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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling.
es wolle niemahl mehr schön werden, wann es schon betrübt aussie-
het, das schwartz Gewülck der wunderlichen und finsteren Gedancken
steige den Bergen nach, und wolle sich immer mehr sammlen, Ge-
dult! im Augenblick kan sichs änderen, JESUS ist der HERR
deß Himmels, er schicket einen Wind den Heil. Geist, wann der we-
het muß diß Gewülck weichen, und der Himmel wird gantz klar, so
halte aus, harre auf den HERREN, er wird dir gewiß helffen,
der HERR JESUS will in deine Seel scheinen, und dir inwen-
dig seine Krafft mittheilen, also wird dann auch dein Gewissen über-
aus klar seyn.

Der Heil.
Geist ver-
treibet den
Regen.

§. 15. Dieser Freud und Leben-bringende von GOTTES Thron
herwehende Pfingst-Wind kan allein die Bilder unzehlicher Dingen
aus dem Gemüth wegwischen, welche offt so grosse Sonnen-Finster-
nussen verursachen, auch thut er alle Verdammung, Anklag und
Verweiß aus dem Gewissen verjagen, sintemahl wo JESUS der
GOTT Jsraels hindurch gehet, da ists unter seinen Füssen wie ein
Pflaster von Saphir, wie der Himmels-Cörper wanns hell ist, und
die Außerlesene der Kinder Jsrael sehen seine Herrlichkeit, eine Herr-
lichkeit als des eingebohrnen Sohns vom Vatter voller Gnad und
Wahrheit. Dessentwegen bittet der Glauben.

So offt mich Gedancken schrecken.
Die nicht sind zu dir gericht
Und nur Ungemach erwecken
So zertheil o ewig Liecht.
Diß Gewülck und Hertzens-Nacht
Treib es aus durch deine Krafft
Laß indeß mich ruhig stehen
Biß dein Geist sie wird verwehen.
Doch
wird erst
im andern
Leben aller
Regen da-
hin seyn.

§. 16. Der Regen ist dahin Es heisset hier zwar wohl vielmahl
der Regen ist dahin, aber erst in aller Krafft wird es so heissen wann
die trübselige Zeit fürüber wird seyn, deßgleichen nicht gewesen ist,
sint daß Menschen auf Erden sind, ist die Braut mit unaussprech-
lichem Seelen-Geschrey in der letzten allerhefftigsten Trangsaal, seuff-
tzet nach Christi Erscheinung und Zukunfft, da der Bräutigam aus
seiner Kammer hervor tretten wird, wie die Sonne aus ihrer Zelte,
sich freuende wie ein Held, wann er kommet mit seinen Heiligen Eng-
len begleitet, und seine Braut zu sich nimmt, dann zumahl wird kein

Platz-

Der geiſtliche Fruͤhling.
es wolle niemahl mehr ſchoͤn werden, wann es ſchon betruͤbt ausſie-
het, das ſchwartz Gewuͤlck der wunderlichen und finſteren Gedancken
ſteige den Bergen nach, und wolle ſich immer mehr ſammlen, Ge-
dult! im Augenblick kan ſichs aͤnderen, JESUS iſt der HERR
deß Himmels, er ſchicket einen Wind den Heil. Geiſt, wann der we-
het muß diß Gewuͤlck weichen, und der Himmel wird gantz klar, ſo
halte aus, harre auf den HERREN, er wird dir gewiß helffen,
der HERR JESUS will in deine Seel ſcheinen, und dir inwen-
dig ſeine Krafft mittheilen, alſo wird dann auch dein Gewiſſen uͤber-
aus klar ſeyn.

Der Heil.
Geiſt ver-
treibet den
Regen.

§. 15. Dieſer Freud und Leben-bringende von GOTTES Thron
herwehende Pfingſt-Wind kan allein die Bilder unzehlicher Dingen
aus dem Gemuͤth wegwiſchen, welche offt ſo groſſe Sonnen-Finſter-
nuſſen verurſachen, auch thut er alle Verdammung, Anklag und
Verweiß aus dem Gewiſſen verjagen, ſintemahl wo JESUS der
GOTT Jſraels hindurch gehet, da iſts unter ſeinen Fuͤſſen wie ein
Pflaſter von Saphir, wie der Himmels-Coͤrper wanns hell iſt, und
die Außerleſene der Kinder Jſrael ſehen ſeine Herrlichkeit, eine Herr-
lichkeit als des eingebohrnen Sohns vom Vatter voller Gnad und
Wahrheit. Deſſentwegen bittet der Glauben.

