Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Wunder-Geheimnuß des
Goel und Bluts-Freund, JEsum, mit flammender Liebe und einem
brausenden Eingeweid der Erbarmungen, ihme beyde Hände darstre-
cken, sagend: Wendet euch zu Mir/ und werdet selig aller Welt
Ende
a. Kommet her zu mir alle die ihr mühselig und beladen seyd/
Jch will euch erquicken
b. Wie wird er dann mit einer feurig-glü-
enden Begierde entzündet, dieses JESU mächtig zu werden! wie
schwimmt er nicht gleichsam in Glaubens- und Liebes-Thränen zu Jh-
me, wie fallt er nicht mit einem brennenden Hunger und Durst nach
der Gerechtigkeit in seines JEsu Armen, und weltzet sich in seinen
Schoos, darnach trachtend, wie er doch seinen JEsum genugsam lie-
ben und umhalsen, eintzig in ihme erfunden, als Christi Schatz zu sei-
ner Ehre gläntzen, und die Krafft des Verdiensts JEsu in einem star-
cken Glauben und Verschmähung der Welt an ihme gespühret wer-
den möge.

Welch
herrlicher
Nutze ihm
daraus zu-
falle.

§. 17. Die Frucht nun der Unterweisung des himmlischen Vatters,
und der Zweck aller seiner Wercken ist: Daß der in den Abgrund der
Höllen versunckene Mensch, das durch des Teuffels List zu Grund ge-
richtete Geschöpff, über aller Himmeln Himmel, Cherubinen und
Seraphinen zu der Rechten Christi erhöhet, und hiemit diese Tieffe,
Höhe und Breite der Liebe GOttes aller Welt bekannt gemacht wür-
de. Und eben deßwegen hat der himmlische Vatter JEsum zu einem
auserwählten köstlichen Eckstein in Zion gelegt, daß wer an Jhne
glaubet, auf Jhne als ein Fundament bauet, nicht zu schanden wer-
de c. Ja damit die Augen aller Gläubigen in allen sieben Zeiten des
Neuen Testaments auf diesen Stein gerichtet seyen d.

Schluß
und kurtze
Wieder-
hohlung.

§. 18. Darauf dann verlasset der Mensch den vorigen Ort der ko-
thigen traurigen Welt. Er gehet aus von sich selbst, von seiner ei-
genen Gerechtigkeit, Heiligkeit, Weisheit und Kräfften, und na-
het sich im Glauben zu Christo JEsu, als ein Wandersmann an ein
Ort, da er für dem Winde bewahret, und für dem Platz-Regen si-
cher seye, als ein Schaaf zum Hirten, daß es von ihme geführet und
geleitet wird zur fetten Wayde und lebendigem Wasser-Brunnen.

So führet und treibet der Vatter die Menschen zu JEsu seinem
Sohn, der ihme gehorsam gewesen biß zum Tod, ja zum Tod des
Creutzes e, daß sie erfahren, was das seye, mit GOttes Blut er-

kaufft
a Jes. XLV. 22.
b Matth. XI. 28.
c 1 Petr. II. 6.
d Zach. IX. 12.
e Philip. II. 8.

Wunder-Geheimnuß des
Goel und Bluts-Freund, JEſum, mit flammender Liebe und einem
brauſenden Eingeweid der Erbarmungen, ihme beyde Haͤnde darſtre-
cken, ſagend: Wendet euch zu Mir/ und werdet ſelig aller Welt
Ende
a. Kommet her zu mir alle die ihr muͤhſelig und beladen ſeyd/
Jch will euch erquicken
b. Wie wird er dann mit einer feurig-gluͤ-
enden Begierde entzuͤndet, dieſes JESU maͤchtig zu werden! wie
ſchwimmt er nicht gleichſam in Glaubens- und Liebes-Thraͤnen zu Jh-
me, wie fallt er nicht mit einem brennenden Hunger und Durſt nach
der Gerechtigkeit in ſeines JEſu Armen, und weltzet ſich in ſeinen
Schoos, darnach trachtend, wie er doch ſeinen JEſum genugſam lie-
ben und umhalſen, eintzig in ihme erfunden, als Chriſti Schatz zu ſei-
ner Ehre glaͤntzen, und die Krafft des Verdienſts JEſu in einem ſtar-
cken Glauben und Verſchmaͤhung der Welt an ihme geſpuͤhret wer-
den moͤge.

Welch
herrlicher
Nutze ihm
daraus zu-
falle.

§. 17. Die Frucht nun der Unterweiſung des himmliſchen Vatters,
und der Zweck aller ſeiner Wercken iſt: Daß der in den Abgrund der
Hoͤllen verſunckene Menſch, das durch des Teuffels Liſt zu Grund ge-
richtete Geſchoͤpff, uͤber aller Himmeln Himmel, Cherubinen und
Seraphinen zu der Rechten Chriſti erhoͤhet, und hiemit dieſe Tieffe,
Hoͤhe und Breite der Liebe GOttes aller Welt bekannt gemacht wuͤr-
de. Und eben deßwegen hat der himmliſche Vatter JEſum zu einem
auserwaͤhlten koͤſtlichen Eckſtein in Zion gelegt, daß wer an Jhne
glaubet, auf Jhne als ein Fundament bauet, nicht zu ſchanden wer-
de c. Ja damit die Augen aller Glaͤubigen in allen ſieben Zeiten des
Neuen Teſtaments auf dieſen Stein gerichtet ſeyen d.

