- fe meinen Ruͤckweg in mein geliebtes Vater- land; mit der unveraͤnderlichen Entſchluͤſſung: daß ich daſelbſt mich auf mein Lebetage zu dem Alironiſchen Frauenzimmer einſperren wolle. Dieſe treuhertzige Erzehlung der Tircha- ſuͤſſete
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Neuntes Buch
Himmel gefallen ſeyn/ und das Dardanus nach
Troja/ Eneas aber in Jtalien gebracht haben
ſoll/ glaubten: daß ſolches von niemanden/ auſ-
ſer denen Veſtaliſchen Jungfrauen/ ohne Be-
ſchaͤdigung geſehen werden koͤnte/ und deßhal-
ben in einem Faſſe verdeckt gehalten wuͤrde.
Sintemahl der oberſte Prieſter Metellus/ als
er ſelbtes aus dem Brande gerettet haͤtte/ nicht
ſo wol von der ihn verſehrenden Flamme/ als
dem Anſehen dieſes Schirm-Bildes ſein Ge-
ſichte verlohren; und wegen ſeiner geheimen
Krafft das Roͤmiſche Reich/ ſo lange es zu Rom
behalten blieben/ keines Untergangs ſich zu be-
ſorgen haͤtte. Bey ſolcher Beſchaffenheit wuͤrde
er bey Entfremdung dieſes Siegels nicht ver-
antwortlicher thun/ als die geile Scylla/ die ih-
rem Vater ſein geweihtes Haar/ mit welchem
ſein Reich zugleich unverſehrlich bleiben ſolte/
abſchnitt/ und ſeinem Feinde einliefferte/ um
nur ſeine Hold zu erwerben. Die Prieſterin
Alironia aber war ſo aufrichtig: daß ſie meinem
Bruder den von ſolchem Schutz-Tiegel einge-
bildeten Aberglauben ausredete/ und behaupte-
te: es waͤren alles diß/ was von derogleichen
Schirmbildern geglaubt wuͤr de/ bloſſe Getich-
te/ und Larven/ darmit man den alberen Poͤfel
blendete. Denn wer koͤnte glauben: daß die
unaufhaltbare Gewalt des Verhaͤngnuͤßes ſich
an einen Stein/ oder Stuͤcke Ertzt/ das der
Bildhauer nach ſeiner Willkuͤhr ausgeetzt hat/
und der Gewalt des Feuers/ der Verzehrung
der Lufft/ der Abnuͤtzung des Waſſers unter-
worffen iſt/ angebunden/ und ſich gleichſam zu
einem Sclaven/ welcher ein Klotz an dem Fuße
geſchlept/ gemacht haben ſolte. Da aber auch
dieſem Bilde eine ſolche geheime Krafft einge-
pflantzt waͤre; wuͤrden die Roͤmer ſolches eben
ſo wol den Cimbern/ als Diomedes das Pallas-
Bild dem Eneas wieder zu geben/ durch das
Verhaͤngnuͤs gezwungen werden. Denn deſſen
Lauff waͤre ſo wenig durch irrdiſche Zufaͤlle; als
der Geſtirne durch thoͤrichte Beſchwerungen;
wie ihnen die wahnſinnigen zuweilen traͤumen
lieſſen/ aufzuhalten. Wiewol nun einige rie-
then: daß Koͤnig Frotho nach dem ſelbſteigenen
Beyſpiele der Roͤmer/ welche nach dem Schil-
de (der zu des Koͤnigs Numa Zeiten vom Him-
mel gefallen ſeyn ſolte) viel andere machen lieſ-
ſen/ einen andern nachgegoſſenen Tiegel nach
Rom ſchicken moͤchte/ ſo weigerte er doch die-
ſen Einſchlag beſtaͤndig/ meldende: daß einem
Fuͤrſten ſo wenig der Betrug/ als der Sonne
eine Larve anſtaͤndig waͤre. Wormit er aber
durch diß koſtbare Loͤſegeld fuͤr mich ſeine gelieb-
te Schweſter nicht etwas von dem Cimbriſchen
Anſehen vergeben moͤchte/ brachte er es durch
Unter handlung ſo weit: daß der Kayſer hinge-
gen den vom Marius wegen uͤberwundener
Cimbern aufgerichteten Siegs-Bogen einreiſ-
ſen/ die aufgehenckten Waffen dem Frotho zu-
ruͤck geben; und aus denen Marmelſteinen ei-
ne Bruͤcke uͤber den Fluß Nar bauen ließ. Auf
dieſe Art bin ich dem Roͤmiſchen Gefaͤngnuͤſſe
entkommen; und nehme nun auf dieſem Schif-
fe meinen Ruͤckweg in mein geliebtes Vater-
land; mit der unveraͤnderlichen Entſchluͤſſung:
daß ich daſelbſt mich auf mein Lebetage zu dem
Alironiſchen Frauenzimmer einſperren wolle.
Dieſe treuhertzige Erzehlung der Tircha-
nis/ ſagte Asblaſte/ vergnuͤgte mich nicht allein
uͤber die maſſen/ ſondern ſie erweckte in mir
nichts minder eine ſonderbare Ehrerbietung/
als eine hertzliche Zuneigung zu einer ſo tugend-
hafften Fuͤrſtin; alſo: daß ich fuͤr ihr das minſte
meiner Begebnuͤſſe zu verbergen fuͤr ein un-
verant wortliches Mißtrauen hielt/ und hier-
durch ihre voll kommene Gewogenheit er warb.
Wiewol wir nun auf dieſer Reiſe/ wegen des
mehrmahls wiedrigen Windes/ der uns zu Ga-
des drey Wochen aufhielt/ und wegen oͤffteren
Sturmes/ der uns ſo gar auf das Eyland Thu-
le trieb/ auf dem unſer Schiff verfror/ acht
Monat zubrachten; verkuͤrtzte mir doch der
Koͤnigin Tirchanis Anmuth die Zeit/ und ver-
ſuͤſſete
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1334[1336]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1402>, abgerufen am 17.06.2024. |