Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lorinser, Carl Ignaz: Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien. Oppeln, 1845.

Bild:
<< vorherige Seite

nun, die schon vorher die Probe bestanden, und die Erfahrung gemacht hatten, daß man auch ohne Branntwein leben könne, desgleichen die Nüchternen, die nur des guten Beispiels und der künftigen Versuchung wegen sich zur Sache entschlossen, traten alsbald und unverzagt hinzu; Andere, die bisher noch schwankten, wurden entweder durch den Vorgang sofort zum Entschluß gebracht, sich jenen mit anzureihen, oder doch bewogen, denselben Schritt mit Nächstem zu thun. Sie gelobten aber sämmtlich: mit Gottes Hülfe dem Genuß des Branntweins so wie aller gebrannten Wasser und alles Dessen, was daraus bereitet wird, für immer zu entsagen (ausgenommen in Krankheitsfällen, wo eine ärztliche Verordnung es gebietet), andere Getränke, namentlich Bier, Wein, Meth u. dergl. nur mäßig zu genießen, zu solcher Enthaltsamkeit und Nüchternheit aus allen Kräften auch Andere zu ermuntern, und jeden Wortbrüchigen nach liebevoller Ermahnung der Geistlichkeit anzuzeigen, damit sein Name aus dem Vereinsbuch gestrichen und für ihn gebetet werde. - Meistens bedurfte es zur Aufnahme nur weniger Tage oder Wochen, selten war eine längere Zeit dazu erforderlich. Am Schluß ist in der Regel ein feierliches Dankfest gehalten, und unter Ausstellung des Hochwürdigsten der Ambrosianische Lobgesang angestimmt und der Segen gegeben worden.

Nicht als die Folge eines Zwanges oder Befehles, nicht als das Werk einer gemeinsamen Berathung und

nun, die schon vorher die Probe bestanden, und die Erfahrung gemacht hatten, daß man auch ohne Branntwein leben könne, desgleichen die Nüchternen, die nur des guten Beispiels und der künftigen Versuchung wegen sich zur Sache entschlossen, traten alsbald und unverzagt hinzu; Andere, die bisher noch schwankten, wurden entweder durch den Vorgang sofort zum Entschluß gebracht, sich jenen mit anzureihen, oder doch bewogen, denselben Schritt mit Nächstem zu thun. Sie gelobten aber sämmtlich: mit Gottes Hülfe dem Genuß des Branntweins so wie aller gebrannten Wasser und alles Dessen, was daraus bereitet wird, für immer zu entsagen (ausgenommen in Krankheitsfällen, wo eine ärztliche Verordnung es gebietet), andere Getränke, namentlich Bier, Wein, Meth u. dergl. nur mäßig zu genießen, zu solcher Enthaltsamkeit und Nüchternheit aus allen Kräften auch Andere zu ermuntern, und jeden Wortbrüchigen nach liebevoller Ermahnung der Geistlichkeit anzuzeigen, damit sein Name aus dem Vereinsbuch gestrichen und für ihn gebetet werde. – Meistens bedurfte es zur Aufnahme nur weniger Tage oder Wochen, selten war eine längere Zeit dazu erforderlich. Am Schluß ist in der Regel ein feierliches Dankfest gehalten, und unter Ausstellung des Hochwürdigsten der Ambrosianische Lobgesang angestimmt und der Segen gegeben worden.

Nicht als die Folge eines Zwanges oder Befehles, nicht als das Werk einer gemeinsamen Berathung und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0050" n="40"/>
nun, die schon vorher die Probe bestanden, und die Erfahrung gemacht hatten, daß man auch ohne Branntwein leben könne, desgleichen die Nüchternen, die nur des guten Beispiels und der künftigen Versuchung wegen sich zur Sache entschlossen, traten alsbald und unverzagt hinzu; Andere, die bisher noch schwankten, wurden entweder durch den Vorgang sofort zum Entschluß gebracht, sich jenen mit anzureihen, oder doch bewogen, denselben Schritt mit Nächstem zu thun. Sie gelobten aber sämmtlich: mit Gottes Hülfe dem Genuß des Branntweins so wie aller gebrannten Wasser und alles Dessen, was daraus bereitet wird, <hi rendition="#g">für immer</hi> zu entsagen (ausgenommen in Krankheitsfällen, wo eine ärztliche Verordnung es gebietet), andere Getränke, namentlich Bier, Wein, Meth u. dergl. nur mäßig zu genießen, zu solcher Enthaltsamkeit und Nüchternheit aus allen Kräften auch Andere zu ermuntern, und jeden Wortbrüchigen nach liebevoller Ermahnung der Geistlichkeit anzuzeigen, damit sein Name aus dem Vereinsbuch gestrichen und für ihn gebetet werde. &#x2013; Meistens bedurfte es zur Aufnahme nur weniger Tage oder Wochen, selten war eine längere Zeit dazu erforderlich. Am Schluß ist in der Regel ein feierliches Dankfest gehalten, und unter Ausstellung des Hochwürdigsten der Ambrosianische Lobgesang angestimmt und der Segen gegeben worden.</p>
        <p>Nicht als die Folge eines Zwanges oder Befehles, nicht als das Werk einer gemeinsamen Berathung und
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0050] nun, die schon vorher die Probe bestanden, und die Erfahrung gemacht hatten, daß man auch ohne Branntwein leben könne, desgleichen die Nüchternen, die nur des guten Beispiels und der künftigen Versuchung wegen sich zur Sache entschlossen, traten alsbald und unverzagt hinzu; Andere, die bisher noch schwankten, wurden entweder durch den Vorgang sofort zum Entschluß gebracht, sich jenen mit anzureihen, oder doch bewogen, denselben Schritt mit Nächstem zu thun. Sie gelobten aber sämmtlich: mit Gottes Hülfe dem Genuß des Branntweins so wie aller gebrannten Wasser und alles Dessen, was daraus bereitet wird, für immer zu entsagen (ausgenommen in Krankheitsfällen, wo eine ärztliche Verordnung es gebietet), andere Getränke, namentlich Bier, Wein, Meth u. dergl. nur mäßig zu genießen, zu solcher Enthaltsamkeit und Nüchternheit aus allen Kräften auch Andere zu ermuntern, und jeden Wortbrüchigen nach liebevoller Ermahnung der Geistlichkeit anzuzeigen, damit sein Name aus dem Vereinsbuch gestrichen und für ihn gebetet werde. – Meistens bedurfte es zur Aufnahme nur weniger Tage oder Wochen, selten war eine längere Zeit dazu erforderlich. Am Schluß ist in der Regel ein feierliches Dankfest gehalten, und unter Ausstellung des Hochwürdigsten der Ambrosianische Lobgesang angestimmt und der Segen gegeben worden. Nicht als die Folge eines Zwanges oder Befehles, nicht als das Werk einer gemeinsamen Berathung und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-04-11T13:16:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-04-11T13:16:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-04-11T13:16:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lorinser_branntweinpest_1845
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lorinser_branntweinpest_1845/50
Zitationshilfe: Lorinser, Carl Ignaz: Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien. Oppeln, 1845, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lorinser_branntweinpest_1845/50>, abgerufen am 26.04.2024.