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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Lebens-Mahlzeit.
HErren; Ja er hielte es vor Ko[t]h auf [d]aß er Christum gewin-
ne a.

JEsus ist
das Licht
der Welt,
der uns
alles of-
fenbah-
ren muß.

§. 2. Wer etwas rechtschaffenes wissen will, daß seiner Seele
Weißheit seye vor GOTT und allen seinen Heiligen, der muß sei-
ne Kertz bey JESU dem Gecreutzigten anzünden, der auf den
Leuchter des Creutzes gestecket wie eine Sonne allen leuchtet, die
im Hause der Kirchen sind, von JESU muß unsere blinde Seele
die Augen-Salben erhandlen, damit sie das geistliche Gesicht be-
komme zu unterscheiden das Wahre vom Falschen, das Göttliche
vom Menschlichen, den holden, treuen Freund vom argen, ver-
stellten Feind, und den Weg zu GOTT von allen Ab- und Jrr-
Wegen. Bey JESU muß man so hohe und verborgene Dinge
lehrnen, kein Mensch kan uns sonst offenbahren; Aus der Ursach ge-
bühret keinem Hochgelehrten und ordinari Frommen der Titul ei-
nes Evangelischen Lehrers, der die Knie seines Hertzens nicht stets
beuget vor GOTT und dem Vatter unsers HErren JESU Chri-
sti, daß er ihne nicht allein lasse predigen: Das sind die besten Pre-
digen, da zu einer Zeit, in einer Kirchen zwey Prediger predigen,
der einte zwar, der sichtbare auf der Cantzel, aber ein ander un-
sichtbarer, der in dem Tempel des Hertzens prediget, und eine Can-
tzel aufrichtet; Wann nur einer prediget auf der Cantzel, so ist es
alles vergebens: aber wann sie beyde predigen, alsdann ist es ein
geseegnete Predig.

Wunsch
des Pre-
digers.

§. 3. O denn, denn du himmlischer Lehrer! du Oberster Predi-
ger komm alleweyl mit mir, kehre ein in die Hertzen meiner Zuhörer
und so offt ich hinauf steige, so steige du herab o himmlischer Pre-
diger, steige in die Hertzen als auf so viele Cantzlen, eröffne ihnen
allen ihre Hertzen wie Lydia der Purpur-Krämerin, predige, predi-
ge doch du mit grosser Krafft; dann meine Wort können nur die
äusseren Ohren bewegen, aber deine Stimm kan die felserne Her-
tzen erschütteren; dannzumal werden meine Predigen Hertz-drin-
gende Predigen seyn, alsdann werden viele ausruffen, wie vor Zei-
ten b: Jhr Männer, lieben Brüder! was sollen wir thun, damit
wir mögen seelig werden, und gleichwie zu Zeiten Salomons der Tem-

pel
a Eph. III. 8.
b Act. II.

Lebens-Mahlzeit.
HErren; Ja er hielte es vor Ko[t]h auf [d]aß er Chriſtum gewin-
ne a.

JEſus iſt
das Licht
der Welt,
der uns
alles of-
fenbah-
ren muß.

§. 2. Wer etwas rechtſchaffenes wiſſen will, daß ſeiner Seele
Weißheit ſeye vor GOTT und allen ſeinen Heiligen, der muß ſei-
ne Kertz bey JESU dem Gecreutzigten anzuͤnden, der auf den
Leuchter des Creutzes geſtecket wie eine Sonne allen leuchtet, die
im Hauſe der Kirchen ſind, von JESU muß unſere blinde Seele
die Augen-Salben erhandlen, damit ſie das geiſtliche Geſicht be-
komme zu unterſcheiden das Wahre vom Falſchen, das Goͤttliche
vom Menſchlichen, den holden, treuen Freund vom argen, ver-
ſtellten Feind, und den Weg zu GOTT von allen Ab- und Jrr-
Wegen. Bey JESU muß man ſo hohe und verborgene Dinge
lehrnen, kein Menſch kan uns ſonſt offenbahren; Aus der Urſach ge-
buͤhret keinem Hochgelehrten und ordinari Frommen der Titul ei-
nes Evangeliſchen Lehrers, der die Knie ſeines Hertzens nicht ſtets
beuget vor GOTT und dem Vatter unſers HErren JESU Chri-
ſti, daß er ihne nicht allein laſſe predigen: Das ſind die beſten Pre-
digen, da zu einer Zeit, in einer Kirchen zwey Prediger predigen,
der einte zwar, der ſichtbare auf der Cantzel, aber ein ander un-
ſichtbarer, der in dem Tempel des Hertzens prediget, und eine Can-
tzel aufrichtet; Wann nur einer prediget auf der Cantzel, ſo iſt es
alles vergebens: aber wann ſie beyde predigen, alsdann iſt es ein
geſeegnete Predig.