Schluß
und kurtze
Wieder-
hohlung.

§. 18. Darauf dann verlaſſet der Menſch den vorigen Ort der ko-
thigen traurigen Welt. Er gehet aus von ſich ſelbſt, von ſeiner ei-
genen Gerechtigkeit, Heiligkeit, Weisheit und Kraͤfften, und na-
het ſich im Glauben zu Chriſto JEſu, als ein Wandersmann an ein
Ort, da er fuͤr dem Winde bewahret, und fuͤr dem Platz-Regen ſi-
cher ſeye, als ein Schaaf zum Hirten, daß es von ihme gefuͤhret und
geleitet wird zur fetten Wayde und lebendigem Waſſer-Brunnen.

So fuͤhret und treibet der Vatter die Menſchen zu JEſu ſeinem
Sohn, der ihme gehorſam geweſen biß zum Tod, ja zum Tod des
Creutzes e, daß ſie erfahren, was das ſeye, mit GOttes Blut er-

kaufft
a Jeſ. XLV. 22.
b Matth. XI. 28.
c 1 Petr. II. 6.
d Zach. IX. 12.
e Philip. II. 8.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0120" n="24"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Wunder-Geheimnuß des</hi></fw><lb/>
Goel und Bluts-Freund, JE&#x017F;um, mit flammender Liebe und einem<lb/>
brau&#x017F;enden Eingeweid der Erbarmungen, ihme beyde Ha&#x0364;nde dar&#x017F;tre-<lb/>
cken, &#x017F;agend: <hi rendition="#fr">Wendet euch zu Mir/ und werdet &#x017F;elig aller Welt<lb/>
Ende</hi> <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Je&#x017F;. XLV.</hi> 22.</note>. <hi rendition="#fr">Kommet her zu mir alle die ihr mu&#x0364;h&#x017F;elig und beladen &#x017F;eyd/<lb/>
Jch will euch erquicken</hi> <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Matth. XI.</hi> 28.</note>. Wie wird er dann mit einer feurig-glu&#x0364;-<lb/>
enden Begierde entzu&#x0364;ndet, die&#x017F;es JESU ma&#x0364;chtig zu werden! wie<lb/>
&#x017F;chwimmt er nicht gleich&#x017F;am in Glaubens- und Liebes-Thra&#x0364;nen zu Jh-<lb/>
me, wie fallt er nicht mit einem brennenden Hunger und Dur&#x017F;t nach<lb/>
der Gerechtigkeit in &#x017F;eines JE&#x017F;u Armen, und weltzet &#x017F;ich in &#x017F;einen<lb/>
Schoos, darnach trachtend, wie er doch &#x017F;einen JE&#x017F;um genug&#x017F;am lie-<lb/>
ben und umhal&#x017F;en, eintzig in ihme erfunden, als Chri&#x017F;ti Schatz zu &#x017F;ei-<lb/>
ner Ehre gla&#x0364;ntzen, und die Krafft des Verdien&#x017F;ts JE&#x017F;u in einem &#x017F;tar-<lb/>
cken Glauben und Ver&#x017F;chma&#x0364;hung der Welt an ihme ge&#x017F;pu&#x0364;hret wer-<lb/>
den mo&#x0364;ge.</p><lb/>
          <note place="left">Welch<lb/>
herrlicher<lb/>
Nutze ihm<lb/>
daraus zu-<lb/>
falle.</note>
          <p>§. 17. Die Frucht nun der Unterwei&#x017F;ung des himmli&#x017F;chen Vatters,<lb/>
und der Zweck aller &#x017F;einer Wercken i&#x017F;t: Daß der in den Abgrund der<lb/>
Ho&#x0364;llen ver&#x017F;unckene Men&#x017F;ch, das durch des Teuffels Li&#x017F;t zu Grund ge-<lb/>
richtete Ge&#x017F;cho&#x0364;pff, u&#x0364;ber aller Himmeln Himmel, Cherubinen und<lb/>
Seraphinen zu der Rechten Chri&#x017F;ti erho&#x0364;het, und hiemit die&#x017F;e Tieffe,<lb/>
Ho&#x0364;he und Breite der Liebe GOttes aller Welt bekannt gemacht wu&#x0364;r-<lb/>
de. Und eben deßwegen hat der himmli&#x017F;che Vatter JE&#x017F;um zu einem<lb/>
auserwa&#x0364;hlten ko&#x0364;&#x017F;tlichen Eck&#x017F;tein in Zion gelegt, daß wer an Jhne<lb/>
glaubet, auf Jhne als ein Fundament bauet, nicht zu &#x017F;chanden wer-<lb/>
de <note place="foot" n="c">1 <hi rendition="#aq">Petr. II.</hi> 6.</note>. Ja damit die Augen aller Gla&#x0364;ubigen in allen &#x017F;ieben Zeiten des<lb/>
Neuen Te&#x017F;taments auf die&#x017F;en Stein gerichtet &#x017F;eyen <note place="foot" n="d"><hi rendition="#aq">Zach. IX.</hi> 12.</note>.</p><lb/>
          <note place="left">Schluß<lb/>
und kurtze<lb/>
Wieder-<lb/>
