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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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und die Pforte des Himmels.
den, Purpur und Edelgesteinen daher prangen, ists nicht so? daß
er sich lieber in einem Säustall versteckte, damit nicht die Schand sei-
ner Blösse in einer so herrlichen Gesellschafft ihm unerträglicher wür-
de als die Höll selbst.

§. 11. Sinn ihm doch nur ein wenig nach, was du thun wolltest unterUnwieder-
gebohrne
schicken
sich nicht
in Him-
mel.

so hochweisen und hoch-erleuchteten Menschen, die Jahr und Tag
bey der obersten Weißheit und in der Schul des H. Geistes zum Him-
melreich unterwiesen worden, und gelehret mit GOTT zu conversi-
ren und umzugehen, auch wie sie sich an dem Hof des himmlischen
Königs, in himmlischen Weisen, Sitten und Manieren aufführen
sollen, und die einen gemeinsamen Umgang der H. Dreyeinigkeit auf
Erden genossen a. Wie könntest du dich jemahlen mit solchen in
ein Gespräch einlassen, deine Reden würden nicht minder abge-
schmackt heraus kommen, als des reichen Manns mit Abraham.

Gedencke weiters, wie darffst du einem Enoch, Noah, Job, Da-
niel unter Augen sehen, die für und für mit GOTT gewandelt,
dann bedencke was diese von GOtt, seinem Wesen und unergründ-
lich tieffen Herrlichkeit gehalten und auf ihn hin gewaget haben, die
gantz sichtbare Welt kam ihnen vor als ein kleines, leichtes, nichts-
werthes Stäublein, gegen der unermässenen Grösse des wahren le-
bendigen GOttes: dessen reines Wesen, Majestät, Allgegenwart,
Gütigkeit und Allmacht, einen so tieffen Eindruck in ihre Seelen
machte, daß sie wahrlich ihre Seeligkeit mit Furcht und Zitteren
würcketen, und auch ihre geheimsten, verborgensten Gedancken rein
und heilig zu bewahren suchten, und in stäter Ehren-Forcht und
Scheu des unendlich herrlichen Jehova lebeten, da du kaum unter-
weilen einige abgeschmackte Gedancken von GOtt hast, alles sicht-
bare mehr liebest als ihn, die sterbliche Menschen mehr menagirest,
und ihnen zu gefallen suchest, als den GOtt von dem du moment-
lich dependirst und abhangest und kaum jeweilen einen kalten Seuff-
zer nach dem Himmel schickest, ja dich schämest von ihme in Gesell-
schafft zu reden, und den Nahmen JEsum zu bekennen! das ist,
nur dergleichen zu thun, daß er dich etwas angehe, da doch David,
der eben so ein vornehmer Mann als du, und mächtiger König in
Jsrael war, sich erklärt, er wolle vom Gesetz des HErrn reden vor

Köni-
a Ps. XXV. 14.
D d 2

und die Pforte des Himmels.
den, Purpur und Edelgeſteinen daher prangen, iſts nicht ſo? daß
er ſich lieber in einem Saͤuſtall verſteckte, damit nicht die Schand ſei-
ner Bloͤſſe in einer ſo herrlichen Geſellſchafft ihm unertraͤglicher wuͤr-
de als die Hoͤll ſelbſt.

§. 11. Sinn ihm doch nur ein wenig nach, was du thun wollteſt unterUnwieder-
gebohrne
ſchicken
ſich nicht
in Him-
mel.

ſo hochweiſen und hoch-erleuchteten Menſchen, die Jahr und Tag
bey der oberſten Weißheit und in der Schul des H. Geiſtes zum Him-
melreich unterwieſen worden, und gelehret mit GOTT zu converſi-
ren und umzugehen, auch wie ſie ſich an dem Hof des himmliſchen
Koͤnigs, in himmliſchen Weiſen, Sitten und Manieren auffuͤhren
ſollen, und die einen gemeinſamen Umgang der H. Dreyeinigkeit auf
Erden genoſſen a. Wie koͤnnteſt du dich jemahlen mit ſolchen in
ein Geſpraͤch einlaſſen, deine Reden wuͤrden nicht minder abge-
ſchmackt heraus kommen, als des reichen Manns mit Abraham.