Wunſch
des Pre-
digers.

§. 3. O denn, denn du himmliſcher Lehrer! du Oberſter Predi-
ger komm alleweyl mit mir, kehre ein in die Hertzen meiner Zuhoͤrer
und ſo offt ich hinauf ſteige, ſo ſteige du herab o himmliſcher Pre-
diger, ſteige in die Hertzen als auf ſo viele Cantzlen, eroͤffne ihnen
allen ihre Hertzen wie Lydia der Purpur-Kraͤmerin, predige, predi-
ge doch du mit groſſer Krafft; dann meine Wort koͤnnen nur die
aͤuſſeren Ohren bewegen, aber deine Stimm kan die felſerne Her-
tzen erſchuͤtteren; dannzumal werden meine Predigen Hertz-drin-
gende Predigen ſeyn, alsdann werden viele ausruffen, wie vor Zei-
ten b: Jhr Maͤnner, lieben Bruͤder! was ſollen wir thun, damit
wir moͤgen ſeelig werden, und gleichwie zu Zeiten Salomons der Tem-

pel
a Eph. III. 8.
b Act. II.
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[1056/1152] Lebens-Mahlzeit. HErren; Ja er hielte es vor Koth auf daß er Chriſtum gewin- ne a. §. 2. Wer etwas rechtſchaffenes wiſſen will, daß ſeiner Seele Weißheit ſeye vor GOTT und allen ſeinen Heiligen, der muß ſei- ne Kertz bey JESU dem Gecreutzigten anzuͤnden, der auf den Leuchter des Creutzes geſtecket wie eine Sonne allen leuchtet, die im Hauſe der Kirchen ſind, von JESU muß unſere blinde Seele die Augen-Salben erhandlen, damit ſie das geiſtliche Geſicht be- komme zu unterſcheiden das Wahre vom Falſchen, das Goͤttliche vom Menſchlichen, den holden, treuen Freund vom argen, ver- ſtellten Feind, und den Weg zu GOTT von allen Ab- und Jrr- Wegen. Bey JESU muß man ſo hohe und verborgene Dinge lehrnen, kein Menſch kan uns ſonſt offenbahren; Aus der Urſach ge- buͤhret keinem Hochgelehrten und ordinari Frommen der Titul ei- nes Evangeliſchen Lehrers, der die Knie ſeines Hertzens nicht ſtets beuget vor GOTT und dem Vatter unſers HErren JESU Chri- ſti, daß er ihne nicht allein laſſe predigen: Das ſind die beſten Pre- digen, da zu einer Zeit, in einer Kirchen zwey Prediger predigen, der einte zwar, der ſichtbare auf der Cantzel, aber ein ander un- ſichtbarer, der in dem Tempel des Hertzens prediget, und eine Can- tzel aufrichtet; Wann nur einer prediget auf der Cantzel, ſo iſt es alles vergebens: aber wann ſie beyde predigen, alsdann iſt es ein geſeegnete Predig. §. 3. O denn, denn du himmliſcher Lehrer! du Oberſter Predi- ger komm alleweyl mit mir, kehre ein in die Hertzen meiner Zuhoͤrer und ſo offt ich hinauf ſteige, ſo ſteige du herab o himmliſcher Pre- diger, ſteige in die Hertzen als auf ſo viele Cantzlen, eroͤffne ihnen allen ihre Hertzen wie Lydia der Purpur-Kraͤmerin, predige, predi- ge doch du mit groſſer Krafft; dann meine Wort koͤnnen nur die aͤuſſeren Ohren bewegen, aber deine Stimm kan die felſerne Her- tzen erſchuͤtteren; dannzumal werden meine Predigen Hertz-drin- gende Predigen ſeyn, alsdann werden viele ausruffen, wie vor Zei- ten b: Jhr Maͤnner, lieben Bruͤder! was ſollen wir thun, damit wir moͤgen ſeelig werden, und gleichwie zu Zeiten Salomons der Tem- pel a Eph. III. 8. b Act. II.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1056. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1152>, abgerufen am 29.04.2024.