hohlung.</note>
          <p>§. 18. Darauf dann verla&#x017F;&#x017F;et der Men&#x017F;ch den vorigen Ort der ko-<lb/>
thigen traurigen Welt. Er gehet aus von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, von &#x017F;einer ei-<lb/>
genen Gerechtigkeit, Heiligkeit, Weisheit und Kra&#x0364;fften, und na-<lb/>
het &#x017F;ich im Glauben zu Chri&#x017F;to JE&#x017F;u, als ein Wandersmann an ein<lb/>
Ort, da er fu&#x0364;r dem Winde bewahret, und fu&#x0364;r dem Platz-Regen &#x017F;i-<lb/>
cher &#x017F;eye, als ein Schaaf zum Hirten, daß es von ihme gefu&#x0364;hret und<lb/>
geleitet wird zur fetten Wayde und lebendigem Wa&#x017F;&#x017F;er-Brunnen.</p><lb/>
          <p>So fu&#x0364;hret und treibet der Vatter die Men&#x017F;chen zu JE&#x017F;u &#x017F;einem<lb/>
Sohn, der ihme gehor&#x017F;am gewe&#x017F;en biß zum Tod, ja zum Tod des<lb/>
Creutzes <note place="foot" n="e"><hi rendition="#aq">Philip. II.</hi> 8.</note>, daß &#x017F;ie erfahren, was das &#x017F;eye, <hi rendition="#fr">mit GOttes Blut er-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">kaufft</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0120] Wunder-Geheimnuß des Goel und Bluts-Freund, JEſum, mit flammender Liebe und einem brauſenden Eingeweid der Erbarmungen, ihme beyde Haͤnde darſtre- cken, ſagend: Wendet euch zu Mir/ und werdet ſelig aller Welt Ende a. Kommet her zu mir alle die ihr muͤhſelig und beladen ſeyd/ Jch will euch erquicken b. Wie wird er dann mit einer feurig-gluͤ- enden Begierde entzuͤndet, dieſes JESU maͤchtig zu werden! wie ſchwimmt er nicht gleichſam in Glaubens- und Liebes-Thraͤnen zu Jh- me, wie fallt er nicht mit einem brennenden Hunger und Durſt nach der Gerechtigkeit in ſeines JEſu Armen, und weltzet ſich in ſeinen Schoos, darnach trachtend, wie er doch ſeinen JEſum genugſam lie- ben und umhalſen, eintzig in ihme erfunden, als Chriſti Schatz zu ſei- ner Ehre glaͤntzen, und die Krafft des Verdienſts JEſu in einem ſtar- cken Glauben und Verſchmaͤhung der Welt an ihme geſpuͤhret wer- den moͤge. §. 17. Die Frucht nun der Unterweiſung des himmliſchen Vatters, und der Zweck aller ſeiner Wercken iſt: Daß der in den Abgrund der Hoͤllen verſunckene Menſch, das durch des Teuffels Liſt zu Grund ge- richtete Geſchoͤpff, uͤber aller Himmeln Himmel, Cherubinen und Seraphinen zu der Rechten Chriſti erhoͤhet, und hiemit dieſe Tieffe, Hoͤhe und Breite der Liebe GOttes aller Welt bekannt gemacht wuͤr- de. Und eben deßwegen hat der himmliſche Vatter JEſum zu einem auserwaͤhlten koͤſtlichen Eckſtein in Zion gelegt, daß wer an Jhne glaubet, auf Jhne als ein Fundament bauet, nicht zu ſchanden wer- de c. Ja damit die Augen aller Glaͤubigen in allen ſieben Zeiten des Neuen Teſtaments auf dieſen Stein gerichtet ſeyen d. §. 18. Darauf dann verlaſſet der Menſch den vorigen Ort der ko- thigen traurigen Welt. Er gehet aus von ſich ſelbſt, von ſeiner ei- genen Gerechtigkeit, Heiligkeit, Weisheit und Kraͤfften, und na- het ſich im Glauben zu Chriſto JEſu, als ein Wandersmann an ein Ort, da er fuͤr dem Winde bewahret, und fuͤr dem Platz-Regen ſi- cher ſeye, als ein Schaaf zum Hirten, daß es von ihme gefuͤhret und geleitet wird zur fetten Wayde und lebendigem Waſſer-Brunnen. So fuͤhret und treibet der Vatter die Menſchen zu JEſu ſeinem Sohn, der ihme gehorſam geweſen biß zum Tod, ja zum Tod des Creutzes e, daß ſie erfahren, was das ſeye, mit GOttes Blut er- kaufft a Jeſ. XLV. 22. b Matth. XI. 28. c 1 Petr. II. 6. d Zach. IX. 12. e Philip. II. 8.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/120
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/120>, abgerufen am 02.05.2024.