Gedencke weiters, wie darffſt du einem Enoch, Noah, Job, Da-
niel unter Augen ſehen, die fuͤr und fuͤr mit GOTT gewandelt,
dann bedencke was dieſe von GOtt, ſeinem Weſen und unergruͤnd-
lich tieffen Herrlichkeit gehalten und auf ihn hin gewaget haben, die
gantz ſichtbare Welt kam ihnen vor als ein kleines, leichtes, nichts-
werthes Staͤublein, gegen der unermaͤſſenen Groͤſſe des wahren le-
bendigen GOttes: deſſen reines Weſen, Majeſtaͤt, Allgegenwart,
Guͤtigkeit und Allmacht, einen ſo tieffen Eindruck in ihre Seelen
machte, daß ſie wahrlich ihre Seeligkeit mit Furcht und Zitteren
wuͤrcketen, und auch ihre geheimſten, verborgenſten Gedancken rein
und heilig zu bewahren ſuchten, und in ſtaͤter Ehren-Forcht und
Scheu des unendlich herrlichen Jehova lebeten, da du kaum unter-
weilen einige abgeſchmackte Gedancken von GOtt haſt, alles ſicht-
bare mehr liebeſt als ihn, die ſterbliche Menſchen mehr menagireſt,
und ihnen zu gefallen ſucheſt, als den GOtt von dem du moment-
lich dependirſt und abhangeſt und kaum jeweilen einen kalten Seuff-
zer nach dem Himmel ſchickeſt, ja dich ſchaͤmeſt von ihme in Geſell-
ſchafft zu reden, und den Nahmen JEſum zu bekennen! das iſt,
nur dergleichen zu thun, daß er dich etwas angehe, da doch David,
der eben ſo ein vornehmer Mann als du, und maͤchtiger Koͤnig in
Jſrael war, ſich erklaͤrt, er wolle vom Geſetz des HErrn reden vor

Koͤni-
a Pſ. XXV. 14.
D d 2
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[211/0307] und die Pforte des Himmels. den, Purpur und Edelgeſteinen daher prangen, iſts nicht ſo? daß er ſich lieber in einem Saͤuſtall verſteckte, damit nicht die Schand ſei- ner Bloͤſſe in einer ſo herrlichen Geſellſchafft ihm unertraͤglicher wuͤr- de als die Hoͤll ſelbſt. §. 11. Sinn ihm doch nur ein wenig nach, was du thun wollteſt unter ſo hochweiſen und hoch-erleuchteten Menſchen, die Jahr und Tag bey der oberſten Weißheit und in der Schul des H. Geiſtes zum Him- melreich unterwieſen worden, und gelehret mit GOTT zu converſi- ren und umzugehen, auch wie ſie ſich an dem Hof des himmliſchen Koͤnigs, in himmliſchen Weiſen, Sitten und Manieren auffuͤhren ſollen, und die einen gemeinſamen Umgang der H. Dreyeinigkeit auf Erden genoſſen a. Wie koͤnnteſt du dich jemahlen mit ſolchen in ein Geſpraͤch einlaſſen, deine Reden wuͤrden nicht minder abge- ſchmackt heraus kommen, als des reichen Manns mit Abraham. Unwieder- gebohrne ſchicken ſich nicht in Him- mel. Gedencke weiters, wie darffſt du einem Enoch, Noah, Job, Da- niel unter Augen ſehen, die fuͤr und fuͤr mit GOTT gewandelt, dann bedencke was dieſe von GOtt, ſeinem Weſen und unergruͤnd- lich tieffen Herrlichkeit gehalten und auf ihn hin gewaget haben, die gantz ſichtbare Welt kam ihnen vor als ein kleines, leichtes, nichts- werthes Staͤublein, gegen der unermaͤſſenen Groͤſſe des wahren le- bendigen GOttes: deſſen reines Weſen, Majeſtaͤt, Allgegenwart, Guͤtigkeit und Allmacht, einen ſo tieffen Eindruck in ihre Seelen machte, daß ſie wahrlich ihre Seeligkeit mit Furcht und Zitteren wuͤrcketen, und auch ihre geheimſten, verborgenſten Gedancken rein und heilig zu bewahren ſuchten, und in ſtaͤter Ehren-Forcht und Scheu des unendlich herrlichen Jehova lebeten, da du kaum unter- weilen einige abgeſchmackte Gedancken von GOtt haſt, alles ſicht- bare mehr liebeſt als ihn, die ſterbliche Menſchen mehr menagireſt, und ihnen zu gefallen ſucheſt, als den GOtt von dem du moment- lich dependirſt und abhangeſt und kaum jeweilen einen kalten Seuff- zer nach dem Himmel ſchickeſt, ja dich ſchaͤmeſt von ihme in Geſell- ſchafft zu reden, und den Nahmen JEſum zu bekennen! das iſt, nur dergleichen zu thun, daß er dich etwas angehe, da doch David, der eben ſo ein vornehmer Mann als du, und maͤchtiger Koͤnig in Jſrael war, ſich erklaͤrt, er wolle vom Geſetz des HErrn reden vor Koͤni- a Pſ. XXV. 14. D d 2

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/307>, abgerufen am 07.05.2024.