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Lohner, Tobias: Geistliche Hauß-Bibliothec. Bd. 4. München, 1684.

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Lehren vom Gebett
dein elendiges Gebett GOtt nicht weniger angen emb
vnd verdienstlich sey/ als wann du andächtig bette-
test. Dann also sprach Christus zu St. Mechtild.
l. 3. cap. 9. (Wann der Mensch GOtt lobt/
better/ oder was anders guts thut/ das jhm
nicht gleich süß vnd wolschmeckend ist/ je-
doch ist es GOtt vmb deß wegen nicht desto-
weniger süß vnd wolschmäckend Jaer nimbt
auch bißweilen ein solches Gebett desto mehr
an/ weil er bißweilen die Trew der liebenden
Seel gegen jhm begehrt zu erfahren.)
Als wolt
er sagen/ Gott will nur sehen/ was du thust/ wann
er dir die Andacht entziehet/ vnd wann du dann be-
ständig/ so kan er sehen/ daß du es trewlich mit
jhm meynest.

Wann du aber verstrewte Gedancken hast/
vnd merckest dieselbige/ vnd magst sie nicht außschla-
gen entweder auß Faulkeit oder Verdruß/ oder
weil du dieselbige gern hast/ vnd sie dir angenemb
seynd/ dise Gedancken seynd Sünd/ aber dannoch
kein Todt-Sünd; es sey dann daß du dasselbige
Gebett auff Straff einer Todt-Sünd schuldig wä-
rest zuverrichten/ vnd hieltest dich dann ein lange
Zeit wissentlich vnnd willig darinn auff. Hierauß
merckest du/ daß die verstrewte Gedancken nicht al-
lezeit Sünd/ sonder bißweilen auch wol verdienst-
lich seynd. Es ist aber sehr nothwendig/ daß wann
du in die Kirchen kommest/ du nicht gleich anfan-
gest zubetten; sondern/ nach dem du GOtt in seinen
heiligen Hauß angebettet/ vnd alle Englen/ so da ge-
gen wertig seynd/ gegrüsset/ oder ein Reverentz er-

zei-

Lehren vom Gebett
dein elendiges Gebett GOtt nicht weniger angen emb
vnd verdienſtlich ſey/ als wann du andächtig bette-
teſt. Dann alſo ſprach Chriſtus zu St. Mechtild.
l. 3. cap. 9. (Wann der Menſch GOtt lobt/
better/ oder was anders guts thut/ das jhm
nicht gleich ſüß vnd wolſchmeckend iſt/ je-
doch iſt es GOtt vmb deß wegen nicht deſto-
weniger ſüß vnd wolſchmäckend Jaer nimbt
auch bißweilen ein ſolches Gebett deſto mehr
an/ weil er bißweilen die Trew der liebenden
Seel gegen jhm begehrt zu erfahren.)
Als wolt
er ſagen/ Gott will nur ſehen/ was du thuſt/ wann
er dir die Andacht entziehet/ vnd wann du dann be-
ſtändig/ ſo kan er ſehen/ daß du es trewlich mit
jhm meyneſt.

Wann du aber verſtrewte Gedancken haſt/
vnd merckeſt dieſelbige/ vnd magſt ſie nicht außſchla-
gen entweder auß Faulkeit oder Verdruß/ oder
weil du dieſelbige gern haſt/ vnd ſie dir angenemb
ſeynd/ diſe Gedancken ſeynd Sünd/ aber dannoch
kein Todt-Sünd; es ſey dann daß du daſſelbige
Gebett auff Straff einer Todt-Sünd ſchuldig wä-
reſt zuverꝛichten/ vnd hielteſt dich dann ein lange
Zeit wiſſentlich vnnd willig darinn auff. Hierauß
merckeſt du/ daß die verſtrewte Gedancken nicht al-
lezeit Sünd/ ſonder bißweilen auch wol verdienſt-
lich ſeynd. Es iſt aber ſehr nothwendig/ daß wann
du in die Kirchen kommeſt/ du nicht gleich anfan-
geſt zubetten; ſondern/ nach dem du GOtt in ſeinen
heiligen Hauß angebettet/ vnd alle Englen/ ſo da ge-
gen wertig ſeynd/ gegrüſſet/ oder ein Reverentz er-

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[14/0014] Lehren vom Gebett dein elendiges Gebett GOtt nicht weniger angen emb vnd verdienſtlich ſey/ als wann du andächtig bette- teſt. Dann alſo ſprach Chriſtus zu St. Mechtild. l. 3. cap. 9. (Wann der Menſch GOtt lobt/ better/ oder was anders guts thut/ das jhm nicht gleich ſüß vnd wolſchmeckend iſt/ je- doch iſt es GOtt vmb deß wegen nicht deſto- weniger ſüß vnd wolſchmäckend Jaer nimbt auch bißweilen ein ſolches Gebett deſto mehr an/ weil er bißweilen die Trew der liebenden Seel gegen jhm begehrt zu erfahren.) Als wolt er ſagen/ Gott will nur ſehen/ was du thuſt/ wann er dir die Andacht entziehet/ vnd wann du dann be- ſtändig/ ſo kan er ſehen/ daß du es trewlich mit jhm meyneſt. Wann du aber verſtrewte Gedancken haſt/ vnd merckeſt dieſelbige/ vnd magſt ſie nicht außſchla- gen entweder auß Faulkeit oder Verdruß/ oder weil du dieſelbige gern haſt/ vnd ſie dir angenemb ſeynd/ diſe Gedancken ſeynd Sünd/ aber dannoch kein Todt-Sünd; es ſey dann daß du daſſelbige Gebett auff Straff einer Todt-Sünd ſchuldig wä- reſt zuverꝛichten/ vnd hielteſt dich dann ein lange Zeit wiſſentlich vnnd willig darinn auff. Hierauß merckeſt du/ daß die verſtrewte Gedancken nicht al- lezeit Sünd/ ſonder bißweilen auch wol verdienſt- lich ſeynd. Es iſt aber ſehr nothwendig/ daß wann du in die Kirchen kommeſt/ du nicht gleich anfan- geſt zubetten; ſondern/ nach dem du GOtt in ſeinen heiligen Hauß angebettet/ vnd alle Englen/ ſo da ge- gen wertig ſeynd/ gegrüſſet/ oder ein Reverentz er- zei-

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Zitationshilfe: Lohner, Tobias: Geistliche Hauß-Bibliothec. Bd. 4. München, 1684, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohner_geistliche04_1684/14>, abgerufen am 27.05.2024.