So offt mich Gedancken ſchrecken.
Die nicht ſind zu dir gericht
Und nur Ungemach erwecken
So zertheil o ewig Liecht.
Diß Gewuͤlck und Hertzens-Nacht
Treib es aus durch deine Krafft
Laß indeß mich ruhig ſtehen
Biß dein Geiſt ſie wird verwehen.
Doch
wird erſt
im andern
Leben aller
Regen da-
hin ſeyn.

§. 16. Der Regen iſt dahin Es heiſſet hier zwar wohl vielmahl
der Regen iſt dahin, aber erſt in aller Krafft wird es ſo heiſſen wann
die truͤbſelige Zeit fuͤruͤber wird ſeyn, deßgleichen nicht geweſen iſt,
ſint daß Menſchen auf Erden ſind, iſt die Braut mit unausſprech-
lichem Seelen-Geſchrey in der letzten allerhefftigſten Trangſaal, ſeuff-
tzet nach Chriſti Erſcheinung und Zukunfft, da der Braͤutigam aus
ſeiner Kammer hervor tretten wird, wie die Sonne aus ihrer Zelte,
ſich freuende wie ein Held, wann er kommet mit ſeinen Heiligen Eng-
len begleitet, und ſeine Braut zu ſich nimmt, dann zumahl wird kein

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[298/0394] Der geiſtliche Fruͤhling. es wolle niemahl mehr ſchoͤn werden, wann es ſchon betruͤbt ausſie- het, das ſchwartz Gewuͤlck der wunderlichen und finſteren Gedancken ſteige den Bergen nach, und wolle ſich immer mehr ſammlen, Ge- dult! im Augenblick kan ſichs aͤnderen, JESUS iſt der HERR deß Himmels, er ſchicket einen Wind den Heil. Geiſt, wann der we- het muß diß Gewuͤlck weichen, und der Himmel wird gantz klar, ſo halte aus, harre auf den HERREN, er wird dir gewiß helffen, der HERR JESUS will in deine Seel ſcheinen, und dir inwen- dig ſeine Krafft mittheilen, alſo wird dann auch dein Gewiſſen uͤber- aus klar ſeyn. §. 15. Dieſer Freud und Leben-bringende von GOTTES Thron herwehende Pfingſt-Wind kan allein die Bilder unzehlicher Dingen aus dem Gemuͤth wegwiſchen, welche offt ſo groſſe Sonnen-Finſter- nuſſen verurſachen, auch thut er alle Verdammung, Anklag und Verweiß aus dem Gewiſſen verjagen, ſintemahl wo JESUS der GOTT Jſraels hindurch gehet, da iſts unter ſeinen Fuͤſſen wie ein Pflaſter von Saphir, wie der Himmels-Coͤrper wanns hell iſt, und die Außerleſene der Kinder Jſrael ſehen ſeine Herrlichkeit, eine Herr- lichkeit als des eingebohrnen Sohns vom Vatter voller Gnad und Wahrheit. Deſſentwegen bittet der Glauben. So offt mich Gedancken ſchrecken. Die nicht ſind zu dir gericht Und nur Ungemach erwecken So zertheil o ewig Liecht. Diß Gewuͤlck und Hertzens-Nacht Treib es aus durch deine Krafft Laß indeß mich ruhig ſtehen Biß dein Geiſt ſie wird verwehen. §. 16. Der Regen iſt dahin Es heiſſet hier zwar wohl vielmahl der Regen iſt dahin, aber erſt in aller Krafft wird es ſo heiſſen wann die truͤbſelige Zeit fuͤruͤber wird ſeyn, deßgleichen nicht geweſen iſt, ſint daß Menſchen auf Erden ſind, iſt die Braut mit unausſprech- lichem Seelen-Geſchrey in der letzten allerhefftigſten Trangſaal, ſeuff- tzet nach Chriſti Erſcheinung und Zukunfft, da der Braͤutigam aus ſeiner Kammer hervor tretten wird, wie die Sonne aus ihrer Zelte, ſich freuende wie ein Held, wann er kommet mit ſeinen Heiligen Eng- len begleitet, und ſeine Braut zu ſich nimmt, dann zumahl wird kein Platz-

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/394>, abgerufen am 29.04.2024.